Kann man die Bitcoins nicht digital kennzeichnen und damit den weiteren Verlauf ihres Handels dokumentieren? Irgendwann will damit ja mal jemand Waren in der Hand halten.
Einzelne Bitcoins kann man nicht wirklich markieren. Einige Leute sagen auf Basis willkürlich gewählten Prinzipien, z.B. FIFO, einzelnen Überweisungen tatsächlich einen Bezug zu bestimmten "Coins" nach, aber praktisch existiert "ein Bitcoin" überhaupt nicht und kann somit auch nicht geflagt werden. Genausowenig wie man jenseits des kleinen Bargeldanteils zum Beispiel "einen Euro" markieren könnte; digitales Geld ist einfach nichts weiter als der einem Konto zugeordnete Kontostand. Bei einer (Bitcoin-)Überweisung wandern keine markierbaren Entitäten von einem Konto auf ein anderes, sondern die Zahl die Kontostand A beziffert schrumpft und die für Kontostand B wächst.
Aber man kann ohne jeglichen zusätzlichen Aufwand sämtliche Bitcoin-Transaktionen nachvollziehen; bekannte Kryptowährungsnutzer sind die Perfektion des gläsernen Bürgers. Man sieht also, auf welchem Konto ein Wert gelandet ist und wohin anschließend Werte von diesem Konto abgeflossen sind. Ob das dann exakt der Coin oder ein anderer war, lässt sich nicht unterscheiden, aber spielt ja auch keine Rolle.
Das Problem ist der Teil mit "
bekannter Kryptowährungsnutzer". Bei legaler Nutzung in der Regel kein Problem beziehungsweise man kann es als Bedingung für legale Nutzung machen, dass jemand die Hosen runterlässt. Aber ohne diesen Umweg über Vorschriften für Nutzungsdienste weiß man, im Gegensatz zu staatlich beaufsichtigen Währungssystemen, bei Bitcoin rein gar nichts über ein Konto, außer das es existiert. Es hat keine Nationalität, keinen registrierten Ursprungspunkt in der realen Welt, keinen Eigentümer. Es gibt nur irgendwo jemanden, der die Zugangsdaten kennt (oder auch mehrere) und man muss ihn bei Benutzung derselben ertappen. National ist das relativ einfach, aber international teilweise unmöglich und Bitcoin kennt keine Grenzen. Es reicht ein simpler Austauschdienst in Tadschikistan oder einm thailändischen Hinterhof, der eine komprimierte Bitcoin-Überweisung auf sein Konto annimmt und dafür Werte auf einem anderen Weg (oder auch erneut in Bitcoin) wieder rausschickt und deine Spur endet.
Wer legt die Regeln fest?
Wer kontrolliert sie?
Jeder einzelne. Oder genauer: jeder einzelne mit viel Geld für Hardware und/oder Coins.
"Bitcoin" ist die Bezeichnung für einen freiwilligen, losen Zusammenschluss von Leuten mit ähnlichen Interessen. Für jeden gelten nur die Regeln, die er selbst akzeptiert. Aber wenn er von einem "System" profitieren will, akzeptiert er besser die Regeln, die seine Nachbarn auch gut finden und achtet darauf, dass auch alle anderen (Möchtegern-)Teilnehmer das tun. Ein Netzwerk, entsteht, wenn viele Leute sich auf so ein Regelwerk einigen. Die Gewichtung untereinander regelt dann im kleinem Maßstab die Rechenleistung, die man sich leisten kann (wer nicht will, was die Mehrheit der Mining-Leistung will, wird untergehen) und in großem Maßstab das Budget der Investoren. (Wenn eine größere Gruppen Miner etwas anderes will, entsteht ein Fork und es hängt von denjenigen ab, die fortwährend frische Werte in das System stecken, welchen Wert die beiden Abzweigungen erhalten.)