Upgrade eines Denon AVR 1909

75928

Komplett-PC-Käufer(in)
Ich habe mir vor einiger Zeit einen gebrauchten 1909 in der Bucht geschossen (als Bastelprojekt) und habe beschlossen den Signalpfad zu verbessern, da Denon aus unerfindlichen Gründen bei den Kondensatoren gespart hat und fast nur Samyoung-Elkos für den analogen Signalpfad verwendet hat. Da ich eh den kompletten Verstärker zerlegen muss um an das Input-Board zu gelangen habe ich im gleichen Zug auch noch die Op-Amps gegen 1602er getauscht (persönlicher Geschmack, die auf dem HDMI-Board wurden durch 2365er ersetzt). Die Elkos wurden durch SilmicII von Elna ersetzt (circa 50 Stück für das Input-Board).

input_board.JPG
Hier mal ein Bild vom Input-Board ohne Caps, die obere Doppelreihe gehört zu den hinteren Eingängen, die fehlenden Caps rechts gehören zu diversen anderen Eingängen (Front, DAC von den Digitaleingängen).

bild_caps.JPG
Links sind alle Komponenten die ersetzt wurden (Elkos, Op-Amps, Transitoren [dazu später noch mehr]), rechts mal ein Größenvergleich zwischen den ursprünglichen Elkos und den neuen Elnas (in braun).

input2.JPG
Ein Bild vom offenen Verstärker, der rote Pfeil zeigt auf das Input-Board.

Als ich den Verstärker zerlegt hatte wurde mir recht schnell klar dass mein Vorbesitzer wohl ähnliche Pläne hatte, an einem Eingang waren die Elkos schon durch Silmics ersetzt. Also erst mal den kompletten Receiver nach anderen Überraschungen abgesucht, tatsächlich waren auf dem Haupt-Board auch einige Elkos ersetzt. Als unangenehme Überraschung waren leider auch etliche Elkos des Netzteils ersetzt, was vermutlich auf einen größeren Defekt in selbigem zurückzuführen war...
Die nächste böse Überraschung bekam ich als ich den Verstärker nach dieser OP zum ersten mal wieder anschalten wollte: Fehler in der ASO/DC-Überwachung. Diese sorgt dafür dass der Verstärker automatisch abschaltet wenn entweder ein Transistor im Verstärker (bitte nicht) fehlerhaft ist oder wenn ein Ausgang kurzgeschlossen ist um die Lautsprecher vor der Zerstörung durch Überhitzung der Spulen zu schützen. Stellt sich natürlich die Frage warum diese Schaltung die die Ausgänge überwacht einspringt wenn ich nur am Eingang rumgepfuscht hab...

Mehrere Stunden Fehlersuche mit Hilfe der Schaltpläne später stellte sich ein möglicher Täter heraus: Die Schutzschaltung an sich. Diese besteht aus einem Transistor der das Potential einer Leitung (ganz links im Bild) ändert wenn der Spannungsabfall über Kondensator/Widerstand zu groß wird -> passiert bei großen Strömen.
aso_schematic.JPG
Der Widerstand fällt schon mal als Täter weg, bleiben also Kondensator und der Transistor an sich, da diese Serie berüchtigt dafür ist mit der Zeit die Basis-Emitter Spannung zu erniedrigen -> Schaltung löst schon bei geringeren Spannungsabfällen/Stromfluss aus. Als Vorsichtsmaßnahme habe ich alle Transistoren und Elkos ersetzt. (Falls jemand ähnliche Probleme hat: KSC1845 für die 3200er und 1268er, KSA916 für die 992er). Die Schaltung ist auch sensitiv was Kapazitätsänderungen bei den Elkos angeht, bei mir waren +27% genug um die ASO-Sicherung zu aktivieren (btw, Denon empfiehlt für diese Elkos "M" Caps mit +/- 20% Abweichung... Und natürlich wurden hier nur die besten Caps mit exzellenter Lebensdauer verwendet [Achtung, Ironie]).

Resultat: Patient lebt, leider kann ich absolut nichts objektives zur Klangqualität berichten da dies im Moment mein einziger Verstärker ist. Gefühlt klingt er ne ganze Ecke klarer, aber da ich den vor knapp zwei Monaten zum letzten Mal in der alten Konfiguration gehört hab ist das nicht sehr aussagekräftig. (Wenn jemand im Raum Stuttgart einen 1909 hat kann man sich ja mal für nen Vergleich treffen).
(Wenn ich mal wieder ein, zwei Nachmittage Zeit und ein funktionierendes DSO hab stell ich hier zumindest mal ein paar Messungen der Phasenverschiebung im Verstärker rein).

Falls jemand auf die Idee kommen sollte seinen Verstärker ähnlich zu bearbeiten, hier noch ein paar Tipps:
1) Die Silmic2 sind schon hart an der Grenze was Größe angeht, der einzige Weg wie man die halbwegs auf dem Board unterbekommt ist sie abwechselnd nach rechts und links zu kippen.
2) Wenn das Input-Board schon mal draußen ist am besten gleich die ASO-Schaltung austauschen da diese Verstärker durch die gestapelten PCBs extrem ekelhaft zum zerlegen sind.
3) Bitte NICHT nachmachen wenn man nicht weiß an was genau man da eigentlich rumpfuscht und was das für Konsequenzen haben kann.

Zum Abschluss noch eine Neuinterpretation von "SMD" vom Vorbesitzer des Verstärkers... Entsprechender Widerstand war natürlich nicht isoliert und direkt zwischen PCB und Bodenplatte.
smd_resistor.JPG
 
Zurück