Das wurde von der Kundschaft konsequent abgewählt und ist auch heute nicht gewünscht. Sonst würden sich die verbliebenen Modelle besser verkaufen.
Man sollte hier Korrelation nicht mit Kausalität verwechseln. Die Kunden haben nicht bei den Herstellern angeklopft und gesagt, sie mögen doch bitte diese unsäglichen Wechselakkus mal fest verbauen, den Kopfhöreranschluss streichen und die Geräte durch Verkleben absolut unreparierbar machen. Umgekehrt wird ein Schuh draus: Apple hat damit angefangen, und die verstrahlte Konkurrenz hat es nachgemacht, weil ja alles, was Apple macht, gut sein muss. (Das gilt auch für vieles andere: Feste Akkus, keine Klinkenbuchse, verklebte Geräte mit Glasrückseite (die man dann mit einer Silikonhülle schützt), runde Displayecken, diese unfassbar hässliche Notch – all das ist auf Apples Mist gewachsen.)
Die Folge war, dass immer weniger Geräte mit Wechselakkus übrigblieben; und die Kunden schauen noch auf andere Eigenschaften. Wenn die einzigen Modelle, die noch Wechselakkus haben, nicht von namhaften Herstellern kommen (allein etwas anderes als Apple zu kaufen käme vielen Leuten nie in den Sinn), lausige Kameras oder Displays haben, nur ein, zwei Jahre und jedes Mal mit Verspätung Updates und kein Android-Upgrade bekommen, die Hersteller mit hanebüchenen Ausreden den Kopfhöreranschluss weggespart haben (ja, ich gucke dich an, Fairphone) oder für die gebotene Hardware einfach teuer sind, dann werden die Leute eher zu einem Modell greifen, das diese ganzen anderen Bedürfnisse besser erfüllen kann.
LG hat das ganze auf die Spitze getrieben. Man konnte den Akku, per Klickmechanismus, quasi sofort wechseln und mußte, dank kleinem Reserveakku im Phone) nicht mal neu starten (sonst ist das nichts mit deinen 10 sec.). Hat sich halt eben nicht durchgesetzt, obwohl man da soviele Akkus mitnehmen konnte, wie man lustig war.
LG hat es aber auch nicht gepackt, mal bei einem Konzept zu bleiben und dieses dann über Jahre weiterzuentwickeln. Das modulare Konzept des G5 war so revolutionär, dass es mit dem G6 direkt wieder über Bord geworfen wurde, welches dann wie die Konkurrenz mit einem fest verbauten Akku kam. Mal ganz davon abgesehen, dass der Mechanismus sich leider nicht als besonders haltbar erwies – ich hatte bereits nach einem Jahr mit Wackelkontakt beim Laden zu kämpfen, weil die Verbindung zwischen dem Gerät und dem USB-Modul nicht sehr robust war. Da konnte die Fachpresse den Wechselakku als Alleinstellungsmerkmal noch so sehr loben, ein Smartphone mit Premium-Preis durfte sich so etwas einfach nicht erlauben.
LGs mit Abstand größtes Problem war aber, dass sie versuchten, preislich auf einem Niveau mit der Konkurrenz vor allem von Samsung zu agieren, sich dies aber durch ihren hundsmiserablen Software-Support komplett verbauten, obwohl ihre Smartphones sich technisch durchaus sehen lassen konnten und abgesehen von den Eintagsfliegen jeder Generation auch einige herausragende, teils einflussreiche Alleinstellungsmerkmale hatten: Das G5 war, wenn ich das richtig in Erinnerung habe, das erste Smartphone mit Weitwinkelkamera – ein Feature, das heute aus dem Markt nicht mehr wegzudenken ist. LG hat nicht nur die Klinkenbuchse beibehalten, sondern mit einem 32-Bit-DAC und vor allem einem kräftigeren Kopfhörerverstärker versehen, was der Hauptgrund ist, warum ich deren Smartphones vermisse – keine Smartphones anderer Hersteller eigneten sich besser für hochohmige Kopfhörer. Aber all das hilft halt nichts, wenn man sich den Ruf erworben hat, Updates nur mit Monaten Verzögerung auszuliefern und bei jedem Modell unweigerlich nach zwei Jahren Schicht im Schacht ist – auch deshalb waren LG-Smartphones binnen kurzer Zeit von einem gewaltigen Wertverlust betroffen. Es gab überhaupt keinen Grund, sich eins davon zum Release zu kaufen, weil man sich immer darauf verlassen konnte, dass der Preis sich innerhalb eines halben Jahres bei der Hälfte bis zwei Dritteln davon einpendeln würde. Mit Samsung oder gar Apple war das überhaupt nicht zu vergleichen.
Da hat auch nicht geholfen, mit jeder Generation ein Gimmick auszuprobieren, das man dann ohnehin nicht langfristig etablieren würde: Für das G5 kamen genau zwei Module auf den Markt, danach war nie wieder was davon zu hören. Wirklich brauchbar war davon nur das HiFi Plus, welches den 32-Bit-DAC und Kopfhörerverstärker nachrüstete, die bei späteren Modellen Standard wurden. Mit einem Einstiegspreis von 150 € viel zu teuer (ich habe es für ein Drittel geschossen), wurde dieses explizit damit beworben, dass man es auch mit anderen Smartphones per USB-Kabel benutzen könnte, man bräuchte nur die entsprechende App von LG, um es ausreizen zu können. Nun ist die App nirgendwo mehr abrufbar, wird auf neueren Geräten auch nicht mehr unterstützt, und das gute Teil ist außerhalb des veralteten G5 jetzt Elektroschrott. Mit dem G8x wollte man, während die Konkurrenz an knickbaren LCDs forschte, in den Dual-Screen-Markt vordringen, aber das zweite Display verkürzte die Akkulaufzeit so drastisch, dass das niemand wollte. Dazu hatte man schon Jahre vor ChatGPT mit ThinQ „irgendwas mit ‚KI‘“ am Laufen, war aber ebenfalls seiner Zeit voraus.
Fazit: LGs Scheitern hatte viele Ursachen, aber Wechselakkus waren ganz sicher keine davon.
Um mal zum Thema zurückzukommen: Je älter ich werde, desto weniger Trends bei Smartphones verstehe ich. Man kauft sich möglichst dünne Smartphones, die bauartbedingt weniger Akkukapazität mitbringen können, selbstverständlich sind die Akkus nicht wechselbar, dadurch muss man die Geräte häufiger ans Netz stecken; um noch einen draufzusetzen, pumpt man sie immer schneller voll, jagt immer größere Ströme durchs Netzteil, und weil sich das so super auf die Haltbarkeit auswirkt (zumal die höhere Wärme durch die dünnere Bauform auch noch schlechter abzuführen ist), macht man es dafür nur bis 80 oder 90 %, „um den Akku zu schonen“. Nennt mich verrückt, aber irgendwas passt da nicht zusammen.