Was ist ein SimRacer

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Das 24h Rennen von Lemans - Nachlese

Wer denkt, man setzt sich eben mal vor einen PC für 24h, findet nichts dabei, und macht das locker jeden Tag, der sollte dies besonders aufmerksam lesen und auch dann seine Meinung dazu haben. Die Leute vom DiTech-Simsport Racing Team, haben das ganz anders erlebt.

Wochenlanges Training, zeitraubende Setupbastelei, all das sind Dinge, die nicht nur das Privatleben belasten, die man nicht nur einfach mal so schnell zwischendurch erledigt - nein, Simracing ist eine Philosophie, fast schon eine Religion die weit über sinnloses Sitzen vor dem PC hinaus geht und das Leben beeinflusst. Simracing mag ein Spiel sein, ein Hobby wie es Modeleisenbahnliebhaber, Schuhfetischisten und Bergsteiger auch betreiben, Simracer können fanatisch sein, manisch und enthusiastisch. Simracer sind motorsportverseuchte Individuen, besessen vom Ehrgeiz und immer auf der Suche nach der besten Runde - wie ein Surfer nach der perfekten Welle.
Dieses Event von Sim-Racers.de war für viele Simracer eine Krönung, bei der nichtmal die Platzierung an oberster Stelle stand, sondern das Dabeisein, das Durchkommen und das Ankommen, nach 24h über die Ziellinie zu fahren und zu wissen, jetzt ist etwas besonderes in meinem Leben passiert, nicht "ich habe wieder was erledigt", sondern "ich habe etwas geschafft"!!!

Das Team von DiTech-Simsport ist stolz darauf "etwas geschafft zu haben"
Wochenlang haben sie trainiert, tausende Male durch die Dunlop-Schikane, Richtung Tertre Rouge, die Hunaudiers, die nur unterbrochen ist von der L Àrche - und der La Florandière Schikane, im Vollspeed jenseits von 300km/h hinuntergedonnert auf die Moulsanne zu. Man sucht den Topspeed, die optmalen Bremspunkte, man süchtelt nach den optimalen Einstellungen um die Karre gnadenlos wieder hochbeschleunigen ohne das sie ausbricht. Man sucht die richtigen Einlenkpunkte zu der Indianapolis und der Arnage, hetzt weiter auf die Porschekurve zu, versucht sich geschmeidig durch die Maison Blance zur Ford Schikane um eine neuerliche Bestzeit an der Start/Ziel im Display zu erspähen. Tag für Tag, Stunde um Stunde und Runde für Runde. Man möchte kotzen, wenn irgendwo die Reifen sliden, weil man genau weiß, das man damit sofort 1/1000sec verliert, aber man hetzt weiter, will das wieder aufholen, hier ein Hundertstel rausholen und dort die Kurve besser erwischen. man jubelt innerlich (manchmal hören es auch die Nachbarn) wenn man seine persönliche Bestzeit wieder um 1/1000sec verbessert hat. Es schmerzen die Arme und die Beine, der Rücken zieht und der Arsch tut weh, denn die meisten dieser "kranken" Spezies solcher Events sind ja nicht mehr die Jüngsten, sind Profis in diesem Segment und haben das Simracen nicht erst vorgestern für sich entdeckt, sondern hatten im Kinderwagen schon ein Lenkrad montiert.

Das Racing Team von DiTech-Simsport - powered by DiTech, bestehend aus Stanislaw Nickel, Markus Engelke und Francesco Huber, hat es sich zum Ziel gesetzt nach 24h fahrend die Ziellinie zu überqueren. Abgesehen von technischen Problem, welche vom Veranstalter Online-Motorsport unter der Leitung von Lutz Enger, in souveräner Weise gelöst wurden, ist dies auch tatsächlich gelungen und sind darüber mehr als zufrieden und glücklich.
Dabei sah es in den Vorbereitungsphasen oftmal anders aus, denn sie mussten durch 7 Qualifikationsläufe eine schweißtreibende Berg-und Talfahrt der Emotionen durchlaufen und zählen weder zu den Setupspezialisten, noch zu den Schnellsten. Markus Engelke ist dabei aber der Mann fürs Grobe und er holte mit dem Qualicar Zeiten heraus, die sie in die erforderlichen Punkte pushten und damit erst wirklich in die Top 20 brachten, die zum Start zugelassen wurden. Dafür haben Stanislaw Nickel und Francesco Huber versucht Trainingsrekorde zu brechen und brachten gemeinsam mehr als 5000 Testrunden zustande, die einen gewissen Geisteszustand erforderten - sie haben aber geschworen, das niemals ihrem Psychiater zu erzählen.
Einen Teilerfolg konnten sie also mit der erfolgreichen Vorqualifikation verbuchen und ihren 19.Startplatz der Öffentlichkeit präsentieren. Damit war die Fahrzeugvergabe als nächster Punkt erreicht. Leider war das Wunschauto, ein Porsche 997 GT schnell vergeben und ernüchtert nannte man einen BMW M3 GTR sein eigen, was auch einen kleinen moralischen Durchhänger zur Folge hatte. Francesco Huber dachte sogar daran alles aufzugeben und wollte aus dem Event aussteigen über den Frust.

Lack auf Autos ist wie Heels auf Damenbeine

Frauen haben manchmal die Gabe etwas zu sagen, wenns denn auch überhaupt nicht passend ist, besonders wenn es um Autos geht und "Frau Huber" ist da oftmals keine Ausnahme dieser Spezies, aber Frauen haben auch manchmal die Gabe etwas zu sagen, was ankommt - besonders über Autos. So meinte Frau Huber nebenbei "der Porsche sieht ja sowas von platt aus und klingt wie ne Kreissäge mit Keuchhusten, sei doch froh, das du dir das nicht 24h antun musst!"
Was soll man dazu sagen? Frauen haben keine Ahnung?
Dazu meinte Frau Huber noch "der Porsche wäre sowieso verreckt und mit dem BMW schaffste das locker, und außerdem seid ihr ein Team und da kannst nicht einfach alles hinwerfen und wenn die Kiste sauber lackiert ist, dann kannste damit auch auf die Strasse!" Francesco Huber ging darauf grumelnd und grübeld zu Bett.

Andrew Stern nahm sich der Aufgabe an. Francesco Huber zeigte ihm Bilder eines originalen Renncars (den Mitsubishi Lancer Evo IX von Rally-As Beppo Mauhart) und ersuchte Andrew daraus was zu machen. Sicherlich ist der 3erBMW keine Augenweide und als Hakan-Kiste verschrien. Der brachiale Ursound der BMW-Motoren aus den `70 des allseits beliebten 2002 oder des 3,5 CSL von Schnitzer und Alpina scheint bei den heutigen BMWs auch in Vergessenheit geraten zu sein, aber all diese Bedenken waren mit dem ersten Entwurf von Andrew Stern einfach weggewischt, denn der präsentierte einen anderen, nämlich einen DiTech BMW M3 GTR und der war schlichtweg der Hammer und eine Augenweide von dem auch Mr.DiTech - Damian Izdebski höchstpersönlich - begeistert war. Alle Bedenken und Frust über dieses Renncar waren sofort verschwunden und so fertigte Andrew Stern, in seiner Funktion als DiTech-Simsport Designer, einen Skin mit dem man auch bei einem 24h Rennen von Lemans auftreten kann. An dieser Stelle sei auch nochmal der besondere Dank vom ganzen DiTech-Simsport Racing Team an Andrew Stern erwähnt.

86400 Sekunden, 1440 Minuten oder eben mal 24 Stunden - die Hälfte der Ewigkeit
Man kann sich für diese Zeit einfach mal vor den PC setzen, oder in ein Simcar, mit einem tauglichen Lenkrad vor sich, flankiert von Aschenbecher, Zigaretten und Kaffee. Man kann seine Freizeit auch sinnvoller verbringen, aber gibts sowas überhaupt für Simracer? Wie verbringt ein Simracer seine Zeit sinnvoll? Woran denkt ein Simracer, wenn er nicht vor dem PC sitzt? Was beschäftigt einen Menschen der Computersimulationsneuzeit in seiner Freizeit - und vorallem, was ist eigentlich Freizeit? Eine Frage, die man nicht so einfach beantworten kann, also bleiben wir beim Simracen, bleiben wir bei einem 24h Event, bleiben wir bei Lemans.

Man(n) steht morgens auf und putzt sich die Zähne und wäscht sich (oder auch nicht) und findet automatisch den Weg zur Kaffeemaschine. Das der Weg dorthin am Rechner vorbei führt, muss man nicht extra erwähnen, denn hierbei gehts um Simracing! Beim Qualy gehts noch einigermaßen ruhig ab, Qualyzeiten sind ähnlich einem Schwanzvergleich - besser, schneller und anderes Monkeygehabe - man kann sich davon beeindrucken lassen, oder man sieht es gelassen und unbedeutend, denn bei einem 24h Rennen kann alles passieren und oftmals das, was man am allerwenigsten erwartet oder gar brauchen kann. Die Technik spielt, wie so oft im Leben, eine nicht unwesentliche Rolle und eine bestimmte "problem.exe" kann schon einen panischen Zustand verursachen und sogar bis zum Herzinfarkt und Tod führen. Internetverbindungen bestimmen dabei ebenfalls ihren Gemütszustand, denn deren Instabilität wirkt sich emotional gleich einem Beschleunigungswert eines Ferrari aus - der oftmals zitierte Leitsatz "fragen sie ihren Arzt oder Apotheker" klingt hierbei eher als Hohn und kann zu irreparabler Mißstimmung im familiären Umfeld führen. Passieren solche Dinge, dann fühlt sich ein Simracer verraten, von Freunden verlassen, alle und alles sei gegen ihn und selbst ein Atomkrieg wäre in diesem Moment ein unbedeutendes Übel gegenüber seiner akuten Emotion gegen den Rest der Welt.
Wenn das alles nicht zutrifft, die Kiste rund läuft und schnurrt, dann wird vor dem Start eines solchen Events der 3m-Radius als Schutzzone - quasi zum Hoheitsgebiet - erklärt und nur eine sehr erfahrene Simracerfrau, die praktisch zum Boxenluder gekrönt wurde, darf diesen heiligen Ort betreten. Sie weiß was zu tun ist, sie ist die wahre Stütze eines Simracers bei solchen Events und wer eine solche nicht hat, ist sowieso Single und hat keine anderen Sorgen.

Das Startprocedere ist emotional ähnlich dem vor 1969, bloß man rennt nicht zu seinem Wagen, aber die Pulswerte stehen dem um nichts nach und in der Einführungsrunde betet man zu allen zuständigen Göttern der Modems und Internetprovider, der Blick schweift umher zwischen Kaffeekanne und Aschenbecher, man rückt sich ein auf seinem Sitz, das Auge erfasst Vorder- und Hintermann, man kontrolliert den Rückspiegel, dreht am Wheel, fühlt Gas- und Bremspedal, checkt geistig Tastenbelegung für Licht, Boxenanfrage, Tasten zum Fahrerwechsel, ForceFeedbackReset, ist genug Sprit im Tank, stimmen die Anzeigen alle, das Motec am zweiten Bildschirm wird nochmal ins Auge gefasst und der Puls wird spürbar.
Nichts auf dieser Welt kann schlimmer sein als ein unvorhergesehenes Problem in dieser Phase - man kann es nirgendwo nachlesen, weil man es nicht beschreiben könnte.
Und dann gehts los, das Pacecar biegt ab in die Boxengasse, die Wagen rücken zusammen, der Puls erreicht seine utopische Belastungsgrenze und das Gaspedal folgt dem Befehl zum Erdkern - DAS 24h Rennen von Lemans ist gestartet und ein Simracer wird zur Maschine, wird eins mit seinem Equipment, sensibilisiert seine Augen und Ohren auf das Wesentliche und er funktioniert einfach nur mehr und nimmt nichts mehr wahr außerhalb seiner Hoheitszone.
40 Männer mit ihren Maschinen werden dabei gefordert - noch mehr sind es insgesamt mit all den Teammitgliedern, Boxenludern, den Veanstaltern, Moderatoren im Livestream, Supporter im Hintergrund der Servermaterie - geschätzte 500 Menschen und weitere geschätzte 5000 Fans dieser Szene weltweit verstreut und doch vereint über die Livestreams, sind in diesen Minuten weltweit verbunden........

Wann also setzt Du dich einfach mal für 24 Stunden an deinen PC und nimmst eine derartige Herausforderung an?


Abschließend möchte ich noch ein paar persönliche Worte sagen
Leitln, es woa so geil, es woa urstressig, manchmoi woa i scheißdrauf und manchmoi san ma olle am Oasch gaunga, oba i finds leiwand wos ma do fia Leit kennalernt und das i mei eigene Meinung hob über so manche Sochn, is ned tragisch - vüh schlimma san dijenigen, die ka andere Meinung zualossn. Vielleicht bin i ned afoch zum vastehn, oba mit Sichaheid bin i a Mensch mit Herz, Hirn und Humor - a wenn der manchmoi sarkastisch und schwoaz is.

Deutsche Übersetzung:
Leute, es war einfach nur geil und cool, oft auch stressig und manchmal war ich dran alles zu kippen, aber ich finde es toll, welch unterschiedliche Menschen man hierbei kennenlernt.
Das ich oftmals meine eigene - andere - Meinung habe, ist nicht weiter tragisch, vielmehr stören mich diejenigen, die keine andere Sichtweise zulassen. Vielleicht bin ich kein einfacher Mensch, aber mit Sicherheit habe ich Herz, Hirn und Humor - auch wenn dieser oftmals sarkastisch und schwarz klingt.


Quelle: Francesco Huber Team DiTech 24h de la Sarth
 
Zuletzt bearbeitet:
Es ist schon sehr interessant. Ich weiß aber leider nicht wo ich mir das Game kaufen kann.

[/B]
Abschließend möchte ich noch ein paar persönliche Worte sagen
Leitln, es woa so geil, es woa urstressig, manchmoi woa i scheißdrauf und manchmoi san ma olle am Oasch gaunga, oba i finds leiwand wos ma do fia Leit kennalernt und das i mei eigene Meinung hob über so manche Sochn, is ned tragisch - vüh schlimma san dijenigen, die ka andere Meinung zualossn. Vielleicht bin i ned afoch zum vastehn, oba mit Sichaheid bin i a Mensch mit Herz, Hirn und Humor - a wenn der manchmoi sarkastisch und schwoaz is.

Deutsche Übersetzung:
Leute, es war einfach nur geil und cool, oft auch stressig und manchmal war ich dran alles zu kippen, aber ich finde es toll, welch unterschiedliche Menschen man hierbei kennenlernt.
Das ich oftmals meine eigene - andere - Meinung habe, ist nicht weiter tragisch, vielmehr stören mich diejenigen, die keine andere Sichtweise zulassen. Vielleicht bin ich kein einfacher Mensch, aber mit Sicherheit habe ich Herz, Hirn und Humor - auch wenn dieser oftmals sarkastisch und schwarz klingt.

Dazu habe ich noch eine Frage: Was ist am Unteren die Übersetzung? Für mich sind das 2 komplett unterschiedliche Texte ;). Ich verstehe schon beide, obwohl ich in Friesland geboren bin.:lol:
 
Kannst du dir selber beantworten. Setz dich ins Auto, suche dir eine bestimmte Strecke aus und fahre die dann 24h. Aber bitte sperr die Strecke vorher ab :ugly:
 
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