Die Motivation hinter diesem Konstrukt ist für mich durchaus deutlich zu erweitern.
zu a) Ich sehe auch gar keine Probleme in einer Verbrauchsoptimierung [...]
Grundsätzlich war das (trotz der Länge) auch nicht als Diplomarbeit gedacht sondern das waren vier Punkte auf der Haben-Seite, die mir ohne groß nachzudenken einfielen und ich selbst schrieb ja bereits, dass diese Punkte (
und entsprechend auch deren Aufschlüsselung) keinen Anspruch auf Vollständigkeit erheben.
Zu "deinem" a):
Wenn ich dich "
falsch missverstehe", dann scheine ich dich letzten Endes doch richtig zu verstehen, oder?
Scherz beiseite, das war auch kein Vorwurf, sondern schlicht ein Punkt der die eingeschlagene Richtung untersützt. In welcher Gewichtung der nun schlussendlich dazu beiträgt, kann nur Intel selbst beantworten, vielleicht sind die anderen Punkte gar deutlich wichtiger? Schlussendlich wird Intel das Thema Energieeffizienz aber ganz Allgemein per se auf der Roadmap haben, denn gerade das ist ein Punkt, mit dem ARM-basierte Designs in die x86-Domäne einzubrechen versuchen (
abseits davon, dass die vorerst natürlich auch zwangsweise günstiger angeboten werden müssen) und das ist der Punkt, der zu einem wesentlichen Teil verhindert, dass x86 sich in den Ultra-Portable-Bereich ausdehnt.
Deine nachfolgende Argumentation erschließt sich mir jedoch nicht, denn wenn ich das mal salopp zusammenfasse, unterstellst du hier Verantwortlichen (Intel, IT-Verantwortlichen?), dass die nicht imstande sind das "Gesamtbild" zu sehen und deshalb macht es auch keinen Sinn an einer Einzelkomponente wie der CPU zu optimieren? (
Der Vergleich mit dem E-Auto ist in einer ersten Betrachtungsweise vielleicht naheliegend (und deiner impliziten E-Auto-Kritik stimme ich zu, denn hier wird vielfach zu stark vereinfacht in der Gesamtbilanz), jedoch aus ebenso leicht nachvollziehbaren Gründen nicht wirklich übertragbar auf die CPU.)
Darüber hinaus, wer sagt, dass Intel nicht auch an seinen Chipsätzen arbeitet? Gerade in Verbindung mit ADL wäre das anzunehmen und bzgl. der Plattformeffizienz steht Intel jetzt schon besser da als AMD mit AM4, was jedoch kein Grund ist es dabei zu belassen. Ich wäre zumindest nicht überrascht bzw. fände es nur konsequent, wenn der ADL-Chipsatz auch etwas effizienter als sein Vorgänger ausfällt.
Zu b):
Eine derartige Aussage wäre mir neu. Lediglich bzgl. der Logikdichte ist Intel's P1274 mit TMSCs N7(P) vergleichbar, aber selbst hier ist aktuell zu vermuten, dass Intel mit einer gemittelt leicht niedrigeren Dichte implementiert als bspw. AMD seine Zen2/3-CPUs. Absolute Aussagen dazu kann man jedoch nicht wirklich treffen, da Intel sich hier seit etwa 2 Jahren sehr zugeknöpft bzgl. Fertigungsdetails zeigt. Beispielsweise veröffentlicht man schon seit längerem keine Transistorzahlen mehr zu den CPUs. Da Intel in der Vergangenheit jedoch immer mit deutlich weniger Transistoren auskam als AMD, kann man annehmen, dass Intel's real implementierte Logikdichte voraussichtlich etwas geringer sein wird.
Bezüglich der elektischen Eigenschaften ist es jedoch gar offensichtlich dass deren aktuelle 10nm (
also 10nm+ bei Ice Lake U/Y und "jetzt" 10nm SuperFin == 10nm++ bei Tiger Lake und Ice Lake SP) weniger effizient sind als TSMCs N7, denn andernfalls würde ein 4-Kern-TGL relativ zu Renoir anders dastehen. Da scheinen keine Welten dazwischenzuliegen, aber TSMCs Prozess scheint hier aktuell (noch) im Vorteil zu sein.
Wie sich das mit 10nm Enhanced SuperFin (10nm+++) im 2HJ21 darstellen wird, bleibt abzuwarten und hier weiß ich nicht wirklich einzuschätzen, wie hoch die Wahrscheinlichkeit ist, dass Intel es noch ein weiteres Mal gelingt einen deratigen Sprung wie mit dem SuperFin zu realisieren. Ob sich hier auch die Effizienz verbessert, bleibt abzuwarten aber in 4Q21 kann man dann mit ADL vergleichen und zum Jahreswechsel/Anfang ja dann möglicherweise auch mit Sapphire Rapids SP.
Möglich erscheinen mir hier beide Richtungen: Entweder man kommt nun mit deutlich mehr Aufwand da hin, wo man eigentlicht schon gemäß dem ursprünglichen Prozessdesign landen wollte oder aber man hat sich grundlegend verzettelt und wird den Prozess niemals vollständig konkurrenzfähig hinbekommen, weil einige initiale Definitionen dies nun nicht mehr zulassen oder aber sich nicht mehr wirtschaftlich erreichen lassen, sodass man von extremen Aufwendungen absieht und dann zu 7nm übergeht? Hier wird man einfach abwarten müssen. (
Für ADL wird die zusätzliche Iteration im Consumer-Sgment aber voraussichtlich ausreichen.)
Zu c):
Selbstredend ist die Definition maßgeblich, aber dann würde ich das Pferd mal exemplarisch von hinten aufzäumen: Nicht-Mainstream sind Videoencoding/tanscoding/schnitt, 3D-Rendering und technisch-wissenschaftliche Anwendungen, usw. und die profitieren vielfach von einer hohen Kernzahl. Das typische Office-Gedöns, Surfen, Streaming, Skypen, etc. dagegen kommt auch mit weitaus weniger Kernen aus und Gaming ist gerade so auf der Grenzfläche unterwegs und da es von Millionen Brügern alleine in diesem Land betrieben wird, würde ich das schon weitaus eher als Mainstream bezeichnen als das ewig herbeizitierte Cinebench.
Und für die breite Masse dürfte im Mittel PC-Gaming gar den Workload darstellen, der die Hardware am stärksten auslastet (
wohlgemerkt im Mittel über die gesamte Basis betrachtet) und von dem weiß man ebenso, dass die Kernausnutzung/auslastung beschränkt ist, weil sich GameEngines in den letzten Jahren nicht wirklich um eine Steigerung bemühen mussten und auch jetzt wird eine Transformation hin zu mehr Kernen nur langsam voran gehen und die neue Konsolengeneration setzt mit langsamen acht Zen2-Kernen auch schon wieder für die nächsten Jahre ein hartes Limit.
Im 3D-Rendering kann ich jeden Kern gebrauchen und auch wenn ich die ein oder andere Applikation aus dem Büro nutze, aber damit wende ich Workloads an, die im Markt insgesamt nur vergleichsweise selten genutzt werden und daher wohl eher nicht als "Mainstream" bezeichnet werden können. Entsprechend dürfte Intel mit 8 Kernen auch zukünftig weiterhin gut aufgestellt sein und bei ADL besteht immer noch die Möglichkeit, dass gar auch alle Kerne parallel genutzt werden können. Hier wird man abwarten müssen.
Zur Core X/HEDT scheinst du dir selbst zu widersprechen. Wie du schon selbst geschrieben hast ist das nur ein kleiner Markt *) und hier stellt sich die Frage ob der aktuell übermäßige Aufwendungen rechtfertigt, um da mit einer schwächeren Fertigung konkurrieren zu wollen. Intel scheint das aktuell wohl nicht so zu sehen und dementsprechend gibt es auch kein Update, was ich für leicht nachvollziehbar halte, denn aktuell scheint das kein lohnenswertes Unterfangen zu sein.
Vielleicht kann man auf Basis des Sapphire Rapids HCC ein Update erwarten, aber selbst hier wäre ich nicht übermäßig überrascht, wenn Core X so schnell nicht wiederbelebt werden wird. Möglicherweise wird hier aber auch nichts mehr wiederbelebt und mit ihren 7nm folgen dann vielleicht auch regulär 16-Kerner im Consumer-Plattform, vielleicht auf Basis von Meteor Lake? - Wohlgemerkt "
auf der Consumer-Plattform", denn zum Mainstream wird ein derartiges Produkt durch seine bloße Verfügbarkeit nicht, ebensowenig wie ein 3950X oder 5950X.
*) Übrigens auch für AMD mit 16 und 12 Kernen. Letztere sind aufgrund des Preises gerade so an der Grenzfläche unterwegs und können vielfach Enthusiasten zu ein paar Euro mehr Ausgaben bewegen, jedoch verkauft ein Retailer wie MF, der überwiegend Nerds und computeraffine Nutzer anzieht, dennoch weitaus mehr Sechs- und Achtkerner und auf den Absatz eines 16-Kerners braucht man da bzgl. der Marktrelevanz schon gar nicht mehr zu schauen. Für AMD dürfte dessen Wert als Halo-Produkt vermutlich weitaus höher einzuschätzen sein.
Zu d):
Ich verstehe dein "
kampflos aufgeben" nicht, insbesondere da du noch CML und RKL anführst, die nicht über 10 Kerne hinausgehen und im absoluten HighEnd per se nicht konkurrieren. Und ADL rangiert in exakt der gleiche Riege und wird absehbar gar mehr Leistung bieten, denn einen 10-Kern-CML wird ADL vermutlich schon mit seinen 8 Kernen in jedweder Hinsicht überbieten können (
können dann noch die 8 Gracemont-Kernen hinzugenommen werden, gar deutlich). Absehbar kann man in Ermangelung an Details zu AMDs zukünftigen Produkten (
was ist ein möglicher Zen3+?) auch davon ausgehen, dass ADL die mit Abstand bessere Mainstream/Gaming-Plattform darstellen wird als Zen3 und das voraussichtlich auch selbst schon mit günstigem DDR4, da die IPC anscheinend noch ein weiteres Mal deutlich gesteigert wurde. Im Umkehrschluss heißt das zudem, dass man sich bei AMD für das 2HJ21 auf einen Zen3+ mit ein paar signifikaten Verbesserungen freuen darf und möglicherweise wird es gar auch schon DDR5 bei AMD geben, vielleicht weil man AM5 schon mit Zen3+ einführt? Wer weiß. *)
(
Mit den aktuellen Mitteln dagegen macht ein Core X-Update derzeit bei denen keinen Sinn, weder technisch noch wirtschaftlich und dementsprechend tun sie gut daran das schlicht sein zu lassen.)
*) Wenn Zen4 im Consumer-Segment nicht zeitnah Anfang des nächsten Jahres folgt, wird AMD für das 2Hj21 nicht um ein größeres Update herum kommen, denn ansonsten würde man in ein vermarktungstechnisches Loch fallen. Einen minor Refresh könnte sich AMD nur dann leisten. Ist Zen4 erst ab bspw. Mitte 2022 (oder gar später) für Consumer vorgesehen, darf man deutlich mehr für den vermeintlichen Refresh und die Plattform in diesem Jahr erwarten.
Meine abschließende Meinung:
ADL wir sicherlich kein Fehler sondern sogar ein ausgesprochener Erfolg für Intel werden (
insbesondere relativ gesehen), weil es erstmals deren modernste Architektur (
sowohl der Consumer- als auch Server-Markt wurden bisher mit der alten Skylake-Architektur bedient, jedoch ist man dann bereits drei Genrationen weiter) in derem besten Prozess (
wenn sie nochmals signifikante Steigerungen realisieren können) im Markt geben wird und das Design ist grundsätzlich vielversprechend. Intel ist nicht umsonst der Marktführer und dürfte hier wohl durchaus wissen, wie man so etwas über die Ziellinie bringt (
inkl. der Softwareseite, wobei die eigenltich relativ unkritisch ist, da man hier eine über alle Kerne einheitliche ISA verwendet, sodass nur zwischem großen und kleinen/effzienteren Kernen unterschieden werden muss). Zudem sollte man berücksichtigen, dass Intel sich so etwas nicht im kleinen Kämmerlein ausdenkt, sondern hier in regem Kontakt und in Abstimmung mit der Industrie steht. Für den Mainstream werden selbst in 2022 absehbar 8+8 Kerne absoluter Overkill sein und dementsprechend wird so etwas weiterhin eine Ethusiast-CPU bleiben.
Und schlussendlich bleibt abzuwarten, wo sich ein 8+8 ADL leistungstechnisch faktisch einsortiert, denn im best case könnte der selbst mit einem 5900X konkurrieren oder diesen gar übertreffen und nur weil es vorerst kein Pendant von Intel für den 16-Kerner gibt, der eine reine Nische bedient, heißt das noch lange nicht, dass die hier marktstrategisch einen Fehler begehen.