Woher weiß ich das? Beobachtungen im Beruf und Privatleben...
Ich habe in einer Stadt studiert, die eine recht bekannte psychologische Fakultät hatte. Dort lernte ich viele Psychologiestudenten und auch Allgemeinmediziner kennen. Meine Erfahrung daraus, die meisten angehenden Psychologen hatten, nennen wir es mal, persönliche Probeleme. Und auch beruflich habe ich in letzter Zeit recht häufig mit Medizinern zu tun und auch da fällt mir ein eklatanter Zusammenhang zwischen "will psychologische Probleme behandeln" und "hat selbst welche" auf.
Genau deswegen gibt es Studien: Weil wir Menschen bei unseren eigenen Beobachtungen nicht objektiv sein können. Hast du verglichen mit Geschichtswissenschaftsstudenten, Architekturstudenten, Jurastudenten usw? Glücklicherweise waren es ja nur Studenten - die dürfen dann ja noch wachsen und machen, falls Sie eine psychotherapeutische Laufbahn einschlagen hoffentlich eine gute Selbsterfahrung (Eigentherapie). Dass man Allgemeinmedizin studieren kann ist mir allerdings neu. Persönliche Probleme haben ziemlich viele Menschen. Die Wahrscheinlichkeit, dass du in deinem gesamten Leben an einer psychischen Erkrankung leidest, beträgt je nach Metaanalyse bis zu 80%. Über "DIE Mediziner" kann ich nichts sagen und bitte darum, diese nicht mit in den Topf zu werfen. Nur wie kommst du darauf, dass sie psychische Probleme haben? Sagen sie dir das beim Händeschütteln? Oder führst du jedes mal ein diagnostisches Interview (Dauer 1-2h) durch?
Natürlich war mein Betrag überspitzt ausgedrückt aber alle meine Erfahrungen mit Menschen, die in der Psyche anderer herumfuschen, zeigt vor allem, dass das scheinbar nicht spurlos an ihnen vorbei geht oder sie von vorn herein vielleicht erstmal selbst einen Spezialisten hätten aufsuchen sollen. Von etwa 40 Psychologiestudenten war nicht einer ohne "auffällige Störungen" dabei, von den 3 Psychatern, mit denen ich arbeite, würde ich sicher keinem Einzigen meine geistige Gesundheit anvertrauen. Die Therapeuten sind daneben nur etwas "schräg"...
Dein Beitrag ist beleidigend und weist ein Vorurteil auf. Das würde ich eher nicht überspitzt nennen. Von einem Psychiater bekommst du Medikamente - that's it. Dem kannst du deinen Körper inklusive Neurotransmitter anvertrauen. Wieso überhaupt anvertrauen: Da sind wir wieder bei dem Thema Eigenverantwortung. Niemand kann an dir rum(p)fuschen. Du kannst höchstens Feedback bekommen und selbst Dinge verändern. Auffällige Störungen hast du als Fachmann also bei Studenten diagnostiziert... wie genau?
Und: Kennst du den Unterschied zwischen Psychiatern, Psychologen und Psychotherapeuten? Und am besten noch Studenten der Allgemeinmedizin?
Das ist das Problem an uns Menschen: Wir bilden Schemata oder Erlebensmuster heraus und sortieren alles ein. Wenn du glaubst, dass alle Psychologen verrückt sind, wirst du auch nur Verrücktes an ihnen finden. Die Informationen, die dazu nicht passen, werden aussen vor gelassen oder eben diskreditiert, so wie du es mit mir machst, indem du auch mich angreifst. Aber wie wäre es mit einem etwas anstrengenderen Vorschlag: Du könntest neue Informationen zulassen und versuchen, Ausnahmen in dein Schema zu integrieren. Dann brauchen wir Menschen auch weniger Vorurteile und Kategorien. Und schnell wird aus "ALLE/DIE Psychologen" oder sonst eine beliebige Gruppe eben "manche". Damit habe ich kein Problem.
Mein persönliches Problem mit der Aussage der Psychologen liegt auch weniger am puren Inhalt, sondern darin, dass auch hier wieder nicht auf die eigentlichen Probleme eingegangen wird (Fehlverhalten der Umgebung der Täter, in München auch Fehler der Psychologen, denn er war in einer Therapie). Es wird immer wieder nur auf die bösen Spiele gezeigt, dass aber die mobbenden Mitschüler, die Lehrer, die auf so etwas nicht reagieren (können), die Familie des Täters (und auch Opfers), die nicht rechtzeitig und angemessen agierten und mit ihrer Wärme vieles hätten verhindern können, die eigentliche Schuld tragen, wird auch von dieser Seite verschwiegen.
In der Pressemitteilung geht es doch genau darum: Medien mit Gewaltinhalten können ein Faktor sein. Was genau fehlt dir denn jetzt noch? Dass nicht erwähnt wird, dass es an der überforderten, ihrerseits psychisch kranken Mutter, dem alkoholabhängigen Vater, dem brutalen großen Bruder, dem Mobbing, der Gesellschaft an sich liegt? Klar, hätten sie auch noch reinschreiben können. Aber es geht doch eben gerade um die Gamescom als Anlass. Was willst du da nun mit den andern Faktoren? Wenn dann Welt-Alkoholiker-Vater-Tag ist wird es eben eine Pressemiteilung dazu geben, dass alkoholkranke Väter auch ein Faktor sind. Ich stimme dir doch in der Einschätzung der Ursachenpluralität zu!
Nur nicht in der Abwertung einer Berufsgruppe, von der manchmal anscheinend selbst nicht weisst, wer nun genau dazugehört (Psych...iater, ...ologe, ...otherapeut, Mediziner).
Aber danke für deinen umfassenden Beitrag aus Sicht eines betroffenen, vielleicht solltest du dich mal selbst ganz genau beobachten, vielleicht fällt dir als Psychologe ja etwas an dir auf? (das könnte dann als Beweis für meine These herhalten) ^^
Leider nein. Es könnte, wie oben bereits erklärt, höchstens ein Beleg oder Hinweis sein.
Aber selbst wenn es deinem Schema widerspräche, würdest du es nicht gelten lassen.
Und genau das ist das Problem, das ich mit Laienforschern habe. Es ist immer so einfach bessere Erklärungen zu haben, auch wenn man dabei zig Fehler macht. Deswegen ist ja Pädagogik auch so einfach. Das muss man nicht studiert haben, diese Idioten. Das weiss man doch alles einfach so besser. Oder Philosophie. Wird auch nicht gebraucht. Kann man einfach so reden. Denken will gelernt sein.
Bei diesen Vorurteilen gegenüber DEN Psychologen und den psychischen Erkrankungen verstehe ich immer wieder, dass meine Klienten sich niemandem privat anvertrauen können und oftmals diffamiert werden. Das bedauere ich sehr.
Ich möchte noch ein mal dafür werben, dass wir als Gruppe der Gamer einer Gruppe der Psychologen (falls es das gibt) offen gegenüber stehen. Mit Intelligenz und Argumentationslogik. Und nicht mit polemischen Beleidigungen und Abwertungen von allem, was uns und unser Hobby gefühlt bedroht. Und ganz ehrlich: Selbst wenn man solch eine Studie anfertigen könnte, in der alle Faktoren einbezogen würden und am Ende käme heraus: Ja, Gaming trägt zu 10% z.B. durch Abstumpfung, weniger Empathie etc. zu mehr Aggressivität oder von mir aus sogar zu Amokläufen bei. Könnten wir das nicht einfach annehmen? Zeigt sich nicht genau in der Art und Weise, wie wir damit umgehen, wie wir wirklich gestrickt sind?
Übrigens: Das populärste Modell zur Entstehung einer psychischen Erkrankung (falls wir Gewalttaten da mal mit dazu zählen) ist das Diathese-Stress-Modell. Es beinhaltet mehrere Faktoren - und nur beim Zusammenspiel dieser kommt es zum Ausbruch. Und möglicherweise ist erhöhter Medienkonsum eben auch in der Diathese oder im Stress enthalten. Ja, ist doch ok. Und gar nicht so unplausibel, wie vor mir ja mehrere andere User hier auch gesagt haben.