Ich wage zu behaupten, dass viele nur noch die Aufmerksamkeitsspanne einer Fliege besitzen. RDR2 ist im Pacing sehr gemächlich und es fühlt sich stellenweise etwas nach Arbeit an, den Prolog und die ersten beiden Kapitel zu meistern. Außerdem muss man viel reiten und sich etwas in das Gameplay einfuchsen. Wenn man sich darauf einlässt ist es ein super Spiel. Viele scheinen diese Geduld nicht mehr aufbringen zu wollen oder können. Ein typisches Symptom der Generation Fortnite. Irgendein hohes Tier bei EA hat mal gesagt, dass die Leute nicht mal vier Stunden die Mechaniken eines Spieles lernen wollen und das deswegen so viel simplifiziert wurde. Die meisten Gamer sind einfach nur Casuals, die wollen das Spiel anmachen und ihr Gehirn aus = Spaß. Es ist ihnen teilweise zu verdanken, dass Gaming sich in der Mitte der Gesellschaft durchgesetzt hat bzw. angekommen und kein Hobby mehr verpickelter, übergewichtiger Nerds in dunklen Kellern ist. Allerdings zu einem hohen Preis. Das Runterdummen sämtlicher Spiele und die Gier der Publisher und Entwickler wurde damit Tür und Tor geöffnet. Mir wäre es lieber, wenn Gaming immer noch ein Hobby von "Sonderlingen" wäre. Für mich geht die Industrie den Bach runter. Jedes Jahr ein Stück mehr. Ich bin seit weit über 20 Jahren Gamer und natürlich ist Gaming als Kind und Jugendlicher anders, aber heutzutage als Erwachsener empfinde ich immer weniger Spaß dabei, weil mMn die Qualität einfach nicht mehr stimmt. Ich kaufe mittlerweile echt nur noch wenig Spiele im Jahr, weil mich nur wenige Spiele interessieren und ich einen großen Bogen um all diesen Online-Schwachsinn und GaaS mache. Da bleibt für mein Klientel nicht viel hängen. Ich möchte wieder dieses Gefühl des Suchtens haben. Einfach ein Spiel installieren, starten und direkt seit der ersten Sekunde gehooked sein. Ich möchte mich auf dieses Spiel freuen, sobald ich meine täglichen Verpflichtungen erfüllt habe. Dieses Gefühl hatte ich schon seit RDR2 nicht mehr, glaube ich.
/RantOff
Guter Rant, bin bei dir. Ich muss gestehen, dass ich das Gefühl des Hooked-seins und Suchten-wollens zuletzt bei Warzone hatte bzw. habe. Ich weiß nicht, was es ist, aber irgendwie gefällt mir das Spiel einfach. Wahrscheinlich hängt es aber auch viel mit den Leuten zusammen, mit denen man im Austausch steht und zusammen spielt. Ich vermisse allerdings auch die Zeit, in der Spiele noch was zum Reinfuchsen waren, mit Ecken und Kanten. Beste Beispiele dafür sind für mich die S.T.A.L.K.E.R. Reihe, Project Reality bzw. jetzt Squad und ARMA bzw Dayz. Ich brauchte einige Stunden um reinzukommen, ich weiß noch, dass ich von S.T.A.L.K.E.R. vor 13 Jahren am Anfang enttäuscht war, aber ich habe mich gezwungen weiterzuspielen, habe gelernt, wie die Welt funktioniert, ihre Regeln gelernt und bin als Spieler ein Teil von ihr geworden. Mit beiden Nachfolgern gehört diese Serie mittlerweile zu meinen Lieblingen und ich fühle mich wie zu Hause, wenn ich das Spiel anschmeiße. Ähnlich geht es mit mit DayZ. Im Juni 2012 hab ich mir DayZ eingerichtet und war von Anfang an fasziniert, auch wenn ich am Anfang gar nicht wusste, wie was warum und wer. Erst durch Stundenlanges ausprobieren und den Austausch mit anderen Spielern wurde mit der Zeit ein Schuh draus. Etwa genauso viele Stunden musste ich Überzeugungsarbeit leisten, damit sich meine Freunde dieses Spiel kaufen. (Erklär den Leuten mal, dass sie sich ARMA 2 Operation Arrowhead kaufen sollen, von dem sie vorher nie was gehört haben, damit man dann gemeinsam eine Mod dafür spielen kann, sofern die sich die Mühe machen wollen, die Mod richtig einzurichten). Letztenendes hat DayZ Mod unseren Sommer 2012 bestimmt und auch in den Jahren danach habe ich noch viele Stunden in der Spielwelt verbracht.
Selbst ein RDR2, Horizon Zero Dawn, Days Gone, Death Stranding, die ich alle mit jeweils >60Stunden durchgespielt habe, konnten dieses euphorische Gefühl nicht mehr auslösen. Vielleicht verliert sich auch einfach ein Teil der Euphorie mit der Zeit, da andere Sachen in den Vordergrund rücken.
Nichtsdesotrotz verurteile ich schnelllebigere Spiele nicht unbedingt, da es je nach Umstand Sinn machen kann, nur mal eben ne Runde was zocken. Nicht immer kann und will ich meine gesamte Aufmerksamkeit einem Spiel widmen, wenn ich weiß, dass ich mich gerade nicht hineinfallen lassen kann. Und um jetzt den Bogen zurück zum Thema zu schlagen hoffe ich, dass Cyberpunk etwas in mir triggert, das mich nicht aufhören lassen wird, an das Spiel zu denken, eine Neugierde weckt, die mich immer weiter treibt. Ich weiß, dass CDPR das Zeug dazu hat, das haben sie mit WitcherIII bewiesen. Auch wenn es nicht zu 100% mein Fall war, kann ich jeden verstehen, der das Spiel lobpreist. Das Cyberpunk Universum spricht mich schonmal mehr an als Fantasymittelalter und wenn die Liebe zum Detail, die Charaktere und die Atmophäre stimmen, wird einem grandiosen Erlebnis nichts mehr im Weg stehen. Urlaub ist auch schon eingetragen
. Da interessiert mich Cyberpunk als grafischer Benchmark auch wenig, für mich ist das Spiel unter der Haube wichtig, wenn die Grafik schick ist, umso besser.