Ich habe meine Zweifel, ob wir dafür in Deutschland überhaupt ein neues Gesetz bräuchten. Schließlich sind Minderjährige bereits nur beschränkt geschäftsfähig, und in der Vergangenheit war man schon sehr kreativ, wenn es darum ging, Dinge davon auszunehmen, gerade im digitalen Sektor. Der ewigen Gipfel wird für mich immer Sony sein, die auf ihre PSN-Guthabenkarten in vorauseilendem Gehorsam sogar einen Ab-18-Aufdruck gepackt haben, welcher zwar im Gegensatz zum USK-Aufdruck juristisch gesehen nicht bindend ist, diesem aber ähnlich genug sieht, dass kein Verkäufer einem Minderjährigen eine PSN-Guthabenkarte verkauft. Bei Twitch könnte man ebenfalls unter Verweis auf die beschränkte Geschäftsfähigkeit Transaktionen durch Minderjährige einen Riegel vorschieben.
In Japan ist es – soweit ich das mitbekommen habe – übrigens so, dass in praktisch allen Gacha-Spielen – noch so ein Feld, wo Minderjährige skrupellos abgezockt werden – für Accounts von Minderjährigen ein monatliches Limit festgelegt wird, was sie ausgeben können. Das ist zwar mit in der Regel umgerechnet 50 Euro immer noch viel zu hoch angesetzt, aber ein Schritt in die richtige Richtung, wenn man denn das Alter verifizieren kann.
Das greift jetzt ein wenig zu kurz. Die Chinesen sind da extrem gut, was auswendig lernen betrifft, da fällt einem die Kinnlade herunter. Was das Thema Kreativität und eigene Problemlösung betrifft, haben sie jedoch enorme Schwachstellen. Es ist die Frage, ob das chinesische Bildungssystem das überwinden kann.
Die Frage ist eher, ob sie das lösen
wollen. Kreativität ist nichts, was sich im Reich der Mitte wirklich lohnt, man könnte zu leicht der Regierungspartei auf den Schlips treten, darum wird der Kreativität gar nicht erst allzu viel Freiraum eingeräumt. Die Vorgaben, nach denen westliche Medienunternehmen Selbstzensur betreiben müssen, um nicht auf die Einnahmen auf dem chinesischen Markt zu verzichten, gelten selbstverständlich und erst recht auch für Chinesen selbst.
Das Problem, dass sich im Bildungssystem viel zu sehr aufs Aufswendiglernen fokussiert wird, herrscht in allen ostasiatischen Industrieländern. Wo man unserem Bildungssystem schon vorwerfen kann, dass man hier nicht für das Leben, sondern für die Prüfungen lerne, da sind China, Südkorea und Japan noch einmal ein ganz anderes Kaliber. Punktzahlen und Noten, die nach Schema F vergeben werden, sind eben im Gegensatz zu Kreativität und Sozialkompetenz leicht messbar, das erleichtert das Aussortieren in Systemen, in denen der Name der besuchten Oberschule und Universität im Lebenslauf wichtiger ist als was man eigentlich gelernt hat, und wo daher die Aufnahmeprüfungen an diesen Einrichtungen um ein Vielfaches schwerer sind als der eigentliche Abschluss.