Wie definierst du denn "Marktführer"? Letztens hat die PCGH doch gemeldet, dass AMD auf dem Consumer-Markt mehr CPUs als Intel abgesetzt hat. Ist AMD damit Marktführer und du "müsstest" Intel kaufen?
Gute Frage, die man sicher unterschiedlich beantworten kann.
Ich definiere den Marktführer als denjenigen, der den meisten Umsatz macht, und zwar alle Sparten addiert.
Mir persönlich ist es egal, wer gerade Marktführer ist. Ich kaufe das Produkt, was die meiste Leistung fürs Geld bei meinem Workflow bietet. Beim letzten Kauf war das Intel. Nächstes mal kann es AMD sein. Oder vielleicht gibt es bis dahin einen dritten Spieler auf dem Markt. Ich gebe ja nicht mehr Geld aus um weniger nutzbare Leistung zu bekommen, das wäre ja schwachsinnig.
Es gibt aber noch mehr als nur die pure Rechenleistung und selbst diese fällt je nach Anwendungsszenarium teils sehr unterschiedlich aus.
Nur mal als Beispiel die vor-Ryzen-Ära, über die FX-CPUs wurde ja viel geschimpft, dennoch gibt es gar nicht so wenige Leute, die sich z.B. einen FX-8350 gekauft haben und auch heute nur nutzen.
Diese CPU ist in Spielen die auf wenige Kerne skalieren und vornehmlich von IPC und Takt profitieren den Intel-CPUs aus dem gleichen Zeitraum deutlich unterlegen, bei Multicoreanwendungen aber steht der alte FX-8350 dann gar nicht so schlecht da und kann teils mit Intel gut mithalten, wenn auch bei einem deutlich höheren Energieverbrauch.
Außerdem gibt es den Punkt der Verarbeitungsqualität und Langlebigkeit, Leistung haben die heutigen CPUs ja meist eh mehr als genug für einen normalen Privatanwender. Aber der normale Nutzer will nur so selten wie möglich Geld für neue Hardware ausgeben müssen, also eine möglichst lange Lebensdauer der Hardware erreichen. Hier kann AMD punkten, weil sie die Heatspreader verlöten (außer beim R3-2200G und R5-2400G) und damit für eine bessere Kühlbarkeit und niedriere Temperaturen sorgen. Auch halte ich den PGA-Sockel für weniger anfällig, was aber vorallem daran liegt, daß Intel ab Skylake das Substrat der CPUs dünner gemacht hat, was in Verbindung mit dem LGA-Sockel mit einer höheren Anfälligkeit der CPU-Platine für Verformungen einher geht, wenn schwere Kühler mit hohem Anpressdruck montiert werden oder wenn der Rechner zu ruppig bewegt/transportiert wird.
Dazu kommt die Möglichkeit, bei einem defekten Teil noch Jahre später neuwertigen Ersatz zu bekommen. Beim AMD sind es bei AM4 insgesamt etwa 4 Jahre, in denen es neue CPUs für die Plattform gibt, die auch auf älteren Board nach einem BIOS-Update noch laufen. Man wird aber vermutlich deutlich länger noch neuwertige AM4-Boards im Einzelhandel nachkaufen können.
Bei Intel wird der Sockel so oft gewechselt, ebenso der Chipsatz, daß es oft schwierig ist, nach wenigen Jahren noch eine gute Auswahl an neuwertigen Ersatz-Boards zu bekommen.