AW: Kameras an Notebooks, Smartphones und Tablets werden häufig "entmilitarisiert"
Natürlich ist 95% des so abgegriffenen Materials Datenmüll.
Das ist auch beim Mikrofon oder gänzlich anders gelagerten Angriffsvektoren so.
Deswegen ist aber nicht alles im Lot. Die übrigen 5% können einen ganz schön ins Schwitzen bringen. Man weiß auch selten, wen man auf sich aufmerksam gemacht hat, wer einem schaden möchte, bis, ja bis es dann zu spät ist. Das kann der eifersüchtige/übergangene Kollege sein, von dessen Wut man vielleicht gar nichts ahnt, aber auch Dienste/Behörden, je nach Arbeitsplatz und Position auch Konkurrenten, etc. pp.
Letztere bspw. freuen sich ganz besonders über Rundumaufnahmen aus der Produktionshalle, Bilder von Maschinen und ähnlich.
Jeder hat irgendetwas zu verbergen oder zu beschützen. Manchem ist vielleicht gar nicht bewusst, was er alles den lieben langen Tag so treibt, was ihn (aufgezeichnet und in falschen Händen gelandet) plötzlich völlig kompromittiert/erpressbar macht.
"Warum sollte man mich für so was auswählen und nicht meinen Chef?" fragt sich vielleicht auch der ein oder andere.
Nun, weil man an dich leichter heran kommt.
Und bist du politisch engagiert? Arbeitest du in einem innovativen Betrieb? Bist du gerne kontrovers unterwegs? Hast du Freunde, die gerne Demos besuchen? Strebst du eine Karriere in systemimmanenter Funktion an (Bspw. "Mit 50 wäre ich gerne Innenminister!")? Hast du (auch ohne es bisher reflektiert zu haben) Zugang zu Daten, die für andere sensibel sein können (bspw. Krankenakten von Personen aus dem öffentlichen Leben/Politik)?
Hast du Ärger mit technikaffinen Personen wie bspw. einem Nachbar, jemandem aus dem Freundeskreis, von der Arbeit, ....
Und auch wenn nicht: kannst du das für die Zukunft ausschließen?
Was hast du von Snowden und bspw. den Enthüllungen rund um PRISM oder
Co-Traveller eigentlich gelernt?
Gleichzeitig aber kartiert die NSA die Bewegungen von Hunderten von Millionen unschuldiger Menschen weltweit. Permanent. Mehr noch: Wer Zugriff auf diese Daten hat und gleichzeitig über die technischen Möglichkeiten der NSA oder des GCHQ verfügt, kann zumindest auf Smartphones auch gezielt Schadsoftware einschleusen, wie der Experte Philippe Langlois SPIEGEL ONLINE vor einigen Wochen erläuterte: "Man könnte heimlich Fotos oder Videos aufnehmen, Anrufe abhören und Gespräche in der Umgebung aufzeichnen, selbst dann, wenn das Handy gerade im 'Sleep Mode' ist."
Die NSA verfügt demnach nicht nur über die Möglichkeit, praktisch jeden Handy-Nutzer auf der Welt jederzeit zu orten, sie kann vermutlich auch viele Smartphones jederzeit in Abhörwanzen mit Mikrofon und Kamera verwandeln, wenn ihre Agenten das für nötig halten - und die Zielperson kein US-Bürger ist.
Es gibt einfach keinen Grund, vom Besten in der Welt auszugehen. Natürlich ist das Abkleben der Kamera nicht der Schutz vor allem schlechthin. Genau genommen ist dies ein rudimentärer Bausteine in einer langen Kette von Datenschutzmaßnahmen. Aber eben auch nicht völlig irrelevant. Man muss es ja niemanden noch einfacher machen, als es ohnehin schon ist.
Wer es möchte, darf auch weiterhin sein Leben ins Netz stellen, mit dem Arzt per unverschlüsselter Email kommunizieren, den Pin auf die Rückseite der Kreditkarte schreiben, sich nicht gegen
Fingerprinting wehren oder eben am Ende auch die Handykamera nicht abdecken.
Nur ob das so gut ist, muss jeder für sich entscheiden. Die Hauptsache ist nur, dass dann im Fall des Falles nicht rumgeheult wird, dass man "ja von nichts gewusst hätte/sich der Möglichkeiten nicht bewusst war".