AW: Audi e-tron mit OLED-Rückspiegeln
Als Technikverliebter muss ich sagen, dass das totaler Unsinn ist.
1. Hängt das Bild viel zu niedrig
2. kleine Rämpler mit dem Außenspiegel dürften richtig teuer werden und leider gibt es im Verkehr zu viele Idioten, so dass das durchaus mal vorkommt.
3. Displays, Kameras etc. verbrauchen Strom. In einem Elektroauto ist das nicht wirklich viel Strom, aber Kleinvieh macht halt auch Mist.
Der Stromverbrauch sollte absolut vernachlässigbar sein, vor allem mit dem ganzen anderen Elektroscheiß, der seit Jahren in die Autos Einzug hält. Wie sollten die beiden OLEDs zusammen mehr Strom verbrauchen, als die viermal so große Displayfläche, die für die Anzeige von Fahrinformationen, Einstellung des Radios und der Klimaanlage verwendet wird? Also Dinge, die früher einfache Zeiger und Rädchen zu vollster Zufriedenheit erfüllen konnten? Und die Position ist zwar ungewohnt, verbessert aber die Rundumsicht gegenüber den Autodesigns der vergangenen Jahren. In den 90ern war die Schulterlinie allgemein so tief, dass man über die Spiegel hinweg beispielsweise problemlos die Begrenzungsmauern in Baustellen sehen kann. Meinen alten Passat kann ich so auch bei Tempo 100 zentimetergenau bewegen und habe mich immer gewundert, warum alle einen derartigen Aufstand um die 2,60er Spuren gemacht haben. Bis ich neulich mal Octavia gefahren bin (der im Vergleich zu SUVs ja noch sehr niedrig baut) und alles hinter A-Säule und Spiegel verschwand.
Die echten Probleme hat dagegen Lotto angesprochen:
Kamera/Display als Rückspiegel ist so mit das Dümmste was man machen kann, da durch eine Kopfbewegung des Fahrers kein Perspektivwechsel mehr wie beim klassischen Spiegel stattfindet. Das Bild bleibt auf dem Display absolut gleich.
Hinzu kommt, dass das Bild einer Kamera keine Tiefeninformation mehr enthält, wodurch man als Mensch Geschwindigkeiten nicht mehr richtig einschätzen kann.
Für die Geschwindigskeitsabschätzung ist die Tiefeninformation noch nicht ganz so wichtig; auf Entfernungen >15-20 m ist Akkomodation viel zu ungenau dafür. Aber letztere selbst ist ein verdammt wichtiger Aspekt: Um von "50 m nach vorne" auf "50 m nach hinten via Spiegel" umzufokussieren braucht das Auge exakt 0,0 Sekunden. Weil es optisch der genau gleiche Strahlengang ist. Von "50 m nach vorne" auf "Display in 0,5 m Entfernung" zu wechseln ist dagegen eine ganz erhebliche Belastung fürs Auge und gerade bei etwas älteren Leuten oder welche die Allgemein Akkomodationsschwächen haben, kann das 1-2-3 Sekunden dauern, bis sie wirklich scharf sehen. Und dann nochmal so viel, bis sie wieder den Verkehr vor sich richtig im Blick haben. Das ist bei jedem. einzelnen. Blick. in. den. Spiegel. ein Blindflug wie ihn sonst nur SMS-bei-der-Fahrt-Schreiber praktizieren.
(zugegeben: Der Durchschnittsdeutsche kuckt nur alle 30 Minuten in den Spiegel. Man muss das ja nicht noch weiter fördern.)
Last but not least ist das Ding auch noch teurer.
Herkömmliche Spiegel gibts zudem auch automatisch abblendend, das kann also kein Argument sein.
Der einzige Grund für diese Spiegel ist: Marketing. Man versucht den Kunden etwas als cool zu verkaufen, was nur Audi hat.
Teuer ist es bei Audi sowieso. Und abblendbare Spiegel wurden bei "nicht Premium"-Marken zwecks Differenzierung quasi durchgängig aus dem Angebot genommen. Die einzige mir bekannte Ausnahme wäre Skoda und auch da nur die Dickschiffe. Sonst muss man BMW oder Mercedes kaufen, wenn man nicht von der SUV-Lawine geröntgt werden möchte.
(Komischer Zufall, nicht? "Autohersteller" verkaufen immer mehr Fahrzeuge, die nahezu zwangsläufig blenden. Und "Autohersteller" kassieren immer für Schutzmaßnahmen gegen solche Blender.)
2,5 Tonnen absoluter Irrsinn. Immerhin kann man hinten noch einen Anhänger mit Akku anhängen, muss man auch nicht so lange an die Ladesäule. Würde mich ja interessieren ab wann die Kiste weniger Co2 erzeugt als ein vergleichbarer Q5 Diesel, ich tippe mal auf schlappe 500.000 km.
Solange wir Kohlekraftwerke laufen lassen ""weil sonst die Stromversorgung gefährdet"" sein soll (
) hat jeder zusätzliche Stromverbraucher eine schlechtere CO2-Bilanz. Nach 500 Mm steht das Ding also ggf. schlechter da, als nach 0 km. (Wobei ich nicht darauf wetten würde, dass es jemals soweit fährt. Das ist ja der Gag mit Elektroautos: Sie eignen sich weiterhin nur für kurze und mittlere Distanzen, sollen aber lange Gesamtstrecken zurücklegen, um sich zu amortisieren. Ein Q5 ist deswegen eigentlich auch der falsche Vergleichspartner, denn dessen größe kann man eigentlich nur mit "Familienurlaub" begründen. Der E-Tron eignet sich aber nur für "Pendeln und Einkäufe", erbringt also die Fahrleistungen eines Citrön Cactus und muss sich an dessen CO2-Bilanz messen lassen.)
"Energiespar-/LED-Lampen sind die Zukunft und sparen Strom" - Welcher jetzt in massenhaft Autos gejagt wird. Das Ding hat 5 Displays! Gut, Tacho verstehe ich noch, aber warum müssen Klima und Navi/Entertainment permanent leuchten? (betrifft aber alle Hersteller)
Navi würde ich noch verstehen - eine Karte, die man nicht sieht, macht keinen Sinn. Warum ein Tacho tagsüber leuchten muss, ist mir dagegen absolut schleierhaft. Verglichen mit alten analogen Anzeigen mit roter Nadel finde ich schon die heute trendigen alles-in-weiß-und-immer-leuchtend Zeigerinstrumente schlechter abzulesen, weil sich das Auge erst vollfokussiert orientieren kann. Mit Displays wird das noch schlimmer.
Solange nicht 100% vom Strom Öko ist ist die Bilanz grottenschlecht und 100% werden wir so bald nicht erreichen.
FULL SIGN.
Und wohlgemerkt nicht 100% Ökstrom an der Ladestation. Sondern 100% Ökostrom im gesamten Netz, denn es gibt nichts, was so viel zusätzlichen Aufwand für eine Umstellung auf Strom erfordert, wie der PKW-Individualverkehr.
Die Dinger werden weiter Lückenfüller bleiben damit die auch ja nicht den Rest ihrer Flotte anpacken müssen in Sachen wirklich saubere Verbrenner. Politisch absolut gewollter Irrweg. Die bekommen nichtmal den Strom aus der Nordsee runter nach Bayern aber hauptsache jeder Scheiß braucht nen riesigen Akku...
Politisch absolut gewollt. Welcher Politiker träumt nicht davon, Lobby-Subventionierungen in Milliardenhöhe als ""Umweltschutz"" verkaufen zu können?
Ok dann weißt du es scheinbar besser als die Ingenieure von Audi
Im Internet weiß sowieso jeder alles besser
Was hat das mit besserwissen zu tun? Die Ingenieure von Audi wissen genau, dass das Ding eine Schrankwand mit hohem Luftwiderstand ist. Weil genau das rauskommt, wenn man "ein SUV, das richtig fett geil aussieht" entwickelt. Wenn jemand Audi-Ingenieuren sagt, sie sollen ein sparsames, leichtes zweckmäßiges Auto entwickeln, dann liefern die keinen e-tron ab, sondern einen A2. Hat aber schon lange niemand mehr von ihnen verlangt.
Der e Tron hat einen besseren cw Wert als ein A5
Und? Ne 747 hat einen um längen besseren cW-Wert als beide. cW ohne Angabe zur Frontfläche sagt aber rein gar nichts über die Effizienz aus und das Ding hier ist eben anderthalb A5. Da rettet auch ein Hundertstel beim cW nichts mehr.
Davon abgesehen:
Für den aktuellen A5 finde ich einen cW-Wert von
0,25. Mag sein, dass ich zu lange aus der Grundschule raus bin, aber ich glaube 0,25 ist kleiner als die 0,27 vom e-tron.
Was machst du überhaupt auf einer Technikseite, wenn du dich so gegen Innovationen sträubst? Durch irgendwas muss sich Audi im VW-Konzern eben abheben.
Preis und Platzineffizienz sind doch schon ziemlich singulär
So wirklich nutzen kann man das meist nicht, im Gegenteil. Im Alltag hat man, z.B. bei einem Überholvorgang einfach nicht sekundenlang Zeit, die Perspektive zu wechseln.
"Sekundenlang Zeit"???
Ich weiß nicht wie du fährst (stelle mir aber gerade das vor, was sich alzu oft auf den Straßen beobachten muss
), aber ich positioniere meinen Kopf schon vor/beim Wechsel auf den Spiegelblick so, dass ich danach in die Richtung sehe, die für mich relevant ist. Und das kann ich machen, ohne die Hand vom Lenker zu nehmen und einen Touch-Screen bedienen zu müssen.
Was Audi dagegen plant, klingt geradezu kriminell beziehungsweise erzwingt 101%ige Technikgläubigkeit: Das Sichtfeld bei Überholmanövern auf der Autobahn einschränken??
Mit die brenzligsten Situationen, die durch mangelnde Sicht entstehen (gegen die viel häufigere nicht-Nutzung von Sichtmöglichkeiten hilft auch die beste Technik nichts), ist der doppelte Wechsel auf eine mittlere Spur. Wer von der linken Spur auf die mitte wechselt, ist meist etwas flotter unterwegs und auf die Ferne fokussiert. Was schräg rechts vor einem auf der rechten Spur angeht, ist bestenfalls im peripheren Sichtfeld, die Blinker eines zwei Spuren weiter rechts und 5-10 m weiter vorne fahrenden Fahrzeugs quasi nicht wahrnehmbar. Umgekehrt hat ein Fahrzeug in dieser Position aber die linke Spur schräg hinter sich schon heute nur bedingt im Rückspiegel und kann sie, dank des Trends zu immer dickeren, immer weiter vorne liegenden B-Säulen, an dem Audi ganz maßgeblich beteiligt ist, auch mittels Schulterblick auch nicht einsehen. Habe ich schon einige Male beobachtet oder am eigenen Leib erlebt, dass in so einer Situation zwei Fahrer eine mittlere Spur rechts bzw. links von sich sehen, die vor und hinter ihnen frei ist und die niemand beansprucht... Und Audi will den toten Winkel auf Autobahnen jetzt noch größer machen? Da kann man nur hoffen, dass der Totwinkelwarner immer und unter allen Bedingungen perfekt funktioniert.
Apropos "immer funktionieren": Ein Auto mit per Klebeband fixiertem Spiegel(-glas) ist übrigens eingeschränkt verkehrstauglich und kann zur nächsten Werkstatt fahren. Ein e-tron mit defekter Kamera, ausgefallenem Bildschirm, zugeschmierter Optik, Software-Bug, etc etc etc ist dagegen ein Fall für den Abschlepper, denn ganz ohne Spiegel darf man nicht fahren. Ein Abschlepper, der 2,5+ Tonnen heben können muss, denn E-Autos lassen sich mangels Kupplung nur eingeschränkt ziehen.