Ich denke, dass das Internet die Unmittelbarkeit wegnimmt: Man ist anonym und kann sich auch Dinge erlauben, die einem unter realen Menschen im Traum nicht einfallen würden.
Das eigentliche Problem ist, dass das Internet und die schon aus Prinzip darin aufkommenden Blasen von Medien und Mittlern in der realen Welt als öffentliche Meinung verkauft und zur Agitation genutzt werden.
Wer nach wie vor reale Kommunikation höher bewertet als die in sozialen Netzwerken stattfindende, wird hier tatsächlich um die ehrliche Meinung betrogen, da der Eindruck entsteht, diese rohe anonymisierte Art der Kommunikation sei öffentlich akzeptiert: Das was früher hinter vorgehaltener Hand erzählt oder als Klatsch galt steht nicht nur in der Bildzeitung und in sozialen Netzwerken. Der Ton und die Art der Kommunikation ist salonfähig geworden durch Übernahme seitens der seriöseren Medien.
Wer das aus konservativer Überzeugung gerne getrennt haben möchte(Klatsch<->"echte" Kommunikation) ist in der modernen Medienlandschaft oftmals verloren und wird bei Hinweis auf diesen Umstand allzu gern schnell nach moderner Art in Schubladen einsortiert. Wenn einzelne Personen das tun, ok; wenn das öffentlich akzeptiert wird, weil die Grenzen zwischen Internet und "echter" Kommunikation verwischen, ist der Schritt der Geschädigten zu Recht nicht weit, die Glaubwürdigkeit der ganzen Debatte in Zweifel zu ziehen: Aus Nachrichten werden "Fake-News". Der Gedanke ist per se auch nicht mehr allzu abwegig, da viele Online Magazine sich gerne auf Kommentare und Analysen beschränken. Einfache Agenturmeldungen finden sich fast kaum noch und die Tageszeitungen verkommen immer mehr zum reinen Abdruck der Website.
Was die "Hetze" betrifft: Man muss nicht immer alles auf die Goldwaage legen und z.B. als Vierter für Dritte in die Bresche springen weil irgendein Internettroll einen anderen "getrollt" hat und man besagten Dritten für betroffen hält. Mit liken und sharen generiert man zwar Klicks, aber im echten Leben verzichtet der Dritte oft nur zu gern auf die Anteilnahme des Vierten, der diesen zum Opfer völlig unabhängiger Sachverhalte stilisiert, um selber seinen Marktwert in der Onlinedebatte zu steigern. "Bitte nicht füttern" steht nicht zu unrecht an vielen Tiergehegen, esst das Popcorn lieber selber!