PCGH Extreme: HD2600 und Pentium III vs. HD-DVD

PCGH_Carsten

Ex-Redakteur
Extreme-Test der anderen Art:
HD-DVD auf dem Pentium III


Oder: Kann ich mit einer sechs Jahre alten CPU noch HD-DVD schauen, wenn ihr eine moderne GPU unter die Arme greift?


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Eine Szene aus der Harry-Potter-HD-DVD

Einige von euch werden sich vielleicht erinnern: Ewige Tage habe ich meinem Pentium III-S mit 1,4 GHz (unter Liebhabern auch "der King" genannt, da es der schnellste Serien-P3 ever war) die Treue gehalten, bevor ich im Frühjahr 2006 ins AMD-Dualcore-Lager wechselte.

Der Rechner dient mir nun als komplett passive Retro-Kiste ohne bewegliche Teile.

Nun gibt es ja seit einiger Zeit sowohl recht günstige HD-DVD-Laufwerke als auch AGP-Karten, welche eine enorme Entlastung der CPU beim Dekodieren von HD-DVDs versprechen besonders solche, von denen behauptet wird, dass sie alle Stufen der Wiedergabe unterstützen.

Das wollte ich genauer wissen und habe meinen P3 etwas umgerüstet:
[Temporär] Rausgeflogen sind die CF-Karte und die Rage XL, hinzugekommen ist das Toshiba SD-H802A, welches unverständlicher- hier aber praktischerweise noch mit einem parallelen ATA-Anschluss ausgestattet ist. Leider passten Windows XP und der nötige HD-DVD-Softwareplayer von Cyberlink nicht auf meine 2-Gig-CF-Karte, sodass eine 2,5-"-Notebook-Festplatte, die sich noch in meinem Fundus befand, für OS und Sonstiges herhalten durfte. Zudem musste natürlich irgendeine Form von HD-Beschleunigung her und im Sinne des Stromspargedankens entschied ich mich für diesen Test zunächst für eine Sapphire HD2400 Pro - später dann für eine HD2600 Pro, welche Sapphire dem PCGH-Testlabor zur Verfügung gestellt hatte.

Das Testsystem im Einzelnen:

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Der Startbildschirm: Bitte beachten Sie: Der P3 läuft mit gesenkter Spannung passiv gekühlt

- CPU: Pentium III S 1.400 MHz
- Board: Gigabyte GA-6OXET mit SB128-Onboard
- RAM: 2x256 MiByte PC133-2-2-2
- VGA: Sapphire Radeon HD2600 Pro AGP (sinnloserweise mit 512 MiByte DDR2-RAM und 600/498 MHz)
- HD-DVD: Toshiba SD-H802A
- Display: Iiyama Pro Lite 82403WS (per DVI/HDMI-Adapterkabel)
- HDD: Samsung 2,5", 40 Gig

Sonstiges:
Windows XP (aktuell gepatcht), aktuelle Version von Cyberlink PowerDVD 7 Ultra, Sapphire-Hersteller-Treiber für HD2600 Pro

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Unten erkennen Sie die sicher abgelegte Rage XL/8 MiB


Der Test

Die komplette Systemkonfiguration auf einen Blick

Mit ohne HD-Beschleunigung hat mein Pentium 3 sich bereits an 720p-Trailern im WMV9-Format ausgebissen, wie sie auf Microsofts Trailerpage zu sehen sind. Lediglich Robotica in 720p ging grad noch so. Nun aber die volle Ladung: Nicht nur ein rechenintensiver VC-1-Codes, wie er auf vielen HD-DVDs verwendet wird, sollte es sein, sondern dazu noch die AACS-Verschlüsselung und dummerweise auch noch ein Teil der Audioausgabe durch den ziemlich angegrauten Onboard-Sound (leider nur in 2.0) musste das System stemmen.

Und hier das Ergebnis (die HD-DVD war, wie unschwer zu erkennen, Harry Potter und der Orden des Phoenix, ein Gegencheck mit 300 verlief vergleichbar).


v.l.n.r.: Das niederbittige Warner-Logo; Überprüfung der Kopierschutzkette, der Film mit Szenen über 20 MBit/sek.
Zu Demonstrationszwecken entstanden die Fotos im Fenstermodus von PowerDVD

Unglaublich aber wahr: Das zur Hälfte uralte System schafft es, den Film flüssig wiederzugeben trotz behinderter [kein Fast-Writes] AGP-Features, trotz nur 512 MiByte Hautspeicher und trotz verhältnismäßig langsamer CPU genügt die HD-Beschleunigung in Verbindung mit der verbliebenen Pentium-3-Power für HD-DVD. Die CPU-Auslastung liegt bei beiden getesteten VC-1-HD-DVDs zwar im hohen 80er-Bereich, Bildaussetzer sind aber so gut wie keine zu verzeichnen. Natürlich sind dafür möglichst alle leistungsfressenden Hintergrundprozesse auf ein Minimum reduziert worden. Läuft beispielsweise Windows Update oder ein Virenscanner mit, wird es bereits eng.

Dazu einige (traurige) Anmerkungen: Das normale Anschauen eine in VC-1 kodierten HD-DVD läuft bis zu einer Bitrate von ungefähr 23 MBit/sekunde völlig problemlos, lediglich Kapitelsprünge ziehen einen kurzen Verschlucker von einigen Sekunden nach sich. Die seltenen Bitraten oberhalb der 23-MBit-Marke überfordern das System jedoch leicht, hier kommt es dann zu Bildaussetzern und das Vergnügen wird getrübt. Auch aufwendige Menügestaltung oder Bild-in-Bild mit einer zusätzlichen MPEG-2-Spur wie bei 300 sind etwas zuviel.

Zudem kann das mattengedämmte geschlossene Gehäuse die Abwärme nicht dauerhaft an die Umgebung abführen, sodass es zu einer Überhitzung der passiv gekühlten CPU und zu Programmabstürzen kommt. Mit offenem Gehäuse: Kein Problem aus diesem Grunde favorisierte ich eigentlich auch die HD2400 Pro.

Weiterer Negativpunkt: Eine MPEG-4-AVC-kodierte HD-DVD brachte das System ebenfalls komplett aus dem Tritt. Eigentlich sollte MPEG-4-AVC etwas geringere Anforderungen an die Rechenleistung stellen, aber hier scheint die CPU-Entlastung nicht so effizient zu sein oder es wird eine hohe Verbindungsgeschwindigkeit mit niedriger Latenz zwischen CPU und VGA benötigt (meine Komibation unterstützt leider keine AGP Fast-Writes, was bereits bei HD-WMV9 hinderlich ist).


Stromverbrauch
Eines meiner Lieblingsthemen. Wie auf den Fotos des Energy-Checkers zu sehen, begnügt sich das System (ohne Monitor und Lautsprecher) mit knapp 55 Watt im Idle-Betrieb und bleibt unter 70 Watt während der HD-DVD-Wiedergabe. Dazu muss ich allerdings gestehen, dass ich den P3 für passiven Betrieb mit 1,15 anstelle von 1,45 Volt betreibe - das spart nochmal ein wenig Strom bei der 130-Nanometer-CPU mit rund 29 Watt TDP.

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Eine XBox 360 oder eine PS3 ("P3 S" "PS3" -> haha) saufen da deutlich mehr und wer will damit schon schlechte Konsolenspiele spielen? ;)

Notiz am Rande: Mit der HD2400 Pro war die Leistungsaufnahme nochmal etwas niedriger und lag bei 48 Watt im Idle. Zum Vergleich: Dasselbe System tut nichts mit einer Rage XL/8 MiB für runde 35 Watt. :)



Praxisprobleme und -problemchen:
Leider bieten AMDs offizielle Catalyst-Treiber keine Unterstützung für AGP-Modelle der HD2400- oder HD2600-Reihe (und auch nicht für die aktuelle PCIe-HD2900-GT!), sodass ich hier auf den Herstellertreiber angewiesen war. Dieser befand sich in einem Rundum-Sorglos-Paket inklusive aller nötigen Updates für Betriebssystem und .Net-Laufzeitumgebungen, wog dadurch aber auch über 200 MiByte. Nach der etwas langwierigen Installation funktioinerte dann aber alles und darauf kommt es an. Der Lüfter der HD2600 Pro war anfangs störend laut (bei einem Passiv-PC hört man sowas leicht raus), aber durch das Atitool zu bändigen das ging mit der HD2400 Pro zum Beispiel nicht. :(

Apropos HD2400 Pro: Das von mir verwendete Modell zeigte sich zwar nochmals sparsamer als die HD2600 Pro sieben Watt weniger im Idle sind nicht schlecht. Allerdings war die 2400 Pro nicht in der Lage, zusammen mit meiner altersschwachen CPU die getesteten HD-DVDs ruckelfrei darzustellen. Lediglich bei der Reduzierung der Bildschirmauflösung auf 1.280x.800 Pixel ging es einigermmaßen flüssig. Native 1920er-HD-Auflösung, selbst 1.680x1.050 oder gar 2.560x1.600 quittierte die Karte mit weißen Pixel auf schwarzen Hintergründen, Fehlfarben im Bild und argem Stottern der Bildwiedergabe. Offenbar unterscheiden sich die beiden UVD-Modelle der HD2000-Reihe doch in ihrer HD-Eignung.


Fazit: HD-DVD auf dem Pentium III
Wer hätte das gedacht: Es geht. Geht, läuft aber nicht so rund, wie auf leidlich moderneren Plattformen - zuviele Einschränkungen beim Komfort trüben den eigentlich guten Eindruck, den Pentium III und HD2600 Pro hinterlassen haben. Vermutlich sind diese Probleme hauptsächlich dem veralteten Unterbau geschuldet.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich denke mal, das beweist eindeutig, dass die Beschleunigungsversprechen der Hersteller für HD Videos mehr als nur leere (Werbe)-Worte sind.
 
Stefan hats erkannt - HD an sich ist gar nicht mal so anspruchsvoll, der Kopierschutz suckt.

@ Carsten

Top *thumbs up*

cYa
 
Naja, das 'doofe' ist, das der P3 auch ohne HD2600 in der Lage ist HD Material widerzugeben solang er nicht geschützt ist
"Mit ohne HD-Beschleunigung hat mein Pentium 3 sich bereits an 720p-Trailern im WMV9-Format ausgebissen, wie sie auf Microsofts Trailerpage zu sehen sind. Lediglich Robotica in 720p ging grad noch so."

Und die sind nicht kopiergeschützt.
 
Das Problem hatte ich heute Vormittag auch kurzzeitig - dann ging's aber wieder. Noch jemand Bildersorgen? Vielleicht schaut unser Admin mal rein.
 
Gefahr erkannt, Gefahr gebannt. Die Attachments hingen an einem unsichtbaren Container-Thread, der offenbar nur für Redakteure zugänglich war. :wall:

Bilder sollten jetzt gehen. :)
 
Bei mir werden weder mit Firefox, noch dem IE7 oder Opera Bilder angezeigt - schade. Nutz dann doch halt abload.de oder imageshack.us ;)
Ach ja, mein E6300 kommt bei HD-Trailern unterhalb von 1.5GHz ins Straucheln, es ruckelt immer wieder und der Ton ist stark verzögert.

cYa
 
Thx für den Arschtritt an Oliver - eigentlich wollte ich mir die mühselige Variante ersparen.

Stefan: Nein, Harry ist das nicht, das ist von der Harry-Potter-DVD. :ugly:

y33H@: Rauch nicht soviel :haha:
 
In 1-2 Wochen kommt meine Maschine mit 2 P3 933Mhz und ner GF2GTS ins Rennen - mal sehen, wie sich HD-Videos drauf machen =)

Paar unscharfe Bilder (doofe Cam) hängen an :)
 
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