Das mit dem 16 MB Märchen ist langsamm echt outdatet, so ein Asus B450 Prime unterstützt mit seinen 16 MB ja auch alle AM4 CPUs bis auf bristol ridge und deren Athlon X4 ablegern.
Bei Gigabyte und ASRock sieht es ja, was die 400er Reihe betrifft, auch nicht anders aus.
IMHO wäre es mal Zeit das AMD einfach sagt das es Produktpolitik war B350 und X430 sterben zu lassen.
Gigabyte verkauft sogar 500er-Mainboards mit 16-MiB-Chips. Von daher wäre der erste angemessen Schritt bei AMD, endlich ehrlich mit Kunden und Partnern umzugehen, anstatt Geschichten zu erfinden. Zwar hätten einige Hersteller Probleme mit dem Platzbedarf, aber eine fragmentierte Kompatibilitätslandschaft haben wird schon heute, ohne dass dies AMD stören würde. (Asrock unterstützt z.B. Athlon-G-Modelle auf mehreren Platinen mit offiziell kompatiblen I/O-Hub einfach gar nicht.) Mainboard-Hersteller mit kompakten UEFIs würden ihren Kunden dagegen gerne offizielle Upgrade-Pfade öffnen, wenn endlich garantiert würde, dass diese vom nächsten AGESA nicht wieder gesperrt werden.
Nach dem Reinfall mit Ryzen 1000 @X570, wo AMD fast ein halbes Jahr einen Riegel vorgeschoben hat, gilt eben nicht mehr das technisch Machbare (= alle AM4 auf allen Boards) als Maßstab, sondern AMDs knappe Zusagen. Würde ein Hersteller offiziell eine Kombination supporten, die im Moment problemlos funktioniert (das sind erstaunlich viele), die aber beim nächsten Update von AMD gesperrt wird, stehen die entzürnten Kunden nämlich bei Asrock/Asus/Biostar/Gigabyte/MSI auf der Matte. An dieser Stelle der Hinweis, dass das gleiche Problem auch in Gegenrichtung besteht mit alten CPUs auf neuen Mainboards: Erstaunlich viele B550-Platinen können mit Zen 1 in der Praxis umgehen. Die Entwickler treiben also bereits den vollen Aufwand, obwohl AMD sowas ausschließt. Aber kein Hersteller schreibt die Fähigkeiten offen in die Spezifikationen, weil er sonst darauf festgenagelt werden könnte.
Damit machen sich die MB Hersteller nur selbst das Leben schwer. Mehr Fehlerquellen für User und damit mehr Support anfragen. Bugs müssen evtl. mehrfach gefixt werden. Das alles für etwas woran die Boardhersteller keinen Cent mehr verdienen.
Dazu frustriete User die sich das Board selbst gebrickt haben.
Mainboard-Hersteller sind erstaunlich offen für komplexeren Support. Viele haben in neueren Updates Bristol Ridge rausgekickt, von Asrock gibt es seit langem UEFIs ohne Raven-Ridge-Support. Früher war es bei Intel-Plattformen für einige Hersteller ganz normal, die von Intel offiziell nicht vorgesehenen Xeon-Modelle zu unterstützen oder auf den späteren Sockel-775-Generationen die ältesten CPUs, die von Intel selbst nicht mehr validiert wurden. Von den Pseudo-AGP-Lösungen in den 0er-Jahren ganz zu schweigen. Non-K-OC in der Skylake-Generation wurde sogar gegen den expliziten Willen Intels entwickelt und, nachdem Asrock wegen der offensiven Vermarktung Ärger bekommen hat, von einigen Herstellern heimlich weiter gepflegt.
Selbst physisch über Spezifikationsgrenzen hinweg gehende Experimente gibt es, so verkauft Gigabyte im Alleingang DDR3-Coffee-Lake-Mainboards und hat, genau wie Asrock, auf Comet-Lake-Z490-Platinen M.2-Slots verbaut, die ohne Einbau einer Rocket-Lake-CPU tot sind. Da könnte man auch RMA-Katastrophen befürchten, aber in aller Regel sind am PC schraubende Nutzer gar nicht so blöd, wie manch Beitrag im Internet vermuten lässt.
Ein Problem haben die Mainboard-Hersteller erst, wenn ihnen proprietäre Firmware über White- oder Blacklisting die Kontrolle entzieht. Wenn sie nicht mehr selbst testen können, ob ihr angestrebtes Feature X machbar ist, weil eine IME oder ein AGESA gegebenenfalls dagegen entscheidet und das System lahmlegt. Deswegen bemüht sich niemand mehr um BCLK-OC bei Intel-B-/-H-Modellen, um PCI-E 4.0 für X370 und X470 und eben auch nicht öffentlich um erweiterten CPU-Support für AM4-Mainboards. Ein solches kann man ohne Firmware von AMD nun einmal nicht zum laufen bringen und nachdem Asus für die Entwicklung von PCI-E-4.0-400er-UEFIs sowie einhergehende Validierungen nichts weiter als ein Gerichtsverfahren von AMD bekommen hat, investiert da kein Hersteller mehr seine Ressourcen.
Vielleicht wird das sogar so offiziell verkauft. Tatsächlich ist da snichts anderes als eine Abverkaufsmaßnahme der alten AM4-CPUs und eine Reaktion darauf, dass immer weniger Retail-CPUs über die Ladentheke gehen. Denn der Markt für die ganzen DIY-PC-Bauer ist mit den hohen Grafikkartenpreisen komplett zusammengebrochen. Aktuell werden (händlerseitig) wieder verstärkt Bundle-Aktionen vorangetrieben, um überhaupt etwas loszuwerden. Das ist immer ein Zeichen dafür, dass es irgendwo im System stockt.
AMD hat in diesem geschrumpften Markt zudem erstmals seit Jahren wieder auf breiter Front Konkurrenz. "Ryzen 5000 nicht mit B350 oder X370" bedeutete bis zum Erscheinen für AMD: Jeder Aufrüster kauft zusätzlich noch einen B550 oder X570. Doppelter Gewinn! Jetzt aber könnte es passieren, dass er stattdessen B660 oder Z690 nebst Core i-12000 wählt und AMD gar kein Geld sieht. Dann doch lieber nur eine CPU einzeln verkaufen... .
Einen entsprechenden Schachzug habe ich lange Zeit bei Intel vermisst. Die hatten mit dem Sockel 1151 [SKL] eine sehr breite Nutzerbasis und es wäre extrem einfach, für diese Mainboards CPUs auf Coffee- oder Comet-Lake-Basis anzubieten. Erstere kann man ja sogar selber modden, modifizierte Mobile-Exemplare letzterer werden von einem chinesischen Anbieter vertrieben. Mit einer passende IME, die sowohl die alten PCHs als auch Cove-Architekturen unterstützt, sollte auch Rocket Lake kein Problem sein und vielleicht sogar ein P-Core-only-Alder-Lake. Derartige Overdrive-CPUs (wie Intel sie in den 90ern mehrfach angeboten hat), hätten viele Sky- und Kaby-Lake-Besitzer davon abgehalten, auf Ryzen 3000 oder 5000 aufzurüsten, aber Intel hatte wohl keine Marktanteile nötig. Da handelt AMD jetzt um einiges schlauer. (Zugegebenermaßen müssen die auch nur die Software ändern. Das würde bei Intel nur für Core i3-8000/-9000 @Z170/Z270 oder für Rocket Lake @H410/B460 reichen, was beides eher wenig Aufrüster anspricht.)