Gigabyte XM 300 Lestertest Laudian

Laudian

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Lesertest: Gigabyte XM300​

von Laudian​

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Einleitung:


Bevor ich zum Test komme, möchte ich zuerst einmal bei Gigabyte und PCGH dafür bedanken, dass sie diesen Test möglich gemacht haben.

Da ich in den letzten 15 Jahren ausschließlich Logitech Mäuse zum Spielen benutzt habe hat es mich doch neugierig gemacht, was andere Hersteller zu bieten haben.

Zusätzlich ist kurz vor Beginn des Testzeitraumes meine G700 kaputtgegangen und wurde durch eine G900 ersetzt. Deswegen werde ich mich als erstem Schwerpunkt der Frage widmen, inwiefern sich die XM 300 im Vergleich mit einer wesentlich teureren Maus schlagen kann. Außerdem habe ich so nicht das Problem, dass die XM300 gegen eine Maus antreten muss, an die ich mich bereits gewöhnt habe.

Als zweiten Schwerpunkt nehme ich die Extreme Makro Engine von Gigabyte genauer unter die Lupe, denn auf der Produktwebsite wird unter anderem damit geworben, dass sich jeder Befehl programmieren lässt.


Unboxing:

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Die XM300 kommt in einem Karton, welcher sich aufklappen lässt und so schon vor dem Kauf einen Blick ins innere bietet.

Außer der Maus selbst gibt es dort jedoch nichts zu sehen. Nach dem Herausnehmen der Plastikschale, in welcher sich die Maus befindet, gibt es jedoch eine erste Überraschung, denn auf der Rückseite der Maus befinden sich, verborgen vor den Blicken potentieller Käufer, zwei Sätze mit austauschbaren Füßen.

Das sind zwei Sätze mehr als bei jeder Logitech Maus, welche ich bisher mein Eigen nennen durfte, und stellt somit schon einmal einen großen Pluspunkt dar.
Allerdings verstehe ich nicht, wieso solch praktisches Zubehör auf der Rückseite der Maus versteckt wird, obwohl die Verpackung ein Sichtfenster aufweist. Eigentlich sollte es doch im Interesse des Verkäufers liegen, wenn etwaiges Zubehör schon vor dem Kauf sichtbar ist.

Das Kabel der Maus ist leider ein relativ dünnes, nicht ummanteltes Plastikkabel. Da ich in der Vergangenheit zu viele Mäuse an genau diese Art von Kabel verloren habe, gibt es hierfür einen Minuspunkt.




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Seitenansicht - Gigabyte XM300 von der linken Seite.
Formvergleich - Links: Logitech G900 Rechts: Gigabyte XM300


Hands-On:

Ich habe eine sehr kleine Hand und spiele im Palm-Grip, es liegt also meine gesamte Hand auf der Maus auf. Dies solltet ihr unbedingt beachten, wenn ihr Rückschlüsse darauf ziehen möchtet, wie die Maus in eurer Hand liegen würde.

Das Gewicht

Nach dem Auspacken ist die XM300 zunächst einmal auf die Küchenwaage gewandert.

| G700 | G900 | XM300
Gewicht | 203g | 153g | 131g
ohne Kabel | 154g | 107g | -
ohne Batterie | 177g | - | -

Die XM300 ist mit 131g gegenüber den beiden Logitechmäusen im kabelgebundenen Modus wesentlich leichter und schlägt die G700 sogar ohne ihr schweres Kabel noch um über 20g. Ein Pluspunkt für die XM300.

Die Form

Auf dem rechten der drei Bilder etwas weiter oben könnt ihr die Form der XM 300 im Vergleich zur G900 sehen. Gut zu erkennen sind die deutliche Erhöhung auf der linken Seite der XM300 und der Steile Abfall auf der rechten Seite.

Diese liegen leider genau so, dass ich die Maus mit meinen kleinen Händen nicht gerade greifen und gleichzeitig alle Tasten erreichen kann. Da die Erhöhung genau dort liegt, wo mein Daumen in den Handballen übergeht, muss ich die Maus entweder a) sehr seitlich halten (Bild 1) oder b) sehr weit hinten halten (Bild 2+3).
Bei a) stimmen dann meine Bewegungen nicht mehr, eine horizontale Armbewegung führt zu einer Diagonalen auf dem Bildschirm.
Wenn ich die Maus stattdessen wie in b) halte, erreiche ich die vordere der beiden Daumentasten nicht.
Auf den Bildern ist außerdem gut zu erkennen, dass mein kleiner Finger deutlich nach unten über die Maus übersteht, also vom Ringfinger auf den Boden gedrückt wird, was auf Dauer sehr unangenehm ist.

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Ironischerweise liegt die Maus wunderbar in der Hand, wenn ich sie mit Links halte:

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Die Tasten

Der nächste wichtige Punkt ist für mich, dass die beiden Daumentasten einfach zu drücken sind, da ich sie insbesondere bei Rollenspielen wie World of Warcraft schnell und häufig auslösen muss.

Auch hier macht die Form der XM300 leider wieder negativ bemerkbar.
Auf den Bildern weiter oben ist gut zu erkennen, dass die Daumenseite der XM300 konkav geformt ist, also einen Bogen nach innen macht. Ebenfalls sehr gut zu erkennen ist, dass ich meinen Daumen genau in die entgegengesetzte Richtung halte. Das führt dazu, dass ich den Daumen sehr weit durchdrücken muss, bevor die Taste auslöst. Dies kostet viel Zeit und ist auf Dauer auch unangenehm.
Außerdem macht es die Form fast unmöglich, ohne große Konzentration beide Daumentasten gleichzeitig auszulösen.
Dazu kommt, dass die vordere Daumentaste einen sehr hohen Widerstand hat. Deswegen lässt sich auch diese Taste nicht besonders schnell hintereinander auslösen und ist auf Dauer unangenehm.

Zum Mausrad:
Ich erwarte bei einer Maus in dieser Preisregion selbstverständlich keine Luxusfeatures wie das aushängbare Mausrad der G700/900, taktiles Feedback sollte das Mausrad einer Gamingmaus aber mitbringen.
Leider ist das Feedback beim Drehen des Rades allerdings derart gering, dass man nicht einmal daran denken sollte, das Mausrad als zusätzliche Sondertasten zu verwenden. Der geringe Drehwiderstand führt auch dazu, dass man das Mausrad beim Drücken (3. Maustaste) oft versehentlich nach oben oder unten dreht.

Das reicht aus, um beim Surfen einen Tab im Hintergrund zu öffnen oder in einem Spiel zu zoomen, wer allerdings jede Taste seiner Maus beim Spielen als solche benutzt, wird von der XM300 wohl eher enttäuscht sein.
Deswegen ein Minuspunkt für die XM300.

Lediglich an den beiden normalen Maustasten habe ich nichts auszusetzen. Der Druckpunkt ist hier deutlich spürbar, aber nicht zu schwer.

Spieleinsatz

Ich habe die Maus hauptsächlich in Counter Strike: Global Offensive getestet und dabei häufig zwischen der G900 und der XM300 gewechselt. Dabei habe ich keinerlei Unterschiede festgestellt, was den Inputlag oder andere technische Merkmale betrifft.

Enotus Mouse Test zeigt jedoch, dass die XM300 bei einer eingestellten Pollingrate von 1000Hz lediglich ~770Hz erreicht. Die G900 dagegen liegt mit einer gemessenen Pollingrate von 990Hz sehr nah am Soll. Nachdem ich gelesen habe, dass die Maus vor allem durch den hochwertigen Sensor hervorstechen soll, ist natürlich auch dieses Ergebnis eher enttäuschend. Hierfür ziehe ich der XM300 aber nur einen halben Punkt ab, da die niedrigere Pollingrate im Spielbetrieb immer noch so hoch ist, dass es zumindest mir nicht auffällt.

Pollingrate.PNG
Pollingrate_G900.PNG



Gigabyte Extreme Software:

Schon auf den ersten Blick erkennt man, dass Gigabyte einen anderen Ansatz verfolgt als Logitech.

Softwarevergleich.PNG

Logitech zeigt ein Bild, auf dem die verschiedenen Tasten auswählbar sind, während Gigabyte für jede Taste ein eigenes Bild hat. Ich persönlich finde den Ansatz von Logitech übersichtlicher und auch farblich besser abgestimmt.

Gigabyte schrieb:
Program any command and record macros to each button

Mit dieser Aussage auf der Website der XM300 legt Gigabyte die Messlatte für die Extreme-Software selbst sehr hoch an.

Mein Ziel ist es, das folgende (Logitech-)Skript auf der XM300 zum Laufen zu bringen:
Code:
status = 0

function OnEvent(event, gkey, family)
   if IsMouseButtonPressed(5) then
      if status == 0 then
         status = 1
         PressKey("w")
      elseif status == 1 then
         status = 0
         ReleaseKey("w")
      end
   end
end

Der Effekt dieses Skriptes ist recht einfach: Wenn ich Maustaste 5 das erste mal drücke, wird "w" gedrückt, wenn ich Maustaste 5 das zweite Mal drücke, wird "w" wieder losgelassen.
Damit kann man sich in vielen Spielen automatisch geradeaus bewegen, ich benutze es vor allem bei Ark gerne.

Zunächst vergleiche ich einmal die beiden Makroeditoren:

Makro_Engine.PNG

Im Großen und Ganzen sieht das bei beiden gleich aus: Aufnahme, Verzögerung aufzeichnen, identische Wiederholungsoptionen.
Die Gigabyte Software bietet allerdings drei Optionen, die Logitech im Makroeditor so nicht hat:
Zum einen kann man einzelne (Tastatur-)Tasten einfügen, und zum anderen kann man die Position des Mauszeigers setzen. Außerdem kann man die Makroaufnahme pausieren. Die Bedienung ist einfach und intuitiv. Gefällt mir sehr gut, dafür gibt es einen Punkt.

Weniger gut gefällt mir die Programmierung, denn die ist schlicht und einfach nicht vorhanden. Während Logitech zusätzlich zum Makroeditor die Möglichkeit bietet, Befehle derer einfachen aber umfangreichen Programmiersprache LUA zu programmieren, die unter anderem auch in World of Warcraft als Addonsprache oder in Minecraft für das bekannte Addon Computercraft benutzt wird, hat Gigabyte auf eine tiefgehende Programmierbarkeit der Tasten entgegen des eigenen Werbeversprechens komplett verzichtet.

Hier bin ich extrem enttäuscht, nach dem Lesen der Gigabyte Website habe ich hier sehr viel mehr erwartet als einen Makroeditor, der gerade einmal 3 Befehle mehr bietet als der von Logitech und dafür auf die Programmierschnittstelle verzichtet.


Memory-Leak

Des Weiteren musste ich leider feststellen, dass die Gigabyte Software ein Memory Leak hat. Zu Beginn benötigt die Software lediglich 25 Megabyte Ram, nach ~8 Stunden belegt sie schon beinahe 300 Megabyte. So etwas sollte in der Qualitätskontrolle auffallen und in professioneller Software einfach nicht vorkommen. Minuspunkt!

Memory_Leak_0.PNG
Memory_Leak_1.PNG


Fazit:

Positiv anzumerken habe ich vor allem das geringe Gewicht der Maus und den umfangreichen und einfach zu bedienenden Makroeditor. Die zusätzlichen Füße waren gänzlich unerwartet und dementsprechend eine sehr nette Überraschung.

Mein größtes Problem mit der XM300 war die Form der Maus, welche eindeutig für meine kleinen Hände optimiert wurde - mehrere Freunde mit größeren Händen waren dagegen von der Form der Maus sehr angetan. Für die meisten Käufer sollte die Form deswegen kein Problem darstellen.

Mit dem Memory Leak in der Software und der nicht gehaltenen Pollingrate besitzt die XM300 außerdem zwei "Schönheitsfehler", welche im normalen Spielbetrieb nicht auffallen und deshalb zu verschmerzen sind. Auch dass die die Tasten im Gegensatz zur Werbeaussage nicht richtig programmierbar sind ist schade, für die meisten Spieler aber wohl irrelevant.

Ehrlich gesagt bietet die XM300 damit mehr, als ich einer Maus für 35€ zugetraut habe.

Meine einzigen schwerwiegenden Kritikpunkte sind die Daumentasten und das Mausrad. Es ist praktisch unmöglich, beide Daumentasten gleichzeitig auszulösen, dazu geht die vordere Taste so schwerfällig, dass sie auf Dauer unangenehm wird. Das Mausrad bietet kaum Feedback, wer es schnell um 2-3 Stufen drehen möchte wird wahrscheinlicht oft in der falschen Position anhalten.

Spielern, die die Daumentasten oder das Mausrad häufig benutzen, möchte ich deswegen von der XM300 abraten, ebenso Menschen mit kleinern Händen.
Für alle anderen ist die XM300 vor Allem in Anbetracht ihres niedrigen Preises aber durchaus einen Blick wert!
 
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