ÖPNV setzt eine gewisse Bevölkerungsdichte vorraus um auch nur ökologisch, geschweige denn ökonomisch, Sinn zu ergeben. In einer Großstadt mag das noch funktionieren, aber eben genannte "Speckgürtel" lassen sich Prinzipbedingt nicht hoch getaktet direkt anbinden ohne dabei mehr zu Verschwenden als Individualverkehr.
Wobei der Anteil an Nutzern ebenfalls ein sehr wichtiger Faktor ist. Klar, die Bevölkerungsdichte in den Teilen der Welt, wo alle 60-90 Sekunden eine Bahn ankommt, ist überdurchschnittlich hoch. Allerdings dürfte dies dort auch auf den Anteil der Bevölkerung zutreffen, der solche Beförderungsmittel nutzt. Bei gleicher Bevölkerungsdichte wäre also auch bei uns noch einiges "zu holen", egal ob Kernstadt/Großstadt oder Randgebiet. Es müssten eben mehr Menschen die entsprechenden Mittel (Busse und Bahn) nutzen, und ihr eigenes Auto einfach mal stehen lassen (oder gar abschaffen).
Gerade in den Ländern mit relativ hoher Frequenz bzgl. öffentlicher Beförderungsmittel ist das Auto um Welten nicht so sehr ein "Statussymbol" wie bei uns - nicht zuletzt auch aufgrund des Einkommens. Entsprechend gering ist dort sehr oft der Anteil an Menschen, die überhaupt ein eigenes Auto haben. Und entsprechend hoch ist der Anteil an willigen ÖPNV-Nutzern in der Bevölkerung.
Nicht du oder ich entscheiden wie es weiter geht, sondern die großen Konzerne (Bosch, VW, Mercedes, Siemens usw.) die wirken auf die Politik ein.
Naja, das ist so gesehen nicht korrekt. "Wir" entscheiden durch unsere Nutzung/unseren Konsum, wohin die Reise geht. Die Hersteller sind hierbei der unzuverlässigste Faktor, denn wenn es nach denen geht, würden wir 2100 noch Verbrenner fahren (einfach weil deren Verdienst damit am höchsten, und nötige Investitionen am geringsten sind/wären). Und die Politik bestimmen eigentlich auch wir. Die sollte aber eigentlich nur die Rahmenbedingungen definieren. Leider ist es (bei uns) aber so, das durch die enge "Verknüpfung" mit der Industrie eine Befangenheit besteht. Ich erspare mir an der Stelle das Aufzählen von Beispielen, zufällig sind davon gerade ausreichend in den Medien.
Mit Hersteller und Politik wird mMn immer dann argumentiert, wenn man sich (als Bürger/Konsument) sein eigenes Versagen/Unvermögen nicht ein eingestehen will.^^
E-PKW sind es definitiv nicht.
Ökologisch/umwelttechnisch nicht der wichtigste Punkt, da stimme ich dir zu, aber dennoch ein sehr wichtiger Punkt. Bloß weil wir an anderer Stelle noch mehr Müll in die Umwelt pumpen, ist die Mobilität nicht automatisch unwichtig. Und was ist mit den sekundären Auswirkungen?
Zum einen ist das Auto des Deutschen liebstes Spielzeug. Veränderungen hier werden am stärksten wahrgenommen. Wer sich ein E-Auto kauft, muß seine Mobilität zumindest etwas anpassen. Er mag also nicht zwangsweise mitbekommen wie ineffizient sein Verbrenner die letzten 30 Jahre war, aber er wird ab jetzt bzgl. Verbrauch sensibilisiert. Wieviele kWh gehen in meinen Akku, wie weit komme ich damit, wo ist die nächste Ladesäule. Und nicht einfach nur "ich tanke immer für 50 o. 150€/Monat".
Ebenso wird er zwangsweise auch für die sekundären Bereiche sensibilisiert. Woher kommt mein Strom eigentlich, und wie wird er verteilt? Strom verbrauch nicht nur sein Auto, sondern auch sein Haushalt. Entsprechend findet hier evtl. auch ein Umdenken, zumindest aber eine Sensibilisierung statt. Vielleicht doch lieber ein A+++ statt nur A+ Gerät, muß das Wasser in der Dusche wirklich laufen wenn ich mich gerade einseife usw.
Ich denke dass die Individual-Mobilität, auch wenn sie über kurz oder lang eh verschwinden wird, auch ein sehr wichtiger Faktor ist. Wer mit dem Thema E-Auto in Verbindung/Berührung kommt, der macht sich auch eher mal Gedanken um andere Optionen. Ähnlich den Energiesparlampen damals. Keine "Sau" hat sich dafür interessiert wieviel Strom er mit Licht verballert. Aber als plötzlich diese Energiesparlampen im Gespräch waren, da wollte fast jeder mitreden. Genau wie beim Standby-Verbrauch. Früher mal zweistellige Watt-Beträge, heute sind es (in der Regel) nur noch 0,5W oder so. Was einem früher komplett egal war, kann heute schon kaufentscheidend sein.
Und das Thema E-Auto hat mittlerweile ja schon viele Menschen zum nachdenken gebracht, selbst wenn sie noch keines haben (oder auch nicht vorhaben so schnell eines zu kaufen). Und nun schaue man sich mal die Besitzer solcher Fahrzeuge an. Sehr oft war der ökologische Aspekt gar nicht kaufentscheidend (höchstens als Alibi). Aber mit dem Auto kam eben auch ein Umdenken, und plötzlich kennen sich viele mit Effizienz, Erneuerbaren-Energien usw. aus, die sich vorher gar nicht dafür interessiert haben.
In der Statistik macht die Mobilität vielleicht 20% (?) vom Endenergieverbrauch aus. Aber in der Realität fühlen sich diese 20% für die meisten "Autofahrer" nach deutlich mehr an. Daher denke ich, dass die E-Mobilität (E-Autos) ein sehr wichtiger Faktor - wenn nicht sogar der wichtigste Faktor - ist, wenn um darum geht ein Umdenken bei den Menschen herbeizuführen.