Heutzutage sehen viele Spiele für mich optisch nicht viel besser aus, teilweise sogar schlechter, und laufen bedeutend schlechter. Ich weiß auch nicht, was heute bei den Entwicklern los ist.
Ein Erklärungsansatz:
Games sind ein kulturelles aber auch ein industrielles Phänomen.
Firmen wollen Grafikchips verkaufen, Fans wollen einfach nur zocken, Technik- und Grafikfans wollen schöne Sachen zocken, Devs machen Spiele. Diverse Industrien in der Mitte wollen mitverdienen (Influencer, Distributoren, Journalisten etc. pp.).
Das sind 'ne Menge Akteure, die teils sehr eigene Süppchen brauen und sich gerne in die Quere kommen, obwohl sie grob das Gleiche wollen.
3D Grafik als Mainstream gibts seit '94 (PSX). Grafik evolvierte stetig und teils ruckartig. Der Innovation sind aber Grenzen gelegt. Seit der Crysis Era (ca. 2007) hat sich jedoch nicht mehr so viel getan.
Der Polycount war schon ordentlich. Normalmaps, viele dynamische Lichtquellen, Partikel für alle usw.
Raytracing ist, wie so oft erklärt
ein bis jetzt fast sinnloses Luxus-Sahnehäubchen, weil wir Schatten, Reflexionen uä schon sehr gut faken konnten.
Alle oben dargelegten Fraktionen wollen durchaus schneller, besser, höher zocken und weggeballert werden von der Grafikpracht aber die sukzessive Verfeinerung bedeutet auch, dass man zunehmend aneinander vorbeiredet. Vergleichen wir Quake 2 mit Doom 4 wird sofort klar, wo es optisch mehr blitzt und kracht. Arkham Knight vs Suicide Squad? Das wird es philosophisch, siehe Thread.
Zum einen gibt es kaum noch grobe Limitierungen bei der Erstellung von Art Assets. Die Macher von Wiggles (ca 2001) mussten noch einzelne Vertices ohne Bones animieren. Moderne Spieleautoren können auf Spezialisten u.U. ganz verzichten und holen sich die entsprechenden Animationen im Epic Store von der Stange.
Eine Textur konnte in den 2000ern nie hoch genug aufgelöst sein. Texturbibliotheken zu erstellen was mühsam. Usw.
All dies gestaltet sich mittlerweile zum Glück recht unkompliziert.
Die technischen Hürden für alles, das nicht technisch innovativ sein muss sind überschaubarer denn je.
Zum anderen wurden gewisse logistische Limits erreicht oder erschlossen. AAA-Entwicklerteams wachsen nicht mehr so stark. Man versucht vielleicht gewisse Features auszulagern, aber auch da gibt es Limits. Vielleicht wird für das Marketing in Zukunft noch etwas mehr verprasst, aber wir sind uns einig, dass mehr Hype die Qualität der Spiele nicht verbessert.
Somit müssen uns die Technik Fetischisten zunehmend höher aufgelöste, schattigere, funkelndere Haarsträhnen unter der Lupe analysieren um den Fortschritt herbeizubeweisen. Silizium Enthusiasten nicken begeistert, schliesslich haben sie locker nen Extra-Riesen investiert.
Steam beschert derweil ein total banales Pokemon Ballerspiel Rekordzahlen.