Ja, der Mensch musste halt früher flexibel sein und das nehmen, was er bekommt. So wie Schweine letzten Endes auch. Für den Menschen ist eine Ernährung komplett auf Fleischbasis unmöglich, aber Gras fressen können wir dann halt auch nicht. Sondern halt mittendrin. Eine rein pflanzliche Ernährung kann alles abdecken, was der Körper braucht. Da ist nichts Widernatürliches dran. Man hat es uns nur nicht so beigebracht. Den meisten Menschen in erste-Welt-Ländern hat man stattdessen beigebracht "mindestens ein Mal Fleisch pro Tag ist das absolute Minimum, alles Andere ist Widernatürlich".
Ich glaube, wir missverstehen uns gerade ein wenig. Ich wollte gewiss nicht darauf hinaus, dass der Mensch zwingend Fleisch aufnehmen muss. Ich bin nur fest davon überzeugt, dass es Hyperkompensation wäre, ihn zum Pflanzenfresser zu machen.
Im Regelfall schneidet pflanzliche Nahrung beim Flächen-, Energie- und Wasserbedarf deutlich besser ab. Allerdings hauptschächlich deshalb, weil - wie du ja schon schriebst - derzeit gewaltige (und für den Menschen eigentlich direkt verwertbare) pflanzliche Nahrung als Tierfutter vergeudet wird. Dieses direkt zu nutzen würde erst einmal bedeuten, dass Massentierhaltung vom Tisch wäre und man sogar Anbauflächen verringern könnte.
Aber die Menschheit wächst, also kommt irgendwann der Punkt, an dem man wieder Anbauflächen schaffen muss. Jetzt haben wir aber - seit dem fiktiven Zeitpunkt, als der Mastfutteranbau und globale Futtermitteltransport weltweit verboten wurden - eine nachhaltige Tierhaltung. Die Viecher bekommen nur für den Menschen ohnehin nicht verwertbare, natürlich und vor Ort anfallende Biomasse zu futtern. Die Quote von pflanzlicher Biomasse zu Fleisch ist immer noch schlecht, aber da es sich um anderweitig nicht verwertbare Biomasse handelt, ist es trotzdem ein Gewinn, wenn auch nur 10% davon in verwertbare Nahrung umgewandelt werden. Und das ist sehr potentes, quasi komprimiertes Protein, welches sich notfalls auch mit pro Masse geringerem Energieeinsatz dahin transportieren lässt, wo es kurzfristig benötigt wird.
Das ist jetzt natürlich sehr theoretisch, also auch ein praktisches Beispiel dazu: Einem Nomaden in/an der Kalahari zu erzählen, er möge doch bitte damit aufhören, Ziegen zu halten, die ihn mit Milch und Fleisch versorgen und auf wenigen (wechselnden) Quadratkilometern trockenes Savannengras verwerten und stattdessen hektarweise Savanne mit Unmengen teurem Dünger, ohnehin knappem Wasser und lizenzrechtlich geschützten, gentechnisch modifizierten Saatgut in Anbaufläche zu verwandeln, damit er und seine Sippe künftig voll ökologisch vegan leben können, wäre sicherlich nicht zielführend.
Generell ist bei nachhaltiger Umwandlung regenerativer Ausgangsmasse unerheblich, wie schlecht die Umwandlungsquote ist, das Entscheidende sind die Verfügbarkeit und die Unbedenklichkeit des Ausgangsmaterials.
Das gilt nicht nur für Nahrungsmittel, sondern auch für Energie: Wenn beispielsweise Kalte Fusion irgendwann mal funktionieren sollte, hat man Energie ohne Ende und lediglich das Problem sie zu speichern und/oder überall hinzubekommen. Diese Energie unter erheblichen Verlust zu nutzen, um meinetwegen Brennstoffzellen zu produzieren, wäre absolut legitim, da die reingesteckte Energie sauber und unbegrenzt vorhanden ist. Da zählen die 70 bis 80% Verlust nicht, sondern nur die 20% bis 30% Gewinn an Brennstoffzellen, die man lagern, transportieren und mit denen man autarke Systeme antreiben kann - auch dort, wo man weder einen Reaktor hinstellen noch Leitungen hinführen kann.
Das gilt analog auch für regenerative Energien, sofern diese irgendwann Bedarfsdeckung erreichen.
Aber seinen Fleischkonsum auf 1-2* pro Woche zu reduzieren ist das einfachste, was man machen kann, um seinen ökologischen Impact zu reduzieren. Wer das schon macht, hat schon einen großen Schritt erledigt.
Mein Reden.
Ergänzung: Gemeint ist natürlich die Fleischmasse pro Woche. Zwei mal die Woche einen dicken Schweine- und/oder Rinderbraten zu vertilgen wäre jetzt auch nicht besser, als sich täglich auf eine Wurststulle zu beschränken.
Einfach mal die anderen Brotscheiben nicht mit Wurst belegen, generell dünnere Scheiben schneiden und vielleicht auch mal genau hinschauen, wo das Fleisch herkommt.