Begrenzen natürliche Ressourcen das Wachstum?
Die Weltbevölkerung ist weit größer als vor hundert Jahren, und viele Menschen haben einen erheblich höheren Lebensstandard. Eine fortwährende Debatte betrifft die Frage, ob sich dieser Anstieg der Bevölkerung und des Lebensstandards in Zukunft fortsetzen kann.
Viele Leute vertreten die Ansicht, dass natürliche Ressourcen eine Grenze des Wirtschaftswachstums darstellen. Diese Behauptung scheint zunächst schwer von der Hand zu weisen. Wie können Bevölkerungszahl, Produktion und Lebensstandard im Zeitablauf weiter ansteigen, wenn auf der Welt ledigleich ein begrenzter Vorrat nichtregenerierbarer natürlicher Ressourcen vorhanden ist? Werden die Vorräte an Erdöl und anderen Bodenschätzen nicht irgendwann zuende gehen? Wird der dann eintretende Mangel an diesen Ressourcen nicht das Wirtschaftswachstum zum Stillstand bringen und vielleicht sogar zu einem Sinken des Lebensstandards führen?
Obwohl dies einleuchtend erscheint, sind die meisten Volkswirte über solche Grenzen des Wachstums weniger beunruhigt, als man vermuten könnte. Sie vertreten die Ansicht, dass der technologische Fortschritt oftmals Wege eröffnet, diese Grenzen zu umgehen. Wenn wir die Volkswirtschaft von heute mit der Volkswirtschaft der Vergangenheit vergleichen, sehen wir zahlreiche Beispiele einer verbesserten Nutzung natürlicher Ressourcen. Moderne Autos verbrauchen weniger Benzin. Neue Häuser haben eine bessere Isolierung und erfordern weniger Heizenergie. Leistungsfähigere Fördertürme verschwenden bei der Erdölgewinnung weniger Öl. Recycling ermöglicht die Wiederverwendung einiger nichtregenerierbarer natürlicher Ressourcen. Die Entwicklung alternativer Kraftstoffe, wie zB. Äthanol statt Benzin, erlaubt es uns nichtregenerierbare durch regenerierbare natürliche Ressourcen zu ersetzen.
Vor fünfzig Jahren waren einige Naturschützer besorgt über die übermäßige Verwendung von Zinn und Kupfer. Damals waren dies wichtige Rohstoffe: Zinn wurde dazu verwendet, Behälter für Lebensmittel herzustellen, aus Kupfer wurden Telefonleitungen hergestellt. Einige Leute plädierten für eine obligatorische Wiederaufbereitung und Rationierung für Zinn und Kupfer, um die Vorräte auch für zukünftige Generationen zu erhalten. Heute ist jedoch Kunststoff an die Stelle von Zinn bei der Herstellung von Verpackungen von Lebensmitteln getreten und Telefongespräche werden über Glasfaserkabel geleitet. Durch den technologischen Fortschritt haben somit einst wichtige natürliche Ressourcen an Bedeutung verloren.
Sind jedoch all diese Bemühungen für ein fortgesetztes Wirtschaftswachstum ausreichend? Ein Weg, diese Frage zu beantworten, besteht darin, die Preise natürlicher Ressourcen anzuschauen. In einer Marktwirtschaft spiegelt sich die Knappheit in den Marktpreisen. Wenn die Vorräte bestimmter natürlicher Ressourcen in der Welt zuende gingen, würden die Preise der meisten natürlichen Ressourcen im Zeitablauf ansteigen. Tatsächlich ist jedoch eher das Gegenteil der Fall. Die Preise der meisten natürlichen Ressourcen sind (inflationsbereinigt) stabil oder sinken sogar. Es scheint, dass unsere Fähigkeit, diese Ressourcen zu bewahren, schneller zunimmt, als die Vorräte abnehmen. Die Marktpreise geben keinen Anlass zu der Vermutung, dass die natürlichen Ressourcen eine Grenze des Wirtschaftswachstums darstellen.