Als ich vor rund 5 Jahren meinen Router verflucht habe, weil er regelmäßig bestimmte Verbindungen verlor, beschloss ich, mir selber einen Router aufzusetzen. Mit Linux ist das kein Problem - ich habe einen Pentium II 400 mit 64MB RAM rausgeholt und da ein paar Netzwerkkarten reingepackt. Bei der Distribution habe ich mich bewusst für Gentoo entschieden, was ich immer noch nutze. Der Grund für meine Entscheidung war der, dass ich wirklich lernen wollte, wie so ein Betriebssystem aufgebaut ist, ich wollte wirklich in die Materie einsteigen. Gentoo ist keine Distribution für Anfänger - oder zumindest nicht für Anfänger, die nicht bereit sind, sich selbstständig durch eine (hervorragende!) Dokumentation zu arbeiten. Um es zu veranschaulichen: die meisten Distributionen bieten eine grafische Installation, samt schön gemachtem Installationsassistenten. Wenn du die Gentoo-Installations-CD bootest, landest du in einem Prompt, hast weißen Text auf schwarzem Bildschirm. Danach richtest du von Hand das System ein. Natürlich ist das gerade am Anfang eine Mammutaufgabe und im Gegensatz zu einem Ubuntu, was in 20 Minuten aufgesetzt ist, braucht eine Gentoo-Installation, bis du in eine grafische Oberfläche bootest, gut und gerne mal einen Tag (ich brauchte für mein erstes System rund 2 Wochen, bis es durchbootete). Es ist also gerade am Anfang nichts, um es mal eben auszuprobieren - dafür gibt es dann LiveCDs. Diese bieten glaube ich mittlerweile auch einen grafischen Installer, aber da bin ich mir nicht sicher.
Ich bin dennoch nach wie vor stark überzeugt von Gentoo. Man hat absolute Freiheit, man bestimmt, welche Software man auf seinem System haben möchte und welche nicht. Dieses enorme Maß an Freiheit bringt aber auch Verantwortung mit sich bzw. erfordert eine gewisse Eigeninitiative. Durch diesen Sprung ins kalte Wasser lernt man zwangsweise, sich mit der Materie auseinanderzusetzen. Mittlerweile laufen bei mir der Router bzw. die Firewall unter Gentoo, ebenso der Fileserver. Diese Systeme haben keine grafische Oberfläche, ich bediene sie ausschließlich via SSH. Auf dem Fileserver liegen darüber hinaus noch mehrere virtuelle Maschinen, die - natürlich - auch unter Gentoo laufen. Ferner eine Workstation und ein Notebook, die Rechner meiner Freundin laufen mit Kubuntu.
Ich sehe es wie folgt:
- Möchtest du nur mal reinschnuppern bzw. dich nicht direkt so tiefgehend mit der Materie beschäftigen, schau dir mal Ubuntu / Kubuntu / Lubuntu / Xubuntu (diese Distributionen unterscheiden sich eigentlich nur in der verwendeten Desktopumgebung) oder Linux Mint an. Suse ist unter Einsteigern ebenfalls recht verbreitet.
- Geht es dir darum, wirklich etwas über das System zu lernen und in Erfahrung zu bringen, kannst du einen Blick auf Gentoo werfen. Es gibt meines Erachtens keine bessere Übung, wenn man ernsthafte Erfahrungen mit Linux sammeln will, als ein Gentoo-System aufzusetzen und "auszubauen".
- Ferner gibt es noch Debian, die meiner Meinung nach aber primär für Server gedacht ist, da hier der Fokus auf stabiler und erprobter Software liegt - auf Kosten der Aktualität der verfügbaren Pakete.
Ein Blick auf
DistroWatch.com: Put the fun back into computing. Use Linux, BSD. ist bei der Entscheidungsfindung immer sinnvoll.
Darf ich abschließend fragen, was genau dein geplanter Server machen soll?
MfG Jimini