Nachdem ich dieses Frühjahr ein Schlüsselerlebnis im Bezug auf Konsolenspieler hatte, überrascht es mich eigentlich nicht mehr, dass sich Spiele wie BO II wie geschnitten Brot verkaufen. Auf meinem Weg zur Uni hatte ich zwei etwa 17 bis 18 Jahre alte Vorzeigeexemplare des modernen Konsoleros direkt vor mir sitzen.
Woran ich sie erkannt habe?
Ganz einfach! Beide trugen Xbox360 Controller mit sich rum und waren in eine Unterhaltung vertieft der ich nicht so ganz folgen konnte. Ich hab versucht mir auf die Gesprächsschnipsel einen Reim zu machen, aber es die ganze Thematik hatte etwas sehr paradoxes an sich. Es ging nämlich in einem Moment um Begriffe wie 180°s oder 360°s und im nächsten Moment ging es um Waffenhandling und Trickshots. Daher ging ich zunächst davon aus, dass die beiden evtl. über etwas sprachen, das in die Richtung Tony Hawk und Konsorten ginge. Nur bei dem Waffenthema wurde ich dann stutzig und was ich dann rausfand hat mich schon ziemlich schockiert.
Einen FPS auf einer Konsole zu steuern gestaltet sich zwangsläufig etwas schwerer als auf einem PC bedingt durch die Unterschiedlichen Eingabegeräte. Ein Gamepad mit seinen beiden Sticks stellt für präzisionsbasierte Vorgänge wie Zielen einfach zwangsläufig eine suboptimale Möglichkeit dar, vorallem wenn man es mit dem Handling einer Maus vergleicht. Und wenn ich das ganze Richtig verstanden haben sollte, dann wird diese Schwäche recht häufig mit sog. Aim-Enhance-Funktionen verschleiert. Das Ganze funktionert offensichtlich so, dass wenn man das Fadenkreuz auch nur halbwegs in Richtung des vermeintlichen Ziels bewegt, hilft das Programm etwas nach und justiert das Fadenkreuz freundlicherweise genau auf dem Gegner. Wer damals HL1 gespielt hat, wird sich an eine ähnliche Funktion erinnern, die man in den Optionsmenüs an bzw. ausschalten konnte.
Was mich jedenfalls schockiert hat, ist der Trend bei dem alles so weit vereinfacht bzw. casualisiert wird, dass es weder eine Einarbeitungs noch eine Lernphase gibt. Besonders schwere Ausmaße hat das ganze jetzt bei BO II angenommen. Bisher haben die COD Teile mir und meinem Freundeskreis eigentlich immer ein paar unterhaltsame Stunden im Multiplayermodus beschert, aber BO II scheint das wohl nicht zu gelingen. Man hat hier, offenbar mit voller Absicht, mit vielen alten Shootertraditionen gebrochen um das Spiel massentauglicher zu machen. So bietet beispielsweise ein Großteil der Objekte auf den MP-Karten einfach ideale Vorraussetzungen um sie als Deckung zu nutzen. Zugegeben das liest sich das auf den ersten Blick eher positiv, aber denken wir doch mal zurück an die vergangenen Generationen von FPS. Dort gab es stets wenig bis garkeine "perfekten Deckungsmöglichkeiten" man konnte dort auch von dem "the box your mortal enemy"-prinzip sprechen. Ein weiteres Indiz dafür, dass spielerischer Anspruch nicht länger Teil des Entwicklungsparadigmas ist, stellt die Balance zwischen den Waffen dar. Dieser Trend ließ sich schon bei MW 3 erkennen, als man einsehen musste, dass Mps auch auf etwas größeren Distanzen mit den Sturmgeweheren mithalten und diesen sogar zum Teil den Schneid abkaufen. Nun bei BO II wurde das ganze nochmal etwas stärker hervorgehoben. Dort verhält sich die Waffenbalance nämlich so, dass man eigentlich gezwungen ist, sofern man eine passable All-round-Lösung möchte, eine MP zu benutzen. Als Fan von Sturmgewehren stösst mir persönlich das ganze schon etwas auf, aber es ist jetzt auch nicht so, dass man mit Sturmgewehren auf verlorenem Postem steht. Man hat es halt nur etwas schwerer wie ich finde.
Die versprochenen Dedicated-Server gibt es meiner Meinung nach nicht wirklich, denn die Problematik mit der Lagcompensation, welche schon aus MW3 bekannt ist, die findet man auch in BO II.
Ich finde es sehr schade, dass die Dummheit vieler Menschen mitlerweile bei der Entwicklung von Spielen miteinberechnet wird.