Sorry, in meinen Augen hat Herr Spahn in meinen Augen mit sämtlichen Aussagen völlig recht bzw. stellt völlig richtige Forderungen auf.
Das Problem ist nicht, dass sie grundsätzlich falsch sind, sondern zum einen absolut oberflächlich und zum anderen widersprüchlich. Das typische Gelaber eines Berufs-Opportunisten eben.
Da macht sich der Herr Spahn (an sich durchaus berechtigte) Sorgen über Koma-Säufer, aber obwohl man noch nie etwas von Koma-Kiffern gehört hat, ist Alkohol bei jedem Anlass dem Joint klar vorzuziehen. Aus traditionellen Gründen und natürlich, weil hierzulande kein Politiker irgend einer Partei auf die nicht unbeträchtlichen Einnahmen der Alkoholsteuer verzichten mag.
Allein- oder wenigstens haupterziehende Väter kann sich der Herr Spahn anscheinend auch nicht vorstellen, wenn er über "Family-Mainstreaming" salbadert.
Auf den Gedanken, dass es das Problem zu weniger Lehrstühle für Allgemeinmedizin nicht löst, wenn man zahlenmäßige Vergleiche zu anderen Lehrstühlen aufstellt und diese reduziert, kommt er auch nicht.
Einmal ganz davon zu schweigen, dass dies ein Versagen *seines* Ressorts ist und er klassisch davon ablenkt: Schuld ist nicht das Gesundheitsministerium und dessen Chef, sondern die Anderen, die einfach zu viele Lehrstühle gründen. Ganz klar, es gibt zigtausende interessierte Medizinstudenten, die sich spontan für Gender-Studies entscheiden, einfach weil es dafür mehr Lehrstühle gibt.
Und dann wird natürlich auch mal wieder stillschweigend übergangen, dass es in Deutschland de facto gar keinen Ärztemangel gibt, sondern ein strukturelles Verteilungsproblem, weil manche Stellen für angestellte Ärzte und manche Regionen für niedergelassene Ärzte einfach nicht attraktiv sind - was auch wieder etwas wäre, was in Herr Spahns Ressort fiele.
Statt also sein inkonsistentes Credo in jedes Mikrophon zu rotzen, dass ihm entgegen gehalten wird, soll er einfach seine Arbeit machen. Da er - im Vergleich zu früheren Personen auf diesem Posten - durchaus gute Ansätze zeigt, wäre das sehr zum Nutzen sowohl der Bundesrepublik als auch der persönlichen Karriere von Herrn Spahn. Weniger quatschen, mehr machen. Und sich vielleicht mal produktiv mit dem Bildungs- und dem Familienministerium kurzschließen, wenn sich Themen überschneiden, statt anderen in den Vorgarten zu pissen, damit es im eigenen vergleichsweise weniger stinkt.