AW: Facebook muss Eltern keinen Zugang zum Konto der verstorbenen Tochter gewähren
Es wird immer eine Seite "unfair" behandelt.
Die Eltern würden gerne wissen, ob die Tochter ggf. in den Tod gemobbt wurde (damit wird auch das Thema des Cyber-Mobbings aufgegriffen, nicht uninteressant), aber dem gegenüber steht die Privatsphäre. Aus rechtlicher Sicht kann ich das nachvollziehen, aus moralischer eher weniger. Aber Justitia ist nun mal auf beiden Augen blind.
Zudem bewerten die Menschen aus der Neutralität heraus immer gerne objektiv, sobald es um ihre eigene Haut oder nahes Umfeld geht, dreht sich diese Ansicht auch mal schlagartig.
gut geschrieben, bringts auf den Punkt.
Grundsätzlich ist es von Facebook m.M.n. richtig, das Einsehen der Daten zum Schutz Dritter zu verhindern.
Aber hier haben wir einen Sonderfall, von daher würde ich es begrüßen wenn der BGH irgendwann zu Gunsten der Eltern entscheiden würde. Denn wenn die Tochter evtl. wirklich Suizid begangen hat, dann sollten die Eltern das wissen.
Warum ein Sonderfall? Es war ein Unfalltod. Wenn ich das schon als Ausnahme sehe (und das alter der Person muss egal sein, gleiches Recht für alle), dann muss ich bei jedem Autounfall, bei jedem Absturz beim Klettern, bei jedem Ertrinken... bei fast allen Unfalltoden davon ausgehen, es KÖNNTE Suizid gewesen sein und damit den Datenschutz aufheben.
Moralisch bin ich voll bei dir. Der Tod eines jungen Mädchens geht uns allen nah, und es ist nur verständlich, dass alle - insbesondere die Eltern - jede Möglichkeit nutzen möchten, um alles herauszufinden, was herauszufinden ist. Da reicht schon ein Strohhalm wie eventuell existierende Chats.
Aber unser Rechtssystem funktioniert so nicht. Wir legen recht nicht nach individuellen Geschichten aus. Recht darf keine Rache üben, aber ebenso darf recht keine traurigen Einzelschicksale nehmen, um sich selbst auszuhebeln.
Bei der Vorratsdatenspeicherung werden viele hellhörig, wenn es nun heißen würde, ein Ermittler bekommt zugriff auf alle privaten Nachrichten eines Minderjährigen, weil dieser "unter Verdacht steht", gemobbt zu haben - der Aufschrei wäre (hoffentlich) riesig. Und hier ist es der selbe Fall, nur eben von der anderen Seite betrachtet.
Wenn die Eltern Zugang auf das Facebook-Konto der Tochter brauchen, um herauszufinden, warum Sie sich so verhalten hat, halte ich das für fragwürdig.
Wenn man mit seinem Kind Zeit verbringt und sich mit ihm beschäftigt, dann merkt man, wenn etwas nicht stimmt.
Meiner Meinung nach hätten die Eltern etwas merken müssen, außer es war spontan, aber dann findet man darauf auch nichts auf Facebook.
Meine Meinung.
Vielleicht ist ja genau das der Fall. Wir wissen nicht, was die Eltern wahrgenommen haben. Vielleicht war das Kind in der letzten Zeit schweigsam, zurückgezogen oder reizbar. Vielleicht ist es aber die (nachvollziehbare) Paranoia nach so einem Verlust, der jetzt irrationale Gedanken anstößt.