Ich weiß es zwar auch jetzt nicht aber am Ende könnte es sein das der Online kauf wesentlich Umweltfreundlicher.
Kann sein, muss aber nicht. Der Energiebedarf und Ressourceneinsatz, der für digitale Vertriebswege (Schaffung, Ausbau unf Betrieb der Infrastruktur) erforderlich ist, könnte auch durchaus höher sein als der für das Pressen von Datenträgern, deren Verpackung und Transport.
Außerdem: Wie viele Spiele hat man damals gekauft und wie viele Spiele lädt man heute herunter (womöglich ohne sie jemals zu spielen), weil sie gerade im Angebot sind oder auch nur, weil es so schön einfach ist? Meine damals gekauften Datenträger produzieren übrigens keinen Müll, die stehen noch ganz ordentlich mit kompletter Verpackung bei mir im Schrank.
Zeitung auf Recyclingpapier gedruckt oder digitale Zeitung, die bereitgestellt werden muss und für man ein passendes Wiedergabegerät erwerben muss? Hm ...
Ich will nicht sagen, dass du falsch liegst, aber es wäre zu prüfen.
Natürlich ist durch die heutige Technik der Energie betraf gestiegen. Nur als ich ein Kind war gab es in einer Küche gerade mal einen E-Herd und einen Mixer. Jetzt guckt mal heute nach. Pro Familie gab es einen Fernseher und heute?
Ich würde nicht sagen, dass sich die Ausstattung von der Anzahl her zwingend geändert hat. Auch heute stehen in Küchen in aller Regel Herd, Kühlschrank, Mikrowelle, Wasserkocher und Toaster. Nur dass die Geräte in aller Regel heutzutage eine deutlich geringere Leistungsaufnahme haben. Ob das tatsächlich dadurch negiert wird, dass sich ein paar Gastro-Hipster unbedingt einen Thermomix und Ähnliches dazu stellen? Die Leute, die heute meinen, zuhause einen Kaffeevollautomaten zu brauchen, hatten auch früher schon solche Teile herumstehen, nur in größer und mit höherem Energiebedarf.
Dito beim Fernseher. Wer heute mehrere Fernseher hat, hatte die damals auch schon. Nur waren es damals noch Röhren-TVs, die im Betrieb mindestens das Doppelte eines heutigen Flachbild-TVs verbrauchten und obendrein häufig gruselige Standby-Verbauchswerte aufwiesen.
Ach ja, und beleuchtet werden Küche und Wohnzimmer heute von LED-Lampen, die rund ein Fünftel der Leistungsaufnahme haben und obendrein deutlich länger halten als Glühbirnen. Das kompensiert meines Erachtens problemlos, wenn sich einige (nicht alle!) deswegen zusätzliches LED-Bling-Bling gönnen,
Nur wer würde heute auf sein Handy verzichten wohlen. Nicht mal der größte Klimahysteriker möchte das und wird es auch nicht tun.
"Klimahysteriker" ist recht programmatisch, das möchtest du vielleicht noch mal überdenken. Die Erkenntnis, dass es ein Problem gibt, wie man darauf reagiert und was man konkret dagegen tun will und kann sind mindestens drei paar Schuhe.
In diesem Fall: Mobiltelefone sind nicht das Problem, sondern diejenigen, die es mindestens alle zwei Jahre wechseln und dadurch unverhältnismäßig Ressourcen verbrauchen und gleichzeitig Elektroschrott produzieren.
ABER: Leben hat nun einmal Auswirkungen und niemand verlangt, dass man als Eremit irgendwo in der Wildnis sitzt oder sich gar selbst aus dem Leben expediert. Es geht darum, sich bewusst zu machen, wo verzichten kann und wo nicht und wo man eventuell einen Ausgleich schaffen kann.
So jetzt nehmen wir mich mal als Bespiel. Ich besitzt zwar einen sehr guten PC. alles RGB Beleuchtet. Auch das Mauspad versteht sich ja von selbst. Das ist die eine Seite.
Die andere ist die. Seit 17 Jahren verzichte ich auf ein Auto ( und ich bin mal echt dicke Brummer gefahren). Ich bestreite all meine Wege mit den Öffis, dem Fahrrad ( kein E-Antrieb) oder zu Fuß. Seit über 10 Jahren war ich im Urlaub immer zu Hause. Ich besitze keinen Fernseher, kein Radio. Jetzt gerade brennt in meiner ganzen Wohnung genau 1 LED Lampe. Selten das mal zwei brennen.
Große Frage, bin ich jetzt ein Klimasünder weil ich einen Dicken PC habe mit einer sehr schnellen Leitung, oder bin ich ein großer Klimaschützer weil ich brav auf vieles verzichte?
Vorweg: Ich finde, du hast eine gesunde Einstellung dazu.
Ich halte es ähnlich: Wir sind eine Familie mit Kind, ein Auto ist oft unerlässlich. Meine Frau braucht es für die Fahrt zur Arbeit, dort fährt kein öffentliches Verkehrsmittel hin. Ich bringe allerdings jeden Morgen den Sohnemann zu Fuß zur Kita, latsche von dort zur Arbeit und von der Arbeit nach Hause. Jeden Tag rund acht Kilometer Fußweg. Das mache ich nicht primär fürs Klima, sondern weil mein Arbeitsweg mit Auto oder Öffentlichen ein Albtraum wäre, weil mir die zusätzliche Bewegung gut tut und ich ohnehin ein Bewegungsfanatiker bin. Trotzdem nützt es und kompensiert, wo uns kein Verzicht möglich ist.
Wir haben zuhause jede Glühbirne gegen LED-Leuchten ausgetauscht. So nach und nach: wenn kaputt, dann Austausch.
Wir sind keine Vegetarier oder gar Veganer, essen aber wenig Fleisch und beziehen die meisten Produkte dieses von lokalen Landwirten, die ihre Viecher noch mit Vornamen kennen.
Und ja, ich habe einen PC. Er ist kein Bolide, hat aber auch nichts die aller-sparsamsten Komponenten und ist auch nicht der einzige PC im Haushalt. Er läuft auch recht lange, wenn ich Zeit dafür habe. Trotzdem ist meine Energie- und Umweltbilanz recht gut und ich bin der Ansicht, wenn jeder das ihm *irgendwie* Mögliche macht, statt sich zu sagen, das Andere ja noch viel schlimmer sind, lässt sich viel erreichen.
Schon klar, die dicksten Klimasünder sitzen woanders: Schwerindustrie, Flug- und Schiffsverkehr etc.. Das ist eine traurige Wahrheit, aber keine gute Ausrede: Im Knast sitzen auch schlimmere Gewalttäter, trotzdem kann ich davon absehen, meinem Nächsten eine reinzuhauen und damit das Zusammenleben pfleglicher gestalten.
Wir sind nur kleine Verursacher, aber in der Masse hat es trotzdem Wirkung, wenn wir problembewusst handeln. Vor allem aber sind wir Konsumenten, und was wir tun und welche Haltung wir damit präsentieren bestimmt das Handeln der Produzenten und sonstigen Dienstleister, also dass der dicken Klimasünder.