Blog Alkis Blog #2 - Wo sind all die vielen Flops denn hin?

Incredible Alk

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Wann verlor die Effizienz den Sinn?
Jaja, der Musikgeschmack meiner lieben Frau Mutter hat mein Hirn damals hart getroffen und so wurde ich häufiger von PUR gequält.

Apropos früher - Als ich in Schul- und Studienzeit desöfteren gezwungen war einige Programmierfähigkeiten aufzubauen lag der Schwerpunkt auf zwei verschiedenen Dingen. Erstens: Das Programm musste fehlerfrei funktionieren. Zweitens: Das Programm musste möglichst maximal effizient vorhandene Ressourcen nutzen. Beides gab die Hälfte der Punkte.
Was früher absolut selbstverständlich war da auch damalige PCs nicht unbedingt "schnell" waren gerät in heutiger Zeit mit wahnsinnig schnell weiter steigenden Rechenleistungen leider immer mehr in Vergessenheit. Auf Effizienz wird nur noch in Ausnahmefällen wirklich Wert gelegt (der Punkt kann sowieso nur angegangen werden wenn der erste Punkt "funktioniert fehlerfrei" überhaupt erreicht wird, das wird heute ja auch immer seltener), was kümmerts denn - die Rechner sind heute so schnell dass es sowieso keiner mehr bemerkt... oder doch?

Um die ganze Angelegenheit etwas zu vereinfachen will ich hier nicht großartig von Multicore/thread Unterstützungen, Zusatzregistern oder sonst welchem hochtrabenden Krams reden auch wenn hier sicherlich noch vieles im Argen liegt. Alleine die Dimension der Ineffizienz vieler heutiger Programme bei einfachsten Aufgaben ist wenn man sie näher betrachtet beeindruckend.
So konnte man Mitte der 90er Jahre einen Pentium Prozessor mit irren 133 MHz dazu verwenden, erstmals seine WAV in MP3 Dateien zu verwandeln (das Beispiel ist bewusst gewählt da aufgrund der kleinen Dateimengen und der recht einfach berechenbaren Kodierung andere Faktoren kaum eine Rolle spielen). Das klappte erstaunlich gut, der Prozessor schaffte das damals beinahe in Echtzeit - und das trotz der für heutige Verhältnisse geradezu winzigen Rechenleistung von etwa 0,1 GFlops. Seither hat sich viel getan und auch die MP3 Kodierung ist ausgefeilter und auch ein wenig rechenintensiver geworden, das will ich gar nicht leugnen, trotzdem:
Ein heutiger Core i7 2600K liegt in der Rechenleistung bei 25 bis 30 GFlops PRO KERN und ist damit im single-threaded Bereich grob gesehen 250 bis 300x schneller als ein antiquierter Pentium 133 von 1995. Und wie siehts mit der Konvertierung aus? Eine MP3 wird je nach verwendetem Programm mit 15-30facher Geschwindigkeit erstellt. Die theoretisch möglichen 300x werden oft bei weitem nicht erreicht, die Flops verschwinden in den Tiefen des Konvertierers.

Dieses Beispiel lässt sich auf viele andere Bereiche übertragen (Foto, Video, CAD, uvm.) und man sieht auch, dass es anders geht - so manche unbekannte Software, häufig auch Freeware, erledigt (exakt die gleichen, nicht irgendwie "optimierte"!) Aufgaben in Zeiten die vielfach kleiner sind als was man sonst von zu Hause kennt. Doch diese Software kennt kaum jemand - sie ist hocheffizient doch leider eher an Fortgeschrittene gerichtet (CMD-Box usw.) - und entsprechend nur selten bunt und/oder idiotensicher.

Heutige Software muss um erfolgreich zu sein besonders eins sein: Möglichst bunt, möglichst DAU-Sicher und extrem vereinfacht, es dürfen nie mehr als vielleicht 4 Buttons im Bild sein, keine Fachbegriffe verwendet werden und um Gottes Willen keine Einstellungsmöglichkeiten bieten die über einen Schieber von "schnell" zu "Qualität" herausgehen. Was im Hintergrund der Software dabei passiert und wie die Flops vernichtet werden ist völlig egal. So schaffen es Programme zu zweifelhaftem Ruhm, indem 90% der Ressourcen dazu genutzt (oder verschleudert?) werden "dem User zu gefallen" und 10% dazu die Funktion des Programmes auszuführen (zum Beispiel die Teletubby-Quietschbunt Version, die heute noch vom einstmals guten Messager ICQ übrig ist).

Auch wird im Software-Konkurrenzkampf leider diese Haupt-Zielgruppe und deren Bewertungsgrundlage genutzt um sich zu profilieren. Ein erfolgreicher Videokonvertierer ist heute kein Programm mehr, das die Möglichkeiten eines Codecs ausnutzt und besonders gute Videos bei sehr kleiner Dateigröße bietet sondern der, der auf einem Aldi-Celeron ein 720p Video mit möglichst nur ein, zwei Klicks in Nullkommanix ins YouTube Format umrechnet um die allergrößtenteils verwaschene Pixelflut auf genanntem Portal mal wieder zu vergrößern.

Ich bin gespannt, wer den Cyber-Krieg gewinnen wird. Werden die Rechner in einer Geschwindigkeit an Leistung zunehmen die alles andere überspielen kann oder schaffen es die der Neuzeit angepassten, neuen DAU-Programme doch noch, die ganzen Flops immer wieder mal zu vernichten und die Qualitäten von den meisten Medien im Netz auf unterstem Niveau zu halten?
 
Der Sinn dieses Kommentars erschießt mich mir irgendwie nicht :what:
Ist der Blog zu breit (ausufernd), du zu breit (besoffen) oder handelt es sich etwa um einen Scherz bezüglich meines Nicks? :ugly:
 
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