So...
Matt, spiegelnd, reflektiv: Vor- und Nachteile
Der überwiegende Anteil der heute verkauften PC Monitore hat eine Matte Oberfläche, danneben gibt es auch spiegelnde Monitore und zumindest prinzipiell gibt es auch noch eine weitere Klasse: die reflektiven Monitore. An diesen Eigenschaften scheiden sich die Geister: die einen führen an, dass man bei spiegelnden Monitoren in heller Umgebung allenfalls sich selbst sieht, andere meinen, dass spiegelnde Monitore auf wundersame Weise bessere Farben und/oder Kontraste bieten sollen... doch was stimmt nun?
Zunächst muss man einmal festhalten, dass sich Matte und spiegelnde Bildschirme beim Betrieb in sehr dunkler Umgebung praktisch nicht unterscheiden; keine der beiden Technologien ist hier im Vorteil oder Nachteil, das Bild sieht absolut gleich aus, die Eigenschaften kommen erst in hellerer Umgebung zu tragen.
In heller Umgebung sieht die Sache schon anders aus: hier sind zwei Effekte zu beobachten: einerseits ein Kontrastverlust und andererseits eben Spiegelungen an spiegelnden Bildschirmen. Die Kontrastverluste entstehen dadurch, dass der Bildschirm von vorne beleuchtet wird, das auftreffende Licht wird vom Bildschirm diffus reflektiert und überstrahlt das eigentliche Bild; dunkle Flächen erscheinen so unverhältnismäßig heller. Bei selbstleuchtenden Bildschirmen, etwa (O)LED, CRT oder Plasma Bildschirmen aber auch einer Beamerleinwand kann der Kontrastverlust so weit gehen, dass man nichtsmehr erkennen kann, klassische LCDs sind in der Regel zumindest zu einem kleinen Teil reflexiv sodass selbst in sehr heller Umgebung je nach Bildschirm in der Regel zumindest ein Kontrast von ~1:1,5 bleibt; interressant ist, dass der Kontrast bereits in sehr dunkler Umgebung nennenswert abnimmt da das vom Monitor ausgehende Licht die Umgebung beleuchtet und dieses zum Teil auf den Monitor zurückstrahlt. Genau hier setzen spiegelnde Displays an: die Idee, dahinter ist einfach: die verspiegelte Oberfläche soll einen Teil des einfallenden Lichtes ablenken sodass möglichst wenig Licht das Panel trifft und der Kontrastverlust möglichst gering bleibt. Befindet sich die Lichtquelle, wenn man das Spiegelbild betrachtet nicht im Blickfeld und hält sich die Umgebungshelligkeit allgemein in Grenzen funktioniert das ganz gut; befindet sich die Lichtquelle aber im sichtbaren Bereich des Spiegelbildes kommt es zu einer störenden Spiegellung, ist die Umgebung zu hell wird schließlich das
eigene Spiegelbild so hell, dass es deutlicher zu sehen ist als der eigentliche Bildschirminhalt; spätestens an diesem Punkt sind matte Displays klar im Vorteil.
->In wirklich dunkler Umgebung nehmen sich die beiden Technologien nichts
->In sehr heller Umgebung sind matte Displays klar im Vorteil
->In mäßig heller Umgebung kann ein spiegelndes Display unter Umständen mit deutlich höheren Kontrasten punkten. Man muss dabei aber darauf achten, dass keine störende Lichtquelle im Spiegelbild sichtbar ist.
->kleine Punktlichtquellen, wie etwa die Tasten einer beleuchteten Tastatur können bei spiegelnden Displays in dunkler Umgebung störende Spiegelungen verursachen ohne gleichzeitig negative Auswirkungen auf den Kontrast zu haben
"Halb Matt"
Auch sollte nicht unerwähnt bleiben, dass verschiedene Displays unterschiedlich stark spiegeln, auch interressant ist Sonys "Xbrite" Beschichtung, diese ist zwar matt, reflekiert das einfallende Licht aber tendentiell eher in die Richtung des Ausfallswinkels bei einem normalen Spiegel; dadurch lässt sich ein ähnlicher Effekt erzielen, wie mit einer spiegelnden Beschichtung, es sind jedoch keine klaren Spiegelbilder erkennbar. In sehr heller Umgebung ist die Technik dennoch im Vergleich zu normalen matten Displays die schlechtere Wahl. Leider gibt es nur wenige ältere Monitore mit dieser Technik, da Sony die Produktion klassischer LCD Desktopmonitore eingestellt hat; man findet derartige Monitore aber in einigen Sony Notebooks.
Einige Bildschirme sind auch durch eine Glasscheibe vor dem Panel geschützt, diese kann jedoch auch mit einer anti-Reflexionsbeschichtung versehen sein sodass nicht alle Glasscheiben gleich stark spiegeln
Mattieren
Will man einen spiegelnden Monitor zu einem matten machen kann man ihn mit einer Mattierungsfolie bekleben. Es ist leider nicht ganz einfach diese Folien blasenfrei aufzutragen, um perfekt mit dem Rand abzuschließen muss man außerdem den Displayrahmen entfernen womit in der Regel die Garantie verloren geht. Beachten sollte man auch, dass es große Qualitätsunterschiede zwischen verschiedenen Folien gibt, manche verschlechtern etwa Kontrast und/oder Helligkeit deutlich.
Verspiegeln
Auch wenn man ein Display
verspiegeln will kann man zur Folie greifen; das ist aber nicht immer nötig: viele matte Displays sind in Wahrheit verspiegelt und besitzen nur eine matte Beschichtung, die entfernt werden kann.
Reflektiv:
Reflektive und insbesondere auch Transflektive Displays müssen hier gesondert betrachtet werden: einfallendes Licht wird von ihnen nicht einfach gleichmäßig diffus reflektiert sondern wird an dunklen Pixeln weniger stark reflektiert als an hellen; daher kann das Umgebungslicht solche Displays beleuchten und sie behalten auch in sehr heller Umgebung einen Kontrast von etwa 1:10. Transflektive Displays besitzen eine Hintergrundbeleuchtung um in dunkler Umgebung auch noch funktionieren zu können, Reflektive Displays verlassen sich vollständig auf das Umgebungslicht. Transreflexive und reflexive Displays gibt es auf LCD und ChLCD Basis, rein reflekive auch auf Basis von elektronischem Papier (eInk Display); Derartige Displays kommen aktuell vor allem bei Navigationsgeräten, E-Books, Taschenrechnern und tragbaren Messgeräten zum Einsatz (vielfach nur einfarbig), man kann sie auch bei einer Handvoll Tablets, Handys, Subnotebooks und MP3 Playern finden, Desktop PC Bildschirme dieser Art sind mir nicht bekannt. Auch gewöhnliche LCDs sind, wie gesagt, eingeschränkt reflektiv aber nur zu einem sehr geringen Anteil; in sehr heller Umgebung sinkt der Kontrast in der Regel auf deutlich unter 1:2 was aber zur Not noch ausreichen kann um etwa Schrift zu erkennen.
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Leider werden in gängigen Tests weder der Kontrastverlust noch die Spiegelstärke ermittelt, bestenfalls, vor allem bei Mobilgeräten findet man einfache, nicht standardisierte outdoor Praxistests
In dem Zusammenhang könnte man vielleicht den "Glanz"-Effekt bei vielen heutigen IPS-Monitoren erwähnen.
Von dem berühmten "IPS-Glitzern" hab ich zwar schon gehört, ich besitze aber keinen IPS Bildschirm mit dem ich es nachvollziehen könnte und ich kenne auch keine Erklärung dafür.