AW: Laptop für die UNI
@amdahl
Das wird oft behauptet und trifft auch auf den schnöden Kram (Coderäffchen, Webdesign, Serveradmin und co.) zu. Das liegt durchaus an dem fließenden Übergang zwischen Uni-/FH-Absolventen und Personen mit einfacher Berufsausbildung in diesen Bereichen.
Letztere sind zahlenmäßig wesentlich häufiger und berichten dann natürlich viel über eigene Erfahrungen aus ihrem begrenzten Umfeld, das aber natürlich selten höhere Projektbereiche umfasst.
Das liegt meiner Meinung nach an falschen Bewerbungen auf Stellen, die gar nicht für Uni-/FH-Absolventen gedacht sind, und falschen Vorstellungen der Personaler.
Die Ausbildung zum Fachinformatiker (Anwendungsentwicklung, Systemintegration, etc.) produziert Handwerker, die das tägliche Basisgeschäft erledigen (können).
Der Diplom (bzw. ja nun Master/Bachelor) Informatiker ist jedoch kein Handwerker. Es ist nicht das Ziel des Studiums, diese Leute auf Routineaufgaben zu eichen und vorzubereiten.
Ich vergleiche das immer mit dem Berufsbild des Arztes und des Krankenpflegers (kann aber natürlich beliebig ausgetauscht werden).
Der Arzt verarbeitet die Komplexität, filtert Informationen, entwickelt zum Beispiel neuartige Eingriffe, optimiert und erstellt neue Behandlungen.
Der Pfleger ist der "hard worker". Er ist der Anwender von gerade geschaffenen/bereits existierendem Wissen und erledigt, was letztendlich nötig ist, um den Genesungsplan des Arztes umzusetzen.
Nun ist es so, dass das Wissen eines Arztes sehr speziell ist. Dafür hat er sich ja das lange Studium mit anschließender Facharztausbildung angetan. Er besitzt viel Wissen, das ihn vor allem in besonderen Situationen unersetzlich macht.
Wenn sich nun aber Ärzte auf den Beruf eines Pflegers bewerben, werden sie mit diesem Wissen nicht unbedingt weit kommen. Natürlich haben sie im Praktikum und im Alltag ein paar Dinge mitbekommen, aber sie werden sich weit schlechter und weniger routiniert anstellen, als eine ausgebildete Pflegefachkraft.
Ähnlich ist es auch in der Informatik. Die Absolventen (gerade Bachelor) bewerben sich schlicht falsch bzw. Personaler verlangen Uni-/FH-Abschlüsse in Bereichen, die eigentlich durch Ausbildungsberufe abgedeckt werden.
Und wenn sie dann eingestellt und in eine Gruppe von (sagen wir mal 5) Fachinformatikern gestoßen werden, fallen sie erst mal negativ auf. Diese 5 Fachinformatiker wittern ihre Überlegenheit und geben diese Erfahrung dann natürlich nur all zu gern an die Gesellschaft weiter: "Alles noobs, der kann ja gar nicht was ich kann und dafür 5 Jahre Uni, lol rofl !!einself!"
In wirklich wissensintensiven und hoch abstrakten, lernintensiven, technischen (und natürlich auch lukrativen) Projekt-/Enticklungsbereichen findet sich fast kein einziger Informatiker mit einfacher Ausbildung (mir ist zumindest noch nicht ein einziger begegnet).
Man muss auch einfach wissen: Programmcode erstellen, Webseiten entwerfen, Server verwalten... das ist nicht "die Informatik". Die Informatik ist nicht die Wissenschaft des PCs und der Betreuung von Amazons Webauftritt. Der PC ist für einen (Diplom/Master/Dr.) Informatiker nicht mehr als ein Stethoskop für einen Arzt, er ist Werkzeug. Muss ein Arzt wissen, wie eine Stethoskop hergestellt wird? Die Informatik beschäftigt sich auch nicht vorwiegend mit der neusten Grafikkarten- oder Servertechnik. Das sind Anwendungen, die durch die Informatik (bzw. technische Informatik und E-Technik) möglich werden.
Ein studierter Informatiker ist eher ein Problemlöser, der Informationen sortiert und Probleme unter Zuhilfenahme von Maschinen(-Sprachen) beschreibt und systematisch löst.
Ganz simplifiziert (und plakativ): ein Mathematiker mit Zugriff auf Borg-Technologie.
Um also deine Frage noch mal kurz zu beantworten: Ja, es gibt Bereiche in der IT-Dienstleistung, da sind ausgebildete Fachkräfte manchmal sogar Vorgesetzte, weil sie zum Beispiel die benutzte Unternehmenssoftware und deren Aufbau im Schlaf kennen. Der sinnvolle Einsatz eines Uni-/FH-Infs findet dort aber nur selten statt. Die - für diese - interessanten Bereiche sind jedoch Ausbildungsberufen fast vollständig (bzw. gänzlich) verschlossen. Eben weil man an einer Uni/FH nicht nur das Coden lernt sondern sich auch mit vielen anderen, hochkomplexen Themen wie zum Beispiel Logik, Robotik, Kryptographie, komplexen Systemen, etc. pp. der Informatik beschäftigt.