AW: YouTube: Epic Games und weitere Konzerne stoppen Werbung wegen Pädophilievorwurf
Das sind auch für meinen Geschmack zu viele Zufälle, während der eigentliche, unschuldige Inhalt der Videos für Youtube genausowenig eine Rolle zu spielen schient, wie für einen Teil der Zuschauer.
Google lässt sich ja hinsichtlich der verwendeten Algorithmus nicht in die Karten schauen, aber ich würde trotzdem erst einmal davon ausgehen, dass er nicht darauf ausgelegt ist, explizit sehr spezifische Interessengruppen zu bedienen - insbesondere wenn dabei strafbare Aspekte ins Spiel kommen.
Um genauer zu sein, ich denke aus Erfahrung in zahlreichen Themenbereichen bei Youtube, dass der dortige Algorithmus vergleichsweise doof ist. Der übernimmt die von Benutzern vergebene Tags des jeweiligen Clips, erstellt ggf. aus Titel und Beschreibung weitere Tags und generiert *vielleicht* auch welche aus dem Inhalt. Da es aber logischerweise eine KI ist, wird sicherlich nicht gedeutet, was bestimmte Merkmale im Zusammenspiel für bestimmte Personengruppen bedeuten könnten - das sind abstrakte Perspektiven, bei den selbst bei außenstehenden menschlichen Betrachtern keine Alarmglocke schrillt. Sprich, der Algorithmus "denkt" mindestens so unschuldig wie der durchschnittliche menschliche Betrachter.
Wenn sich nun jemand Kinder beim Sport anschaut, werden dem Betrachter weitere Videos von Kindern beim Sport empfohlen. Warum auch nicht, denn wenn Eltern wissen wollen, welche Übungen sie ihren Sprösslingen schmackhaft machen können bzw. zumuten dürfen, ist das das logische Vorgehen. Es geht auch kein Alarm los, wenn das häufig geschieht, den es gibt viele Eltern mit Kindern, die Sport im Übrigen bitter nötig haben. Auch wenn der Themenkreis erweitert wird, also von Kindern beim Sport auf Kindern generell bei diversen Aktivitäten, ist das noch nicht zwingend ein Alarmsignal. Es ist für Kinderlose manchmal schwer nachzuvollziehen, aber Eltern sind daran interessiert, was andere Racker außer den eigenen noch so alles anstellen und freuen sich einfach nur darüber.
ABER: Die Software erfasst natürlich auch das Verhalten von Pädophilen. Diese folgen den gleichen verzweigten Empfehlungen wie interessierte Eltern, nur mit einem ganz anderen anderen Blickwinkel. Den kann man allerdings heuristisch ebenso schlecht erfassen wie sich für menschliche Beobachter erkennen lässt, ob der aufmerksam schauende Herr am FKK-Strand die eigenen Kinder beaufsichtigt und/oder sich ganz unschuldig über die spielenden Racker freut und/oder unkeusche Gedanken hegt.
- Ja, ganz richtig, das alles kann sich überschneiden. Auch ein Pädophile betrachten Kinder nicht immer und überall sexuell, ebenso wenig wie Heterosexuelle oder Homosexuelle nicht immer und überall Angehörige des anderen Geschlechts bzw. des gleichen Geschlechts sexuell betrachten. Und selbst wenn, steht nicht immer eine Missbrauchsabsicht dahinter. Selbst wenn sich Pädophile diese Clips anschauen, ist das zwar keine schöne Vorstellung, tut aber faktisch niemanden weh und es steht auch nicht zwingend Missbrauch dahinter. Man kann ja auch nicht verhindern, wenn Kinder von Pädophilen auf der Straße nicht nur als Kinder angeschaut werden.
Der Ansatz muss daher meiner Ansicht nach ein anderer sein: Es sollte genauer hingeschaut werden, wer welche Inhalte in welcher Konstellation hochlädt. Wenn auf einem Youtube-Kanal häufiger Videos derselben Kinder erscheinen, ist das womöglich der Kanal von Großfamilie Mustermann, über deren Zurschaustellen ihrer Sprösslinge man immer noch *sehr* geteilter Ansicht sein kann (Ich unternehme beispielsweise alles Mögliche, um Abbildungen meines Sohnemanns aus dem Netz herauszuhalten, bis er selbst entscheiden kann, ob er sich zum Kasper machen will ...), was aber rechtlich erst einmal nicht zu beanstanden ist.
Ganz anders sähe es beispielsweise es aus, wenn auf einem Kanal ständig Videos von unterschiedlichen Kindern auftauchen. Wenn das dann nicht beispielsweise der Kanal des Kinderballets Hinterhupfingen ist, der seine Proben aufnimmt und mit Einwilligung der Eltern hochlädt, liegt der Fall recht klar. Und noch genauer, wenn das Ganze aufgrund des - jetzt kommt es wieder zum Tragen - Nutzerverhaltens mit weiteren Kanälen verknüpft ist, die in gleicher Weise auffällig sind.
Da müssten dann Technik und menschliche Beurteilung zusammenarbeiten. Beide müssen aber auch erst einmal für ein Problem sensibilisiert *und* gleichzeitig darin geschult werden, nicht überzogen zu reagieren.
Man kann nicht verhindern, das gewisse Personen(gruppen) mit gewissen Neigungen bestimmte Dinge anders sehen, aber man kann das systematische und teilweise gewerbliche Bedienen solcher Neigungen eindämmen, zumal dahinter womöglich bereits Missbrauch steht. Ein Kind absichtlich in sexualisierte Posen zu bringen und dann abzulichten/aufzunehmen, ist zweifelsohne bereits Missbrauch.