AW: Noctua stellt neue Lüfter mit 0,5mm Abstand zwischen Impeller und Rahmen vor
Bringt bei einem CPU Kühler eher die Kühlfläche, sprich der Kühlturm selbst, oder der Luftdruck der Lüsfer das Plus an Wärme Abführung?!
Schauen wir uns das System Chip, Gehäuse, Kühler, Lüfter, Luft doch mal näher an.
Thermodynamik
Das Hauptproblem ist, die Wärme vom Chip zum Gehäuse zu bringen. Verlötet geht
das bedingt, mit WLP ist das ein Drama. Dann muss die Wärme vom Gehäuse der CPU
in den Boden des Kühlers. Wieder ein Bereich mit relativ hohem Wärmeübergangs-
koeffizientem. Der Kühler selber bleibt, richtig ausgelegt ziemlich kühl. Das ist seine
Aufgabe, sagen wir 5°C am Kühlerboden mehr, als Raumtemperatur. Wenn der Kühler
das nicht schafft, ist er zu klein. Wasserkühlungen bleiben kälter, Boxed-Kühler werden
empfindlich wärmer. 5°C ist die Grenze. die ich mir setze und so stelle ich die Lüfter ein.
Die sollen so langsam drehen wie möglich, dann wird es leise.
Heatpipes übertragen Wärme durch verdampfende Flüssigkeit. Der Druck in den Heatpipes
stellt sich je nach Temperatur ein. Gefüllt werden sie im Grobvakuum mit z.B. 100% Wasser.
Dann werden sie im Vakuum zugelöte, oder so, manche Hersteller scheinen sie zuzurollen
und einen Reibschweißprozess einsetzen. Das ist aber egal, wichtig ist, die Heatpipes sind
verschlossen und enthalten nur eine bestimmte ausgewählte Flüssigkeit. Also ein Tropfen
oder zwei pro Heatpipes, keine Ahnung, habe noch keine Fertigung gesehen. Und dann
stellt sich ein Druck in der Heatpipe in Abhängigkeit von der Temperatur ein. Siehe Grafik.
Diagramm 1: Dampfkurven unterschiedliche Flüssigkeiten
Anmerkung: Der Dampf und die Flüssigkeit in der Heatpipe sind über der gesamten
Länge gleich warm. Die Temperatur ist nur abhängig vom Druck, und der ist in der Heatpipe
überall gleich. Der Druck widerum ist eine Funktion über der Temperatur, wie das Diagramm
zeigt. Es gibt dann minimale Temparturunterschiede an der Kupferrohraußenseite. Am Boden
etwas wärme, an den Lamellen etwas kühler, da reden wir über 1-3°, je nach Wärmeübergang
am Boden und zu den Lamellen.
Die Leistungsangaben der Hersteller sind völlig "Banane", solange nicht das notwendige
Temperaturgefälle genannt wird. Es wird eine Temperaturobergrenze des Kühlers geben,
bei dem die Heatpipes vermutlich platzen. Irgendwas bei 20bar Dampfdruck. Je nach
Wanddicke und Verlötungsart. Die ist aber im Betrieb im PC völlig egal, weil oberhalb von
100°C jede CPU aussteigt und bei 100°C hat man genau 1bar Dampfdruck bei Wasser,
vielleicht nutzt der eine oder andere auch Alkohol, oder eine sonstige Flüssigkeit mit
hohem Kriechvermögen. Ein CPU-Kühler wird bei 200°C sicherlich auch 1KW Wärme
abführen, mal grob geschätzt.
Die eingesetzte Flüssigkeit ist vermutlich das Know How der Kühlerhersteller, ebenso
die innere Oberfläche der Heatpipes. Eine 6mm Heatpipe ist auf die Leistung bezogen
keinesfall bei allen Herstellern als gleich zu bewerten. Auch so ein bisschen Voodoo mit
Rillen, Säuregeätzt, gesintern, was auch immer, um eine große Oberfläche zu erhalten,
auf der die Flüssigkeit zum warmen Bereich kriecht. Auch, ob Lamellen lose aufgeschoben
oder gar verlötet sind, ist ein riesiger Unterschied. Die Planheit des Bodens auch, gerade
beim Löten verziehen sich die Böden um mehrere Zehntelmillimeter.
Einfluss der Lüfterdrehzahl
Dann geht es jetzt um den Lüfter. Der pustet einen Luftstrom durch die Lamellen
und damit kann Wärme abtranspotiert werden. Das ist in erster Näherung eine Funktion
1/x, es stimmt nicht ganz, weil mit steigende Luftgeschwindigkeit der Wärmeübergang
von den Lamellen zur Luft besser wird. Aber das ist alles nicht das Problem. Grafisch
sieht das dann igendwie so aus:
Nehmen wir mal an, eine CPU wird gut 75°C unter einer bestimmten Belastung warm
und der Lüfter dreht dazu auf Maximumdrehzahl, irgend so ein 120mm Quirl mit hoher
Drehzahl. Ob der nun mit 1800, 1500 oder 1000 u/min dreht, macht kaum einen Unterschied.
Aber irgendwo kommt der Bereich, in dem die Lüfterdrehzahl relevant wird, muss man
ausprobieren. Und dann muss man individuell überlegen, ob z.B. zwei Lüfter bei langen
Lamellen helfen, oder ob es doch ein neuer Lüfter oder neuer Kühler werden muss oder
ob die Gehäusebelüftung nicht funktioniert. Das spielt alles zusammen.
Diagramm 2: Prinzipieller Verlauf von Lüfterdrehzahl und Temperatur bei gleicher Belastung
Zusammenfassung:
Ganz allgemein kann man Deine Frage nicht beantworten, Lüfter und Lamellenfläche
sind nur zwei der vielen Variablen. Genauso wichtig ist die Gestaltung der Bodenplatte,
die Anbindung der Lamellen an die Heatpipes, Abstand und Länge der Lamellen, Anzahl
der Heatpipes und deren Ausführung etc. Es hängt immer von der CPU, der Belastung,
dem Kühler, der Gehäusebelüftung, sonstiger Wärme z.B durch die Grafikkarte etc. ab.
Eigentlich ganz einfach, weil man es mit ausprobieren ganz schnell heraus bekommt,
andererseits extrem komplex, wenn man es berechnen will. Das kann man getrost vergessen.
Selbst die kleinen Noctuakühler mit 92mm Lüfter kühlen ordentlich, tendentiell gilt aber,
je kleiner diew Kühlfläche, umso höher die Lüfterdrehzahl, je tiefer die Lamellen und
geringer der Abstand umso wichtiger ist der Druckaufbau der Lüfter, oder man nimmt
einfach zwei Lüfter.
Nichtsdestotrotz werden die neuen Noctualüfter vermutlich hervorragend und der neue
Massstab. So meine Hoffnung, auch wenn der Preis unvernünftig erscheint.