Reicht mein altes Netzteil?

koesen99

Schraubenverwechsler(in)
Hallo liebe allwissende Gemeinde :-)

ich habe vor mir einen neuen pc zusammenzustellen, allerdings wollte ich das case und netzteil weiterbenutzen.
komme jetzt aber ins grübeln ob mein netzteil dafür ausreichend ist.
Meine momentane Wunschkonfiguration ist

AMD Ryzen 7 3700X
Gigabyte X570 Gaming X
G.Skill Aegis DIMM Kit 16GB
MSI GeForce RTX 2080 Ti Gaming X Trio
Alpenföhn Brocken 3
Intel SSD 660p 512GB

habe noch ein ausreichend großes und entsprechend gelüftetes case und ein
Be quiet! Pure Power CM BQT L8-CM-630W PC Netzteil (630 Watt)

komm ich mit den 630watt klar? oder muss ich zwangsweise aufrüsten?

Besten dank im vorraus für ne info :-)
 
Nüchtern von der Leistung her reicht es, würde sogar ein 500/550w Netzteil reichen, allerdings würde ich bei der Aufrüstung das L8 in Rente schicken, gibt immerhin schon das L11

Das L8 war aber damals schon eher Einstieg und keine wirkliche Empfehlung

Kleine Liste mit empfehlenswerten Modellen:

Produktvergleich Seasonic Focus Plus Gold PCGH-Edition 550W ATX 2.4, Seasonic Prime Ultra Gold 550W ATX 2.4, be quiet! Straight Power 11 550W ATX 2.4, BitFenix Whisper M 550W ATX 2.4, Seasonic Focus Plus Gold 550W ATX 2.4, be quiet! Pure Power 11 CM
 
Die 630W reichen locker, das ist nicht das Problem (die genannte Hardware verbraucht beim Spielen deutlich unter 400W).
Nur ist das L8 bereits sehr alt und ain gruppenreguliertes Netzteil was für High-End Hardware nicht unbedingt gut geeignet ist (gruppenreguliert bedeutet, dass die einzelnen Spannungen nicht unabhängig voneinander geregelt sind und beispielsweise eine sehr starke Grafikkarte die Spannungen deiner SSD verziehen kann).

Es würde wahrscheinlich laufen, bei derartig teurer/leistungsfähiger Hardware wie einer 2080Ti würde ich aber zu einem ordentlichen Indy (DC-DC= geregelten Netzteil raten. Ein Straight Power 11 550W oder ein FocusPlus Gold 550W beispielsweise. Mehr Leistung ist nur dann ratsam wenn du zusätzlich noch stärker übertakten willst (dann kann man über ein 650er nachdenken).


EDIT: Ich hasse es wenn einer nur ne handvoll Minuten schneller ist :haha:
 
komm ich mit den 630watt klar? oder muss ich zwangsweise aufrüsten?

Besten dank im vorraus für ne info :-)
Mit dem alten Schinken wird das erstmal laufen. Es hat alle Schutzschaltungen und solange das Netzteil nicht stinkt, was ein Zeichen auslaufender Kondensatoren ist, wird das funktionen. Mittelfristig würde ich der guten und teuren Hardware wegen aber auf ein modernes Netzteil umsteigen. Es wäre ärgerlich, wenn die Hardware bei den Kosten Schaden nimmt.

EDIT: Ich hasse es wenn zwei ne handvoll Minuten schneller sind
 
Ich verweise mal auf die Erklärung von Threshold - was du dann daraus machst, ist letztendlich deine Sache.

Das liegt daran, dass das L8 Gruppenreguliert ist.

Gruppe bedeutet, dass die drei Spannungen im Netzteil, also 3,3 und 5 und 12 Volt gemeinsam erzeugt werden.
Das bedeutet aber auch, dass die drei Spannungen voneinander abhängig sind.
Belastest du nun eine Spannung sehr stark -- und heute wird praktisch nur noch die 12 Volt Leitung benötigt. 5 Volt brauchst du für USB und Festplatten, 3,3 Volt eigentlich gar nicht mehr -- sinkt diese ab, so dass du statt 12 Volt nur noch 11,6 Volt hast. Die 11,6 Volt sind noch innerhalb der ATX Spezifikation, aber bei 11,4 Volt wird es schon kritisch. Gleichzeitig steigen die anderen Spannungen an, sodass die 5 Volt Leitung schnell mal bei 5,5 oder gar 6 Volt landet.
Ausgleichen kannst du das nur, indem du die entsprechende Spannung belastest. Du müsstest also die 5 Volt Leitung stärker belasten, damit sie wieder sinkt. Was aber eben in der heutigen Zeit nicht einfach ist, weil ja nichts mehr da ist, was die 5 Volt braucht. Eine SSD oder eine HDD reichen da nicht.
Wenn du dann noch Netzteile hast, die eine billige Filterung und Glättung haben -- man kann das anhand der verbauten Caps erkennen -- ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass neben der steigenden Spannung auch die Restwelligkeit ansteigt. Die Restwelligkeit beschreibt die noch vorhandene Wechselspannung in der Gleichspannung. Du kannst die Wechselspannung nie komplett herausfiltern, das ist technisch nicht möglich. Man kann sie aber so weit reduzieren, dass sie keinen Einfluss mehr auf die Hardware hat.
Steigt sie aber an, hat sie ab einem gewissen Punkt durchaus wieder Einfluss auf die Hardware. die Steigende Restwelligkeit ist einer der Gründe, wieso Festplatten ausfallen.
Wenn du also jemanden kennst, der in letzter Zeit eine defekte Festplatte hatte, frag ihn mal, wie alt sein Netzteil ist, das er verwendet. :D

Hast du nun brauchbare Netzteile, die entsprechende Schutzschaltungen haben, schalten die ab, wenn die Spannung unterhalb eines Wertes sinkt.
Hier im forum gibt es einen User, dessen Netzteil -- ein S7 mit 450 Watt -- abschaltet, wenn er die Grafikkarte übertaktet.
Nominell sollte die Leistung des Netzteils reichen, aber weil die 5 Volt Leitung nicht mehr belastet wird, sinkt die 12 Volt Spannung unterhalb des Auslösewertes und das Netzteil schaltet ab.
Andere Netzteile schalten z.B. gar nicht ab, wie das Corsair RM. Das powert auch noch, wenn nur noch 10 Volt anliegen [was eben an der fehlenden Schutzschaltung liegt und deswegen wird es hier um Forum auch verrissen -- zu Recht]. Die thermaltake Germany Serie hatte ich ja schon erwähnt.
Schlimm wird es aber dann, wenn du hochgelabelte Gruppen Netzteile hast, wie das S7 mit 700 Watt oder das L8 mit der gleichen Leistung oder vergleichbar.
Bei denen ist die Spannungsstabilität extrem schlecht, sodass man sie nicht nutzen sollte. Schon gar nicht für Multi GPU, auch wenn die 700 Watt suggerieren, dass es eigentlich reichen müsste.


Bei Indy Netzteilen wird, wie der Name schon erahnen lässt, die Spannungen unabhängig voneinander erzeugt.
Das passiert mit DC-DC Converter. Daher nennt man diese Netzteile auch DC-DC Netzteile.
Der Vorteil ist die Spannungsstabilität. Auch wenn die 12 Volt Leitung bis zum Bersten belastet wird, hat das keine Auswirkungen auf die kleineren Spannungen.
Aber auch hier gibt es Grenzen. Wichtig sind Schutzschaltungen. Wenn die nicht vorhanden sind -- wie beim Corsair RM als Beispiel -- nützt die Spannungsstabilität nichts. Das Netzteil kann bei einem Fehler nicht abschalten und wird im Grenzfall die Hardware beschädigen.
Dann gibt es da noch Netzteile, wie die P10 Serie, die so stark gebaut ist -- was eben die Caps angeht -- dass sie auch problemlos deutlich mehr Leistung stemmen kann.
Ich hatte zwei P10 mit 550 Watt an der SunMoon getestet und beide waren in der Lage, über 700 Watt zu leisten, ohne dass sich die Spannungsstabilität geändert hatte, ohne dass die Restwelligkeit angestiegen ist. Die sind nicht mal lauter geworden.
Das ist schon sehr beeindruckend und einer der Gründe, wieso ich bei Multi GPU Systemen gerne das P10 empfehle. Ich weiß da aus erster Hand, dass es das leistet, was es verspricht.


Zusammengefasst:
Gruppe Netzteile haben bei einseitiger Belastung der Spannung -- was heute eben Fakt ist angesichts der dominierenden 12 Volt Leitung -- ein Problem mit der Spannungsstabilität, was im geringsten Fall zum Abschalten des Netzteils führt, wenn die Schutzschaltungen vorhanden sind, und im schlimmsten Fall zur Beschädigung der Hardware führt, wenn die Filterung und Gättung schlecht ist.
Indy Netzteile oder DC-DC Netzteile haben das Problem der Spannungsstabilität nicht. Nachteil hier ist einfach der, dass im Max Last Bereich die Restwelligkeit zum Teil stark ansteigt, was auf schlechte Komponenten im Form von minderwertigen Caps zurück zu führen ist.
Und natürlich sollten grundlegende Schurtschaltungen verbaut sein, die auch greifen.
Es nützt nichts, wenn der Hersteller OCP verbaut, das aber erst jenseits von 80 Ampere greift. Schon bei weiniger als 50 Ampere schmelzen Leitungen.


Und dann will ich das mit den Peak werten noch mal aufgreifen.
Aktuelle Grafikkarten wie die 900er Serie von Nvidia, haben zum Teil stark schwankende Peak werte. Das liegt daran, dass die Karten ständig zwischen Max Last und Idle hin und her schalten.
Das liegt wiederum am Boost Modus, den aktuelle Karten besitzen.
die Karte versucht immer den maximalen Boost Takt zu erreichen und taktet ständig darauf zu, wird aber gleichzeitig vom Power Limit und Temperatur Limit eingegrenzt.
So kann es passieren, dass eine Karte zwar eine durchschnittliche Leistungsaufnahme von 180 Watt hat, aber einen Peak Wert von über 300 Watt.
Gerade bei übertakteten Karten wird der Unterschied größer -- Toms Hardware hatte da mal einen Test zu gemacht, als die 900er Karten auf den Markt kamen -- da liegt die durchschnittliche Leistungsaufnahme bei 190-200 Watt und der Peak Wert kratzt an der 400 Watt Marke oder ist darüber.
Moderne Netzteile, wie das E10 oder auch das Antec Edge -- gibt natürlich noch viele weitere Netzteile -- haben keine Probleme mit den Peak Werten. Die kann die Filterung problemlos abfangen.
Hast du aber ein älteres Netzteil drin oder eben ein Gruppe Netzteil, kann es passieren, dass das Netzteil abschaltet, weil der Peak Wert zu hoch war und die Schutzschaltung gegriffen hat, eben wegen der abfallenden 12 Volt Spannung.
Gerade ältere Netzteil, die schon belastete Caps haben, die auch schon einen Alterungsprozess unterliegen, können da einen Schaden kriegen, weil einer der Caps platzt.

Ich will damit nicht sagen, dass wir alle Netzteile, die älter als 4 Jahre sind, entsorgen sollen. Das ist Unsinn.
Solange du die Hardware nicht veränderst, wird das Netzteil keine Probleme haben und auch 10 Jahre laufen. Ich kenne da mehr als genug Beispiele, wo Rechner seit 10 oder 15 Jahren problemlos laufen, eben auch weil die Hardware nie verändert wurde.
Nur sind wir hier in einem Hardware Forum und da ändert man seine Konfiguration von Zeit zu Zeit und wer noch ein Sockel 775 System mit einer GTx 280 hat und nun auf ein aktuelles System mit GTX 980 wechsel will, sollte sich im Klaren sein, dass sein Straight Power E6, das er seit 8 Jahren nutzt, und das immer noch läuft, für die aktuelle Hardware einfach nicht geeignet ist. Hier ist dringend anzuraten, das Netzteil zu tauschen.
 
Ich verweise mal auf die Erklärung von Threshold - was du dann daraus machst, ist letztendlich deine Sache.
Gruppenreguliert ist dann weniger kritisch, wenn es weiterhin viele 5V Verbraucher im Rechner gibt, z.B. eine handvoll angeschlossener USB Geräte, Lüfter direkt an 5V und möglichst viele Festplatten. Das entschärft das Problem. Gerade beim 630W L8 ist die Spannung über weite Bereiche ziemlich stabil:
Be Quiet Pure Power CM 630W L8 im Test: Grundsolide 0,6 Kilowatt (Seite 7) - ComputerBase
 
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