Wovon wird die Latenzeit eines DSL Anschlusses beeinflusst?

dontrememberme

PC-Selbstbauer(in)
Hallo,

ich frage mich schon seit Jahren warum mein Ping so hoch ist. Und jetzt dachte ich mir ich stelle mal die Frage was öffentlicher :D. Mein damaliger Ping über ADSL1 lag bei ~65ms. Leitungsbandbreite waren da 768 kbits. Vor ca. 2 Jahren haben wir dann von der Telekom das Angebot bekommen auf ADSL2 zu wechseln. Uns wurde eine DSL 2Mbits Leitung geschaltet , allerdings nur ratenadaptiv bis zu 2 Mbits. Jetzt liegt der Ping bei ~50ms. Eine Umstellung auf aktuelle Tarife mit Voip ist leider nicht möglich :motz:, da die Dämpfung zu kritisch sei. Ein Freund, eine Straße entfernt, 200m Luftlinie, hat genauso ADSL2 2 Mbits ratenadaptiv ohne Voip. Der hat bewundernswerter Weise ein Ping von 30 ms. Er hat eine Leitungslänge von 5km und eine Dämpfung von 57db. Meine Daten kenne ich nicht, weiß auch nicht ob ich an der gleichen Vermittlungsstelle hänge oder an ner anderen. Jedenfalls liegen so oder so nur Kupferleitungen bis zu den Vsts in der Umgebung. Mit Ping meine ich immer den ersten Hop zur Vermittlungsstelle, ohne Inet Auslastung. An den Werten kann also nicht gezweifelt werden.

Kann mir jemand sagen von welchen Faktoren die Latenz beinflusst werden kann oder ne kühne Analyse wagen? Habe gelesen, dass Signale über Kupfer sich annähernd mit Lichtgeschwindigkeit ausbreiten. Daran kann es also nicht liegen. Vllt an der Dämpfung oder am Rauschen? Habe hierzu noch nichts brauchbares gefunden.
 
Infrastruktur bei dir in der Wohnung/Haus (WLAN/LAN, zwischengeschaltete Geräte, Router), dann die Distanz zum Verteiler. Auch die Geschwindigkeit der Leitung kann eine Rolle spielen.
 
+ Protokoll Overhead: Fehlererkennung und solche Dinge. Spielt eine tragende Rolle bei schlechter Infrastruktur, wenn Datenpakete mehrmals übertragen werden müssen.

Die beste Basis ist eine saubere Infrastruktur. Wenn die nicht passt, ist alles andere nur noch Mumpitz.
 
Je mehr Pakete verloren gehen und wiederhohlt werden müssen, um so höher wird auch die Latenz. dazu kommt die eigentliche Übertragungszeit, die aber für einzelne Pakete auf dem Weg zum nächsten Router im Bereich weniger ms liegt.
 
Die Übertragung zwischen dem DSL-Modem und dem Telekom-Gegenstück ist mit Fehlerkorrekturverfahren gesichert. Dabei werden redundante Bits gesendet, mit denen man einige Störungen auch ohne Wiederholungen weg rechnen kann.

Wenn ich es recht in Erinnerung habe, gibt es (einfach ausgedrückt) eine einfache und schnelle Methode (gerne als fastpath bezeichnet), sowie eine zuverlässigere Methode, die aber größere Datenblöcke bearbeitet, und daher erst etwas später fertig ist. Das sollte die Ping-Differenz erklären.
 
Physikalisch ist hier vor allem wie oben beschrieben die Qualität der Kupferduoppelader (CuDa) zwischen deiner TAE und dem DSLAM ausschlaggebend.

Dabei können auch gleich lange Leitungen durchaus unterschiedliche Qualitäten aufweisen. Zum einen weil durchaus verschiedene Kabelquerschnitte verbuddelt wurden und zum anderen, weil sich je nach konkreter Leitungsführung die Anzahl an Stossstellen, also Verbindungen zwischen verschiedenen Erdkabeln unterscheidet.

Selbst wenn 2 CuDa im selben Bündel liegen und exakt denselben Weg nehmen, wird es Qualitätsunterschiede geben. Hier kommen dann Themen wie Nah- und Fernübersprechen (NeXt und FeXt) zum Tragen.

Aber auch wenn du 2 CuDa im selben Bündel hast, die exakt denselben Weg nehmen und auch ansonsten annähernd gleiche Qualität aufweisen, kann es hinter dem DSLAM noch Abweichungen geben. Denn am DSLAM endet erstmal nur die DSL Strecke. Die Gegenstelle deiner PPP Einwahl (Bras, Access Concentrator,...)liegt im Regelfall nicht direkt neben dem DSLAM, sondern steht irgendwo im (bundesweiten) Netz des Zugangsanbieters. Genau diese Gegenstelle ist aber das was du als First (IP) Hop nach dem Router siehst. Alle Strecken dazwischen sind im Regelfall aus der Kundenperspektive transparent als Layer 2 Tunnel (L2TP) oder bei älteren Vermittlungsstellen evtl. auch noch per ATM ausgeführt.

Theoretisch ist es also möglich, dass du mit 2 DSL Anschlüssen desselben Anbieters, in derselben Wohnung mit dem einen Anschluß gegen eines AC der dicht am DSLAM steht und mit dem anderen gegen einen weiter entfernten terminierst. Bei der nächsten Neueinwahl kann sich das dann auch schon wieder ändern.
Oder du bist auf demselben AC, wirst aber über verschiedene Wege dorthin geführt und hast daraus resultierend eine Abweichung.

Nimmt man jetzt noch DTAG Reseller (z.B. 1&1) mit den ganzen verschiedenen Zugangsprodukten (TAL only, Bitstream verschiedener Ausprägungen etc. pp) und Carrier mit eigenem Netz (z.B. Vodafone) dazu wird's nochmal eine Runde komplexer.

Kurzum: Die Laufzeit zum ersten Hop kannst du -mit den Mitteln eines normalen Privatkunden- exakt 0 beeinflussen.
 
Hm. Danke für die ausführliche Antwort. Scheint so als wäre die direkt Ursache dann unergründlich. Habe grade erfahren dass unsere Gemeinde in das Bundessubventionsprogramm für mindesten 50 Mbits aufgenommen wurde, bei dem der Bund 90% der Kosten, in Gebieten wie unseren trägt. Diese Subventionen werden nur bei totalem Marktversagen zugesprochen. Hoffe mal, dass die Latenz dann auch, mit Vectoring und den Entstörfiltern, auf der letzten vebliebenden letzten km im Kupfer deutlich bessert. Wurde aber auch mal Zeit nach 15 Jahren in der Steinzeit mit unter 1 Mbit :ugly:.
 
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Scheint so als wäre die direkt Ursache dann unergründlich.

Als reiner Privatkunde ohne Connections zum technichen Betrieb deines Providers ist das in der Tat so.
Für Geschäftskunden hab ich in entsprechenden Analysen allerdings schon die ein oder andere Arbeitswoche versenkt :ugly:

Und um dich neidisch zu machen: Ich bekomme Anfang Q3 meine Umstellung auf Gigabit (geshaped auf 1000mbit/s down und 250mbit/s up) :sabber: Dabei hab ich jetzt auf der 100/30 Leitung schon kaum Anwendungen die die Auslasten würden. Die Ingame Latenzanzeige von durchschnittlich 11ms auf europäischen Servern hat hingegen mit der Bandbreite nichts zu tun :D
 
@dontrememberme
Der Ping hängt hauptsächlich vom eingestellten Interleaving ab, das kannst du je nach Router und Gegenstelle auch selbst beeinflussen. Die TAL-Länge ist praktisch irrelevant. Du kannst sicher IP bekommen, dann sinkt dein Ping auch nochmal, teste mal die Verfügbarkeit auf DSL, VDSL und LTE Verfügbarkeit | Telekom
 
Ich möchte mir jetzt eine alten Thomson Speed Touch 585i v6 Router auf anraten eines Freundes kaufen. Weil der nen Broadcom Chip, anders als der Telekom Huawei Router und bei Internetauslastung immer DNS Fehler auftreteten vielleicht lässt sich der Ping auch geringfühig beeinflussen, obwohl Virikas ja schon geschrieben hat, dass da wohl nichts zu machen ist. Der Router lässt sich mit DMT Tools konfigurieren. VOIP bekomme ich nicht wegen "zu hoher Dämfpung" :lol:.


Und um dich neidisch zu machen: Ich bekomme Anfang Q3 meine Umstellung auf Gigabit (geshaped auf 1000mbit/s down und 250mbit/s up) :sabber: Dabei hab ich jetzt auf der 100/30 Leitung schon kaum Anwendungen die die Auslasten würden. Die Ingame Latenzanzeige von durchschnittlich 11ms auf europäischen Servern hat hingegen mit der Bandbreite nichts zu tun :D

Schön, Glasfaser wird hier wohl leider noch weiter 20Jahre auf sich warten lassen. Mal ne andere Frage, wenn du sonen guten Ping auf europäische Server hast. Warum ist eigentlich der Ping nach Übersee immer so hoch? Nach New York wäre die normales Signallaufzeit 30ms habe ich gelesen. Die reale liegt aber bei 90ms. In Europa scheint das Routing ja ohne diese Verzögerung zu funktionieren!?

PS: Wenn du bei der Tcom oder ähnlichen arbeitetst kennst du bestimmt den neuen Telekom Slogan "Vectoring ist Glasfaser". Dazu finde ich das Bild hier ganz passend :D.
 
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Da wird dann Magenta S 2Mbit als verfügbar gemeldet. Bei Nachfrage wird einem aber mitgeteilt das es nicht verfügbar ist. Stand jetzt, wenn ich meinen Vertrag kündige, habe ich gar kein Internet mehr. Dann bekäme ich höchstens eine LTE Volumentarif als Notlösung noch angeboten, weil offiziell nichts verfügbar ist.
 
Was heißt „Bei Nachfrage“? Hast du heute dort angerufen?
Wenn du auf der Seite bist, auf der 2 Mbit/s angezeigt werden, dann such mal im Quelltext nach der BasketDSLMatNr, was wird dir da für eine Zahl angegeben?
 
Ja, habe angerufen, lasse mich auch standardmäßig zu den Techniker durchstellen, um das nochmal nachzuhaken. Wenn ich nach einem Neuanschluss suche wird angegeben das Magenta S nicht verfügbar ist, dafür aber Call & Surf Comfort/Standard(Analog) mit 2 Mbits. Der Wert ist dann "BasketDSLMatNr" value="89728557" />.
 
Kurios, kann es sein, dass du an einem sehr alten Outdoor-DSLAM hängst?
Grundsätzlich ist an allen Anschlüssen, an denen DSL 2000 RAM verfügbar ist, auch Annex J-IP möglich, teilweise allerdings nur mit DSL 384 IP, meistens geht aber auch richtiges DSL 2000 RAM mit Annex J, wodurch sich einerseits die Latenz deutlich verringern würde, du andererseits aber auch einen höheren Upstream erhieltest.
Voraussetzung ist aber natürlich ein freier Annex J-fähiger Port im DSLAM/MSAN.
 
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Mal ne andere Frage, wenn du sonen guten Ping auf europäische Server hast. Warum ist eigentlich der Ping nach Übersee immer so hoch? Nach New York wäre die normales Signallaufzeit 30ms habe ich gelesen. Die reale liegt aber bei 90ms. In Europa scheint das Routing ja ohne diese Verzögerung zu funktionieren!?

Wenn wir mal von Luftlinie (der Kabelweg dürfte länger sein) 3200km (Frankfurt <-> New York) ausgehen:
Man geht je nach konkreten Umwelt- und Materialbedingungen von maximal 2/3 Lichtgeschwindigkeit in der Faser aus.
Das wären also rund 200.000km/s. Andere Messungen ergeben Werte bis hinunter zu 120.000km/s.
Wir kommen also bei der reinen Einweg(!) Durchlaufzeit durch die Faser schon auf Werte im Bereich 16ms bis 26ms.
Das was gemeinhin als Ping bezeichnet wird, ist aber immer eine RoundTripTime (Zweiwege)messung. Sind also 32-52ms RTT.

Dazu kommen dann noch die Latenzen der aktiven Netzkomponenten wie Router, Signalverstärker etc. Deren Anteil ist vergleichsweise niedrig, spielen aber eben im Gesamtbild doch eine Rolle.
 
Kurios, kann es sein, dass du an einem sehr alten Outdoor-DSLAM hängst?
Grundsätzlich ist an allen Anschlüssen, an denen DSL 2000 RAM verfügbar ist, auch Annex J-IP möglich, teilweise allerdings nur mit DSL 384 IP, meistens geht aber auch richtiges DSL 2000 RAM mit Annex J, wodurch sich einerseits die Latenz deutlich verringern würde, du andererseits aber auch einen höheren Upstream erhieltest.
Voraussetzung ist aber natürlich ein freier Annex J-fähiger Port im DSLAM/MSAN.

Ich weiß nicht ob ich an einem alten Outdoor DSLAM hänge. Dachte die DSLAM wären alle aktiv und nur für VDSL. Aber die ganze Sache ist wirklich kurios. Vor zwei Jahren wollte ich auf DSL Hybrid wechseln. Da hieß es dann man könne mich nicht umstellen weil die Leitungsdämpfung für IP DSL zu hoch sei. Da wurde grade LTE hier ausgebaut. Wäre optimal gewesen. Da hatte ich auch noch DSL 768 kbits. Nach mehrmaligen erfolglosen Telefonate aufgegeben(Upgrade auf DSL 2000 RAM wäre auch nicht möglich). Dann hatten wir kurze zeite späte Modemkurzschluss nach Gewitter. Da konnte ich dann einen Techniker vor Ort überzeugen mich wenigstens mal auf einen freien DSL 2000 RAM Port umzustecken.
>>Status Quo. Heute bekam ich nochmal nen Anruf von der Technik. Habe mal wegen der Leitungslänge und -dämpfung nachgefragt. Der nette Techniker, nett sind sie zumindest alle :nicken:, meinte dann ich hätte ne Länge von 5,5 km und ne Dämpfung von 54 DB. 54 DB meinte ich, da wäre doch auch IP DSL möglich(Ein Freund, der ne Straße entfernt wohnt ist auf die gleiche Vermittlungsstelle geschaltet, Länge 4,9km Dämpfung 57 DB und könnte auf IP wechseln). Meinte er, ja wäre bei mir möglich. Kurios, hieß es doch noch vor 2 Jahren offiziell das IP nicht möglich wäre(Als Neukunde wird mir bei der DSL Verfügbarkeit DSL 2000 (analog) genannt als Bestandskunde, Magenta S 2000). Nach der Frage ob die Möglichkeit besteht mich auf eine näher Vermittlungsstelle zu schalten meinter er "Vermittlungsstelle wäre auch immer die kürzeste geschaltet". Habe dann nochmal nach einem detaillierten Leitungsprofil gebeten. Dummerweise ist aber jetzt kein Hybrid mehr verfügbar, weil der Sendemast ausgelastest ist. Zufällig ist mir auch bekannt, dass es ne Vermittlunglungstelle in der näherer Umgebung gibt, die nur halb soweit von mir weg ist.

Als ich auf DSL 2000 RAM gewechselt bin, hatte sich auch die Latenz verringert. Voip wäre trotzdem ein Vorteil für mich. Allein schon wegen dem Wlan to Go. Werde wenn ich das Profil bekomme noch mal nachhaken. Wenn mein Freund auf IP umstellen kann, muss ja auch noch ein Annex J port frei sein.

Das was gemeinhin als Ping bezeichnet wird, ist aber immer eine RoundTripTime (Zweiwege)messung. Sind also 32-52ms RTT.

Aha. Das mit Ping immer zwei Wege gemeint sind hatte ich nicht auf dem Schirm. Dann ergibt das auch einen Sinn mit den hohen Zeiten. P.S. Habe gelesen das seit letztem Jahr auch die volle Lichtgeschwindigkeit über Glasfaser erreicht werden kann. Finde ab nicht mehr den Artikel. Das wurde über ne ein altes Glasfaserüberseekabel getest.
 
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Man kann nicht zwischen verschiedenen Vermittlungsstellen wechseln. Beachte, dass du DSL 2000 RAM IP und nicht DSL 384 IP bekommst. Früher hieß DSL 384 IP DSL 2000 RAM ohne Splitter (1) und das 2-Mbit/s-Profil DSL 2000 RAM ohne Splitter (2).
 
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