Owly-K
PCGH-Community-Veteran(in)
Kennt ihr das auch? Man hat gerade ein Gehäuse fertig aufgebaut, lackiert und vormontiert. Von Stolz erfüllt sieht man es an, aber irgend etwas stimmt nicht. So erging es mir, als ich mein blaues Case mit den schwarzen Akzenten inspizierte. Von der Rückseite her lag das Netzkabel daneben. Nicht das Netzwerkkabel, sondern das, wo der Strom durchgeht. Jenes, welches die eingemauerte Schweinenase in der Wand mit dem Netzteil verbindet.
Und es war einfach nur schwarz. Ohne blau. Billiges PVC-Kabel mit weißem kryptischen Aufdruck. Standard. Langweilig. Geht nicht.
Wichtig! Nachfolgend werden Arbeiten an Spannung führenden Teilen beschrieben. Es versteht sich von selbst, dass die Kabel zu jeder Zeit vom Netz und auch vom Netzteil getrennt sein müssen! 230 Volt sind viel böser als z.B. die 12 Volt, mit denen ihr sonst zu tun habt! Lebensgefahr und Brandgefahr! Die Garantie eurer Komponenten erlischt! Schlimme Dinge werden passieren! Nur für ausgebildete Elektriker! Und der Autor dieser Zeilen übernimmt keine Verantwortung für irgend etwas davon; er kennt euch noch nicht einmal. Wenn ihr dies nicht einsehen wollt, sucht euch bitte etwas anderes zum Lesen.
Und noch was in eigener Sache: Die Bilder sind Mist. Ich befand mich beim Knipsen im Tiefschlaf, habe den Apparat falsch eingestellt und es gab ein schweres Erdbeben. Ich bitte um Verzeihung.
Inhalt:
Teil 1: Womit bekommen wir es zu tun?
Teil 2: Wohlan, möge der Unfug beginnen!
Teil 3: Das Ergebnis
Teil 1: Womit bekommen wir es zu tun?
1.1: Das Material
Ein Netzkabel besteht aus drei Komponenten:
Um dies alles etwas abzukürzen, setze ich hier und da Links auf Wikipedia-Artikel. So kann ich euch einfach sagen, dass der Einsatz des Schukosteckers wichtig ist und auf keinen Fall ein Konturen- oder gar ein Euro-Flachstecker verwendet werden sollte. Und falls ihr nicht wisst, wo da die Unterschiede liegen, könnt ihr dies im Wiki nachschlagen oder einfach die Artikel vandalieren.
War das schon verwirrend? Natürlich kommt es noch besser: Die dreipolige (!) Kaltgerätekupplung, die wir brauchen, hat viele sehr ähnlich aussehende Artverwandte. Warmgerätekupplungen zum Beispiel. Die Verwechslungsgefahr ist groß, nicht zuletzt weil die Kupplung oft als Stecker bezeichnet wird.
Auch beim Kabel gibt es Unterschiede. Betrachten wir einmal eins, welches zum Lieferumfang eines PC-Netzteils gehörte. An der Seite steht H05VV-F. Dies ist eine Typbezeichnung, die etwas über die Beschaffenheit des Leiters und der Isolierung aussagt. Wer die aufdröseln möchte, kann dies gerne mit Hilfe der Wikipedia tun. Außerdem steht da 3G 0.75mm². So wissen wir, dass sich im Kabel drei Leiter mit jeweils 0,75mm² Querschnitt befinden.
Nun wäre da noch eine Kleinigkeit zu überlegen: Wie soll die Sache angegangen werden? Ein vorhandenes Netzkabel modden? Oder der komplette Eigenbau?
Hier gibt es Entscheidungshilfen. Manche Netzteile haben ein weiteres Netzkabel nach britischer Norm im Lieferumfang. Der klobige Brite passt auch mit Gewalt nicht in eine deutsche Schweinenase, aber man kann ihn fix abschneiden und durch einen passenden Schukostecker ersetzen. Natürlich erst, wenn das Kabel gemoddet ist.
Hat man nur ein deutsches Netzkabel zur Hand, und möchte man den Aufwand in Grenzen halten, empfiehlt sich die Kaltgerätekupplung als Angriffspunkt unseres Vorhabens. Und zwar aus optischen Gründen, da sie sich ohnehin hinter dem Gehäuse befindet und der angegossene Schukostecker meist schöner ist als das Teil, welches nachträglich angeschraubt wird.
Dann gibt es natürlich noch den kompletten Eigenbau, weshalb ich oben auch den Kabeltyp in die Beschreibung mit aufgenommen habe. Jetzt wisst ihr, worauf ihr achten müsst, bevor ein "Fachmann" aus dem Elektroladen euch berät.
Beim Umhüllen des Kabels sind der Fantasie (fast) keine Grenzen gesetzt. Klassisch schwarz gesleevt sieht ein Netzkabel schon ungleich viel edler aus als original (dazu kommen wir noch). Aber Schrumpfschlauch ist auch eine Möglichkeit. Oder spiralförmig mit Isolierband und anschließend transparenter Schrumpfschlauch als Versiegelung...? Eins sollte aber klar sein: Schrumpfschlauch auf ein paar Meter Kabel aufzubringen ist echte Arbeit.
1.2: Das Werkzeug
Kabel muss abgeschnitten und abisoliert werden. Hierfür gibt es verschiedene Werkzeuge, die ich nicht alle aufzählen werde. Wir würden hier sonst nicht mehr fertig. Ich besitze eine Crimpzange und eine automatische Abisolierzange.
Erstere ist eigentlich zum Verpressen unisolierter Flachsteckverbinder gedacht, aber sie kann auch Kabel schneiden und einzelne Leitungen abisolieren. Die automatische Zange kann alternativ auch verwendet werden, bei sehr feinem Kupferdraht schneidet sie aber oft einzelne Drähte mit ab. Für die Entfernung der Ummantelung des Kabels, also der äußeren Isolierung, benutze ich ein gewöhnliches Cuttermesser und viel Fingerspitzengefühl. Dazu sollte nie die abgebildete Abisolierzange verwendet werden! Das Ergebnis seht ihr unten, das gleiche passiert natürlich bei zu viel Enthusiasmus mit dem Cuttermesser.
Wenn ihr das Kabel dann mit Schrumpfschlauch ummanteln wollt, empfehle ich dringend ein elektrisches Heißluftgebläse. 4 Meter Kabel mit einem Feuerzeug verschrumpfen ist eine Foltermethode aus dem Mittelalter.
Für den späteren Test ist ein Durchgangsprüfer von Vorteil.
Es gibt noch etwas, was wir benötigen und was nicht unbedingt im Fundus eines PC-Bastlers zu finden ist: Aderendhülsen und die passende Zange.
Unter Heimwerkern wird deren Einsatz manchmal als Blödsinn eingestuft, aber es gibt gute Gründe dafür. Schauen wir uns den Vergleich an: Eine Leitung wurde einfach so eingeschraubt, eine mit einer Aderendhülse versehen.
Die Leitung ohne Hülse ist zerfranst, manche Drähte beschädigt und es kann kein sauberer Kontakt gewährleistet werden. Starter-Sets mit Zange und einigen Hülsen findet man im Baumarkt für kleines Geld. Und für künftige Arbeiten an der Hausinstallation sind wir außerdem dann perfekt gerüstet. Wichtig: Es gibt für jeden Leitungsquerschnitt passende Hülsen, ihr solltet also auch die Richtigen kaufen (bei unserem Beispielkabel oben waren es 0,75mm², remember?).
Also, noch mal:
Teil 2: Wohlan, möge der Unfug beginnen!
2.1: Abisolieren
Ein paar Worte wurden oben schon zum Abisolieren verloren, daher die Kurzfassung. Zuerst muss die äußere Ummantelung entfernt werden. Egal wie man dies bewerkstelligt, es ist unbedingt darauf zu achten, dass die Isolierung der einzelnen Leitungen nicht beschädigt wird. Die Länge der zu entfernenden Ummantelung ermittelt man am besten, indem man am aufgeschraubten Stecker Maß nimmt; manchmal gibt es auch Herstellerangaben auf der Verpackung.
Die Leitungen müssen dann natürlich auch noch abisoliert werden. Wenn hinterher Kupferdraht in der Länge einer Aderendhülse frei liegt, dann hat alles geklappt.
2.2: Aderendhülsen anbringen
Der Vorgang ist so simpel, dass auch die Begründung "umständlich" nicht als Argument gegen den Einsatz der Hülsen gewertet werden kann. Aufstecken, verpressen, fertig.
Die meisten Zangen bieten eine Kerbe für die gängigen Leitungsquerschnitte. Die Kupferdrähte sollten nicht vorher verdrillt werden, die Trichterform der Hülsen vereinfacht das Aufstecken ohnehin. Wenn man das ein paar Mal gemacht hat, dauert dieser Vorgang nur noch wenige Sekunden.
2.3: Das Kabel ummanteln
Wenn das Kabel mit Schrumpfschlauch versehen werden soll, dann macht euch auf Arbeit gefasst. Das Aufschieben auf 4 Meter Kabel kann anstrengend werden. Etwas Talkumpuder im Shrink vereinfacht den Prozess minimal, bei transparentem Material sollte aber davon abgesehen werden.
Dass der Schlauch mit einem Heißluftgebläse geschrumpft werden sollte, wissen wir schon. Falls ein heißes Malheur mit dem Gebläse passiert, also der Shrink weggeschmolzen ist, sollte aus Sicherheitsgründen das ganze (Stück) Kabel entfernt/ersetzt werden. Es ist zwar unwahrscheinlich, dass ihr die Isolierung verschmort habt, aber wer weiß...
Zum Sleeven schreibe ich gar nicht mehr viel, da gibt es schon einen nicht steigerungsfähigen Artikel.
2.4: Die Endmontage
Nun werden der oder die Stecker montiert. Nur: Welches Kabel kommt wo hin? Hier gibt es eine einfache Faustregel: Der Schutzleiter in die Mitte. Und der Schutzleiter ist die gelbe Leitung mit dem grünen Streifen. Die beiden Anderen heißen Außenleiter und Neutralleiter. Sie können beliebig auf die übrigen Anschlüsse verteilt werden.
Der Legende nach gibt es zwar auch Vorschriften dafür, dass Außenleiter und Neutralleiter ebenfalls an bestimmte Positionen angeschlossen werden müssen. Aber nach erfolgloser Recherche habe ich einfach ein paar industriell hergestellte Kabel zerschnitten und durchgemessen, und selbst dort variierten deren Positionen.
Betrachtet man nun einen aufgeschraubten Schukostecker, erklärt sich das Prozedere fast von selbst. Die Enden mit den aufgepressten Hülsen werden in die Ports eingeschraubt, und zwar mit der breiten flachen Seite Richtung Schraube (also nach oben). Wie gesagt, das gelb-grüne Kabel in die Mitte.
Es fällt auf, dass das Schraubterminal des Schutzleiters etwas nach hinten (Richtung Kabelausgang) versetzt ist. Das ist Absicht, weil der Schutzleiter im Falle eines Herausreißens der Leitungen als Letztes herausgerissen werden soll. Falls die Schraubanschlüsse in eurem Stecker alle auf gleicher Höhe sind, dann kürzt bitte Außen- und Neutralleiter ein wenig!
Dann wird das Kabel noch unter die Zugentlastung (auf dem Bild eine weiße Kuststoffplatte) geschraubt. Und zwar so, dass die äußere Ummantelung des Kabels auch mit eingeklemmt wird. Stecker zu, das war's.
Betrachten wir nun eine offene Kaltgerätekupplung, dann sehen wir auf den ersten Blick: Da geht's genau so. Schutzleiter in die Mitte, die anderen beiden links und rechts daneben, Zugentlastung, Deckel drauf.
Letztlich sollte noch mit dem Durchgangsprüfer geprüft werden, ob Strom fließt und wo er ankommt. Die ganz Harten stecken das Kabel natürlich so ein und riskieren ihre High-End-PSU.
Teil 3: Ergebnis
Da wir bei dieser bisher wenig beachteten Komponente des PCs vielfältige Möglichkeiten bei geringen Materialkosten haben, kann man ruhig etwas herumprobieren. In meinem Fall lief es so: Der blaue Schrumpfschlauch war zu hell, um zum Case zu passen. Das blaue Sleeve war nicht blickdicht und wirkte zusammen mit dem durchscheinenden schwarzen Kabel zu dunkel. Folgerichtig kam beides zum Einsatz, also erst Schrumpfschlauch und darüber Sleeve.
Und dann wollte ich sehen, ob es auch richtig edel und teuer geht. Kein Problem: Es entstand die Owly K Special Power Line :
Blickdichtes schwarzes Polyamidsleeve, dazu ein Schukostecker der Marke Schulte EVOline Plug.
So weit mein Denkanstoß für euch. Ich bin übrigens nur ambitionierter Laie; falls mir ein gelernter Elektromeister mal ein ordentliches Vollzitat aus den VDE-Regelwerken um die Ohren hauen möchte, dann nur zu
Und es war einfach nur schwarz. Ohne blau. Billiges PVC-Kabel mit weißem kryptischen Aufdruck. Standard. Langweilig. Geht nicht.
Wichtig! Nachfolgend werden Arbeiten an Spannung führenden Teilen beschrieben. Es versteht sich von selbst, dass die Kabel zu jeder Zeit vom Netz und auch vom Netzteil getrennt sein müssen! 230 Volt sind viel böser als z.B. die 12 Volt, mit denen ihr sonst zu tun habt! Lebensgefahr und Brandgefahr! Die Garantie eurer Komponenten erlischt! Schlimme Dinge werden passieren! Nur für ausgebildete Elektriker! Und der Autor dieser Zeilen übernimmt keine Verantwortung für irgend etwas davon; er kennt euch noch nicht einmal. Wenn ihr dies nicht einsehen wollt, sucht euch bitte etwas anderes zum Lesen.
Und noch was in eigener Sache: Die Bilder sind Mist. Ich befand mich beim Knipsen im Tiefschlaf, habe den Apparat falsch eingestellt und es gab ein schweres Erdbeben. Ich bitte um Verzeihung.
Inhalt:
Teil 1: Womit bekommen wir es zu tun?
Teil 2: Wohlan, möge der Unfug beginnen!
Teil 3: Das Ergebnis
Teil 1: Womit bekommen wir es zu tun?
1.1: Das Material
Ein Netzkabel besteht aus drei Komponenten:
- Einem Schutzkontakt (Schuko)-Stecker für die Steckdose
- Einer Kaltgerätekupplung für das Netzteil
- Dem Kabel selbst
Um dies alles etwas abzukürzen, setze ich hier und da Links auf Wikipedia-Artikel. So kann ich euch einfach sagen, dass der Einsatz des Schukosteckers wichtig ist und auf keinen Fall ein Konturen- oder gar ein Euro-Flachstecker verwendet werden sollte. Und falls ihr nicht wisst, wo da die Unterschiede liegen, könnt ihr dies im Wiki nachschlagen oder einfach die Artikel vandalieren.
War das schon verwirrend? Natürlich kommt es noch besser: Die dreipolige (!) Kaltgerätekupplung, die wir brauchen, hat viele sehr ähnlich aussehende Artverwandte. Warmgerätekupplungen zum Beispiel. Die Verwechslungsgefahr ist groß, nicht zuletzt weil die Kupplung oft als Stecker bezeichnet wird.
Auch beim Kabel gibt es Unterschiede. Betrachten wir einmal eins, welches zum Lieferumfang eines PC-Netzteils gehörte. An der Seite steht H05VV-F. Dies ist eine Typbezeichnung, die etwas über die Beschaffenheit des Leiters und der Isolierung aussagt. Wer die aufdröseln möchte, kann dies gerne mit Hilfe der Wikipedia tun. Außerdem steht da 3G 0.75mm². So wissen wir, dass sich im Kabel drei Leiter mit jeweils 0,75mm² Querschnitt befinden.
Nun wäre da noch eine Kleinigkeit zu überlegen: Wie soll die Sache angegangen werden? Ein vorhandenes Netzkabel modden? Oder der komplette Eigenbau?
Hier gibt es Entscheidungshilfen. Manche Netzteile haben ein weiteres Netzkabel nach britischer Norm im Lieferumfang. Der klobige Brite passt auch mit Gewalt nicht in eine deutsche Schweinenase, aber man kann ihn fix abschneiden und durch einen passenden Schukostecker ersetzen. Natürlich erst, wenn das Kabel gemoddet ist.
Hat man nur ein deutsches Netzkabel zur Hand, und möchte man den Aufwand in Grenzen halten, empfiehlt sich die Kaltgerätekupplung als Angriffspunkt unseres Vorhabens. Und zwar aus optischen Gründen, da sie sich ohnehin hinter dem Gehäuse befindet und der angegossene Schukostecker meist schöner ist als das Teil, welches nachträglich angeschraubt wird.
Dann gibt es natürlich noch den kompletten Eigenbau, weshalb ich oben auch den Kabeltyp in die Beschreibung mit aufgenommen habe. Jetzt wisst ihr, worauf ihr achten müsst, bevor ein "Fachmann" aus dem Elektroladen euch berät.
Beim Umhüllen des Kabels sind der Fantasie (fast) keine Grenzen gesetzt. Klassisch schwarz gesleevt sieht ein Netzkabel schon ungleich viel edler aus als original (dazu kommen wir noch). Aber Schrumpfschlauch ist auch eine Möglichkeit. Oder spiralförmig mit Isolierband und anschließend transparenter Schrumpfschlauch als Versiegelung...? Eins sollte aber klar sein: Schrumpfschlauch auf ein paar Meter Kabel aufzubringen ist echte Arbeit.
1.2: Das Werkzeug
Kabel muss abgeschnitten und abisoliert werden. Hierfür gibt es verschiedene Werkzeuge, die ich nicht alle aufzählen werde. Wir würden hier sonst nicht mehr fertig. Ich besitze eine Crimpzange und eine automatische Abisolierzange.
Erstere ist eigentlich zum Verpressen unisolierter Flachsteckverbinder gedacht, aber sie kann auch Kabel schneiden und einzelne Leitungen abisolieren. Die automatische Zange kann alternativ auch verwendet werden, bei sehr feinem Kupferdraht schneidet sie aber oft einzelne Drähte mit ab. Für die Entfernung der Ummantelung des Kabels, also der äußeren Isolierung, benutze ich ein gewöhnliches Cuttermesser und viel Fingerspitzengefühl. Dazu sollte nie die abgebildete Abisolierzange verwendet werden! Das Ergebnis seht ihr unten, das gleiche passiert natürlich bei zu viel Enthusiasmus mit dem Cuttermesser.
Wenn ihr das Kabel dann mit Schrumpfschlauch ummanteln wollt, empfehle ich dringend ein elektrisches Heißluftgebläse. 4 Meter Kabel mit einem Feuerzeug verschrumpfen ist eine Foltermethode aus dem Mittelalter.
Für den späteren Test ist ein Durchgangsprüfer von Vorteil.
Es gibt noch etwas, was wir benötigen und was nicht unbedingt im Fundus eines PC-Bastlers zu finden ist: Aderendhülsen und die passende Zange.
Unter Heimwerkern wird deren Einsatz manchmal als Blödsinn eingestuft, aber es gibt gute Gründe dafür. Schauen wir uns den Vergleich an: Eine Leitung wurde einfach so eingeschraubt, eine mit einer Aderendhülse versehen.
Die Leitung ohne Hülse ist zerfranst, manche Drähte beschädigt und es kann kein sauberer Kontakt gewährleistet werden. Starter-Sets mit Zange und einigen Hülsen findet man im Baumarkt für kleines Geld. Und für künftige Arbeiten an der Hausinstallation sind wir außerdem dann perfekt gerüstet. Wichtig: Es gibt für jeden Leitungsquerschnitt passende Hülsen, ihr solltet also auch die Richtigen kaufen (bei unserem Beispielkabel oben waren es 0,75mm², remember?).
Also, noch mal:
- Was zum Abschneiden
- Was zum Abisolieren
- Aderendhülsen nebst Zange
- (Optional) Durchgangsprüfer
- (Optional) Heißluftgebläse
Teil 2: Wohlan, möge der Unfug beginnen!
2.1: Abisolieren
Ein paar Worte wurden oben schon zum Abisolieren verloren, daher die Kurzfassung. Zuerst muss die äußere Ummantelung entfernt werden. Egal wie man dies bewerkstelligt, es ist unbedingt darauf zu achten, dass die Isolierung der einzelnen Leitungen nicht beschädigt wird. Die Länge der zu entfernenden Ummantelung ermittelt man am besten, indem man am aufgeschraubten Stecker Maß nimmt; manchmal gibt es auch Herstellerangaben auf der Verpackung.
Die Leitungen müssen dann natürlich auch noch abisoliert werden. Wenn hinterher Kupferdraht in der Länge einer Aderendhülse frei liegt, dann hat alles geklappt.
2.2: Aderendhülsen anbringen
Der Vorgang ist so simpel, dass auch die Begründung "umständlich" nicht als Argument gegen den Einsatz der Hülsen gewertet werden kann. Aufstecken, verpressen, fertig.
Die meisten Zangen bieten eine Kerbe für die gängigen Leitungsquerschnitte. Die Kupferdrähte sollten nicht vorher verdrillt werden, die Trichterform der Hülsen vereinfacht das Aufstecken ohnehin. Wenn man das ein paar Mal gemacht hat, dauert dieser Vorgang nur noch wenige Sekunden.
2.3: Das Kabel ummanteln
Wenn das Kabel mit Schrumpfschlauch versehen werden soll, dann macht euch auf Arbeit gefasst. Das Aufschieben auf 4 Meter Kabel kann anstrengend werden. Etwas Talkumpuder im Shrink vereinfacht den Prozess minimal, bei transparentem Material sollte aber davon abgesehen werden.
Dass der Schlauch mit einem Heißluftgebläse geschrumpft werden sollte, wissen wir schon. Falls ein heißes Malheur mit dem Gebläse passiert, also der Shrink weggeschmolzen ist, sollte aus Sicherheitsgründen das ganze (Stück) Kabel entfernt/ersetzt werden. Es ist zwar unwahrscheinlich, dass ihr die Isolierung verschmort habt, aber wer weiß...
Zum Sleeven schreibe ich gar nicht mehr viel, da gibt es schon einen nicht steigerungsfähigen Artikel.
2.4: Die Endmontage
Nun werden der oder die Stecker montiert. Nur: Welches Kabel kommt wo hin? Hier gibt es eine einfache Faustregel: Der Schutzleiter in die Mitte. Und der Schutzleiter ist die gelbe Leitung mit dem grünen Streifen. Die beiden Anderen heißen Außenleiter und Neutralleiter. Sie können beliebig auf die übrigen Anschlüsse verteilt werden.
Der Legende nach gibt es zwar auch Vorschriften dafür, dass Außenleiter und Neutralleiter ebenfalls an bestimmte Positionen angeschlossen werden müssen. Aber nach erfolgloser Recherche habe ich einfach ein paar industriell hergestellte Kabel zerschnitten und durchgemessen, und selbst dort variierten deren Positionen.
Betrachtet man nun einen aufgeschraubten Schukostecker, erklärt sich das Prozedere fast von selbst. Die Enden mit den aufgepressten Hülsen werden in die Ports eingeschraubt, und zwar mit der breiten flachen Seite Richtung Schraube (also nach oben). Wie gesagt, das gelb-grüne Kabel in die Mitte.
Es fällt auf, dass das Schraubterminal des Schutzleiters etwas nach hinten (Richtung Kabelausgang) versetzt ist. Das ist Absicht, weil der Schutzleiter im Falle eines Herausreißens der Leitungen als Letztes herausgerissen werden soll. Falls die Schraubanschlüsse in eurem Stecker alle auf gleicher Höhe sind, dann kürzt bitte Außen- und Neutralleiter ein wenig!
Dann wird das Kabel noch unter die Zugentlastung (auf dem Bild eine weiße Kuststoffplatte) geschraubt. Und zwar so, dass die äußere Ummantelung des Kabels auch mit eingeklemmt wird. Stecker zu, das war's.
Betrachten wir nun eine offene Kaltgerätekupplung, dann sehen wir auf den ersten Blick: Da geht's genau so. Schutzleiter in die Mitte, die anderen beiden links und rechts daneben, Zugentlastung, Deckel drauf.
Letztlich sollte noch mit dem Durchgangsprüfer geprüft werden, ob Strom fließt und wo er ankommt. Die ganz Harten stecken das Kabel natürlich so ein und riskieren ihre High-End-PSU.
Teil 3: Ergebnis
Da wir bei dieser bisher wenig beachteten Komponente des PCs vielfältige Möglichkeiten bei geringen Materialkosten haben, kann man ruhig etwas herumprobieren. In meinem Fall lief es so: Der blaue Schrumpfschlauch war zu hell, um zum Case zu passen. Das blaue Sleeve war nicht blickdicht und wirkte zusammen mit dem durchscheinenden schwarzen Kabel zu dunkel. Folgerichtig kam beides zum Einsatz, also erst Schrumpfschlauch und darüber Sleeve.
Und dann wollte ich sehen, ob es auch richtig edel und teuer geht. Kein Problem: Es entstand die Owly K Special Power Line :
Blickdichtes schwarzes Polyamidsleeve, dazu ein Schukostecker der Marke Schulte EVOline Plug.
So weit mein Denkanstoß für euch. Ich bin übrigens nur ambitionierter Laie; falls mir ein gelernter Elektromeister mal ein ordentliches Vollzitat aus den VDE-Regelwerken um die Ohren hauen möchte, dann nur zu
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