Danke für das Kompliment. Versuch du es doch mal, da käme dann nur: "Nazi, Schwein."
Angesichts des Umstandes, das ich hier mit einer Engelsgeduld sowohl sachlich als auch ausführlich selbst auf denn größten Unfug eingehe, würde ich das als haltlose Unterstellung einordnen. Als solche passt sie allerdings perfekt ins Bild.
Siehst du, wie du es auch drehst du wendest, ein Tätervolk gibt es nicht.
Du verwechselst anscheinend gerade meine Argumentation mit der von Rotkaeppchen, was allerdings auch symptomatisch ist. Extremisten oder deren Sympathisanten tun sich sehr erstaunlich schwer damit, dass Pluralismus eben auch bedeutet, dass Andere die eigene Meinung nicht teilen, aber deswegen noch nicht alle derselben Meinung sein müssen.
Deine Einsicht, dass es kein Tätervolk gibt, bewerte ich als grundsätzlich positiv. Jetzt musst du nur noch die gedankliche Kurve nehmen und - womöglich zu deiner eigenen Überraschung - feststellen, dass das nicht nur für die Deutschen gilt, wenn du das nächste Mal über vergewaltigende und mordende Flüchtlinge schwadronierst.
Wovon ich übrigens rede, ist die deutsche Verantwortung. Der Antisemitismus unserer Vorfahren hat den Holocaust ermöglicht, und sie haben ihn entwickelt und gepflegt, ohne dass andernfalls ihr Leben in Gefahr gewesen wäre. Und ohne teils lauten, teils stillen Rückhalt der Bevölkerung wäre es nie so weit gekommen. Es geht dabei nicht um Schuld, sondern darum, vergangene Fehler zu erkennen und nicht zu wiederholen. Und wenn man heute bemerkt, wie sich der Aufstieg der NSDAP in wesentlichen Punkten wiederholt, muss man nicht damit anfangen, mit großen Sprüchen in die Relativierung einzusteigen und dann nach und nach zurückzurudern, bis man nicht einmal mehr Scheinargumente, sondern nur noch Ausfälligkeiten übrig hat.
Den Horror, den die Deutschen täglich am eigenen Leib erfuhren, waren die täglichen Bombardierungen. Das ist schon lange her und doch sinkt die Opferzahl noch heute.
Was du und anderer deiner Geisteshaltung offensichtlich nicht begreifen ist, dass die Vernichtung der deutschen Juden auch ein Horror war, den die Deutschen am eigenen Leib erfuhren, sondern ich quasi selbst untereinander zufügten. Auch die deutschen Juden waren Deutsche, weißt du?
Die Bombardierungen hingegen waren die unausweichliche Folge eines Krieges, der in Deutschland bejubelt wurde. Wenn in der Wochenschau von erfolgreichen Luftangriffen auf Ziele an der Ost- und Westfront berichtet wurde, gab es kein Bedauern. Das setzte erst ein, als man die Medizin selbst kosten musste.
Und genau diese fehlende Empathie haben wir heute genauso. Du jammerst über Bombardierungen, die unsere Groß- und Urgroßeltern erdulden mussten, aber bei *heutzutage* gleichermaßen ausgebombten Flüchtlingen geht bei dir der Vorhang zu.
Da steht "nicht legal". Die Taten gehen also von Privatpersonen aus.
Tatsächlich wurden die Läden aber nicht geschlossen, es wurden nur böse Schilder angebracht, die Läden beschädigt. Also, sowas, wie es auch die Antifa macht.
Was Teile der Antifa machen. Der Unterschied ist, wie schon gesagt der, dass es Privatpersonen sind, die dafür vom deutschen Staat strafrechtlich belangt werden, während die Schikanen gegen die jüdische Bevölkerung staatlich gewollt waren, durch staatliche Propaganda angeheizt wurden und die Täter demzufolge straffrei blieben.
Dein Geschichtsverständnis ist übrigens nicht nur schief, sondern offenbar auch stark lückenhaft: Im Zuge der sogenannten "Arisierung" wurden Juden systematisch enteignet, noch davor gab es die "Judenvermögensabgabe" und die Aufhebung des Vertragsschutzes.
Und jetzt erkläre mir doch mal, wie der Vandalismus linker Chaoten gegen willkürlich ausgewählte Geschäfte mit der staatlich organisierten Schikane und schließlich Entrechtung und Ermordung der jüdischen Bevölkerung auch nur ansatzweise vergleichbar ist.
Einmal ganz davon abgesehen, das sich der Respekt rechter Chaoten gegenüber der Unversehrtheit von Personen und deren Eigentum auch in überschaubaren Grenzen hält, man also nicht einmal ein systematisches Muster im persönlichen Verhalten der Linken erkennen kann.
Mir geht es hier nur um die Fakten. Als während des Krieges das Essen rationiert wurde, stand Juden kein Fleisch zu. Als die Bomben kamen, durften Juden nicht in die Luftschutzbunker. Das ist alles eine große Sauerei und weitgehend bekannt. Aber wie kommt es dazu, daß ein Jude 1944 kein Fleisch bekommt und nicht in den Luftschutzbunker darf? Wurden die nicht abgeholt?
Wenn du jetzt noch sagen könntest, worauf du dich beziehst?
1944 gab es im öffentlichen Leben Deutschlands keine Juden mehr, denen man Rationen oder Luftschutz mit der Begründung versagen konnte, dass sie Juden wären - außer es waren als "kriegswichtig" eingestufte Zwangsarbeiter, die sich gnädigerweise zu Tode arbeiten durften, statt in der Gaskammer zu enden.
Die Südstaatenfans wurden ihres Rechts beraubt, friedlich mit ihren Fahnen durch die Straßen zu ziehen. So simpel ist das.
Meines Wissens ist es in den USA nicht verboten, die Südstaatenflagge zu zeigen oder mit selbiger durch die Straßen zu ziehen.
Es wäre übrigens in den USA auch nicht verboten, beispielsweise eine rote Flagge mit Hammer und Sichel durch die Straßen zu tragen; ich kann mir allerdings vorstellen, dass man damit ebenfalls den Einen oder Anderen ausreichend triggert, das es nicht bei verbaler Kritik bleibt.
Und nun?
Nö, die Flüchtlinge wollten nach Deutschland. Dorthin, wo man ihnen den roten Teppich ausrollt. Merkel hätte bei den Deutschen fett punkten können, wenn sie die Grenzen dicht gemacht hätte.
Bei den
Rechten hätte sie punkten können, wolltest du sagen. Die Mehrheit der
Deutschen trägt nämlich Frau Merkels Entscheidung mit, etliche haben sich persönlich ins Zeug gelegt, um die Last zu stemmen - insbesondere dort, wo der Staat zu desorganisiert dafür war.
Es ist für viele Rechte und insbesondere Rechtsextreme in ihrer Filterblase eine hart zu verkraftende Wahrheit, aber sie und ihre Ansichten haben in Deutschland nicht die Mehrheit, egal wie laut und widerlich sie sich geben. Das gilt natürlich analog auch für Linksextreme.
Aber gut, wir waren bei der Antifa. Das Problem ist, dass du darunter nur gewaltbereite Autonome und bestenfalls ein paar verspinnerte Studenten siehst, die Flugblätter drucken und auf Demos bunte Banner schwenken. Tatsächlich ist Antifaschismus jedoch eine Haltung der bürgerlichen Mitte.
Mehr noch, es gibt sogar AfD-Wähler, die zwar total gegen Flüchtlinge (oder die EU, oder Windräder, oder auch nur alle anderen Parteien), aber trotzdem gegen Faschismus sind.
Pluralismus ist eben nicht nur das unterschiedliche Meinungsbild von Personen und Gruppen, sondern auch das, was im Kopf der einzelnen Person vorgeht - sofern darin überhaupt etwas Nennenswertes vorgeht.