Da ich in einem kleinen Planungsbüro als Projektleiter arbeite und jeden Tag mit diesen Fragen zu tun habe kann ich dir einen kleinen Einblick geben. Wir planen deutschlandweit WEA und ich kenne dadurch den Markt sehr gut. Zusätzlich betreiben wir 11 kleinere und größere Anlagen in unserer Region.
Ich denke, zerreden will das keiner direkt.
Es geht eher darum, dass es einige gibt, welche meinen, dass man jetzt schon alle Kraftwerke abschalten kann
und von heute auf Morgen auf reine erneuerbare Energie umstellen könnte, easy problemfrei, ruckzuck.
das behauptet niemand, er sich wissenschaftlich mit der Materie befasst. Das ist Stammtischgerede.
Es spricht nix dagegen hier zu investieren und Dinge zu bauen, aber alles braucht seine Zeit.
Nö, wenn ich nur was gehört habe, schreibe ich das dazu, meine "Geschichten" kommen direkt von
von Freunden/Kollegen, welche dort oder damit arbeiten, oder ich hab's selbst erlebt.
Ja Geschichten ausm Paulanergarten. Betrachte die negativen Auswirkungen der Windenergie doch mal gesamtgesellschaftlich und stelle sie anderen Energiegewinnungsformen gegenüber! Du beschreibst Komfortprobleme die im Vergleich zu anderen Auswirkungen lächerlich sind. Vor allem im Vergleich zu anderen Energiegewinnungsformen.
Viel kann man da oft nicht machen. Kleine Story:
Siehe Windkraftanlagen, da haben die bei uns alles vollgepflastert, so kannste im Winter kaum noch
im Feld spazieren gehen, da man mega Abstand zwecks Eisflug einhalten muss,
Bei Eisansatz müssen WEA abgeschaltet werden. Dafür gibt es Sensoren (Bladecontrol, Labcotec, Wölfel). Der Anlauf ist erst wieder gestattet wenn die Blätter eisfrei sind. Das wird über die Temperatur der Blätter und eine Sichtkontrolle vor Ort gewährleistet. Alternativ kann eine Blattheizung verbaut werden. DAs lohnt sich in kälteren Gebeiten wie Süddeutschland.
Eisfall ist so nur beim Abtauen unter der Anlage möglich. Bei älteren Anlagen ist diese Technologie nicht vorhanden, aber durch wesentlich kleinere Rotoren fliegt das Eis nicht sehr weit. Hierzu gibt es sehr schöne Studien vom TÜV, f2e, Cube.
nachts Blinkt der ganze Horizont rot wie ne Disco
WEA müssen ab sofort mit Transponderdetektoren nachgerüstet werden, die die Nachtbefeuerung bei sich nährenden Luftfahrzeugen einschalten. Zusätzlich gibt es Infrarotfeuer für das Militär. Ausschließlich in der näheren Umgebung von Lande- und Flugplätzen gilt dies nicht. Hier wird massiv investiert um diesen Effekt zu minimieren. Abgesehen davon müssen Agglomerationen von WEA eine Befeuerungssynchronisation haben.
Hier dazu mal meine persönliche Meinung :
Ich persönlich halte es für Schwachsinn. Ich wohne im LK Friesland. Hier und in den Nachbarlandkreisen gibt es mehr WEA als in vielen anderen Regionen Deutschlands zusammen. Das "Geblinke" stört hier nahezu niemanden. Ich kenne sogar Leute die Ferienwohnungen haben und die Gäste kommen hierher um die schöne Natur zu genießen! Die Windräder gehören hier dazu. Wir haben durch WEA keinen Rückgang an Tourismus feststellen können.
Zusätzlich muss im Rahmen des Genehmigungsverfahrens eine Abgabe für die Beeinträchtigung des Landschaftsbildes gezahlt werden. Zusätzlich zum Ausgleich für die Eingriffe in den Naturhaushalt.
und tote Viecher gibt's deswegen auch genug, jedenfalls Geflügel.
Nenn mir eine valide Zahl. Und bewerte sie im Kontext der Energiegewinnung. Hier wirst du sehr schnell feststellen, dass die Avifauna zwar durch WEA geschlagen wird, der vermutete Effekt aber bei weitem nicht so groß ist wie befürchtet. Die meisten Arten meiden WEA, einige tun das nicht. Hier wird individuell untersucht ob der konkrete Standort ein Kollisionsrisiko für vorhandene Arten darstellt. Stichwort Raumnutzungsanalyse.
Vor allem Fledermäuse sind bedroht. Allerdings werden pauschale Abschaltmechnismen im ersten Betriebsjahr gefahren und durch ein Gondelmonitoring validiert. Dadurch wird der Schalg von Fledermäusen signifikant reduziert un in Einklang mit dem BNatschG gebracht.
Die Dinger sind andauernd kaputt und benötigen Wartung ohne Ende, was net nur massig Geld kostet, sondern auch gefährlich ist (Kollege von mir ist einer dieser Instandhalter und Daddy hat früher die Fundamente für die Dinger gemacht).
Hier stehen mittlerweile echt richtig viele, die sind in kürzester Zeit in Massen aus dem Boden geschossen.
Hast du hier valide Zahlen zum Thema Wartung? Bitte auch im Vergleich zu anderen Arten der Energiegewinnung!
Die Wartung eines Kraftwerks ist eine Selbstverständlichkeit. Zusätzlich fordert der Gestzgeber turnusmäßige Kontrollen der sicherheitsrelevanten Bauteile.
Wenn man die Wartung entsprechend der Voragaben des Herstellers durchführt und Verschleißteile tauscht sind große Defekte und daruas resultierende Stillstandszeiten nicht zu erwarten. Dies ist zumindest bei unseren Anlagen so. Und auch von Bekannten in Partnerfirmen hört man nichts gegenteiliges. Natürlich gibt es Bekloppte die Wartungen sparen und dann Stillstandszeiten haben weil Teile besorgt werden müssen. Aber das ist definitiv Schuld des Betreibers und nicht der Technologie.
Allerdings gibt es Anlagen die nicht so gut sind wie andere. Das ist wie bei Autos. Frag mal einen Wartungstechniker nach einer Tacke TW600e. Unsere Techniker flucht über das Scheissteil. Hätten wir mal lieber damals eine Nordtank gebaut. Nunja.
Das Unlustige ist aber, dass es hier Petitionen gegen Windkraft gab, nicht zu knapp, gefühlt waren alle dagegen.
gefühlt ja. Und warum? Wegen Komfortproblemen. Ich bitte um eine gesamtgesellscahftliche Betrachtung.
Wären die Leute auch gegen andere Energiegewinnungsanlagen in Ihrer Nähe? Handelt es sich ggf. um das Not-in-my-backyard-Phänomen?
Der Großteil der Landwirte sind aber Geldgeier, denn sie bekommen echt nen ordentlichen Batzen,
wenn sie sich ne Kiste auf's Feld stellen lassen.
Wie viel denn? Unsere Landwirte erhalten in der Regel zwischen 5 und 7 Prozent der Nettoeinspeisevergütung. Ist natürlich abhängig vonm Standort und einigen anderen Faktoren. Es gibt Firmen die Zahlen mehr, es gibt Firmen die zahlen weniger. Landwirte müssen allerdings auch oftmals die Pflege der Flächen und Böschungen übernehmen. Von Geldgeiern kann man also pauschal nicht sprechen. Es handelt sich um eine ganz normale Geschäftsbeziehung. Warum sollte der Landwirt die Nutzung der Fläche nicht anständig entlohnt bekommen?
Problem an der Geschichte ist, dass nach 10 Jahren der Vertrag ausläuft und sie selbst für Instandhaltung,
oder eben Abriss und Entsorgung zuständig sind, und genau das kostet mehr als sie 10 Jahre lang bekommen haben, aber soweit denkt leider keiner.
Bald sind die 10 Jahre auch rum, ich bin schon sehr gespannt wie das ganze hier ausgeht.
Entsorgung is ja auch so'n Ding, gerade der Rotorblätter.
alles falsch. Die Typenprüfungen der Anlagen sind auf 20 Jahre Betrieb ausgelegt. Danach muss geprüft werden ob die Anlage technisch ok ist un ein Weiterbetrieb möglich ist.
Die Nutzungsverträge werden also für 20 +5 +5 Jahre abgeschlossen. Das ist Branchenstandard und alles andere wird von Banken nicht akzeptiert. Zumal eine Anlage erst nach 15 Jahren finanziert ist wird niemand 10jahresverträge machen. Das wäre dumm und keine Bank akzeptiert das. Auch Genehmigungsbehörden haben Einsicht in die Verträge und eine solche Praktik würde nicht akzeptiert. Es muss ein Betriebskonzept bei der Behörde vorgelegt werden, das einen reibungslosen Betrieb ermöglicht. Dazu gehört ein entsprechendes Vertragswerk.
Wenn ein Nutzungsvertrag ausläuft, muss nach geltendem Recht die Anlage abgebaut werden, da kein Nutzungsrecht für die Fläche besteht. Der Grundeigentümer ist nicht Anlagenverantwortlicher.
Anlagenverantwortlich ist der Betreiber laut BImSchG. Der Betreiber muss den Anlagenverantwortlichen bei der zuständigen Behörde (meistens Landkreis) benennen. Ansonsten wird der Betireb nicht erlaubt. Dies ist immer eine natürliche Person. Betreiber kann allerdings auch eine juristische Person sein.
Bei Genehmigung der Anlage muss (vor Baubeginn) eine Rückbaubürgschaft hinterlegt werden. Die hinterlegte Summe orientiert sich daran, was der Abriss und die Entsorgung der Anlage kosten würde. Dies ist Bedingung der Genehmigungsbehörden (und Banken) und kann nicht umgangen werden. Die Bürgschaft soll eben genau den Fall der Insolvenz des Betreibers absichern. Um den Grundeigentümer zu schützen werden ebenfalls Grunddienstbarkeiten ins Grundbuch eingetragen. Die Dienstbarkeiten verhindern, dass das Eigentum der WEA auf den Grundeigentümer übergeht. Im Zweifelsfall geht die Anlage an die Bank oder wird im Rahmen des Insolvenzverfahrens an einen anderen Betrieber verkauft. Es gibt keine herrenlosen WEA in Deutschland.
Es gibt keinen einzigen Fall in Deutschland wo ein Grundeigentümer die Entsorgungskosten tragen musste, wenn er nicht selbst Betreiber der WEA war!
Bei ganz alten Anlagen von Anfang der 1990er Jahre wurde statt einer Bürgschaft eine Rückbaurücklage gefordert. Dazu muss der Betreiber nachweisen, dass er eine gewisse Summe der Erträge für den Rückbau verzinst zurücklegt.
Die Rotorblätter sind in der Tat der kritischste Teil bei der Verwertung der Altanlagen. Es gibt allerdings mittlerweile in Bremen eine Firma die die Blätter recyceln kann. Weitere werden folgen.
Wie du siehst ist nicht alles so wie im Paulanergarten posaunt wird. Da ist viel Unwissen unterwegs und vor allem Vereine wie Vernunftkraft verbreiten wohlwissen Unwahrheiten.
Sollte ich einen Aspekt vergessen haben, bitte her mit den Nachfragen.