Zudem ist meines Wissens nach eine Überdosierung nicht nur
kontraproduktiv bei der Kühlung, sondern auch wegen der quasi nicht vorhandenen Alterung
idR. gar nicht notwendig.
Eine Überdosierung ist zwar sinnlos (in extremen Fällen riskant), aber bei Flüssigmetall nicht kontraproduktiv. Flüssigmetall st so dünn, das wird einfach zur Seite gedrückt und man hat, unabhängig von der aufgetragenen Menge, nie "zuviel" zwischen Kühler und Wärmequelle. Aber möglicherweise zu viel daneben.
oha, das sieht auch für mein unwissendes Auge ausgelaufen aus , danke
Betonen möchte ich allerdings, dass die auf den Chips verbleibende Menge in den "Auslauf"-Bildern immer noch mehr als großzügig ist. Das erklärt dann auch die Auslaufursache – insgesamt sieht man locker zwei bis dreimal so viel Flüssigmetall, wie man maximal auftragen sollte und viermal so viel, wie nötig wären. Und weiteres ist vermutlich außerhalb des Bildausschnitts unterwegs. Eine so große Menge wird dann tatsächlich zur Gefahr.
Ähnlich wie
@elmobank würde ich aber nicht automatisch auf Sony zeigen, sondern erstmal prüfen, ob nicht vielleicht doch ein Anwenderfehler für diesen Überschuss verantwortlich ist. Dass an einer industriellen Produktionslinie einige wenige PS5 deutlich zuviel Material erhalten haben erscheint weniger wahrscheinlich als das jemand den Kühler demontiert und vor dem Wiederzusammenbau "viel hilft viel" praktiziert hat. Flüssigmetall ist zwar eigentlich nicht gefährlich, aber es ist definitiv auch nicht DAU-geeignet.
Ist wohl auch eine Frage, warum nutzt Sony für eine Pups AMD APU Flüssigmetall?
Die "Pups AMD APU" hat eine höhere TDP als sämtliche CPUs für Mainstream-CPUs vor Ryzen 7000. Aber selbst wenn nicht: Niedrigere Temperaturen respektive ein leiser Kühler sind auch auf kleinen Wärmequellen schön und Flüssigmetall ist eine einfache sowie, gemessen an den winzigen Mengen die man
eigentlich braucht, auch günstige Möglichkeit, diesem Ziel näher zu kommen. Ich nutze es zum Beispiel selbst auf einem 7-W-Netbook-Prozessor mit positiver Wirkung. Wenn man sich über die nötigen Fähigkeiten zum Auftragen und über den Wiederverkaufswert der Einzelkomponenten keine Sorgen macht (wahlweise wegen persönlicher Erfahrung und Nutzungsplänen oder weil man Konsolenhersteller ist), dann lautet die Frage eigentlich: "Warum sollte man irgendetwas anderes als Flüssigmetall benutzen?"
Das kann schon bei einer geringen Überdosierung passieren. Ein winziger Tropfen reicht, um eine ganze Hose silbergrau zu färben.

Schon winzige Mengen können große Flächen abdecken.
Es gibt nur zwei Probleme. Auf vernickelten Oberflächen haftet es in geringen Mengen nicht unbedingt gut, wenn man auf eine wirklich dünne Schicht setzt. Entweder muss man ewig verstreichen und wird mit jedem mm², den man bedeckt, zwei wieder freilegen oder man nimmt mehr. Bei einem industriellen Verfahren (ich bezweifle mal, dass da irgendjemand mit einem Wattestäbchen sitzt und jede APU händisch bestreicht) muss eben so viel verwendet werden, dass die ganze Oberfläche bedeckt ist. Das Zeug verhält sich anders als normale WLP und wo beim Auftragen kein Kontakt ist, wird hinterher sehr wahrscheinlich auch keiner sein.
Und dann, zwischen Chip und Kühlerboden, sorgt der Anpressdruck dafür, dass es zu den Seiten rausläuft. Das ist alles kein Thema, wenn die Schicht flach liegt, aber wenn sie aufrecht ist, dann kann es Probleme geben, dass sich eine größere Menge an einer Seite sammelt.
Während ich der Feinverteilbarkeit prinzipiell zustimmen würde, dominiert in der Praxis meiner Erfahrung nach die schlechte Benetzbarkeit: Flüssigmetall könnte sich zwar fein in der gesamten Landschaft verteilen, aber es will nicht. Ich hatte mal einen Fall mit 100 Prozent Überdosierung, da fand sich dann ein 3-mm-Tropfen neben der vernickelten CPU am Kupferkühler – zwei Jahre nach Montage. Und ja, das System wurde senkrecht betrieben aber Flüssigmetall benetzt diese beiden Materialien eben nur widerwillig und hat sich deswegen keinen Millimeter mehr bewegt, nachdem es aus dem Spalt zwischen Kühler und Prozessor gedrückt worden war. Zum Hosen Färben empfehle ich daher eher Alphacool He Grease. Das Teufelszeug springt geradezu auf jede Oberfläche und lässt sich mindestens genauso fein verteilen. Ideal um sauberes Arbeiten in Nuklearlaboren zu testen!
Um eine Flüssigmetall-Laufspur, wie auf einigen der Bilder auf Platine und Halterung, zu hinterlassen braucht es dagegen entweder besonders geeignete Oberflächen (typische Platinenschutzlacke gehören nicht dazu, dort perlt Flüssigmetall eher ab) oder aber noch weit größere Mengen als wir auf den Bildern sehen können. Bei einem Tropfen, der an einer abweisenden Oberfläche herablaufen und dort auch noch eine mehrere Millimeter breite Spur hinterlassen kann, reden wir hier von einer nach unten aus dem Bild verschwundenen Menge, die mindesten ein- eher zweimal für die Abdeckung der Chips gereicht hätte.
Zusätzlich zu der mehr als ausreichenden Menge, die man noch auf den Chips sieht, den hinterlassenen Spuren in gleichem Umfang und mutmaßlich weiterem Flüssigmetall am Küher reden wir hier also von einer Überdosierung um Faktor 4-8. Unter Berücksichtigung der Mengen, die meist noch in Pinsel/Wattestäbchen hängen bleiben, würde ich sagen: Hier wurde eine ganze Spritze draufgekleckst. Eine Spritze, die vielen Nutzern bei sachgemäßer Anwendung ein Jahrzehnt gereicht hätte.