[Le(i)sertest] Fractal Design Define R5 PCGH-Edition

HannesStrohkopp

Schraubenverwechsler(in)
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[SIZE=+2]GEHÄUSTEST: FRACTAL DESIGN DEFINE R5 PCGH EDITION[/SIZE]

von
Hannes Strohkopp

[SIZE=+1]Inhaltsverzeichnis[/SIZE]
1 EINLEITUNG
2 ÄUßERLICHKEITEN
3 INNERE WERTE
4 SCHALLMESSUNGEN
4.1 MOTIVATION
4.2 MESSERGEBNISSE GEHÄUSEUMGEBUNG
4.3 MESSERGEBNISSE SZENARIO ZOCKEN
4.4 MESSERGEBNISSE SZENARIO FERNSEHER
4.5 MESSERGEBNISSE SZENARIO DINNER
4.6 ÜBERTRAGUNGSFUNKTIONEN
5 ZUSAMMENFASSUNG



[SIZE=+1]1 Einleitung[/SIZE]

Vor einiger Zeit kam ich endlich wieder in das Vergnügen, einen neuen Spiele-Rechner zusammenzustellen. Sicher kennen das die einen oder anderen: Dieses großartige Gefühl, nagelneue Komponenten auszupacken, den besonderen Duft frisch gepresster Platinen in der Nase zu spüren und dann voller Erwartung zum ersten Mal den Startknopf zu drücken.
Bei der Auswahl der Komponenten ist es nicht mein Ziel gewesen, mit einigen 980ti-Monstern hier im Forum zu konkurrieren. Nach viel Planung und Diskussion mit verschiedenen Mitgliedern der Online-Community habe ich mich auf folgende Zusammenstellung festgelegt:
6600K Silent Gaming Preisvergleich | geizhals.eu EU

Als hauptsächliche Charakteristika seien hierbei der (je nach Gewinnlage in der Silicon-Lottery übertaktete) Intel Core i5-6600K in Zusammenarbeit mit einer Asus Strix Geforce GTX 970 OC erwähnt. Gerade wenn es um die Wahl der Grafikkarte geht, sind Fachleute wie auch Laien tief gespalten: ATI oder Nvidia? Natürlich gibt es auf diese Frage trotz seitenlanger Diskussionen über nutzbaren VRAM keine definitive Antwort. Für mich persönlich ausschlaggebend war schlicht und ergreifend die Lautstärke der Grafikkartenkühlung. Warum?
Im Verlauf der Planungen habe ich mir Gedanken gemacht, was für einen PC für welche Art der Anwendungen ich eigentlich zusammenstellen möchte. Neben der offensichtlich nötigen Spieletauglichkeit fiel mir aber auf, dass der Rechner auch für verschiedene andere Anwendungsgebiete eingesetzt werden würde. So benutze ich den PC im Alltag auch als Abspielgerät für Filme, die ich auf dem Sofa vor dem Fernseher genieße. Weiterhin dient der PC als Radio für Hintergrundmusik beim gemütlichen Frühstück am Sonntagmorgen oder dem schönen Abendessen mit Freunden. Was hat das alles mit einem Gehäusetest zu tun? Alle diese Eigenschaften erfordern ein möglichst leises Betriebsgeräusch.
Damit sind wir beim eigentlichen Kern meiner Zusammenstellung angekommen: Der Unhörbarkeit. Nach mittlerweile rund 15 Jahren Gaming-PCs bin ich tierisch fasziniert von dem Gedanken, einmal eine absolut lautlose Gaming-Maschine zusammenzubauen. Die Wahl jeder einzelnen Komponente wurde (unter Berücksichtigung eines guten Preis-Leistungs-Verhältnisses) konsequent auf ein leises Betriebsgeräusch unter Volllast optimiert.
Natürlich bin ich, wie viele andere, relativ schnell über das Fractal Design Define R5 gestolpert. Wenn man allerdings ganz offen ist, stecken auch andere Hersteller ihren Claim auf dem Markt der geräuscharmen Gehäuse ab – Nanoxia, NZXT und Corsair sind hier nur einige Beispiele. Das Fractal Design Define R5 hat meiner persönlichen Einschätzung nach aber einen großen Vorteil: Die PCGH Edition. Es gibt kein Silent-Gehäuse am Markt, das sowohl Seitentür als auch vor allem das Gehäuse-Oberteil als geschlossene Teile ausführt. Sowohl aus ästhetischen wie auch vor allem aus akustischen Gründen halte ich eine monolithische Gestaltung der Seiten- und Topblenden für essentiell. Da Midi-Tower in den allermeisten Fällen auf dem Boden positioniert sind, scheint es mir dem Gedanken der Geräuschoptimierung entgegengesetzt, Lüfter (und damit Schallbrücken) an der Gehäusedecke zu positionieren.
Jetzt aber genug geschwafelt, los geht’s!
 
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[SIZE=+1]2 Äußerlichkeiten[/SIZE]

Das Fractal Design Define R5 legt ganz offensichtlich einen hohen Wert auf ein schlichtes Design. Die matt gehaltenen Gehäuseteile vermitteln schon optisch die Passivität, die akustisch erwartet wird. Im Falle der PCGH Edition durchbricht nur eine helle, weiß LED am oberen Ende der Frontseite den sonst absolut unauffälligen Look. Da schon viele andere Tester viele Fotos geschossen haben, die besser als alle Fotos sind, die ich mit meinen Mitteln erstellen könnte, spare ich mir die Diashow an dieser Stelle. Verwiesen sei daher auf die Videovorstellung des Fractal Design Define T5 PCGH, die einen sehr guten Überblick über die optischen Eigenschaften des Gehäuses ermöglicht:

Die wichtigsten technischen Daten noch einmal im Überblick:

Außenmaße 232 x 463 x 532 mm (B x H x T)
Mainboardformate ATX, Micro-ATX, mITX
Laufwerke 2x 5,25“, 8x 2,5/3,5“, 2x2,5“
Lüfter 3x140mm vorinstalliert, 2x120/140mm Boden optional
Gewicht 11,4 kg

Subjektiv macht das Gehäuse einen sehr wertigen Eindruck: Es ist schwer und verwindungssteif. Lediglich die Fronttür, die sich in der PCGH-Edition nach rechts öffnet, wirkt ein wenig labberig: Zwar führt das Dämmmaterial zu einen hochwertigen Gefühl, die Plastiktür selbst wackelt aber leicht. Eine Ausführung aus Stahl oder Aluminium würde die Wirkung der Frontpartie noch deutlich verbessern, sicherlich aber auch den Kostenrahmen sprengen.
Aber wie heisst es so schön? Man sollte sich nicht nur auf Äußerlichkeiten beschränken.
 
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[SIZE=+1]3 Innere Werte[/SIZE]

Kommen wir also zu den inneren Werten des Gehäuses. Das Netzteil wird im R5 am Boden angebracht, das Mainboard darüber. Das folgt einer bestechenden Logik: Ein Gehäuse, welches für den Einsatz unter oder neben dem Schreibtisch ausgelegt ist, sollte sämtliche Mainboardanschlüsse möglichst weit oben positionieren. So wird ein Wechsel der Peripheriestecker sowie die schnelle Überprüfung aller Anschlüsse auf der Rückseite im Falle irgendwelcher Soft- oder Hardwareprobleme erheblich erleichtert.

Das Mainboard selbst wird auf einer leicht vertieften Platte montiert. Auf diese Weise finden sämtliche Anschlusskabel in einem dafür vorgesehenen Kabelschacht um das Mainboard herum Platz. Ich muss ganz ehrlich sagen: Ich habe noch nie ein so sauber verkabeltes System bauen dürfen. Das war tatsächlich eine reine Freude beim Zusammenstecken!
Womit wir beim nächsten Thema sind. Mein altes Aerocool Aeroengine II hat mich beim Einbau verschiedener Komponenten doch so manches Mal im wahrsten Sinne des Wortes Bluten lassen: Wie schnell hatte man sich nicht mal wieder einen Finger oder die Hand aufgeratscht?! Nicht so beim Define R5: Hier findet sich kein scharfer Grat, keine versteckt sitzenden Kanten und keine frickeligen Schraubenlagen. Super!

Als kleinen Kritikpunkt könnte ich nur die Anbringung von SSDs auf den Laufwerksschlitten anbringen. Da SSDs eine geringere Bauhöhe haben als besagte Laufwerksschublade, wird die Verschraubung des Datenträgers für Grobmotoriker durchaus ein bisschen mühsam. Natürlich, das ist Klagen auf extrem hohem Niveau. Aber wir wollen ja schließlich nicht nur loben, nicht wahr?

Da andere Tester wesentlich bessere Bilder des Gehäuses geliefert haben, werde ich mich auf die Schallpegelmessungen konzentrieren und in diesem Fall nicht zum Starfotografen avancieren. Daher zum Schluss nur einige Bilder des Zusammenbaus sowie des fertigen Systems.

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[SIZE=+1]4 Schallmessungen[/SIZE]

[SIZE=+1]4.1 Motivation[/SIZE]

Wie in der Einleitung bereits dargelegt, kommt der PC im Alltag sowohl als Battlestation als auch als Abspielgerät für Filme sowie als Radio für Hintergrundmusik beim Abendessen zum Einsatz. Verschiedene Situationen eben, in denen ein lautloser PC abseits des Gaming-Alltags von besonderer Bedeutung ist, die aber eher unüblich für bereits online verfügbare Gehäusetest sind.
Abbildung 2 zeigt zunächst einen schematischen Grundriss des Zimmers. Leicht lassen sich die beiden Tonquellen, der Fernseher und die PC-Boxen, sowie die drei weiter unten beschriebenen Messpunkte im Schreibtischstuhl, auf dem Sofa und am Esstisch erkennen.

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Abbildung 2: Grundriss des Zimmers mit Geräuschquellen und Messpositionen

Die einzelnen Mess-Szenarien im Detail:

1. Nullmessung
• Messposition in 50cm vor, neben und über dem Gehäuse
• Schallmessung in stiller Umgebung
• Schallmessung bei 20%, 50% und 100% Lüfterauslastung
• Schallmessung über Mittelung eines Intervalls von drei Minuten

2. Nutzung des Rechners zum Zocken
• Messposition über dem Bürostuhl in Kopfhöhe
• Schallmessung in stiller Umgebung sowie normalen Spiele-Geräuschen
• Schallmessung bei 20%, 50% und 100% Lüfterauslastung
• Schallmessung über Mittelung eines Intervalls von drei Minuten

3. Nutzung des Rechners zum Filme abspielen
• Messposition auf dem Sofa in Kopfhöhe
• Schallmessung in stiller Umgebung sowie üblichem Fernsehton
• Schallmessung bei 20%, 50% und 100% Lüfterauslastung
• Schallmessung über Mittelung eines Intervalls von drei Minuten

4. Nutzung des Rechners zum Musik abspielen während des Abendessens
• Messposition am Esstisch in Kopfhöhe
• Schallmessung in stiller Umgebung sowie leiser Dinnermusik
• Schallmessung bei 20%, 50% und 100% Lüfterauslastung
• Schallmessung über Mittelung eines Intervalls von drei Minuten

Zur Schalldruck- und Lautstärkenmessung selber kommt in sämtlichen Messpunkten sowie Szenarien ein geeichter integrierender Schallpegelmesser (01dB) internationaler Bauart zum Einsatz. Der Messbereich entspricht der TA-Lärm und ermöglich sowohl A- als auch C-Bewertung.

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Die Messungen finden mit freundlicher Unterstützung mit der Auftragsforschungsabteilung des Instituts für Statik und Dynamik der Leibniz Universität Hannover statt.

Vor der Messung wird das Messgerät mit einem 94dB-Kalibrator kalibriert. Die Messungen selbst finden jeweils über ein dreiminütiges Intervall statt. Ein typischer Ausdruck des Pegelgangs eines solchen Messintervalls sieht so aus:

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Abbildung 3: Representativer Pegelgang innerhalb eines dreiminütigen Messintervalls

Aufgrund von sporadisch auftretenden Störquellen wie beispielsweise Lärm der Obermieter oder vorbeifahrende Autos, müssen im Rahmen der Auswertung zunächst möglichst gleichmäßige und repräsentative Teilintervall innerhalb des Gesamtmessintervalls bestimmt werden. In Abbildung 3 ist die Beschränkung auf ein solches Teilintervall durch die beiden vertikalen Linien angezeigt.
Die Werte der in den folgenden Abschnitten angegebenen Schalldrücke ergeben sich dann aus Mittelung über diese repräsentativen Teilintervalle.
 
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[SIZE=+1]4.2 Messergebnisse in Gehäuseumgebung[/SIZE]

In einem ersten Schritt werden die Schallpegel in unmittelbarer Gehäuseumgebung gemessen. Um das zum Zeitpunkt der Messungen herrschende Nullniveau zu ermitteln, wird in dieser Kampagne sowie allen weiteren zunächst eine Nullmessung ohne jegliche Gehäusegeräusche durchgeführt. Erst danach werden die gezielten Gehäusemessungen gestartet. Die Messpunkte befinden sich jeweils 50cm vor, links neben und über dem Gehäuse. Die Messungen werden bei 30%iger, 50%iger und 100%iger Laufleistung der Gehäuse- und CPU-Lüfter durchgeführt.
Abbildung 4 fasst die Messergebnisse tabellarisch zusammen und gibt die Schalldruckverläufe an.

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Abbildung 4: Messergebnisse: Messungen um das Gehäuse

Wie erwartet, zeigt das Gehäuse nach oben hin merklich geringere Schallpegel als zur Seite oder nach vorne. Dies ist der Anordnung der beiden Frontlüfter sowie des CPU-Kühlers geschuldet. Insgesamt zeigt sich das Gehäuse äußerst leise – die Schallpegel über Null betragen in Frontposition nur 2,0, 6,0 und 15,7 dB bei 30%iger, 50%iger und 100%iger Lüfterauslastung. So ist das Gehäuse bei 100% Lüfterdrehzahl zwar durchaus deutlich hörbar, bis 50% befinden sich die Geräusche allerdings auf Flüsterniveau. Abbildung 5 zeigt noch einmal den Pegelgang der Messung vor der Gehäusefront bei 100%iger Lüfterauslastung. Die beiden deutlichen Pegelspitzen, die außerhalb des ausgewählten Messintervalls liegen, lassen sich beispielsweise auf das sporadische Knacken meiner Heizungsrohre zurückführen. ;)

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Abbildung 5: Pegelgang, Messung vor der Gehäusefront, 100% Lüfterauslastung
 
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[SIZE=+1]4.3 Messergebnisse Szenario Kopfposition vor dem Monitor[/SIZE]

Als nächstes werden die Schallpegel bei neben dem Schreibtisch eingebautem Gehäuse gemessen. Die Aufnahme findet in Kopfposition statt um die Störgeräusche durch das Gehäuse während des Zockens zu beurteilen. Die Messungen werden wieder bei 30%iger, 50%iger und 100%iger Laufleistung der Gehäuse- und CPU-Lüfter durchgeführt. Zusätzlich dazu wird der Schallpegel ohne weitere Störgeräusche aufgezeichnet sowie mit Störschall in Form von Spielesounds. Um die Vergleichbarkeit der einzelnen Messungen untereinander zu garantieren, wird für Spielesounds in jedem Fall mit Start der Messungen dasselbe Let’s-Play-Video des FPS-Shooters „PlanetSide 2“ auf als normal empfundener Lautstärke abgespielt.

Abbildung 6 fasst die Messergebnisse tabellarisch zusammen und gibt die Schalldruckverläufe an. Die Abweichung der Werte der Nullmessung zur vorangegangenen Messkampagne in unmittelbarer Gehäusenähe lässt sich auf eine Änderung der Umgebungsgeräusche außerhalb der Wohnung zurückführen.

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Abbildung 6: Messergebnisse: Messungen in Kopfposition

Die Auswertung zeigt, dass der Anstieg des Geräuschpegels mit Spielesound über die unterschiedlichen Lüfterstufen deutlich geringer ausfällt als ohne. Weiterhin fällt auf, dass die Geräuschpegel durch die Gehäusegeräusche deutlich niedriger liegen als im Fall der Messung in 50cm Abstand zum Gehäuse. Doch dazu später mehr.
 
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[SIZE=+1]4.4 Messergebnisse Szenario Fernseher[/SIZE]

Zusätzlich zum Haupteinsatzgebiet eines PCs sollen in diesem Gehäusetest auch andere Arten der PC-Nutzung untersucht werden. So werden wie oben beschrieben auch die Schallpegel ermittelt, die beim Feierabend-Cineasten vom Gehäuse ankommen.
Die Messungen werden wieder bei 30%iger, 50%iger und 100%iger Laufleistung der Gehäuse- und CPU-Lüfter durchgeführt. Zusätzlich dazu wird der Schallpegel ohne weitere Störgeräusche aufgezeichnet sowie mit Störschall in Form des laufenden Fernsehers. Um die Vergleichbarkeit der einzelnen Messungen untereinander zu garantieren, wird in jedem Fall mit Start der Messungen dasselbe Zusatzmaterial-Video der „Interstallar“-DVD auf als normal empfundener Lautstärke abgespielt.
Abbildung 7 fasst die Messergebnisse tabellarisch zusammen und gibt die Schalldruckverläufe an. In diesem Fall zeigt die Nullmessung einen erheblich inhomogenen Pegelverlauf. Zwar lässt sich ein Mittel zu 23,0 dB bestimmen. Aufgrund der starken Schwankung innerhalb dieser Messung, wird für alle zukünftigen Referenzen allerdings die Nullmessung am Esstisch verwendet.

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Abbildung 7: Messergebnisse: Messungen auf dem Sofa

Wie auch zuvor zeigt sich der Pegelverlauf mit Fernsehton deutlich unanfälliger gegenüber eine Änderung der Lüftergeschwindigkeit. Zwar war das Gehäuse auf 100% auf dem Sofa durchaus wahrnehmbar, aufgrund der starken Pegelspitzen im Pegellauf der Messung mit Fernsehton (vgl. Abbildung 8) schlägt sich dieses aber nur begrenzt auf die Mittelwerte nieder.

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Abbildung 8: Pegelgang, Messung auf dem Sofa, Fernsehton, 100% Lüfterauslastung
 
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[SIZE=+1]4.5 Messergebnisse Szenario Dinner[/SIZE]

In einem nächsten Schritt soll die Lautstärke des PCs während eines gemütlichen Abendessens gemessen werden.
Die Messungen werden wieder bei 30%iger, 50%iger und 100%iger Laufleistung der Gehäuse- und CPU-Lüfter durchgeführt. Zusätzlich dazu wird der Schallpegel ohne weitere Störgeräusche aufgezeichnet sowie mit Störschall in Form einer leise spielenden Hintergrundmusik aus den PC-Lautsprechern. Um die Vergleichbarkeit der einzelnen Messungen untereinander zu garantieren, wird in jedem Fall mit Start der Messungen dasselbe Lied der ganz besonderen Chill-Out-Playlist des Autors abgespielt. ;-)

Abbildung 9 fasst die Messergebnisse tabellarisch zusammen und gibt die Schalldruckverläufe an. In diesem Fall zeigt die Nullmessung wieder einen sehr homogenen Verlauf, deren Mittelwerte mit denen der Messung in Kopfposition vor dem Rechner gut vergleichbar sind.

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Abbildung 9: Messergebnisse: Messungen am Esstisch

Im Gegensatz zu den bisherigen Messungen schlägt sich die Erhöhung der Lüftergeschwindigkeit sowohl bei der Messung mit Musik als auch bei der Messung ohne Musik nieder. Dies kann einerseits auf die Messposition (in einigem Abstand direkt vor dem Gehäuse) als auch auf die im Vergleich zum Fernseher deutlich leisere Musik (~35dB gegen ~39dB) zurückgeführt werden.
 
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[SIZE=+1]4.6 Übertragungsfunktionen[/SIZE]

Neben der Auswertung der Messungen in den diskreten Messpunkten sollen in einem letzten Schritt Abminderungswerte ermittelt werden, mit deren Hilfe der Leser dieses Tests in der Lage ist, in Laborumgebung gemessene Schalldruckwerte in dem Alltag nachempfundene Pegel umzuwandeln.
Die Idee ist also, von den üblichen Messungen in Gehäusenähe die hier ermittelten Lautstärkepegel abzuziehen, um die effektive Geräuschkulisse von Gehäusen unter realen Umgebungsbedingungen und Positionen abzuschätzen. Unter Zuhilfenahme von Lautstärkevergleichstabellen (wie beispielsweise der von Fractal Design gegebenen) könnten Leser zukünftiger Gehäusetest die darin in Gehäusenähe gemessenen Lautstärkewerte in reale empfangene Lautstärkewerte "übersetzen".

Kommen wir also zur Ermittlung der Abminderungswerte. Zunächst werden die einzelnen Messwerte auf die entsprechenden Nullmessungen bezogen, um den Pegelzuwachs aufgrund des Gehäuses selbst zu ermitteln (Tabelle 1 bis Tabelle 4). Wie bereits weiter oben erwähnt, wird im Fall der Messung auf dem Sofa die Nullmessung des Esstisch-Szenarios verwendet.


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Tabelle 1: Messergebnisse bezogen auf die Nullmessung: Messungen um das Gehäuse

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Tabelle 2: Messergebnisse bezogen auf die Nullmessung: Messungen in Kopfposition

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Tabelle 3: Messergebnisse bezogen auf die Nullmessung: Messungen auf dem Sofa

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Tabelle 4: Messergebnisse bezogen auf die Nullmessung: Messungen am Esstisch

Die Gehäuseschallwerte aus Tabelle 1 können nun von den Pegelwerten aus Tabelle 2 bis Tabelle 4 abgezogen werden. Abbildung 10 gibt die auf diese Weise ermittelten Abminderungswerte an, welche ein Maß für die räumliche Dämpfung darstellen.

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Abbildung 10: Abminderungswerte bezogen auf die Messungen in 50cm vor dem Gehäuse

Nehmen wir also an, ein Leser dieser Abhandlung würde sich fragen, welche Lautstärkewerte ein Fractal Design Gehäuse seiner Wahl beispielsweise bei Einsatz in einiger Entfernung (auf dem Sofa) aufweist.
Dieser Leser müsste dann nur einen der vielen veröffentlichten Gehäusetest zu Rate nehmen, um die Lautstärkeentwicklung des Gehäuses selbst zu ermitteln (sagen wir ~30dB bei 100% Lüftergeschwindigkeit). Mit dem hier ermittelten Abminderungswert von -6,8dB könnte der Leser also einschätzen, dass der Gehäuselärm auf dem Weg zu seinem Sofa um rund 23% gedämpft würde.
 
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[SIZE=+1]5 Zusammenfassung[/SIZE]

In meinem Gehäusetest des Fractal Design Define R5 PCGH Edition habe ich zunächst versucht, einen Überblick über die grundlegenden Charakteristika des Gehäuses zu geben. Dabei waren sowohl die Äußerlichkeiten als auch die oft zitierten „Inneren Werte“ Teil der Betrachtung.
Schwerpunkt dieses Gehäusetest war eine ausgiebige Messkampagne zur Ermittlung des emmitierten Gehäuseschalls mit insgesamt 31 Einzelmessungen. Dabei wurden in unterschiedlichen Messszenarien nicht nur verschiedene Störgeräuschvariationen durchgespielt, sondern auch in jedem Fall die Lüftergeschwindigkeit in drei Stufen variiert. So war es möglich, eine umfangreiche Beschreibung der Schallemissionen des Gehäuses zu erhalten.
Mit den danach ermittelten Abminderungsfaktoren sind Lesern zukünftiger Gehäusetest Fingerzeige an die Hand gegeben, um die abstrakten Messwerte unter Laborbedingungen auf die aufgrund ihrer persönlichen Nutzungs- und Wohnsituation zu erwarteten Schallpegel überschlägig überführen zu können.
Abschließend möchte ich mich noch einmal herzlich bei allen Beteiligten für die Möglichkeit dieses Gehäusetests bedanken und hoffe, dem ein oder anderen Leser ein paar nützliche Informationen abseits der Norm geboten zu haben.
 
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Ich liebe Tests, in denen man merkt, wieviele Ideen und wie viele Stunden Arbeiten enthalten sind. Gefällt mir sehr, danke schön!
 
Es freut mich, dass dir der Test gefällt!

Die ganzen Messungen waren in der Tat ein riesen Haufen Arbeit. Jedesmal neues Setup aufbauen, alles einstellen, die Messung starten und dann drei Minuten absolut regungslos verharren. Nur um das ganze abzubrechen und zu wiederholen, wenn zu viele Autos vorbeigefahren sind oder das Nachbarskind randaliert... :D
 
Vielleicht solltest du das Nachbarskind auch ins Fractal design stecken damit Ruhe ist :ugly: .

Ich hab ne ähnliche konfig nur mit nem i7 6700 und auch ner 970 aufgrund der Lautstärke und bin auch sehr zufrieden. Leider war das Fractal nur kurz verfügbar bei dem Händler in meiner Nähe und ist seitdem wieder nur bei alternate erhältlich.
Darum schade das solche Gehäuse nicht als standard angeboten werden.
Auf die Seitenbelüftung und Käsebohrungen am Deckel kann ich locker verzichten.
Verstehe nicht warum man das nicht sowiso standardmässig anbietet, müsste doch billiger sein da die Bohrungen entfallen die ja Zeit kosten, Materialabnutzung beim Bohrer selbst und die Steifigkeit verringert wird wenn auch nur minimal messbar.

Was evtl noch machbar gewesen wäre ist das du statt dem CS das RMx nimmst das ist bis ca. 300 W passiv und hätte nur an die 15€ mehr gekostet.
 
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