ASUS ROG Crosshair VIII Dark Hero
... was steckt im Namenszusatz der X570-Platine?
... was steckt im Namenszusatz der X570-Platine?
Pünktlich zum Launch der ZEN3-Prozessoren (Ryzen 5xxx-Serie) gönnt ASUS seinem Topdog für Sockel AM4 mit dem Crosshair VIII Dark Hero eine Überarbeitung. Die Verwandtschaft zum Crosshair VIII Hero bleibt zwar unverkennbar erhalten, Neuigkeiten gibt es dennoch zu berichten. Neben einem düsteren Erscheinungsbild, das dem Namen absolut gerecht wird, verstecken sich im Namenszusatz auch technische Neuerungen auf der Platine: Neben einer nochmals potenteren Spannungsversorgen findet sich ein ebenso exklusiver Übertaktermodus im UEFI, der eine manuelle Übertaktung bei Multicore-Auslastung bei gleichzeitigem Erhalt des hohen und automatischen Singlecore-Boost ermöglichen soll („Dynamic OC Switcher“).
Das Dark Hero punktet aber nicht nur mit neuen Superlativen und Zusätzen, sondern setzt auch ganz bewusst auf Verzicht: Die komplett passive Kühlung des X570-Hubs und damit der Entfall des Lüfters gegenüber dem Crosshair VIII Hero machen die Platine zu etwas Besonderem. So finden sich – wassergekühlte Platinen einmal ausgeschlossen – gerade einmal fünf passiv luftgekühlte X570-Platinen am Markt. Ein Grund die Kühlung des Dark Heros hier im Test genau unter die Lupe zu nehmen und ASUS` Entscheidung zum Passivmodus auf den Prüfstand zu stellen.
Ein herzlicher Dank geht an dieser Stelle für die Bereitstellung des Testkandidaten und Unterstützung während des Tests nach Ratingen an den Hersteller ASUS.
> Inhaltsverzeichnis
- Verpackung und Lieferumfang
- Spezifikationen
- Das Board
- Konnektivität und Layout
- Praxistests
- Fazit
- Links
> Verpackung und Lieferumfang
Die maßgeblich in Mattschwarz gehaltene Verpackung ist an der Front mit einem großen, in Regenbogenfarben schimmernden ROG-Logo versehen. Ansonsten ist die Verpackung sehr schlicht gehalten und wird an der Front dezent von zahlreichen Logos zu Produktlogos und Kernfeatures geschmückt. Die Schriftzüge für die Produktbezeichnung und die ROG-Logos an den Seiten halten sich aber allesamt an den perlmuttartigen Glanz. Auf der Rückseite zeigt ein Produktbild einen Überblick über Eigenschaften und Spezifikationen der Platine und verweist auf die wichtigsten Kern-Features, wie passiver Chipsatzkühlung, Intel WiFi-6, sowie PCIe-Gen-4 und die starke Spannungsversorgung. ASUS bietet für die Platine über die gesetzliche Gewährleistung hinaus übrigens drei Jahre Garantie mit einer Abwicklung über den Händler.
Im Innern ist die Platine auf einer antistatischen Kunststofffolie unter Plexiglas verrutschsicher in einer Pappkartonage fixiert. Der Lieferumfang liegt unter dieser Pappkartonage und ist damit räumlich vom Mainboard getrennt.
Beim Lieferumfang geht es verhältnismäßig spartanisch zu, Wünsche bleiben aber keine offen. Angesichts der zunehmenden Bedeutung von M.2-SSDs sind vier mitgelieferte SATA-Kabel sicherlich auch ausreichend. Wer das IO-Shield in der nachfolgenden Aufzählung vermisst, darf sich beruhigt zurücklehnen: Das Board integriert die Blende bereits als festes Bauteil.
- 4× SATA-Kabel (2× gerade, 2× gewinkelt)
- 1× Wlan-Kombiantenne (2,4 + 5 GHz; starr, ca. 15 cm hoch)
- 1× ARGB-Kabel-Verlängerung (80 cm)
- 1× RGB-Kabel-Verlängerung (80 cm)
- 2× M2-Schrauben
- 1× Q-Connector (Frontpanel)
- Handbuch (Englisch)
- Sicherheitsinformationen (mehrsprachig)
- Quickstart-Guide (mehrsprachig)
- DVD mit Treibern und Tools
- ROG-Aufkleber
- ROG-Untersetzer
- ROG-Casebadge
> Spezifikationen
Das Dark Hero ist die einzige Platine in ASUS` X570-Portfolio, die auf eine passive Kühllösung des Chipsatzes setzt, was ihr eine gewisse Exklusivität verschafft und nebst all den anderen Zusatz-Features eine Positionierung als Topdog ermöglicht. Dazu kommt eine zurzeit angespannte Liefersituation am Hardwaremarkt, die leider auch das Dark Hero erfasst. Man findet die Platine kaum in den deutschen Vertriebswegen, was den Preis aktuell (Februar 2021) mit 519 Euro in astronomische Höhen treibt. Für das deutlich besser lieferbare Crosshair VIII Hero finden sich ab 400 Euro Angebote am Markt. Wer also auf das Featureset des Dark Heros besteht, muss aktuell neben einem Aufpreis auch eine unbekannt lange Wartezeit in Kauf nehmen. Das Board stößt dennoch auf großes Interesse und schafft es unter den X570-Platinen von ASUS bei der Beliebtheit im PCGH-Preisvergleich auf Platz 1:
Wer sich schon einmal vorab einen Überblick über das Gebotene in einer übersichtlichen Tabelle verschaffen möchte, kann dies nachfolgend tun. Die Eigenschaften und genauen Spezifikationen der Platine erläutern die nachfolgenden Kapitel im Folgenden nochmal in voller Prosa.
> Das Board - Erscheinungsbild
Das Dark Hero wird seiner Bezeichnung absolut gerecht. ASUS hält die 8-lagige Platine im ATX-Format nämlich maßgeblich in mattem Schwarz und verzichtet auf grau-silberne Applikationen des Vorgängers. Domierend wirkt der massive Kühler des IO-Hub, der auf rund einem Drittel seiner Fläche eine Kunststoffapplikation mit ROG-Logo trägt. Alle Kunststoffoberflächen sind mit einem Wellenrelief überzogen, das das Licht bricht und bei Reflektion einen seidenmatten Touch verleiht. Zum Schutz versieht ASUS alle Kunststoffoberflächen bei Auslieferung mit Schutzfolien. Detailverbliebt bedruckt ASUS selbst die Rückseite mit dem dezenten Design mittels Siebdruck.
Trotz der im Bereich des AM4-Sockels platzierenten üppige Kühlkörper für die Spannungswandler fällt der Freigang für CPU-KÜhler großzügig genug aus. Besonders hervorzuheben ist der Abstand zum ersten Grafikkartenslot, der auch großen Luftkühlern in der Breite ausreichend Bauraum verschaffen sollte. Der M.2-Kühler mit seiner geringen Bauhöhe von knapp 13 Millimetern - alle Höhen sind übrigens von der Platinenoberfläche aus gemessen - rangiert dabei fast auf dem Niveau des PCIe-Slots selbst und sorgt für keinerlei Einschränkungen. Lediglich die Zugänglichkeit der Haltklammer am Slot erfordert bei Grafikkarte mit Backplate ein geschicktes Händchen. Die übrigen Maße fallen im Vergleich zu anderen Platinen ebenfalls gut aus - Einschränkungen konnte ich im Testbetrieb keine feststellen. Details zum Wirkungsgrad der Kühlkonstruktion finden sich im Praxisteil dieses Tests.
Beim Thema Spannungswandler lohnt natürlich auch ein Blick auf die verbauten Bauteile selbst. Hier versteckt sich nämlich gegenüber der Hero-Vorgängerplatine eine signifikante Änderung: Am Layout hat ASUS zwar nichts verändert und verbaut rückseitig den bekannten, hochwertigen PWM-Controller vom Typ ASP1405 (umgelabelter IR 35201), der maximal 8 Phasen verwaltet. Die 7+1-Konfiguration (CPU/SOC) nutzt die Ausgänge auch vollständig aus und setzt pro Phase gleich zwei Powerstages parallel und ohne Phasendoppler ein, um die Belastbarkeit so effektiv zu verdoppeln. Dass ASUS es hier durchaus ernst meint, zeigt jedoch das Upgrade der Powerstages selbst. Gegenüber dem Vorgänger (IR3555 - 60 Ampere pro Powerstage) sitzen hier nämlich neue Texas Instruments 95410RRB. Jedes Mosfet bietet für sich eine wahnwitzige Spezifikation von 90 Ampere (!) bei 25 °C. Ein Datenblatt dazu gibt es nicht, da es sich um speziell für ASUS gelabelte/gebaute Chips handelt. Sie sind dabei aber vermutlich der hochwertigen CSD954xxx Baureihe zuzuordnen. Ingesamt kommen so allein für die CPU-Kerne rein rechnerisch bis zu 1.260 Ampere Gesamtkapaziät zusammen. Das bietet selbst für einen Ryzen 9 5950X unter Stickstoff mehr als genug Reserven. Die eine SOC-Phase ist ebenso mit den TI 95410RRB in paralleler Konfiguration bestückt. In Summe stehen hier bis zu 180 Ampere bereit.
Folgende Übersicht fast die Erkennntnisse nochmals auf einen Blick zusammen: Das Layout entspricht 14+2 Phasen, wobei real 7+1 Phasen von dem PWM-Controller (ASP1405I) im parallelen Betrieb (und damit ohne Phasen-Doppler) angesteuert werden. Jedes Mosfet von Texas Instruments ist mit bis zu 90 Ampere bei 25 °C spezifiziert.
Derart hohe Ströme erfordern auch eine entsprechende Anbindung ans Netzteil. Neben dem 8-poligen 12V-Anschluss verfügt die Platine auch noch über einen 4-Pin-ATX12V-Anschluss. Nicht allzu oft liest man in Foren daher die Anfrage, wie im Falle zu verfahren ist, dass nur ein 8-Pin-Anschluss am Netzteil vorhanden ist und der zusätzliche 4-Pin-Stecker fehlt. Darf das Board jetzt in Betrieb genommen werden, oder nicht? Leisten wir an dieser Stelle etwas Aufklärungsarbeit: Der 8-polige EPS-12V-Anschluss erlaubt mit seinen vier 12-Volt-Leistungen bis zu 28 Ampere. Das sind in Verbindung mit 12 Volt satte 336 Watt Leistung, die der Stecker vom Netzteil spezifikationskonform beziehen darf. Spätestens an dieser Stelle sollte jedem klar sein, dass die zusätzliche Kapazität von weiteren 192 Watt (16 Ampere) vom 4-polige ATX12V-Anschluss für den alltäglichen Betrieb nur noch nutzloses Beiwerk ist. Oder anders gesprochen: Der sekundäre Anschluss bringt allenfalls dem Extrem-Übertakter etwas, der die CPU-Leistungsaufnahme mit Flüssigstickstoff über die 300 Watt-Marke verschiebt. Ebenfalls für den Extrem-Übertakter platziert ASUS im CPU-Sockel auch eine Durchgangsbohrung, die einem externen Temperatursensor Platz bieten soll.
Beim Speicher setzt ASUS auf vier schwarze Slots für den DDR4-Speicher und ermöglicht eine Maximalkapazität von 128 GiByte. Bei den maximal möglichen Taktraten geht es platinenseitig mit Übertaktung sogar bis zu DDR4-5.100 hinauf, wobei das UEFI sogar noch größere Speicherteiler zu bieten hat. Die maximalen Taktraten unterscheiden sich dabei auch in Abhängigkeit der eingesetzen Ryzen-Generation. Bei den wohl am häufigsten anzutreffenden Prozessoren der Ryzen 3000/5000-Generation verspricht ASUS offiziell DDR4-3.200 und im OC-Modus bis zu DDR4-5.000. Die Verschaltung der Slots ist dabei in der Daisy-Chain-Konfiguration gehalten und somit für die Übertaktbarkeit von zwei Speicherriegeln optimiert. Toll: ASUS markiert die primär zu nutzenden A2/B2-Slots direkt auf der Platine. Halteklammern gibt es übrigens nur am oberen Ende - Komplikationen mit großen Grafikkarten sind so ausgeschlossen. Versorgt werden die Speicherslots von zwei Wandlerphasen.
Bei den M.2-Slots bieten sich wie schon beim Vorgänger zwei Möglichkeiten. Schade, da die Platzierung als Topdog-Platine und aktuelle Intel-Varianten eigentlich schon den Wunsch nach drei Slots aufkommen lassen können. Bei den SATA-Anschlüssen führt ASUS alle 8 Schnittstellen des X570-Hubs als gewinkelte Anschlüsse aus. Auch das IO-Panel ist randvoll bestückt. Erste Besonderheit ist die fest verbaute Blende, sowie der beleuchtete UEFI-Reset, sowie UEFI-Flashback-Taster. Darüberhinaus finden sich 12 USB-Anschlüsse, sowie 7.1 Audio mitsamt optischem SPDIF-Ausgang im Panel. Netzwerkseitig bieten sich mit zwei RJ45-Ethernet-Slots (1,0 GBit/s Intel I211AT & 2,5 GBit/s Realtek RTL8125) sowie zwei Antennen für den Wi-Fi-6-Standard zahlreiche Auswahlmöglichkeiten (Intel AX200).
Das Layout der PCI-Express-Erweiterungsslots hat ASUS gegenüber dem Vorgänger nicht angerührt. So bieten sich wieder zwei mit einem Metallmantel verstärkte ×16-Slots, die auch Multi-GPU-Setups mit jeweils 8 Lanes ermöglichen. Der zweite Slot bindet daher elektrisch auch nur mit ×8-Layout an. Die beiden verbleibenden Slots sind dem IO-Hub zugeordnet und verfügen über 1, bzw. 4 Lanes - die genaue Anbindesituation ist im KapitelKonnektivität und Layout nachzulesen. Bemerkenswert ist auch der Abstand zwischen ersten und zweitem ×16-Slot, der mit 3 Slot Breite ausfällt.
Weitere bereichtenswerte Besonderheiten: Der ×1-PCI-Express-Slot ist offen ausgeführt und kann so auch ×4-Erweiterungskarten aufnehmen. Für mehr reicht der Bauraum nur, wenn der M.2-Kühler demontiert wird. Macht nichts - es gibt ja noch weitere (passende) Erweiterungsslots. In unmittelbarer Nähe findet sich auch der hochwertige Soundbereich der Platine. Unter der metallenen SupremeFX-Abdeckung versteckt sich auch weiterhin ein Realtek ALC1220, der von zwölf hochwertigen Kondensatoren und einem ESS-ES9023O-DAC sowie einem Kopfhörerverstärker unterstützt wird. Auch das Dark Hero trägt wieder die "Watercooling-Zone" am unteren rechten Ende. Hier können Durchflusssensor und Temperaturfühler einer Wasserkühlung direkt ans Board angeschlossen werden und so für die Lüfterregelung Temperaturwerte bereitstellen. Ebenso ist mit dem W_PUMP+-Header für besonders starke Pumpen ein gesonderter Anschluss vorhanden (3 Ampere / 36 Watt). Im Bereich des Start- und Restart-Knopfes ist eine zweistellige digitale Anzeige platziert, die im Bootvorgang Codes ausgibt und die Fehlersuche erleichtern kann. Wahlweise kann über selbige im Betrieb auch die CPU-Temperatur angezeigt werden. Noch hilfreicher sind allerdings die vier LED-Segmente in unterschiedlichen Farben, die bei einem fehlerhaften Bootdurchgang die problematische Komponenten (RAM/CPU/VGA/Bootdevice) durch Dauerleuchten anzeigen. Last but not least gibt es noch Spannungsmessstellen anhand derer mittels Multimeter real anliegened Spannung kontrolliert werden können. Das werden wir uns im Praxis-Kapitel auch noch im Detail anschauen.
Ohne bunte LEDs geht heute nichts mehr - dennoch fällt die steuerbare RGB-Beleuchtung beim Dark Hero aber (glücklicherweise) eher dezent aus. Dabei gibt es zwei einzeln ansteuerbare Bereiche im Bereich des IO-HUB und der IO-Blende. Speziell letztere hat ASUS gegenüber dem Hero-Board nochmals deutlich verfeinert. Statt der Board-Bezeichnung leutet hier nun ein fein gezeichneter ROG-Schriftzug auf. Aber auch hier gilt: wer kein RGB wünscht, kann die gesamte Illumination mit nur einem Mausklick direkt im BIOS deaktivieren (AURA off!).