Das mit dem "pervers" bitte nicht falsch verstehen.
Ich fände es einfach pervers, wenn ein Vorbesteller den Markt schädigen würde.
Wenn ich es falsch verstanden hätte, hätte ich den Beitrag gemeldet. Ob ein Redakteur auch nen 2 Tagesbann bekommen kann...?
Worauf ich eigentlich hinaus möchte, sind 3 Aspekte:
1. Warum bestellt man vor? Warum möchte man ein Spiel gleich am ersten Tag haben? Oder sogar früher? Warum kann man nicht warten, bis einschlägig bekannte Magazine das Spiel auf Herz und Nieren getestet haben?
2. Warum sollten die Publisher den Entwicklerstudios mehr Geld für ein ausgereifteres Spiel geben, nachdem sie das Geld vom Kunden schon erhalten haben? Klar, nun ist das Geld vorhanden, sie könnten damit die Qualitätssicherungs unterstützen. Aber man darf nicht vergessen, Publisher sind im "Geld-mach-Geschäft".
3. Welchen Gegenwert bekommt man bei einer Vorbestellung?
Ein Beispiel:
Der Supermarkt (Publisher) kündigt eine neue Obstsorte (Spiel) an. Er stellt Bilder auf (von denen man nicht weiß, ob die nicht geschönt sind).
Das Obst soll knackig, saftig, süß und gleichzeitig sauer sein (Gameplay, Garfik etc). Es heißt Apfel.
Nun bietet der Supermarkt die Möglichkeit, dieses neue Obst vorzubestellen. Als Bonus gibt es ein Foto vom Baum, von dem der Apfel stammt. Dafür möchte der Supermarkt 60ct pro Apfel.
Der Apfel ist aber noch in der Entstehung beim Obstbauern (Entwickler).
Der Obstbauer wird wird während der Entstehungszeit vom Supermarkt finanziert (unrealistisch, ich weiß). Je länger die Wachstumszeit des Apfels, je mehr Aufwand zum Schutz des Apfels betrieben wird (Netz gegen Vogelfraß, Wasser gegen Frostschäden der Blüten etc.) desto teurer kommt es den Supermarkt. Der möchte natürlich maximale Gewinne machen.
Ohne Vorbestellung muß der Apfel am Ende in der Auslage den Kunden überzeugen: Prall, rot, keine Stoß-/Druckstellen, kein Wurmfraß etc. Das heißt, der Supermarkt ist gezwungen mehr Geld für die Entstehungzeit zu investieren.
Mit Vorbestellungen aber kann der Supermarkt schon während der Entstehung die finanzielle Unterstützung kürzen oder ganz einstellen, wenn dem Supermarkt der bisher gemachte Umsatz reicht oder absehbar ist, das zu wenige den Apfel kaufen werden, um so den eigenen Gewinn oder den Verlust möglichst groß/Klein zu halten.
Und wenn ich gewartet habe, bis der Apfel in der AUslage liegt, dann kostet er nur 50ct. Okay, es fehlt das Foto vom Apfelbaum, aber dafür kann ich ihn anfassen und ausgiebig von allen Seiten betrachten. Das ist natürlich keine Garantie dafür, das der Apfel wirklich saftig, knackig, süß und sauer ist. Aber ich kann jemanden fragen, der den Apfel kostenlos testen durfte (Spielemagazin).
Ich hoffe, damit wird deutlich, warum ich denke, das Vorbestellungen zumindest Spieler und Entwickler schädigen, langfristig dann wohl auch den Publishern.
Der Mehrwert eine Vorbestellerbox (Pappaufsteller, CD mit Soundtrack) rechtfertigt oft nicht den viel höheren Preis. Natürlich muß diese Edition teuerer sein, weil ja mehr dazu kommt, Dinge, die ebenfalls was kosten. Aber meiner Meinung nach ist das Preis-Leistungs-Verhältnis schlechter.
Und zu guter Letzt: Erst ein oder zwei Wochen nach dem Release ein Spiel spielen zu können, schadet mir nicht. Mag sein, das ein Vorbesteller einen Vorsprung bekommt, die Frage ist, ob der Vorsprung was bringt/wichtig ist?
Bei SimCity zB ist es egal, wann man seien Stadt beginnt, man kann auch als letzter immer noch eine Stadt bauen.
Und auch bei Spielen wie Battlefield, wo man Zeit braucht, um Erfahrung zu sammeln, um "bessere" Waffen frei zu schalten, so sind diese Waffen doch nicht so overpowered, das man damit verhindern könnte, das Nachzügler nicht auch irgendwann genug Erfahrung für "bessere Waffen" haben.
Bei Singleplayer-Spielen fällt dieses entkräftete Argument eh komplett weg.
Es gibt keinen vernünftigen Grund, ein Spiel vorzubestellen.
Einzig mein Wunsch, meine Lieblingsspielserie zu unterstützen, was aber, wie oben erklärt, langfristig zum Nachteil für den Entwickler und damit für die Spielserie wird.
Ob ich jetzt bei Kickstarter dem Entwickler das Geld direkt gebe oder eben indirekt, das nimmt sich IMHO nichts. Allein in der Schuld stehen in dem von mir beschriebenen Fall die übereifrigen Publisher, die endlich Refinanzierung suchen. Das ist das Problem. Das wird sich nicht ändern, wenn keiner vorbestellt. Ein paar Lämmer findet man wohl immer.
Das seh ich nicht so.
Zahl ich für ein Spiel normal 50€, so müssen davon sowohl Entwickler wie auch Publisher leben.
Zahl ich für ein Spiel 50€ über Kickstarter, kommt alles dem Entwickler zu Gute, das heißt für die gleiche Menge Geld können die gleichen Entwickler entweder länger an einem Spiel arbeiten oder aber für den gleichen Zeitraum mehr Entwickler beschäftigen. Beides sollte dem Spiel zu Gute kommen.
Oder unterliege ich da einem Denkfehler? Hab ich die frei Marktwirtschaft und den Kapitalismus falsch verstanden?