Schon beim Auspacken der Platine fällt auf: Das Board ist mit rund
1,8 Kilogramm (!) unglaublich schwer und vermittelt bereits beim Erstkontakt einen sehr hochwertigen Eindruck. Dies liegt nicht zuletzt an der Verwendung zahlreicher metallener Komponenten, die sich bis auf die Rückseite der Platine erstrecken. Die hier angebrachte, rund ein Drittel der Platine abdeckende und ca. 6 Millimeter hohe, Aluminium-Backplate dient jedoch nicht zur zusätzlichen Kühlung oder Versteifung, sondern verfolgt maßgeblich den Zweck der am rechten Mainboardrand angebrachten RGB-Beleuchtung Platz zu bieten. Letztere stellt zugleich eine der Kernneuerungen der Platine dar und umfasst gleich sechs mittels AURA-Software individuell konfigurierbarer Licht-Bereiche auf dem Mainboard (VRM-Kühler, "Northbridge"-Kühler, PCIe-Rastnasen, PCH-Kühler, rechter Mainboard-Rand, SupremeFX-Bereich - optionale sogar weitere LEDs über Steckplatz). Das schlichte Design der Platine in Grau-/Schwarztönen gibt sich gegenüber dem vorangegangen ROG-Design in Schwarz/Rot deutlich universeller und lässt sich nun nach individueller Vorliebe frei anpassen - das gefällt! (An dieser Stelle pro forma auch der Hinweis an etwaige "Kirmeskritiker": Ja, die Beleuchtung ist im BIOS auch komplett abschaltbar.)
Doch wir wollen uns nicht von bunten Farben ablenken lassen und richten den Blick im Detail auf die Platine. Dominierend wirkt die massive Kühlverbund an Spannungswandlern und der PCH-Kühlkörper. Der eigentliche Kühlkörper auf den Spannungswandlern verbindet sich mittels vernickelter Heatpipe mit dem massiven Aluminium-Druckgussteil am IO-Bereich, welches mit seiner großen Oberfläche so aktiv zur Kühlung beiträgt. Inwiefern dies von Erfolg gekörnt ist und wie es um die Wirkungsweise des Kühlsystems bestellt ist, klärt der Praxisteil des Tests. Die Platine im E-ATX Format bietet darüber hinaus starke sieben 4-Pin-PWM-Lüfteranschlüsse. Sechs davon sind auf ein Ampere belastbar, ein Anschluss stemmt gar bis zu drei Ampere ("Hi-AMP"). Zwischen PWM und DC Betrieb schaltet das Board je nach angestecktem Lüfter selbstständig um, die Regelung übernimmt übrigens eine überarbeitete Version des FanXpert-Controllers. Beispielsweise lassen sich über das UEFI grafisch Lüfterkurven erzeugen, sowie Onboard-Temperatursensoren als Regelquellen konfigurieren. Die Onboard-Lüftersteuerung erhält so schon beinahe den Funktionsumfang externer, bekannter Lüftersteuerungen.
Beim CPU-Sockel setzt ASUS auf die eigens entwickelte
OC-Socket-Lösung, welche gegenüber dem LGA2011-3 über rund 60 zusätzliche Pins Kontakt zur CPU (Haswell-E oder Broadwell-E) aufnimmt. Leider verliert einer der Hauptvorteile (Ermöglichung hoher Uncore-Taktraten) mit Broadwell-E etwas an Fahrt, da die CPU-Generation generell nicht gerade als Übertaktungswunder bekannt geworden ist. Für Extreme-Übertakter aber auch heute noch ein durchaus hilfreiches Feature um stabile Spannungen im Grenzbereich und in Verbindung mit flüssigem Stickstoff zu ermöglichen. Bei genauerem Hinsehen ist zwischen den zahlreichen Kondensatoren im Innern des Sockels ein Durchgangsloch zu entdecken, welches es Extrem-Übertaktern ebenso ermöglicht einen Temperaturfühler an der CPU-Unterseite anzubringen. Dass der Sockel zudem aber auch für Anfänger entwickelt worden ist, zeigt die Montagehilfe zum korrekten Einlegen der CPU - Im Praxisteil dieses Tests findet das Feature mit einer Broadwell-E-CPU Anwendung. Beim Speicherinterface sind die vier grauen Slots primär mit Modulen zu bestücken und ermöglichen ohne Baseclock-Änderung mit entsprechenden Teilern zumindest auf dem Papier bis zu DDR4-3.333-Betrieb. Die Gesamtkapazität aller acht Slots fällt plattformtypisch mit 128 GiByte üppig aus.
Die Spannungsversorgung der CPU kommt mit acht hochwertigen Phasen aus und bezieht über 8- (zwingend) und 4-Pin-Stecker (optional) Strom vom Netzteil. Die PowerStages (High-/Low-Side-MosFET und Driver in einem Package) der Firma International Rectifier vom Typ
IR3555 stemmen jeweils starke 60 Ampere und bieten somit mehr als ausreichend Spielraum - auch für Experimente mit flüssigem Stickstoff. Die Induktivitäten sind hauseigene "Micro-Fine-Alloy" Spulen und bei den Kondensatoren kommt eine Mischung aus Polymer, Keramik und Tantal-Bauteilen zum Einsatz. Der Speicher verfügt je Seite über zwei Phasen (Texas Instruments
CSD97374Q4M NexFETs, 25 Ampere Dauer-, 60 Ampere Spitzenstrom). Die Fülle der Bauteile, sowie die acht Speicherbänke engen den Platz um den LGA-2011-3-Sockel ein. Nachfolgende Grafik soll helfen etwaige Kompatibilitätsprobleme vorab abzuschätzen. Distanzen beziehen sich auf den Mittelpunkt des Sockels / oder die Mittellinie des ersten PCIe-Slots und sind ohne Millimeter-Maß dargestellt.
Mit dem feststehenden IO-Shield findet ein weiteres branchenneues Feature den Weg auf die Platine. Das Ganze hinterlässt gegenwärtig aber noch einen unfertigen Eindruck, denn eine deutlich kleinere Umrandungsblende muss nachwievor im Gehäuse befestigt werden, insofern kein unschöner Spalt offen bleiben soll. Dennoch eine tolle Idee - bitte weiterentwickeln und komplett auf dem Board integrieren. Schnittstellenseitig gibt beginnend mit Tastern für CMOS-Reset und BIOS-Flashback eine lange Liste abzuarbeiten. Vier USB-3.0-Anschlüsse stammen über einen USB-Hub (ASM1074) direkt vom X99-Chipsatz. Die vier (!) USB-3.1-Ports, je zwei im A- und C-Format, realisiert das Boardlayout über zwei Asmedia ASM1142 Zusatzcontroller. Bei den Netzwerkcontrollern kommen zwei Intellösungen mit jeweils 1 Gbit im klassischen RJ45-Format zum Einsatz (WGI218V am X99-PCH sowie WGU211AT über PCIe-Hub). Das WiFi-Modul wird durch ein AzureWave-Modul (BMC94360HMB) nach aktuellstem Standard realisiert, welches 3x3 1300 Mbps WLAN und Bluetooth bietet. Zuletzt finden sich noch zwei USB-2.0-Ports (für BIOS-Flashback und Keybot-Funktionen) sowie ein klassischer PS2-Anschluss im IO-Panel. Soundseitig bietet sich eine 7.1-Lösung mit entsprechenden 3,5 Millimeter Klinkenanschlüssen, sowie ein optischer Ausgang (TOSLINK) an.
Die beiden SATA-Express-Anschlüsse vom Vorgänger (schnittstellentechnisch eher im Bereich eines Rohrkrepierers) weichen mit dem Rampage V Edition 10 modernen U.2-Steckplätzen. Dazu gesellt sich eine wahre Armada von zehn SATA-6Gbps-Anschlüssen an der Zahl (allesamt vom X99-PCH). Den M.2-Slot bringt ASUS in unmittelbarer Nähe zum PCH an und schafft ausreichend Platz für Modullängen bis 110 Millimeter. Die Anbindung ermöglicht mit vier PCIe-3.0-Lanes gefühlt uneingeschränkte Bandbreiten - Toll ist auch, dass die Schnittstelle in Verbindung mit 4-way-SLI aktiv bleibt!
Bei den Steckplätzen für Erweiterungskarten kommen zumindest für die X16-Grafikkartenslots (sowie bei den Ramslots) das von ASUS patentierte Safeslot-Design zum Einsatz. Entsprechend verbessern sich die Festigkeiten des Slots dank metallener Strukteren und direkter Verbindungen mit dem PCB in allen drei Raumrichtungen signifikant (+43 ... 83 Prozent nach Angaben von ASUS). Die Rastnasen zur Arretierung der Erweiterungskarten sind transparent ausgeführt und werden von den darunter befindlichen RGB-LEDs illuminiert. Hierbei ist auch ein kleiner Switch auf dem Board angebracht, der im Standy-Zustand die richtigen Slots für 2-way oder 3-way-CrossfireX/SLI durch die entsprechenden LEDs anzeigt. Die kleineren PCIe-X1 und -X4-Slots sind offen ausgeführt und können so auch größere Karten aufnehmen. Zwischen den Slots finden sich zahlreichen PCIe-Switches wieder, die die ausgeklügelte und umfangreiche Lane-Verteilung regeln. Um die Signalintegrität bei diesen Eingriffen und unterschiedlichen Signalwegen zu erhalten, werdem sogenannte Re-Driver eingesetzt die das Signal stabilisieren/verbessern (bspws. der ASM1467 für den M.2-Slot). Die Funktion als Soundgeber onboard übernimmt ein Realtek ALC1150, welcher unter der SupremeFX-Abdeckung (die ASUS eigene Bezeichnung der Soundlösung) in einem Metallgehäuse gekappselt liegt und vom restlichen PCB durch Unterbrechung der Leiterbahnen getrennt ist.
Im rechten oberen Bereich gruppieren sich zahlreiche Features für den geübten Übertakter. Von den Start- und Restartknöpfen und der QLED, welche die Fehlersuche erleichtert, hat der Durchschnittsnutzer aber ebenso etwas, wie von vier verschiedenfarbigen LEDs neben dem 24 Pin Stromanschluss, welche den aktuellen POST-Schritt signalisieren. Neu sind die DIP-Schalter für das (De-)Aktivieren einzelner Speicherslots. Diese erfüllen die selbe Funktion, wie der schon vom Vorgänger bekannte zweite Schalter-Baustein der die PCIe-X16-Steckplätzen bedient. SMD-LEDs neben den jeweiligen Schaltern signalisieren, ob im jeweiligen Kanal eine Komponente erkannt worden ist. Weitere Features sind Spannungsmesspunkte, MemOK- und Retry- und Safe-Boot-Taster sowie ein Slow-Mode-Schalter und LN2-Mode-Jumper.
Am unteren Rand finden sich ein 4-Pin-Molex-Anschluss, um den Erweiterungsslot zusätzlich Energie zuzuführen. Die Nutzung empfiehlt sich vornehmlich bei umfangreichen und übertakteten Multi-GPU-Aufbauten. Ein Header für das TPM (Trusted Plattform Module) ist ebenso an Board wie USB3.0- (2x) und USB2.0-Header (1x). Des weiteren finden sich die Anschlüsse für Verkabelung mit dem Gehäuse (LEDs, Taster und Audio), der Taster zum BIOS-Wechsel sowie ein Thunderbolt-Header. Der ROG Extension Header kann genutzt werden, um beispielsweise das ROG OC Panel (optional) mit dem Board zu verbinden. Der Fan Extension Anschluss nimmt dagegen die mitgelieferte Platine auf, welche weitere drei (regelbare) Lüfter- und Temperaturanschlüsse bietet. Der RGB Header ermöglicht den Betrieb und Steuerung von "AURA ready" Zubehör.
Beim Edition 10 ist die Herkunft im Direktvergleich mit dem Rampage V Extreme klar. Auf den ersten Blick gleichen sich die Boards in weiten Teilen, wie ein Ei dem anderen. Wer nun jedoch meint ASUS hätte es bei einem einfachen farblichen Wechsel und ein paar RGB-LEDs belassen, liegt aber komplett falsch. Genauer betrachtet, finden sich in nahezuallen Bereichen teilweise tiefgreifendere Überbeitungen im Design. Die bewährte 8-phasige CPU-Stromversorgung und das generelle Layout und Kühlkonzept übernimmt der neue Spross aber komplett vom Vorgänger.
Beim UEFI-Menü orientiert sich ASUS am Board-Design und hat auf schlichtes Grau/Schwarz mit orange/roten Akzenten umgestellt. Beim ersten Start erwartet den Nutzer der EZMode - eine Art Übersichtsseite, die für den Einsteiger gedacht ist und einfache Konfigurationen deutlich leichter zugänglich macht als der "Advanced Mode", welchen man über die F7-Taste erreicht. Das erweiterte Menü (ähnlich dem klassischen BIOS) gibt sich beim Edition 10 so umfangreich wie auf keinem anderen ASUS Board. Vorgefertigte OC-Profile für CPU und Speicher bis hin zu wirklichen Extreme-OC-Settings, Anleitungen zum Identifizieren der verbauten Speicher-Chips ( ... Samsung, Hynix? was habe ich eigentlich verbaut und welches Profil bietet sich an? ... ) heben das Board beispielsweise gegenüber dem einfacheren X99 STRIX Gaming ab. Mit BIOS Flashback sind BIOS-Updates vom USB-Stick möglich, ohne dass gar eine CPU im System steckt. Es reicht die Bestromung des Mainboards, sowie das BIOS-Image auf einem FAT32-USB-Stick zu platzieren (Name muss zwingend R5E10.cap sein). Der Flashvorgang startet automatisiert im Standby über das Drücken des Flashback-Tasters am IO-Shield.
Und die meisten Funktionen gibt es allesamt mal zwei, denn wie bei den High-End-Platinen üblich werden zwei BIOS-Chips verbaut, zwischen denen mittels Taster hin- und hergeschalten werden kann. Interessenten sind eingeladen durch die
Bildergalerie zu schweifen, welche die Menüs weitestgehend zeigt.