AW: Was sind gute Lufttemperaturen im PC unter Last? Und kann man überhaput über den Luftaustausch relevant Bauteile kühlen?
Mir ist eine gute Gehäuselüftung im PC wichtig um allen Bauteilen (also Kondensaturen auf dem Mainboards und Steckkarten etc - es geht mir nicht um reine CPU Temps) eine möglich hohe Lebensdauer und geringe Ausfallwahrscheinlichkeit zu ermöglichen. Oder überschätze ich das und renne etwas hinterher was keinen Sinn macht?
Das hängt von der Hardware ab. Je nach Abwärme ist die Gehäusebelüftung wichtiger oder nicht. Mein Laptop läuft passiv ohne Kühlung, mein Spiele-PC mit 500W Abwärme hat massive Probleme, die Abwärme heraus zu bekommen. Da muss man etwas überlegen. Ein Fön mit 1000W ist unerträglich laut, meinen Rechner mit 500W hört man zwar, aber es stört nicht. Es rauscht nur etwas.
Die meisten gehen an das Thema falsch heran, weil sie glauben, viel Luft ungehindert durch das Gehäuse strömen lassen zu müssen. Das ist aber kokolores. Es kommt darauf an, dass die warmen Bereiche einen kalten Luftzug bekommen, also vor allem HDDs und der Eingangsbereich von CPU-Kühler und GPU-Kühler. Und dann muss man deren Abwärme aus dem Gehäuse bekommen. Es ist etwas anderes, ob die Luft, die um HDDs strömt 45°C warm ist, oder ob das die Temperatur der Luft ist, die direkt aus der Grafikkarte kommend durch die Slotblenden abgezogen wird.
1. Kann man in einem Midi-Tower Gehäuse bei typischen Lüftern (2x14 vorne intake+ 1x14cm hinten exhaust, jeweils um die 900rpm +- 200rpm) überhaupt relevante Luftgeschwindigkeiten im Gehäuse erreichen damit alle Bauteile durch den Luftaustausch gekühlt werden?
Luft wiegt pro m³ etwas 1,2 kg und mit 100 m³/h, also 28l pro Sekunde könnte man mit der Wärmekapazität der Luft von ca. 1,005 J/kg s K um die 30W pro °C Temperaturerhöhung abführen. Hier die Berechnung dazu:
Wärmeleistung (W) = Masse (kg) x Wärmekapazität (J/kg s K) x Delta Temperatur (K)
W = Watt
J = Joule oder auch Ws
kg = Masse in Kilogramm
s = Zeit in Sekunden
Delta T = ist das für Dich relevante
Mit den üblichen 100m³ pro Stunde, die ein 140mm Gehäuselüfter noch relativ leise erzeugt, kommt man auf 28l pro sekunde, also kann man pro Grad Celsius Temperaturerhöhung ungefähr 30W abtransportieren. Ich strebe an, dass die abgeführte Luft maximal 10°C wärmer ist, als die einströmende. Das bekemmt man auch mit hoch potenter Hardware und Luftkühlung relativ leise hin. Das lauteste sind immer die Grafikkartenlüfter.
Die relevanten Luftgeschwindigkeiten auf dem Mainboard bekommst man nicht durch die Gehäuselüfter, sondern durch CPU-Lüfter und GPU-Lüfter. Die pusten alle relevanten Bauteile an. Sie sollten das aber mit möglichst kalter Luft machen und nicht mit mehrmals durch den Kühler gezogener. Dafür muss die Gehäusebelüftung sorgen.
Geht es um die Komponenten auf dem Mainbord, wirst Du schnell bemerken wenn Du Dir übliche Kennlinien von Kühlkörpern ansieht, dass auch geringe Luftgeschwindigkeiten viel bríngen. Wichtig ist aber vor allem, dass die Gehäuseluft kalt bleibt. Ist es im Gehäuse gleichmäßig 50°C warm, wird jede Komponente mit der Zeit mindestens 50°C warm. Das wäre nicht so schön.
Bild 1: Kennlinie eines typischen Kühlkörpers:
,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,, Quelle Kuehlkoerper, Gehaeuse und Steckverbinder vom Hersteller
2. Ab wann ist eine Gehäuselüftung gut ? Ich denke am besten kann man das beurteilen, wenn man mit einem Thermometer die Lufttemperatur oben im Gehäuse misst und sie ins mit der Zimmertemperatur vergleicht.
Alles unter 40°C ist völlig ausreichend. Weniger ist besser.
Ab wann lohnt es sich nicht mehr zu verbessern, gerade auch in Bezug auf Lautstärke?
Wenn man nichts mehr hört. Das ganze ist ein Optimierungsprozess ohne Ende und je tiefer Du einsteigst, umso teurer wird es und umso mehr Zeit wirst Du verschwenden.
Profitipp: Setz Kopfhörer mit Noise Cancelation auf
Dabei kann man als Stellschrauben mehr Lüfter einbauen (dabei natürlich nur so einbauen dass ein einen gerichteter Strom entstehen kann) die RPM erhöhen.
Ich würde spontan so +5° Lufttemperatur im Gehäuse (im vergleich zum Zimmer) unter Last als gut einschätzen. +10° ok und + 15° als schlecht? Das ist aber wirklich einfach geraten, ich habe keine Ahnung.
Sehe ich auch so, alles unter 5°C Temperaturerhöhung ist sehr gut.
Aber Vorsicht. Mehr Lüfter muss nicht besser sein, höhere Drehzahlen der "falschen" Lüfter auch nicht. Messen, ausprobieren, wieder messen. Da kommst Du, wenn Du optimale Ergebniss willst, nicht drum herum. Alle meine Lüfter haben einen individuellen Drehzahlbereich, der bösartiger Weise auch vom Einstellationsort abhängt, in dem sie für mich "unhörbar" sind. Dann reichen oft 50 U/min mehr und man hört sie merklich. Dann wird die Strömung turbulent. Da muss man mit guten Lüfterkurven jeden einzelnen Lüfter sorgsam einstellen und dann wieder von vorne beginnen, weil sie im Zusammenspiel mit anderen Lüftern wieder andere Strömungsverhältnisse und veränderte Luftmengen haben.
Ein Beispiel: In meinem Doppelturmkühler sind eigentlich vorne und in der Mitte Lüfter. An der vorderen Position höre ich die Lüfter ab ca. 850U/min. Derselbe Lüfter in der mitte bleibt vermutlich durch die Lamellen bis 1200U/min für mich nicht hörbar. Dazu werden Schallwellen durch den Kühlkörper gedämpft und interferiert. Das hat mich selber überrascht. Ich nutze darum nur noch einen mittleren Lüfter und lasse den ordentlich hoch drehen. Das ist in diesen einen konkreten Fall leiser als zwei Lüfter. Eine Übertragbarkeit auf andere Lüfter und Kühlkörper gibt es nicht,
Für den Hausgebrauch bist Du nach 5min fertig, wenn Du anfängst zu optimieren, dann kannst Du auch Tagelang arbeiten. Ich habe mit z.B. eigene RAM Kühler gebaut, Luftleitbleche, das Gehäuse in zwei unabhängige Zonen für CPU und GPU eingeteilt, Slotblendenlüfter ausprobiert usw. Ein Fass ohne Boden. Nutz einfach einen Kopfhörer und dreh die Lüfter höher.