AW: Mortal Kombat 11: Zu brutal für Japan-Release
Zum einen finde ich das Spiel durch die Mikrotransaktionen usw. minderwertig.
Zum anderen halte ich solche gewaltverherrlichenden Darstellungen für völlig unnötig und widerlich. Somit kann man nachvollziehen, wenn es Personen gibt, denen das missfällt.
Aber trotzdem ist Zensur nie der richtige Weg. Wenn eine erwachsene Person das kaufen und spielen möchte, dann soll sie die Möglichkeit dazu haben.
Es sollte nicht vergessen werden, dass ein demokratischer Prozess nur gut funktionieren kann, wenn jeder Wähler und Gewählte ein möglichst umfangreiches Wissen und möglichst vielfältige Informationsquellen hat.
Zudem ist das Verbot, Inhalte z.B. visuell aufzunehmen, ein ganz extremer Eingriff in völlig natürliche Rechte eines Lebewesens und zum Beispiel auch in die Grundrechte hier in Deutschland.
Dass man als erwachsene Person, bzw. Gruppe von erwachsenen Personen anderen Personen, die ebenfalls erwachsen sind, den passiven Zugriff (durch Ohren und Augen) auf Informationsquellen abschneidet, weil man deren Inhalte nicht gut heißt, ist
in keinem Fall rechtfertigbar.
Es ist keinesfalls erkennbar, ob jemand Handlungen billigt, weil er Medien mit deren Inhalt konsumiert, oder sonstige Informationen daraus zieht. Keiner weiß, ob jemand das Spiel spielt, weil er z.B. die Physik Engine bewundert, die Spielmechaniken analysieren möchte, die Gewaltdarstellung zur Analyse benutzen möchte, wie er sie in künftigen Spielen verhindern kann, oder gar das Interesse hat, sich anatomisch zu bilden (was im vorliegenden Fall wahrscheinlich wenig Erfolg hätte aber auf Spiele ähnlicher Art übertragbar sein könnte).
Wer aktiv wird, und damit andere beschädigt (z.B. durch physische Einwirkung), muss natürlich eingeschränkt werden. Das sind zwei völlig verschiedene paar Schuhe, die strikt getrennt werden müssen.
In der heutigen Zeit wird leider häufig aus passivem informationellem Handeln auf die Absichten einer Person geschlossen, und der Information selbst eine bestimmte Absicht unterstellt - beispielsweise dass wie im vorliegenden Fall das Spiel ausschließlich gewaltverherrlichend wäre - so wie auch häufig bei anderen missfallenden Informationsträgern, wie Pornographie ein bestimmter alleiniger Informationsgehalt im Bezug auf einen einzigen Zweck unterstellt wird.
Es ist mit Sicherheit nicht bewiesen, dass das passive Wahrnehmen derartiger Informationen eine Korrelation mit aktivem Handeln bildet. Ganz im Gegenteil ist es sehr wahrscheinlich, dass eine Vielfalt an Sinneseindrücken den Drang und die Neugier, diese Sinneseindrücke nochmals zu erleben, stark absenkt.
Folglich halte ich es für wahrscheinlicher, dass sich der Konsum unliebsamer Informationen positiv auswirkt und die tatsächlichen negativen Aktionen herabsenkt.
Insbesondere bei Personen aus äußerst konservativen Kreisen mit geringem Bildungsniveau, die teilweise mit digitalen Inhalten geistig überfordert sind und in ihrem Leben mehr Zeit auf der Straße (also an der "frischen Luft", aber mit falschen Freunden) als vor Bildschirmen verbrachten, lässt sich meinen persönlichen Beobachtungen nach eine gesteigerte Tendenz zur Anwendung physischer Gewalt erkennen. Häufig auch in Verbindung mit gruppendynamischen Faktoren. Bei der kürzlich entstandenen Prügelei nach dem Gewaltaufruf zweier "Youtuber" lässt sich ableiten, dass die Darstellung von Gewalt gar nicht nötig ist, um schädliche Aktionen zu provozieren. Es braucht lediglich einen Akteur, und einen Willen, der bei geistiger Minderbemitteltheit bereits durch geringfügige Einwirkung von außen erzeugbar ist.
Insofern sieht es so aus, dass passiver Konsum von Informationen jeglicher Form eher die Kreativität im Bezug auf realistische Ereignisvorhersagen steigert und die Gewaltbereitschaft - sicherlich auch durch das verstärkte Vorhandensein friedlicher Mittel - senkt, während mangelnder Zugang zu bildenden Informationen, sowie ein für Gewalt fruchtbares physisches Umfeld die Gewaltbereitschaft steigern.
Um es schließlich zusammenzufassen:
Wer zensiert, weil er sich damit zu belügen versucht, dass Sicherheit billig herzustellen wäre, und man an Bildung und Erziehung sparen könne, ist auf dem Holzweg. (Bildung verbessern heißt übrigens auch nicht, einen großen Flat-Screen in Schulen zu stellen, oder sie anderweitig mit Technik vollzustopfen)
Die Kinder, die in die Brunnen gefallen sind, muss man mühsam, physisch und teuer wieder herausziehen und den anderen rechtzeitig - aber vergleichsweise günstig - beibringen, sich von ihm fern zu halten.
Und wenn man neue Kinder adoptiert, sollte man nicht so dumm sein, zu denken, dass sie wüssten, wie man sich vom Brunnen fern hält
Dann muss man Acht geben, dass sie nicht noch andere hinein schubsen.