[Lesertest] Crucial P5 2 TB (CT2000P5SSD8) - raphajaner

raphajaner

Schraubenverwechsler(in)

Lesertest Crucial P5 2TB

Hallo liebes PCGH-Forum,

nachdem bereits der erste Lesertest zur Crucial P5 2 TB (CT2000P5SSD8) NVMe-SSD von ric84 veröffentlicht wurde, folgt nun der nächste Testbericht von mir. Ric84 hatte in seinem Test ausführlich die Ergebnisse der wichtigsten Benchmarks diskutiert, und die Kopierdauer einer recht großen Videodatei besprochen. Um einen weiteren Blinkwinkel auf die SSD zu gewährleisten, werde ich im Folgenden nur kurz die Ergebnisse des AS SSD im Vergleich zu den Ergebnissen von ric84 evaluieren, und mich anschließend eher auf praktische Messungen konzentrieren. Um eine Vergleichsbasis zu ermöglichen, werde ich stets die Ergebnisse meiner alten Crucial MX500 500GB (CT500MX500SSD1) SATA-SSD anhängen. Primär konzentriere ich mich im Praxisteil auf das Szenario der Fotobearbeitung, sprich Bilder importieren, exportieren und kopieren. Ursprünglich hatte ich in meinem Bewerbungstext darauf verwiesen, dass ich gerne die Auswirkungen auf das Laden von TensorBoard-Files untersucht hätte. TensorBoard wird gerne verwendet um eine Art Log-File beim Training von Machine Learning-Modellen zu erstellen. Bis zur Version 2.5 hatte dies immer ewig gedauert zum Laden und Starten des Prozesses, neuerdings ist jedoch Version 2.5 verfügbar und das Laden ca. 100-350x (!!!) schneller. Damit ist der Test an sich leider hinlänglich und ich werde mich auf die Ergebnisse bezüglich Fotobearbeitung fokussieren.

Allgemeines:​

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Die Crucial P5 2 TB wird in einer schlichten Verpackung geliefert, mehr braucht es auch nicht. Die M.2 Karte ist im 2280 Format, sprich 22mm breit und 80mm lang. Eine Befestigungsschreibe liegt nicht bei. Zwar ist mir nicht bewusst das andere Hersteller dies machen, meines Erachtens könnte dies aber eine relativ einfache Möglichkeit sein, seine Kunden zu erfreuen. Ich hatte nämlich tatsächlich auch keine passende Schraube mehr übrig, ein gut passendes Schraubenset mit allerlei Schrauben für den Computer ist z.B dieses Set auf Amazon. Für allgemeine Infos verweise ich auf den offiziellen Flyer von Crucial. Hervorzuheben ist für mich hierbei die TWB von 1200 und die Garantie von 5 Jahren. Insbesondere die TWB is beachtlich - selbst wenn ihr jeden Tag 500GB schreibt, ist dieser Wert noch nicht nach 5 Jahren erreicht.

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Zur Vollständigkeit: Die SSD wird auf einem MSI B450 A-Pro Max zusammen mit einem AMD Ryzen 7 5800X in einem be quiet! Pure Base 500DX Gehäuse verwendet. Wichtig sei es noch kurz anzumerken, dass die SSD nur über PCIe3.0 angeschlossen werden kann. Für eine PCIe3.0 ist sie im oberen Bereich angesiedelt und wie später begründet, für mich damit der ideale Kompromiss.

Wer noch nie eine M.2 SSD in der Hand hatte, hier noch ein simpler Größenvergleich zu einem 1€-Stück. Im Allgemeinen gefällt mir die schlichte Optik sehr gut. Durch das dunkle Design und die kleine Größe verschwindet die SSD damit quasi optisch zwischen dem CPU-Kühler und der GPU.

Einbau , Software, und Sonstiges:​

Der Einbau ist wie bei jeder M.2 SSD gleich, die Karte im ca. 30° Winkel in den Anschluss einführen und anschließen mit der passenden Schraube verschließen. Bei mir hatte ich genug Platz und musste lediglich die GPU ausbauen, der CPU-Lüfter durfte verbleiben. Wer sich beim Einbau unsicher ist, auf youtube gibt es notfalls massig Videos dazu.
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Es sei noch kurz darauf hingewiesen, dass von Crucial ein kostenloses Software-Tool namens Crucial Storage Executive bereitgestellt wird. Darüber kann z.B. die Firmware geupdatet, oder die Option zur Verwendung von Momentum Cache und Over Provisioning gesetzt werden. Nach meinem Wissen gilt es, dass Momentum Cache nur bei batteriebetriebenen Geräten verwendet werden sollte, da ein Teil des System-DRAM verwendet wird, um die SSD zu entlasten. Over Provisioning habe ich wie empfohlen auf 10% gesetzt, dadurch wird zwar die nutzbare Kapazität verkleinert, die Performance und Haltbarkeit jedoch erhöht. Falls jemand genauere Erfahrung zu beiden Optionen hat, freue ich mich gerne über Feedback. Die Software ist übersichtlich und bietet noch weitere Möglichkeiten wie z.B. Funktionstests etc.

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Benchmarks:​

Für ein grundlegendes Gefühl bezüglicher der Performance der zwei untersuchten SSDs nehme ich wie ric84 in seinem Test den AS SSD Test, um eine Vergleichbarkeit zwischen unseren Ergebnissen zu ermöglichen. Zwar ist der Test an sich relativ kurz und nicht ausreichend um die SSD wirklich aufzuwärmen, ich denke es könnte dennoch interessant sein zu sehen, ob er durch die Verwendung eines Kühlkörpers für die SSD einen Vorteil hat.

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Zuallererst ist klar erkenntlich, das die alte SATA-SSD in allen Metriken abgehängt wird. Spannend ist auch der Vergleich zu den Ergebnissen von ric84. Interessanterweise unterscheiden sich die Ergebnisse durchaus, allerdings in der von mir unerwarteten Richtung: Meine Ergebnisse waren durchaus einen Tick schneller, z.B. beim sequentiellen Schreiben wurde in meinem Setup ein Wert von 2725,37 MB/s erzielt, während bei ric84 ein Wert von 2551,19 MB/s erzielte. Beim 4K Schreiben und Lesen gibt es dann keine ähnlich starken Abweichungen, bzw. ric84's Wert beim 4K-64Thr liegt wiederum höher.

Als weiteren Vergleich habe ich einen der älteren Lesertest bzgl der Samsung 980 Pro hergezogen. In dem besprochenen Test wurde die eigentlich für PCIe4.0 ausgelegte SSD ebenfalls an PCIe3.0 angeschlossen, damit besteht also grundlegende Vergleichbarkeit. Hier ist durchaus auffällig, dass die P5 insbesondere in der für Programmstarts relevanten Metrik für den Lese-Zugriff stark das Nachsehen hat, die Zugriffszeit der Samsung 980 Pro beträgt ungefähr die Hälfte.




Für den nächsten Test wurde die Schreib- und Leseraten einer extrem großen Datei mit 150 GB evaluiert, und hier beginnt die P5 nun wirklich zu glänzen. Über die gesamte Dauer bricht weder die Schreib- noch die Leserate ein. Der bereits erwähnte Lesertest zeigt, dass dies wohl definitiv keine Selbstverständlichkeit ist. Parallel zum Test habe ich die Temperaturen ausgelesen, maximal wurden 72 °C gemessen im Vergleich zu einer ungefähren Idle-Temperaturen von ca. 50 °C.
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Praxistests:​

Wie bereits erwähnt, habe ich mich für den Praxisteil primär darauf auf Fotobearbeitung konzentriert. Alle Ergebnisse wurden im Zusammenspiel mit Capture One 12 gewonnen.

Die erste Messgröße diesbezüglich ist ein Export von 2282 RAW-Bilddaten aus meinem Capture One-Katalog. Dabei lässt sich kein großer Unterschied in der Performance feststellen, wie in der nachfolgenden Tabelle aufgelistet. Die gesamte Exportdauer ist weniger als 5 % geringer, zwar messbar aber tendenziell zu vernachlässigen. Ich mutmaße, dass in diesem Zusammenhang kein besonderer Vorteil festzustellen ist, da das Bottleneck natürlich nicht die Schreibgeschwindigkeit ist, sondern der Prozess durch die CPU bestimmt wird.
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Im gleichen Sinne ist das Ergebnis eines Importvorgangs von 1060 RAW-Bilddateien zu betrachten. Zwar bestehen keine direkt nennbaren Verbesserungen bei der Verwendung der P5, der ganze Vorgang wird aber ebenfalls durch die CPU-Leistung bestimmt (da in die Messung die Erstellung der Preview-Dateien einhergeht) und somit war auch keine wirkliche Verbesserung zu erwarten.
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Ein ganz anderes Bild ergibt sich, wenn nun der Kopiervorgang der 1060 Bilddateien (29.1 GB) betrachtet wird. Der Kopiervorgang auf der P5 ist ca. 3x so schnell wie auf der MX500, durchaus imposant! In genau diesem Zusammenhang sehe ich auch den großen Vorteil eine so moderne SSD zu besitzen. Wer gerne und häufig große Dateien kopiert, wird sicherlich merkbar davon in seinem Alltag profitieren.

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Basierend auf dem schon diskutierten Kopiervorgang, habe ich die Auswirkungen auf die Kopiergeschwindigkeit in Bezug auf die gesamte Datengröße betrachtet. Auch hier zeigt sich ein ähnlich stabiles Bild. Selbst beim Kopieren von mehreren Tausend Bilddateien und einem gesamten Transfer von 233 GB kann noch immer eine Rate von 626 MB/s erhalten werden, dies sind weniger als 10% Performanceverlust im Vergleich zu kürzeren Transfers. Das passt sehr gut ins bisherige Bild, die SSD scheint wohl bei langen Kopiervorgängen ihre Stärke auszuspielen.

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Fazit:​

Während dieser Test und viele andere Tests zuvor schon die gute theoretische Performance der SSD diskutiert haben, möchte ich als Fazit mein allgemeines "Gefühl" bei der Arbeit mit der SSD schildern. Benchmarks lassen sich doch meist schwer in Worte fassen, der Vorteil der schnellen Kopiervorgänge ist aber auch in der Praxis super. Der größte Vorteil gegenüber einer klassischen SATA-Festplatte liegt meines Erachtens zuerst im Formformat und der praktischen Unterbringung im Gehäuse. Kein unnötiger Ärger mit rumliegenden Kabeln mehr, und das simple, hochwertige Design weiß sehr zu gefallen. In diesem Zusammenhang sehe ich auch den großen Vorteil der hier besprochenen P5 2 TB, denn diese leistet schon weit mehr als was die meisten Leute benötigen - und vielleicht ist sie genau aus diesem Grunde auch das richtige Model zum Kaufen. Zwar fühlt sich schon mit der alten MX500 alles schnell an und die P5 gibt dem Ganzen nochmal einen Boost - somit sehe ich einfach keinen direkten Grund für mich, je auf eine PCIe4.0 Platte umzusatteln. Insgesamt sehe ich die P5 als idealen Kompromiss zwischen schneller Performance, praktischem Format und dem Gefühl, eine moderne SSD zu besitzen, ohne den nahezu unnötigen Geschwindigkeitszuwachs einer PCIe4.0-Platte und den damit verbundenen Preis zahlen zu müssen.

Cheers und ich hoffe, ich konnte euch einen guten Einblick gewähren
raphajaner
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für den Vergleich! Wie die kleine Differenzen zu Stande kommen, wüsste ich auch gern. Vermutlich liegts an BackgroundTasks, die vermutlich in der selben Zeit irgendwas machen. Oder gibt es auch unterschiedliche SSD Samples so wie bei CPU's (also eher gute und eher schlechte)? Ich schätze, die Performance wird durch verdammt viele Faktoren beeinflusst. Interessant sind auch die Temps. Das hängt eben auch vom Gehäuseairflow und Kühlung der SSD ab.
 
Hi, danke für den Test. Jetzt aber erst einmal die Kritik. Hast du jemanden zum lesen vorab gebeten? Ich tippe auf nein, denn die Anfänge der Absätze hättest du besser wählen können. Denn "Als weiteren Test...", "Als weiteten Vergleich..." und kurz darauf "Als erste Messgröße..." wirken doch etwas eintönig. Nicht schlimm, nicht einmal störend, aber man bemerkt es schon.
Ansonsten finde ich deinen Test ganz gelungen. Was besonders hervor sticht, sind deine Verweise und Vergleiche. Statt einfach nur auf eigene Werte zu setzen, ziehst du die anderer Tests heran und teilst deine Überlegungen dazu. Das ist eigenwillig, aber auch frisch und interessant. Gut gemacht. :nicken:
 
Kein Thema und cool dass du so vernünftig auf Kritik reagierst.
Liest sich deutlich angenehmer. Top! :daumen:
 
Also der Test gefällt mir gut. :daumen:
Der Text liest sich leicht und flüssig.

Zum Thema Overprovisioning:
Ich habe es bei jeder SSD bis jetzt eingerichtet und nur gute Erfahrungen gemacht.
Meine 5 Jahre alte Samsung-SATA SSD hatte nicht einen defekten Sektor und 100% Rest-Lebensdauer.

Ein kleiner Hinweis noch: eine Leerzeile lockert den Text noch besser auf.
 
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