Linux als TV?

Paulebaer1979

Software-Overclocker(in)
Moin moin.
Wir nutzen aktuell einen Amazon Fire TV Stick und schauen darüber Prime, Netflix und RTL+. Mittlerweile nervt die Werbung dort sehr. Da meine Holde vor kurzem ne Woche in der Klinik war, habe ich am Schreibtisch per Mate-Rechner Serien geschaut, während aufm Windows-Rechner Civ lief. Da kam keine Werbung. Weder zwischen den Folgen bei RTL+ noch bei Amazon. Film/Folge anklicken, maximieren und genießen. Da klappt´s mit dem Pi-Hole wohl perfekt.
Habe mal etwas geschaut und noch ein paar "Altteile" entdeckt: 4770k mit 32GB Ram, Netzteil und ne 1660Ti. SSD und Gehäuse sind ja schnell besorgt. Die Frage ist, welches Linux paßt da am besten zu? Soll nur für den TV sein. Keine Spiele, keine Schreibarbeit. Am liebsten mit ner Oberfläche, die man ohne Fernglas von der Couch aus nutzen kann. TV ist ein älterer Grundig mit Full-HD Auflösung und 4 HDMI-Eingängen.
Bin gespannt, was an Vorschlägen kommt.
 
Einfach TV schauen mit einer TV-Karte geht z.B. mit Kaffeine, sofern die TV-Karte einen guten Linuxsupport hat.

Am besten integriert, wie einen richtigen TV, bekommt man das Fernsehen, Filmesammlung, Musiksammlung etc. mit Kodi. Das Problem ist nur: Man muss bei der Einrichtung einiges basteln, z.B. um tvheadend einzurichten und per Add-On in Kodi auf die dadurch bereitgestellten Streams zuzugreifen, falls man auf DVB-C/S/T setzt. Wenn man seinen TV damit steuern können will, braucht man so einen Adapter, weil die Grafikkarten in der Regel keinen eingebauten CEC-Support haben: https://www.pulse-eight.com/p/104/usb-hdmi-cec-adapter

Das kann natürlich extrem spaßig und lehrreich sein (z.B. wenn man an Satelliten-Technik interessiert ist oder Spaß hat, Scripte für Automatisierung zu schreiben), aber es ist nicht so, dass man das einfach mal eben so hinstellt und dann läuft es.
Auch die passende TV-Karte ist wichtig, damit zumindest die schon vom Kernel unterstützt wird, und man nicht erst Treiber bereitstellen muss.
Wenn man sich da durchbeißt, kann man allerdings quasi sein persönliches Traumgerät erstellen, inklusive z.B. Konsolenemulation, Steam etc., denn Kodi ist sehr wandlungsfähig und einer der zahlreichen Skins sollte passen. Ich würde da nur empfehlen, alles zu dokumentieren und ein Image zu machen, damit man die ganze Arbeit nicht nochmal machen muss, oder es zumindest leicht fällt.
 
Nur dran denken, dass man mit Linux gerne mal ausgesperrt wird, was HD-Content angeht. Wenn man nicht direkt die Apps am SmartTV nutzt oder die vorgesehenen Browser oder Webapps, dann sieht man wegen DRM gerne auch mal als Premiumkunde nur 720p, trotz 4K Abo.
Da der Fernseher nur FullHD hat halten sich die Abstriche da in Grenzen, aber nicht enttäuscht sein, wenn es Probleme mit der Auflösung des gestreamten Contents gibt.
 
Wie viel Werbung soll der filtern? Nutzt du Browser oder Apps?

Wenn es dir nur um Youtube geht, reicht dir vielleicht die App SmartTube. Die APK kann man sich auf GitHub besorgen. Bei mir läuft es wunderbar. Die App überspringt auf Wunsch automatisch langweilige Musik-Intros.

Von Brave gibt es auch eine APK-Version auf Github: https://github.com/brave/brave-browser/releases/tag/v1.56.20
Brave habe ich noch nicht getestet.
 
Will eigentlich per Firefox Amazon, Netflix und rtl+ nutzen. Per Stick am TV kommt bei Prime und rtl+ zwischen den Folgen Werbung. Stick an sich startet direkt mit Spots für Amazonproduktionen inklusive Ton (lauter als andere Inhalte).
 
Ich würde dich auch mal auf die kodinerds-Community hinweisen wollen.

kodinerds.net

Eine sehr engagierte Community. Sie bietet auch ein eigenes Repo für Kodi an. Darin enthalten sind Dinge wie zB. ein ARD-ZDF-Mediathek-Plugin, was in der Regel auch funktioniert und Livestreaming anbietet. Und anscheinend haben sie auch Lösungen für Netflix (habe ich selber nicht getestet)...

Das ganze würde unter der normalen Kodi-Oberfläche laufen, die sich auch mit Gamepads oder früheren Windows Mediacenter-Fernbedienungen steuern lässt.

Eine Standard-Möglichkeit, Kodi zu benutzen, wäre z.B. die Fix&Fertig-Lösung LibreELEC. Ein minimales Linux, was nichts weiter tut, als Kodi zu betreiben. Allerdings habe ich es länger nicht mehr getestet, und auch nicht mit dem Kodinerds-Repo...

Die Möglichkeit, den PC weiterhin auch als Desktop betreiben zu können, würdest du wahren, indem du einfach eine Linux-Distribution xy nimmst, evtl. mit einem kleineren Desktop wie XFCE, und dann per Autostart in Kodi starten würdest. Praktischerweise gibt es in Kodi auch die Möglichkeit, den PC aus Kodi herunterzufahren. D.h. es reicht das Gamepad oder die FB und man braucht nicht auf den Desktop, wo man dann per Maus und Tastatur runterfahren müsste. Aber man würde sich die Möglichkeit offenhalten. Man könnte ggf. einfach den Autostart entfernen, Maus und Tastatur anschließen und hätte einen normalen Linux-Desktop.

Eine interessante Variante könnten dabei Immutable Distributionen wie Fedora Silverblue oder openSUSE Aeon/Kalpa als Unterbau sein, da sie theoretisch in der Lage sind, sich im Hintergrund weitgehend selbstsändig aktuell zu halten. Kodi käme dann als Flatpak. Allerdings habe ich diese Kodi-Flatpak-Variante noch nicht selbst getestet (v.a. hinsichtlich Repos und Autostart oder Shutdown).

Ebenso interessant wäre es, zu gucken, wo Kodi inzwischen sonst noch so standardmäßig "verbaut" wird. Es gibt da z.B. Recalbox. Der PC wird zu Emulator-Spielkonsole und startet in eine Oberfläche, die sich mit Gamepad bedienen lässt. Von dort aus lässt sich dann Kodi starten. Es gibt aber auch die Option, direkt in Kodi zu starten. Und wenn du Kodi verlässt, bist du auf der Emulator-Auswahloberfläche. Dann kannst du dir noch ein paar Homebrew-Spiele besorgen und hast nebenbei eine kleine Spielkonsole...

Hier ist z.B. die Anleitung von Kodinerds zu RTL+:

Das tolle an Kodi ist die Oberfläche, mit der wirklich jeder zurecht kommen sollte. Die Addons usw. werden von einer Community gepflegt, d.h. es kann sein, dass sie ab und an für kurze Zeit nicht gehen. Oder man das Addon für eine Funktion wechseln und neu konfigurieren muss. Wobei es wiederum ein Vorteil ist, dass dies möglich ist. Bei einem Smart TV im Haushalt meiner Eltern wurde z.B. der ARD-Mediathekszugriff über eine App unterstützt, die nur der Hersteller warten konnte. Der hatte aber irgendwann keine Lust mehr. Die App verschwand von einen Tag auf den anderen, damit auch die Möglichkeit zum Mediathekszugriff, und ohne eine Option, hier nur am Gerät irgendwie Abhilfe zu schaffen...
 
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