Nintendo 3DS: Preissenkung sorgt für Verluste bei Nintendo
Seit dem DS Lite kamen mit DSi bzw DSi XL von Nintendo nur inkrementelle Updates desselben Handhelds, welche nicht wirklich als Fort-, sondern Rückschritte gesehen werden müssen.
Sachen wie (von DS Lite zu DSi) verkürzte Akkulaufzeit (5-8h auf 3-5h), wegrationalisierter GBA-Slot (DS Lite -> DSi), ca. 90% größerer Bildschirm des DSi XL bei unveränderter Auflösung (DSi zu DSi XL), (was zu einem pixeligeren Bild beim DSi XL führt) oder kaum bis garnicht stärkere Hardware (DS Lite -> DSi = 67Mhz zu 133Mhz, DSi -> DSi XL: kein Unterschied) gehören bei den Vorgängern des 3DS zu den meistbeklagten Gesichtspunkten - und das zu Recht.
Ich frage mich fast tagtäglich, wie man eine Konsole wie den 3DS zu diesem Zeitpunkt so auf den Markt bringen kann.
Vielleicht mangelt es mir an den nötigen Kenntnissen in Makro-/Mikroökonomie und Technik (speziell Hardware), aber mir (und vielen anderen Menschen) ergeben sich folgende Fragen:
Die Konsole an sich:
Wie kann man etwas derart unreifes wie den 3D-Effekt im 3DS mit solchem Werbeaufwand auf den Markt werfen? Sofern richtig wahrgenommen, mag der Effekt das Spielgefühl tatsächlich bereichern (sofern man denn Gefallen daran findet), aber wenn das mit einem so niedrigen Blickwinkel und dem Zwang, die Konsole die Spielzeit über perfekt zu halten einhergeht, macht das doch einfach keinen Spaß. Wer Ocarina of Time 3D gespielt und versucht hat, mit eingeschaltetem 3D-Effekt gleichzeitig den Gyrosensor zum Zielen zu benutzen, merkt schnell, dass das nicht machbar ist - und somit bleibt einem nur der Versuch, die Konsole mit 3D möglichst ruhig und in geeignetem Abstand zum Gesicht zu halten und per Schiebepad zu zielen (wobei der Bewegungssensor nicht ausgeschaltet werden kann und wiederum beim Zielen stört) - oder aber ohne 3D zu spielen.
Das Innenleben des 3DS:
Veraltete Hardware von vor 5 Jahren wird verwendet, die von iPhone 3GS und iPad locker in den Schatten gestellt wird (
Nintendo 3DS setzt auf alte Hardware - Next Generation - derStandard.at).
Augmented Reality und die Kameras:
man bewirbt Augmented Reality Games, welche von den Kameras abhängig sind, welche wiederum mit nur 0,3 MP auflösen (und bei schlechten Lichtverhältnissen quasi unbrauchbar sind) und bei folgender Analyse als kostengünstigste Kameras beschrieben werden (
heise online - Hardware der Nintendo 3DS kostet 73 Euro).
Das Display:
Die Helligkeit im Vergleich zu Vorgängermodellen hat abgenommen - und das Display spiegelt stark. Als mobile Spielekonsole ist der 3DS somit im Freien kaum zu gebrauchen, da man störende Spiegelungen hat, da das Display nicht matt ist bzw zu schwach leuchtet.
Abdrücke auf dem Display:
Beim Zuklappen der Konsole trifft der obere Bildschirm leider auf Einfassungen der Unterseite, die Abdrücke auf diesem hinterlassen - das können Unmengen von Leuten bestätigen und scheint bei ziemlich allen Modellen der Fall zu sein. Bei jedem Öffnen erst die Abdrücke vom oberen Display zu beseitigen ist nervig.
Lautstärkeregelung:
Beim DSi hatte man diese insofern verbessert, alsdass sie nicht mehr aus einer berührungsempfindlichen und ungenauen Schieberegelung bestand, sondern aus zu drückenden kleinen Tasten. Nun ist man wieder zurück zum Schieberegler, welcher im Vergleich zur Tastenregelung genannte Mängel aufzuweisen hat.
Software:
Der DSi hatte eine Chat-Funktion namens Pictochat. Der 3DS hingegen wirbt mit Street-Pass, jedoch hat man keine Möglichkeit, mit den getroffenen 3DS-Besitzer zu kommunizieren!Man kann sich lediglich Infos zur getroffenen Person anschauen oder Minispiele mit ihr spielen.
Der eShop:
Stand zum Launch entgegen der Planung nicht bereit. Nun, wo er da ist, werden per Virtual Console lediglich einige wenige alte NES-Klassiker wie "Super Mario Land 1" angeboten - ich bezweifle, dass sich viele Leute finden, die trotz aller nostalgischen Gefühle diesen farblosen Pixelbrei auf ihrem 3DS spielen möchten - und das auch noch zu happigen Preisen von ca. 5€ pro Titel.
Dazu kommt, dass wenn man denn Interesse an einem Titel haben sollte (der größte Name bisher Link's Awakening DX) dieser nur gekauft werden kann, wenn man im Besitz einer Kreditkarte ist. Die Nintendo-Karten, die angekündigt waren und zum Zahlen im eShop benutzt werden sollten, sind bis heute nicht aufgetaucht - bis auf ein Foto aus Irland gibt es sie de facto nicht zu erwerben (im Gegensatz zu den Aussagen der Nintendo-Mitarbeiter an der Hotline..).
Startlineup:
Nix mit Mario, Zelda oder sonstigen Hochkarätern von Nintendo oder Third-Party Developern - der erste große "Hit" kommt mit Ocarina of Time 3D erst 3 Monate nach Launch (und ist "nur" ein Remake), Mario Kart 7 und Super Mario Land 3D sind für Ende 2011, sprich 9-12 Monate nach Launch angesetzt - somit bleiben zum Start nur Remakes wie Pilotwings Resort 3D, Super Street Fighter IV 3D oder andere, für Nintendofans eher uninteressante Titel. Wenn dann die potentiellen Systemseller ca. 1 Jahr nach Erscheinen des 3DS kommen, ist die Konsole noch "outdateder" - und die PSVita samt einer handvoll hochkarätiger Launchtitel auf dem Markt.
Mittlerweile wurden schon große Projekte vom Kaliber "Mega-Man Legends 3" und "Assassin's Creed - Lost Legacy" eingestampft - anscheinend merken die Hersteller, dass auf dem 3DS technisch (3D-Display, Grafikchip) wie auch finanziell nicht all zu viel zu holen ist.
Was man besser machen könnte:
Ein zeitgemäßer Nintendo-Handheld sollte den Fokus nicht auf Smartphone-Multimedia legen, denn Smartphones wie Tablets sind dem 3DS technisch Jahre(!!) voraus (heutige Smartphones verfügen teilweise über Prozessoren in den Leistungsdimensionen > 2x1GHZ (für nächstes Jahr sind Quad-Cores geplant), Kameras bis zu 8MP + Fokus und Multi-Touch Displays).
Die Spiele auf diesen Plattformen sind bestenfalls als "Casual" zu bezeichnen - Hardcoregamer kommen eher nicht auf ihre Kosten.
Der Versuch, mit einem Gaming-Phone Erfolg zu haben (Sony Ericsson Xperia Play) war meines Wissens jedenfalls kein Erfolg.
Smartphones und Tablets mögen die Verkaufszahlen von Nintendo-Handhelds beeinflussen, aber nur weil Nintendo eben in Features investiert, die von der Smartphone-Branche bereits massentauglich gemacht wurden.
Ebenfalls scheinen die Leute der Internet- und Smartphone-/Tablet-Ära den Wert von mobilen Spielen vom Kaliber "Zelda - Minish Cap" oder "Mario & Luigi - Superstar Saga) einfach nicht mehr zu kennen/schätzen.
Der Trend geht leider in Richtung Bequemlichkeit und "bestenfalls alles in nur einem Gerät" zu haben - aus meiner Sicht heute eine Utopie.
Diese Geräte wären m.M.n. keine direkte Konkurrenz, sofern Nintendo sich auf Gaming (und von mir aus Networking) spezialisieren würde, etwas an der Hardware schraubte und zeitig ordentliche Software (physisch oder per eShop) brächte.
Die Virtual Console ist die perfekte Möglichkeit, diejenigen, welche aufgrund ihrer GBA-Sammlung am DS Lite kleben, zum Kauf einer neuen Konsole zu bewegen - indem man GBA-Klassiker (wieso nicht auch SNES- und GBC-Hits) dort anbietet.
Wenn die 3D-Technologie einen größeren Toleranzbereich hätte, besser aussähe oder anders funktionieren würde (z.B. die Inhalte aus dem Display herausprojiziert werden würden), wäre sie eine Überlegung wert - aber immer noch nicht zwingend ein Muss für einen Handheld.
Nintendo hat das riesige Privileg, mit Mario, Wario, Luigi, Yoshi, Donkey Kong, Kirby, Link, den Pokémon & Co. so ziemlich alle großen Videospielhelden erfunden bzw. unter seiner Fahne zu haben, die bei Kindern, Jugendlichen und wohl auch einigen Erwachsenen angenehme Erinnerungen hervorzurufen vermögen - und darauf könnte man, auch im mobilen Segment, aufbauen.
Wenn Nintendo nun die 3D-Technologie(welche bei weitem nicht marktreif ist) vernachlässigen würde, hätten sie finanziellen Spielraum, um sich um potentere Hardware, ein (oder zwei
) gute Displays für mobiles Spielen (d.h. matt oder hohe Luminanz), bessere Kameras (1,3 oder 2MP sollten nicht so teuer zu Buche schlagen, oder?!) und Software-Entwicklung.
Ist diese Aufgabe für Nintendo nicht zu meistern?!