AW: Facebook: Baden-Württemberg verbietet Social Network für Lehrer im Dienst
Ehrlich gesagt sehe ich mehrere Argumente, die hier angebracht werden:
- Benachteiligung derer, die FB nicht nutzen wollen: Das ist haltlos, da ab einem gewissen Alter auch ohne Zutun des Lehrers jeder Schüler ein Profil dort hat. Damit ist auch der Punkt bezüglich der Gewinnorientierung für mich abgehakt. Man könnte ironisch anmerken, ob ich Elternbriefe nicht per Post schicken darf, weil sonst die Post daran verdient...
Das ist eine schilchtweg falsche Unterstellung! Es gibt genug Menschen, die kein! Profil haben. Meinen Kindern würde ich das auch kategorisch untersagen, wenn Sie dies wollten. Die Folgen für die Zukunft sind einfach nicht absehbar, und gerade Kinder und junge Erwachsene sind hier einfach VIEL zu naiv. Eine Vernetzung insbesondere mit Schulkammeraden ist daher kategorisch zu unterbinden.
Und bzgl Post. Es gibt so etwas, das nennt sich Hauspost
Ich weiß nicht, wie das bei euch ist, aber bei uns lief sowas meines Wissens früher über die städtische Post.
- Vermischung Privat- und Berufsleben: Das ist als Lehrer nicht mal ansatzweise möglich. Sobald ich das Haus verlasse, werde ich von meinen Schülern oder ihren Eltern angesprochen. Ich kann ihnen zwar sagen, dass ich gerne mit ihnen einen Termin ausmache, aber verhindern kann ich das nicht. In FB kann ich das zumindest persönlich auch steuern.
Es geht hier auch weniger um den Lehrer, als um den Schüler. Sein Privatleben hat weder den Lehrer zu interessieren, noch umgekehrt den Schüler das des Lehrers...
- Personenbezogene Daten: Wenn es hier um Noten, Adressen etc. geht, muss ich einfach sagen: Wer so doof ist, so etwas über FB zu posten, hat meiner Meinung auch keinen Hochschulabschluss verdient. Aber muss deshalb jeglicher Kontakt verboten sein?
Es geht nicht mal zwangsweise um derartiges. Allein schon der Hinweis: "Denk dran, dass du das mitbringst, und nicht wieder vergisst" ist schon sehr nachteilig. Als Personaler würde ich den "Schüler" als Lehrstellenkandidat mal direkt auf die Abschussliste setzen. So jemanden kann ich nämlich nicht gebrauchen...
Das ist eben auch GENAU das Problem... Durch die Forcierung durch Lehrer wird die Nutzung von FB noch verstärkt. Der schulische Zusammenhang muss als nicht mal zwingend erforderlich sein. Sieh die Nutzung von FB durch Lehrkräfte gegenüber Schülern und Eltern eher als "Anfixen mit Stoff" an. Es reduziert die Hemmschwelle, und suggeriert, das ja "nichts schlimmes dran sein kann, wenn es selbst die Lehrer nutzen". Genau das ist aber eine gefährliche Suggestion.
Wir verbieten auch nicht das Autofahren nur weil es Leute gibt, die besoffen Unfälle bauen. Und dass ein durchschnittlicher Jugendlicher zwischen 13 und 18 in Deutschland Schüler ist, dürfte für FB auch so leicht rauszubekommen sein. Alle anderen Daten, wie "Denkt morgen beim Ausflug an eure Regenjacke" ist doch wurscht.
Geh mal in den Chemie/Physik/Werken Unterricht. Da werden den Schülern und auch den Lehrern mehr als genug Vorschriften gemacht, weil diese eben mit Risiken verbunden sind. Und genau so verhält es sich hier auch. FB birgt sowohl ein großes Suchtpotenzial, als auch gravierende Nachteile/Konsequenzen für das gesamte restliche Leben. Es ist daher sehr verantwortungsvoll, FB nicht auch noch über die Schule zu forcieren.
Was natürlich aber gleichzeitig passieren muss ist eine intensive Aufklärung durch das Lehrpersonal, damit die Kinder/Schüler eben langsam an das Thema heran geführt werden, und sich der Gefahren und Konsequenzen bewusst werden. Da diese aber im Vergleich zum Nutzen in keinem Verhältnis stehen, ist es angemessen, dass der Einsatz von FB und gleichartigen Diensten an Schulen untersagt wird.
Als Lehrer ist dieser Kommunikationsweg der Kürzeste, Schnellste und Unkomplizierteste.
Das spielt jetzt welche Rolle? Du wirst dafür bezahlt, und hast dich strikt an Dienstanweisungen zu halten, und wenn die Vorschreibt, das alles in 10facher Ausfertigung gemacht werden muss, dann wird das eben so gemacht. Ich sag mal nur Dienst- Treue- und Gehorsamspflicht des Beamten, und wenn du jetzt meinst, dass du nur im öffentlichen Dienst tätig bist, also nicht verbeamtet, dann muss ich sagen, lass sich diese Regelungen zu einem Großteil inhaltlich übertragen...
E-Mails werden kaum gelesen, Aushänge ebenso. Ich sehe die Probleme genauso, aber dann muss mir das Land als mein Dienstherr eine Alternative bieten, die dasselbe kann. Und Moodle...ernsthaft?!
[/quote]
Viel wichtiger finde ich: Wir müssen unsere Schüler fit in Datensicherheit und Umgang mit sozialen Plattformen machen. Dazu gehört aber auch ein Vorbild, das immer gern beim Lehrer gesucht wird. Warum nicht auch hier? Schult Lehrer, schult Schüler, baut ein deutsches, Datensicherheit bietendes Konzept auf...
Richtig, da dies aber bisher noch nicht geschehen ist, ist es der einzig richtige Schritt zum Schutze von allen Beteiligten
Als Abschluss noch ein Hinweis: Wir sprechen hier von Schülern, die ab 13 ein Konto erstellen dürfen, nicht von Grundschülern. Wenn Eltern ihrem Kind schon früher ein Konto erstellen, sind diese schuld, aber kein Lehrer wird mit diesen Schülern wichtige Dinge absprechen. FB ersetzt nicht die persönliche Kommunikation. Wer so etwas behauptet, schürt hier nur Ängste, die absolut daneben sind.
Bin selbst Lehrer und habe heute lange mit vielen Kollegen diskutiert, die darüber nur den Kopf schütteln konnten. Denn die Realität sieht wieder ganz anders aus, als Eltern und leider damit die Verantwortlichen in den Kultusministerien es behaupten.
Was Eltern und auch Schüler in ihrem privaten Umfeld machen, ist VÖLLIG! egal. Das ist ihr Bier. Als Lehrer greifst du aber ständig! in das Erziehungsrecht der Eltern ein, welches durch das GG gedeckt ist... Eigenmächtiges Handeln eines Lehrers ist daher immer mit größter Vorsicht zu genießen, und Lehrer sollten sich dessen auch immer sehr bewusst sein... Eine gute Bekannte von mir meinte es vor einigen Jahren auch mal gut, aber wäre ich ein Elternteil der Schüler gewesen, wäre Sie vorm Kadi gestanden, und ziemlich sicher verurteilt worden...