Mich würde dann interessieren wie die tlw. lächerlich hohen Preise,
selbst für B650 ohne PCIex 5.0, Zustandekommen.
Allein die Inflation kanns ja nicht sein, oder?
Ich weiß nicht ganz, woher der Autor diese Zahl nimmt. AMD selbst hat mal 150 US-Dollar für die günstigsten AM5-Boards kommuniziert – ohne dabei zu sagen, ob B650 oder ein etwaiger kommender A-I/O-Hub gemeint war. So oder so waren das 50 bis 100 Prozent Aufpreis gegenüber der 500er Generation und noch mehr gegenüber den 300ern, was so ähnlich auch am oberen Ende der Mainboard-Portfolios zu beobachten ist.
Die Ursachen dafür sind bei Euro-Preisen teilweise auch Inflation, vor allem aber die Technik:
- Tauglichkeit für mindestestens 170 W statt mindestens 105 W, besser aber 230 W statt 142 W Package Power
- 40 GT/s am primären M.2 und idealerweise auch PEG statt 20 GT/s bei B- und X-Modellen oder sogar statt 10 GT/s gegenüber A520. Entsprechend höherwertige PCBs, anders aufgebaute, teurere und schwerer zu installierende Verbinder, wesentlich mehr Redriver und -timer.
- Beim RAM analog 5,2 bis 6 GT/s statt 3,2 bis 3,8 GT/s.
- USB: Gleiche Maximalgeschwindigkeit, aber jetzt typischerweise deutlich mehr 10-GT/s-Leitungen.
- Im Falle der X-Modelle: Zwei Chipsatzbestandteile statt einem I/O-Hub
Ein Problem ist, dass die Preise sehr vieler Kostenfaktoren auf Mainboards nicht mit der Entwicklung skalieren. Bei einer 500-Euro-CPU bezahlt man wenn es hoch kommt 150-200 Euro Stückkosten, die anderen 300 Euro sind Entwicklung. Sind erst einmal genug Exemplare verkauft um die Entwicklung zu refinanzieren (bzw. die der nächsten Generation), kann man den gleichen Prozessor auch für 250 Euro mit Gewinn verkaufen. Bei einem 500 Euro Mainboard hast du eher 400 Euro Fixkosten. Wenn vier Jahre später die Ansprüche deutlich gestiegen sind, gibt es das alte High-End-jetzt-Mittelklasse-Niveau also trotzdem nicht für 3XX Euro.
Für AM5 gilt daher: Behält man den Bewertungsrahmen bei, geht es tatsächlich fast nur um Inflation. Eine gute B650-Platine kann sich in der Regel mit einem High-End-X570-OC-Modell messen und sie kostet auch ähnlich viel. Da ist nichts "teurer" geworden. Was sich geändert hat ist der Rahmen – heute gibt es oberhalb davon X670 und unterhalb davon gar nichts mehr. Die High-End-Käufer wollen weiterhin das Beste, dass jetzt noch besser aber auch noch teurer ist. Die Budget-Käufer wollen irgendwas, finden aber nichts mehr. Letzteres Problem könnte der A620 lösen – wenn AMD nicht wieder so radikal kürzt, wie beim A520 respektive wie Intel es bei den Hx10 macht.
Genau das befürchte aber. Denn unter Einsteiger ist noch Low-Cost-OEM und das
muss bedient werden. Leider halten es nur Fachredakteure, nicht aber Hersteller für nötig, in der immer größeren Lücke mal ein paar 30er oder 40er I/O-Hubs anzubieten. Selbst damit ausgestattete Platinen hätten aber weiterhin das TDP-Problem – 230 W sind Enthusiast-OC-Niveau. Dafür hatten wir früher die
teurere Hälfte der LGA-2011-Portfolios und auch die hatten ähnliche Preise, wie heutige Mainboards. Nur haben sie kaum jemanden interessiert. Für Otto-Normalverbaucher-Budget-PCs gab es getrennte Plattformen mit maximal 80-95 W und natürlich konnte man dafür viel günstigere Spannungswandlerlösungen einsetzen. Das ginge heute nur noch mit radikal gekürzten CPU-Kompatibilitätslisten oder Mut zum Thermal-Throtteling. Aber das trauen sich die Hersteller nur bei expliziten Billig-Produkten, nicht bei den Gaming-Brands.