Ich glaube das ist ein entscheidender Punkt. Früher hat sich praktisch niemand darüber beschwert, dass Charakter xyz weiblich, schwarz oder schwul war, weil sich früher so gut wie niemand Diversität als Agenda auf die Fahne geschrieben hat. Erst seitdem das der Fall ist, hinterfragen die Leute jetzt immer, wenn ein Charakter nicht weiß, männlich und hetero ist. Da haben sich die Progressiven mit ihrem aggressiven Aktivismus echt ihre eigenen Antagonisten geschaffen.
Da wird aber ein Problem gemacht, was schlichtweg nicht existiert. Aber es spielt Rechten Gruppen in die Hände, die genau das wollen, dass dir Diversität erstmal fremd und unbekannt vorkommt und du das dann kritisierst.
Nichts gegen dich, ich bin ja selbst auch mal in die Falle getappt und habe früher ähnlich gedacht. Bis ich gemerkt habe, dass Rechte Gruppen mit voller Absicht Zusammenhänge bauen, wo keine existieren: Dann wird z.B. schlechtes Storywriting oder eindimensionale Charaktere plötzlich verknüpft mit einer Figur, die z.B. homosexuell ist. Dieser Zusammenhang existiert aber garnicht, schlechtes Storywriting ist gänzlich unabhängig von z.B. der Sexualität eines Charakters. So deutlich dürfen das die Rechten Gruppen aber nicht formulieren, denn sonst würde ihr Fake-Zusammenhang wie ein Kartenhaus in sich zusammenbrechen...
Rechte Gruppen nutzen aus, dass es schlichtweg "ungewohnt" (im Wortsinn) ist. Man war in den letzten 30 Jahren TV, Kino und sonstigen Medien nicht gewohnt, dass so offen über z.B. Homosexualität geredet wird. Das ist nicht pauschal gut oder schlecht, es fällt "nur" auf. Rechte Gruppen versuchen jetzt (und leider ziemlich erfolgreich, wie ich finde), dieses Gefühl in eine Art Schuldgefühl umzuwandeln: "Weil du so fühlst, bist du automatisch ein schlechter Mensch!" um dich in eine Rechtfertigungshaltung zu bringen, und damit haben sie dich. Es ist simple Manipulation und wenn man die Mechanismen nicht kennt, merkt man nichtmal, dass man gerade zu Schuldgefühlen manipuliert wird! Hier machen die Rechten Gruppen dann weiter, eben indem diese z.B. Zusammenhänge bauen die real so nicht existieren ("Story schlecht, weil Charakter woke ist!") und Schwupps, wurdest du von der Rechten Bubble instrumentalisiert!
Wenn das passiert, hilft es, sich da genauere Gedanken darüber zu machen: Worüber bin ich eigentlich
wirklich sauer? Weil Charaktere in Medien schlecht geschrieben sind, oder weil diese eine bestimmte Orientierung haben? Wenn man die Antwort für sich gefunden hat, ist man schon ein gutes Stück weiter...
Sorry dass ich hier so ausschweife, aber mir ist wichtig, die Mechanismen dahinter nachvollziehbar zu erklären und deutlich zu machen - auch und gerade, weil ich selbst früher darauf hereingefallen bin! Und leider gibt es heutzutage viel zuviele Leute, die darauf hereinfallen, darunter auch z.T. richtig große, einflussreiche Influencer, die den Mist ihren tausenden, z.T. minderjährigen Zuschauern weitergeben und meinen, im Recht zu sein... Dabei will ich eigentlich eher in einer Welt leben, bei der z.B. die Erwähnung "ich bin schwul" so nebensächlich geworden ist, dass es nicht weiter groß beachtet wird. Aber bis dahin ist es noch ein sehr weiter Weg...
Zu dem Punkt, dass es früher kein Problem war: Doch, war es, weil "früher" derartige Rollen selten ernst und fast immer am äußersten, nicht ernst zu nehmendem Klischee besetzt wurden. Heute gibt es Fälle wie "Der Untergang des Hauses Usher", in dem der Detektiv in der letzten Folge nebensächlich droppt, dass er zu seinem Mann heimkehrt, ohne dass daraus eine große Sache gemacht wird, weil es schlichtweg "normal" angesehen wird... So eine Szene hätte es in den 90ern oder frühen 2000ern nie gegeben, der Detektiv wäre von Anfang an anders dargestellt worden oder der Nebensatz wäre der Schere zum Opfer gefallen...
Ich weiß, ich balanciere an der Schwelle zum OffTopic-Gespräch...