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BUILDLOG: ITX-Gehäuse in 100% Eigenbau
Hallo,
einige kennen mich sicher bereits aus dem PCGH-Discord, dort bin ich unter dem Namen Lefti anzutreffen. Mein aktueller Rechner existiert im jetzigen Zustand schon seit etwa zwei Jahren. Ebenso alt ist auch das Gehäuse, in dem er Platz findet.
Das Gehäuse verfolgt ein paar grundlegende Konzepte:
1. Inverted-Aufbau, sodass die GPU die Luft von oben außerhalb des Gehäuses ansaugen kann
2. Kammern-Design für bestmöglichen Airflow
3. Kleinstmögliche Größe bei größtmöglichem Komfort, trotz der Kompaktheit passen Full-Size-GPUs, -Kühler und -Netzteile in das Gehäuse
4. Material Holz
Eben diese Dinge machen den gesamten Rechner zu einem wahren Einzelstück und Hingucker. Zumindest auf den ersten Blick, denn auf den zweiten Blick erkennt man grundlegende Schwächen am Gehäuse, weshalb ein neues Gehäuse her muss. Das Konzept bleibt unverändert, aber die Umsetzung soll deutlich besser werden. Dieser Buildlog soll auch eine Anlaufstelle für all diejenigen sein, die sich selbst dran versuchen wollen und Tipps brauchen. Doch dazu mehr in den einzelnen Kapiteln.
Verbaute Komponenten:
CPU: Intel Core-i7 6700K @4.5 GHz (1.24 V)
Mainboard: ASUS Z170I
DRAM: 2x8 GB HyperX Fury DDR4-3000 15-17-17-32 1T
Kühler: be Quiet! Dark Rock 3 Noctua NH-U12A
GPU: Sapphire RX 580 Nitro+ 8 GB
PSU: be Quiet Pure Power 10 CM 500W
SSD:Samsung 850 Evo 250 GB PNY XLR8 CS3030 1 TB + Samsung 840 Pro 256 GB
HDD: Western Digital Blue 1 TB
Inhaltsverzeichnis
1. Bestandsaufnahme
Zunächst erst mal ein kleiner Überblick auf den jetzigen Zustand. Im Grunde schon mal nicht schlecht für den ersten Versuch ein Gehäuse zu bauen. Insgesamt sind es 10 Punkte, die mich stören.
Punkt 1: Fehlende Symmetrie
Das geübte Auge hat es bereits im ersten Bild erkannt, für alle anderen noch mal ein eindeutigeres Bild. Das gesamte Gehäuse vermisst seine Symmetrie. Ursprünglich war es geplant, dass die GPU exakt mittig sitzt. Dass dem nun doch nicht so ist, liegt maßgeblich daran, dass die Mittelwand weiter zur Mitte rücken musste um Platz für Kabel zu schaffen. Weil die Breite bereits festgelegt war, hat sich so der gesamte Mainboard-Tray nach rechts bewegt. Eine absolute Fehlentscheidung dies so zu lassen meinerseits, wie man später noch sehen wird.
Punkt 2: Unsaubere Kanten und gebogene Wände
Schon mal versucht mit einer Stichsäge eine absolut gerade Kante zu sägen? Das ist gar nicht so einfach, und das sieht man auch hier. Gerade diese Kante ist mir so gar nicht gelungen. Erschwerend kommt hinzu, dass die verwendeten Holzplatten im Baumarkt derart falsch gelagert wurden, dass quasi in alle Richtungen das Holz gebogen ist. In einem gewissen Rahmen ist das auch unvermeidbar und normal, ab einem gewissen Punkt ist das aber einfach nur noch störend. Für den Neubau nutze ich nun 6 mm Buche 5-lagig statt 5 mm Buche 3-lagig, da so ein Holz prinzipiell schon weniger Flex haben sollte. Zur Not fahre ich auch von Baumarkt zu Baumarkt bis ich das gefunden habe, was meinen Ansprüchen gerecht wird.
Punkt 3: Keine Seitenwand möglich
Punkt 1 holt uns jetzt schon ein. Weil Der Mainboard-Tray nach rechts gerutscht ist, stehen etwa 5 mm des Lüfters für den CPU-Kühler aus dem Gehäuse heraus. Ich habe verschiedenes ausprobiert: Den Kühler passiv nutzen, oder auch mit Abstandshaltern die Acrylplatte zu befestigen. Aber alles sah mehr wie gewollt als gekonnt aus. Dieses Problem sollte sich aber einfach beheben lassen, indem man von Anfang an einfach vernünftig plant.
Punkt 4: Mangelhafte Planung auf Papier
Wo wir gerade von Planung sprechen: Für diesen Prototypen existierten nur 2D-Skizzen auf Papier. Das mag vielleicht noch gerade so gehen, wenn man ohnehin großzügige Toleranzen einplant, nicht aber bei einem ambitionierten ITX-Gehäuse. Daher jetzt schon mal ein guter Rat: Schnappt euch ein CAD-Programm und bastelt euch eine 3D-Skizze. So kann man vorher schon sehen wo es Probleme geben kann und wird. Ich für meinen Teil werde Autodesk Fusion 360 nutzen, aber prinzipiell sind viele Programme geeignet.
Punkt 5: Große Spaltmaße
Spaltmaße sind ein Resultat aus schiefen Kanten, Platten die nicht passen und vielem mehr. In meinem Fall habe ich das durch großzügige Klebekanten gelöst. Das sieht einfach schlampig aus. Aber durch Planung und vernünftigen Holzplatten sollte auch dies der Vergangenheit angehören.
Punkt 6: Unsaubere Verarbeitung
Anscheinend führt eines zum anderen. Natürlich leidet auch die allgemeine Verarbeitungsqualität. Wie auch hier zu sehen passt die Platte einfach nicht so, wie sie soll. Machen wir es kurz: Das soll der Vergangenheit angehören.
Punkt 7: Nicht passende Bohrlöcher
Wer schon mal Spezifikationen gewälzt hat wird feststellen, dass häufig nicht viel Spielraum ist. Das ist zum einen gut, denn so kann man immer davon ausgehen, dass die Komponenten auch immer an ihrem Platz eingebaut werden können. Millimetergenaue Bohrungen in Holz können da so einiges abverlangen. Beim Netzteil habe ich daher kurzerhand zwei Löcher einfach wieder aufgefüllt, denn das Netzteil hält ja auch mit nur zwei Schrauben. Auch schön zu sehen: Die mitgelieferten Schrauben sind natürlich viel zu kurz. 6 mm um genau zu sein, und das Wandmaterial ist allein schon 5 mm dick, im Neubau dann sogar 6 mm. Hier habe ich eine entsprechende Senke eingedremelt. Für den Neubau kommen längere Schrauben zum Einsatz. Eines vorweg: Es handelt sich hierbei um Schrauben mit UNC 6/32 Zollgewinden. Die führt in der Regel kein Baumarkt, zumindest nicht in Deutschland. Hier muss ein entsprechender Schraubenfachhändler oder ein Onlineshop aushelfen.
Punkt 8: Keine Echten Abstandhalter fürs Mainboard
Eigentlich ein Witz, denn eine Packung Abstandhalter kostet echt nur ein paar €. Stattdessen ist der Einbau in diesem ohnehin schon engen Gehäuse maximal dämlich gestaltet: M4-Schrauben werden auf das Mainboard gesteckt, unter dem Mainboard mit 5 mm dicken Aluminiumringen als Spacer versehen und dann auf den Tray gesteckt. Von hinten werden die Schrauben nun festgezogen. Es versteht sich wohl von selbst die paar € in richtige Abstandhalter zu investieren.
Punkt 9: GPU ist nicht verschraubt
Für den Transport wäre das unbedingt erforderlich. So wird die GPU nur vom Slot gehalten, solange der Rechner steht geht das auch in Ordnung. Also werde ich wohl für den Neubau eine Verschraubung vorsehen müssen. Sicher ist sicher.
Punkt 10: Keine Erdung der einzelnen Komponenten
Natürlich ist das Netzteil an sich geerdet, denn das ist ja auch Vorschrift. Aber wenn man das Voltmeter nimmt und mal von Mainboard- bzw GPU-IO zum Netzteil die Spannung misst, so ist diese um einiges höher als bei einem normalen Rechner im Metallgehäuse. An sich ist eine Erdung nicht unbedingt notwendig, immerhin lief der Rechner jetzt knapp zwei Jahre auch ohne. Allerdings reagieren gerade Audiokomponenten höchst allergisch auf fehlende Erdung. Ursprünglich war mal ein Frontpanel mit Audioanschlüssen verbaut. Da der Sound aber dermaßen kratzig war, habe ich dies wieder rückgängig gemacht. Der Grund war möglicherweise die fehlende Erdung, sodass gerade unter Last Probleme auftraten.
So viel zur Bestandsaufnahme. Im nächsten Kapitel geht es um die Planung in Fusion 360. Wer auf dem Discord unterwegs ist, hat vielleicht schon einige Renderbilder gesehen. Schaut doch hin und wieder hier vorbei um die Fortschritte zu beobachten.
Hallo,
einige kennen mich sicher bereits aus dem PCGH-Discord, dort bin ich unter dem Namen Lefti anzutreffen. Mein aktueller Rechner existiert im jetzigen Zustand schon seit etwa zwei Jahren. Ebenso alt ist auch das Gehäuse, in dem er Platz findet.
Das Gehäuse verfolgt ein paar grundlegende Konzepte:
1. Inverted-Aufbau, sodass die GPU die Luft von oben außerhalb des Gehäuses ansaugen kann
2. Kammern-Design für bestmöglichen Airflow
3. Kleinstmögliche Größe bei größtmöglichem Komfort, trotz der Kompaktheit passen Full-Size-GPUs, -Kühler und -Netzteile in das Gehäuse
4. Material Holz
Eben diese Dinge machen den gesamten Rechner zu einem wahren Einzelstück und Hingucker. Zumindest auf den ersten Blick, denn auf den zweiten Blick erkennt man grundlegende Schwächen am Gehäuse, weshalb ein neues Gehäuse her muss. Das Konzept bleibt unverändert, aber die Umsetzung soll deutlich besser werden. Dieser Buildlog soll auch eine Anlaufstelle für all diejenigen sein, die sich selbst dran versuchen wollen und Tipps brauchen. Doch dazu mehr in den einzelnen Kapiteln.
Verbaute Komponenten:
CPU: Intel Core-i7 6700K @4.5 GHz (1.24 V)
Mainboard: ASUS Z170I
DRAM: 2x8 GB HyperX Fury DDR4-3000 15-17-17-32 1T
Kühler:
GPU: Sapphire RX 580 Nitro+ 8 GB
PSU: be Quiet Pure Power 10 CM 500W
SSD:
HDD: Western Digital Blue 1 TB
Inhaltsverzeichnis
- Bestandsaufnahme
- Planung in Fusion 360
- Anfertigung der Gehäuseteile
- Der Zusammenbau
- Seitenpanel und weitere Verbesserungen
- Endlich mit Echtglas
- Ein Noctua-Lüfter hat noch nie so gut gepasst
- Noch mehr Noctua
- Umbau für MacOS
- Langzeiterfahrung
1. Bestandsaufnahme
Zunächst erst mal ein kleiner Überblick auf den jetzigen Zustand. Im Grunde schon mal nicht schlecht für den ersten Versuch ein Gehäuse zu bauen. Insgesamt sind es 10 Punkte, die mich stören.
Punkt 1: Fehlende Symmetrie
Das geübte Auge hat es bereits im ersten Bild erkannt, für alle anderen noch mal ein eindeutigeres Bild. Das gesamte Gehäuse vermisst seine Symmetrie. Ursprünglich war es geplant, dass die GPU exakt mittig sitzt. Dass dem nun doch nicht so ist, liegt maßgeblich daran, dass die Mittelwand weiter zur Mitte rücken musste um Platz für Kabel zu schaffen. Weil die Breite bereits festgelegt war, hat sich so der gesamte Mainboard-Tray nach rechts bewegt. Eine absolute Fehlentscheidung dies so zu lassen meinerseits, wie man später noch sehen wird.
Punkt 2: Unsaubere Kanten und gebogene Wände
Schon mal versucht mit einer Stichsäge eine absolut gerade Kante zu sägen? Das ist gar nicht so einfach, und das sieht man auch hier. Gerade diese Kante ist mir so gar nicht gelungen. Erschwerend kommt hinzu, dass die verwendeten Holzplatten im Baumarkt derart falsch gelagert wurden, dass quasi in alle Richtungen das Holz gebogen ist. In einem gewissen Rahmen ist das auch unvermeidbar und normal, ab einem gewissen Punkt ist das aber einfach nur noch störend. Für den Neubau nutze ich nun 6 mm Buche 5-lagig statt 5 mm Buche 3-lagig, da so ein Holz prinzipiell schon weniger Flex haben sollte. Zur Not fahre ich auch von Baumarkt zu Baumarkt bis ich das gefunden habe, was meinen Ansprüchen gerecht wird.
Punkt 3: Keine Seitenwand möglich
Punkt 1 holt uns jetzt schon ein. Weil Der Mainboard-Tray nach rechts gerutscht ist, stehen etwa 5 mm des Lüfters für den CPU-Kühler aus dem Gehäuse heraus. Ich habe verschiedenes ausprobiert: Den Kühler passiv nutzen, oder auch mit Abstandshaltern die Acrylplatte zu befestigen. Aber alles sah mehr wie gewollt als gekonnt aus. Dieses Problem sollte sich aber einfach beheben lassen, indem man von Anfang an einfach vernünftig plant.
Punkt 4: Mangelhafte Planung auf Papier
Wo wir gerade von Planung sprechen: Für diesen Prototypen existierten nur 2D-Skizzen auf Papier. Das mag vielleicht noch gerade so gehen, wenn man ohnehin großzügige Toleranzen einplant, nicht aber bei einem ambitionierten ITX-Gehäuse. Daher jetzt schon mal ein guter Rat: Schnappt euch ein CAD-Programm und bastelt euch eine 3D-Skizze. So kann man vorher schon sehen wo es Probleme geben kann und wird. Ich für meinen Teil werde Autodesk Fusion 360 nutzen, aber prinzipiell sind viele Programme geeignet.
Punkt 5: Große Spaltmaße
Spaltmaße sind ein Resultat aus schiefen Kanten, Platten die nicht passen und vielem mehr. In meinem Fall habe ich das durch großzügige Klebekanten gelöst. Das sieht einfach schlampig aus. Aber durch Planung und vernünftigen Holzplatten sollte auch dies der Vergangenheit angehören.
Punkt 6: Unsaubere Verarbeitung
Anscheinend führt eines zum anderen. Natürlich leidet auch die allgemeine Verarbeitungsqualität. Wie auch hier zu sehen passt die Platte einfach nicht so, wie sie soll. Machen wir es kurz: Das soll der Vergangenheit angehören.
Punkt 7: Nicht passende Bohrlöcher
Wer schon mal Spezifikationen gewälzt hat wird feststellen, dass häufig nicht viel Spielraum ist. Das ist zum einen gut, denn so kann man immer davon ausgehen, dass die Komponenten auch immer an ihrem Platz eingebaut werden können. Millimetergenaue Bohrungen in Holz können da so einiges abverlangen. Beim Netzteil habe ich daher kurzerhand zwei Löcher einfach wieder aufgefüllt, denn das Netzteil hält ja auch mit nur zwei Schrauben. Auch schön zu sehen: Die mitgelieferten Schrauben sind natürlich viel zu kurz. 6 mm um genau zu sein, und das Wandmaterial ist allein schon 5 mm dick, im Neubau dann sogar 6 mm. Hier habe ich eine entsprechende Senke eingedremelt. Für den Neubau kommen längere Schrauben zum Einsatz. Eines vorweg: Es handelt sich hierbei um Schrauben mit UNC 6/32 Zollgewinden. Die führt in der Regel kein Baumarkt, zumindest nicht in Deutschland. Hier muss ein entsprechender Schraubenfachhändler oder ein Onlineshop aushelfen.
Punkt 8: Keine Echten Abstandhalter fürs Mainboard
Eigentlich ein Witz, denn eine Packung Abstandhalter kostet echt nur ein paar €. Stattdessen ist der Einbau in diesem ohnehin schon engen Gehäuse maximal dämlich gestaltet: M4-Schrauben werden auf das Mainboard gesteckt, unter dem Mainboard mit 5 mm dicken Aluminiumringen als Spacer versehen und dann auf den Tray gesteckt. Von hinten werden die Schrauben nun festgezogen. Es versteht sich wohl von selbst die paar € in richtige Abstandhalter zu investieren.
Punkt 9: GPU ist nicht verschraubt
Für den Transport wäre das unbedingt erforderlich. So wird die GPU nur vom Slot gehalten, solange der Rechner steht geht das auch in Ordnung. Also werde ich wohl für den Neubau eine Verschraubung vorsehen müssen. Sicher ist sicher.
Punkt 10: Keine Erdung der einzelnen Komponenten
Natürlich ist das Netzteil an sich geerdet, denn das ist ja auch Vorschrift. Aber wenn man das Voltmeter nimmt und mal von Mainboard- bzw GPU-IO zum Netzteil die Spannung misst, so ist diese um einiges höher als bei einem normalen Rechner im Metallgehäuse. An sich ist eine Erdung nicht unbedingt notwendig, immerhin lief der Rechner jetzt knapp zwei Jahre auch ohne. Allerdings reagieren gerade Audiokomponenten höchst allergisch auf fehlende Erdung. Ursprünglich war mal ein Frontpanel mit Audioanschlüssen verbaut. Da der Sound aber dermaßen kratzig war, habe ich dies wieder rückgängig gemacht. Der Grund war möglicherweise die fehlende Erdung, sodass gerade unter Last Probleme auftraten.
So viel zur Bestandsaufnahme. Im nächsten Kapitel geht es um die Planung in Fusion 360. Wer auf dem Discord unterwegs ist, hat vielleicht schon einige Renderbilder gesehen. Schaut doch hin und wieder hier vorbei um die Fortschritte zu beobachten.
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