@blautemple Igor hat doch selber geschrieben das er auch mit daran schuld ist er hätte besser kontrollieren sollen ABER man kann als Chef nicht alles kontrollieren. Ich muss als Chef meinen Mitarbeitern vertrauen können das die ihren Job korrekt machen wenn ich diese vertrauen nicht aufbringen kann kann ich gleich alles selber machen ist billiger und schneller. Ich arbeite im Einzelhandel seit fast 10 Jahren in der selben Firma und das ausschließlich Nachtschicht, wann soll mein Chef zeit haben meine Arbeit zu kontrollieren? Ich sehe ihn mit Glück 1x die Woche. Ich weis das mein Chef mir viel vertrauen entgegen bringt und das würde ich auch unter keinen umstanden missbrauchen.
Im Einzelhandel werdet ihr vermutlich einen wesentlich höheren Durchsatz haben. Igorslab veröffentlicht circa drei Tests die Woche und im hier vorliegenden Fall hat Igor selbst den Artikel auch selbst verfasst, muss sich Pascals Ergebnisse also schon im Detail angeguckt. Das würde ich nicht mit einer Nachtschicht im Einzelhandel vergleichen, sondern eher mit der Auslieferung eines 100-Stück-im-Jahr-Hypercars durch den Firmeninhaber persönlich und hinterher fällt dem Käufer auf, dass ein Golf-Motor verbaut wurde.
Ehrlich gesagt bin ich daher auch überrascht, dass zuvor gar nichts aufgefallen ist. So viele Leute haben die Werte unabhängig von einander auf den ersten Blick als "das kann gar nicht stimmen, oder?" eingestuft. Lüfterhersteller, Kühlungsverkäufer, Hardware-Tester, PCGHX-Forenuser – alle warteten seit Monaten gespannt, ob sich die Igorslab-Ergebnisse bei Dritten bestätigen würden. Ich hätte daher bislang angenommen, dass auch Igor selbst die "Revolution" doppelt und dreifach hat nachmessen lassen und dass das Testsystem von vorne bis hinten durchgecheckt wurde, aber sich die spektakulären Werte aufgrund eines prinzipiellen Fehlers jedes Mal bestätigen. Umso mehr als da Pascal scheinbar schon vor dem veröffentlichten Test der finalen Vorserie involviert gewesen war, also man bereits einen Rahmen gekannt haben muss. Statt erst jetzt die Reproduzierbarkeit zu prüfen, wäre es eigentlich naheliegend, komplett unabhängige/alternative Messtechnik und -umgebungen mit den eigenen Mustern und die eigene mit fremden Mustern abzugleichen.
Mhmm unschön aber ob der sehr unterschiedlichen Ergebnisse der beiden Tests von IgorsLab und der8auer auch nicht sehr überraschend.
Ich hatte bis jetzt immer großes Vertrauen in die Tests auf IgorsLab, auch wenn mir das massiv gute Abschneiden diverser Alphacool-Produkte schon recht komisch vorkam. Dies ist ja anscheinend auf den nun entlassenen Mitarbeiter zurück zu führen und da gab es, wenn man ein bisschen das Forum auf IgorsLab liest, wohl doch sehr heftigen Krach und einige böse Überraschungen für Igor selbst.
Igor selbst nehme ich den Test des Lüfters nicht übel. Allerdings bin ich der Meinung, dass spätestens bei den ebenfalls unplausibel guten Testergebnissen des Alphacool Core 1 (auch wenn das auch ohne offensichtlich falsche Testergebnisse immer noch ein exzellenter Block ist) eine Warnleuchte angehen und eine Kontrolle hätte passieren müssen (entweder durch Igor selbst oder einen Dritten).
Zu den Wasserkühlungstests von Igor möchte ich allgemein anmerken, dass seine Testphilosophie Alphacool-Produkten zu gute kommt. Er testet immer bei festen Durchflusswerten, das heißt bei Kühlern mit geringem Fließwiderstand wird die Pumpenleistung heruntergefahren, bis es wieder passt. Bei Alphacool-Kühlern, die quasi immer einen überdurchschnittlich hohen Fließwiderstand haben, arbeitet die Pumpe dagegen entsprechend stärker. Diese Messmethode hat, je nach Anwendungsszenario durchaus ihre Berechtigung und ich selbst nehme auch immer mindestens eine derartige Messung in meine Tests mit auf. Aber gegenüber einem Test mit fixer Pumpenstärke, in dem Kühler mit geringem Widerstand von einem höheren Durchfluss profitieren können, ergibt sich natürlich eine Verschiebung der Abstände. (Das Core-1-Ergebnis erklärt man damit nicht, aber manch anderes.)
Der Flurschaden wäre geringer. Denn so ist es ein Vertrauensverlust der gesamten Testbranche. Denn was der eine kann, macht der andere vielleicht auch. Darum ist es im Eigeninteresse und sinnvoll, bestimmte Themen nicht zu hoch zu kochen.
Die PCGH hat aktuell das fünfte Thema dazu aufgemacht, wenn ich mich nicht verzählt habe. Man nennt das hypen und das wird der Sache nicht gerecht. Was bleibt denn am Schluss? "Testberichten kann man eh nicht trauen"
Der Flurschaden für die Testbranche wird sich in Grenzen halten. Es gab und gibt immer ein paar schwarze Schafe in der Hardware-Szene, es gibt jede Menge wenig kompetente Möchtegern-Tester und gerade im Bereich Luftkühlung stehen ganz viele einfach vor dem Problem, dass ein gutes Lautheitsmessgerät teuer ist. Als bei uns 2018 die große Reparatur nötig wurde, habe ich recherchiert, ob "austauschen" nicht vielleicht günstiger ist und bin auf auf ein 1.500-Euro-Angebot gestoßen. Nur für unser Messmikrofon, ohne Auslesegerät und gebraucht. Neue Technik dieser Qualität ist für die breite Masse an Hobby- und emporstrebenden Youtube-Projekten, aus denen sich heutzutage neue Hardware-Tester rekrutieren, kaum finanzierbar und einige wechseln daher, leider, auf "Fake it 'til you make it". Aber daher sollte eigentlich auch jeder daran gewöhnt sein, dass bei weitem nicht alle Kühlungstests die Realität wiederspiegeln.
Das es mit Igors Artikel nun ein Test zurückgezogen wurde, bei dem mangelndes Technik-Budget sicherlich nicht vorlag, ist außergewöhnlich, aber auch das kam schon vor. Wie gesagt: Wir selber mussten mal mehrere Jahre Tests wegen einem unbemerkten Defekt überprüfen und am Ende habe ich 1/3 meiner älteren Werte korrigiert (wenn auch meist nur um 0,1 Sone, lediglich Dual-Lüfter-Produkte waren stärker betroffen). Aber die daraus resultierenden [Plus]-Artikel gehören bis heute zu den am besten verkauften und niemand hat das Vertrauen in uns verloren, eben gerade weil wir die Probleme sauber aufgearbeitet haben. Darüber definieren sich seriöse Medien letztlich: nicht durch gottgleiche Fehlerfreiheit, sondern durch die Korrektur auftretender Fehler. Und zumindest das Vertrauen in Roman ist diese Woche sicherlich gestiegen, obwohl er auch zur Branche gehört und schon 99,x Prozent Vertrauen genießen dürfte.
Wo ich dir aber recht gebe: Eine koordinierte Veröffentlichung respektive zumindest eine Vorwarnung an Igor hätte den News-Spam und das daraus resultierende Crossthreading reduziert. So haben wir "Roman veröffentlicht" und seitdem zahlreiche kleine Reaktionsschrittchen von einem überrumpelten Igor (und Pascal), die in den letzten Tagen vermutlich die volle Gefühlsspanne von Wut über Panik bis Resignation durchgemacht haben. Das hätte man, wie es zum Beispiel bei Sicherheitslücken üblich ist, auch in einen Fehlerbericht mit gleichzeitiger, umfassender Stellungnahme bündeln können, wenn Igor vorbereitet gewesen wäre. Andererseits war der Test eben schon sehr lange draußen, der Verkauf rollte langsam an und Roman ist, an dieser Stelle, kein Veröffentlichungen planender Firmenchef, sondern ein Youtuber der frisch von der Leber weg berichtet. Soll der8auer seinen Stil an den Nagel hängen und möglicherweise seine Zuhörer in einen Fehlkauf laufen lassen, um Igor zu schonen? Ich glaube, so sehr wieder lieb gewonnen haben sich die beiden dann doch nicht.