Hast du schon mal daran gedacht, dass man nur mit Anleihen und Aktien etc. spielen soll, wenn man sich auch welche leisten und Verluste finanziell verkraften kann? Deutschland ist ein Niedriglohnland, die meisten mieten ihre Wohnung, Leben von Gehalt zu Gehalt und haben keine 10000€ auf der Seite. Unter solchen Umständen ist es äusserst dämlich Risiken einzugehen. Du beschreibst ein Luxusproblem, mit Handeln kann man nur viel Geld gewinnen, wenn man vorher bereits viel Geld hat.
Ja, das habe ich sogar und Du hast in der Tat nicht ganz unrecht. Mein Kommentar ist zugegebenermaßen auch arrogant formuliert gewesen, da ich auch einen bewußten Gegensatz zu dem "Aktien interessieren ja eh keinen" setzen wollte. In Wirklichkeit sehe ich das auch als Aktionär schon etwas differenzierter. Für die Gruppe, die gerade mal ein paar Euros von ihrem Lebensunterhalt abknapsen konnte ist das natürlich keine Alternative und Du hast völlig recht, daß man sich das auch leisten können muss. Und keinesfalls geht man mit Geld an die Börse, welches für den Lebensunterhalt gebraucht wird. Aber diese Gruppe meinte ich auch nicht und diese macht auch (noch) nicht 93% der Bevölkerung aus.
Es gibt allerdings auch immer noch viele Deutsche, die haben mittlere fünfstellige Beträge oder mehr auf Sparbüchern und Tagesgeldkonten und könnten sehr wohl mehr Risiken eingehen wenn sie wollten, wenn sie sich mal auf für sie Neues einlassen und Vorurteile beiseite schieben würden. Wer solche Beträge ansparen kann und nicht schon in oder kurz vor der Rente steht, der hat durchaus Spielräume in der Geldanlage. Und genau dann kann ich nur den Kopf schütteln wenn man sich darüber beschwert daß Sparen ja nix bringt, das war die Gruppe die ich kritisiert habe. Zumal an der Börse auch niemand mit Derivaten oder ähnlichem handeln muss, es gibt genug Anlagemöglichkeiten dort, die mit ihrer Rendite immer noch deutlich über Tagesgeldniveau liegen, Risikotechnisch aber nicht weit darunter. Sogar "ethisches Investment" ist prinzipiell möglich, nicht jede Firma an der Börse ist eine böse Ausbeuterfirma und erwirtschaftet ihren Gewinn auf dem Rücken anderer (frag mich aber bitte trotzdem nicht nach einen Beispiel, ich habe gerade keines, weil dies zugegebenermaßen nicht mein Auwahlkriterium ist). Oder man schaut halt nach einer guten Immobilie (wobei der Markt da zunehmend schwieriger wird, das ist auch leichter gesagt als getan).
Ich gehe aktuell stark auf die 40 zu und kann es mir leider nicht leisten, für meine Alternsvorsorge nur auf den Staat zu vertrauen. Ich muss versuchen in den Zeiten, in denen ich es mir leisten kann, möglichst viel aus meinen Ersparnissen rauszuholen.
Und das geht eben nicht mit Sparbuch und Tagesgeld. Wobei ich aber auch immer noch Tagesgeld habe, es ist Bestandteil der Diversifizierungsstrategie.
Dieses ganze Aktien Geschichte ist meiner Meinung sowieso einer der Gründe, warum finanziell und menschlich alles den Bach runter geht.
Ich akzeptiere Deine Meinung, aus meiner Sicht ist das nur wieder das typische "Schuld sind immer die anderen" und "Ich bin das arme Opfer" Problem. Natürlich wird mit und an der Börse auch sehr viel Schindluder getrieben, aber das gilt für alles Menschengemachte. Pauschalisierungen helfen niemandem weiter, so einfach funktioniert die Welt leider nicht.
Ich bin durchaus für eine Regulierung an der Börse, habe auch keine Probleme mit einer Finanztransaktionssteuer und einer Angleichung der Kapitalertragssteuer an den persönlichen Steuersatz. Ich bin kein FDP Wähler. Und es gibt eine Menge Finanzprodukte, die ich für kiminell halte, das kann man aber nicht einfach automatisch auf alles an der Börse übertragen.
Wenn ich mein Geld zur Bank bringe, weiss ich schließlich auch nicht zwangsläufig, in was es investiert wird. Die Bank arbeitet mit meinem Geld, vielleicht gibt sie damit einem Waffenhändler einen Kredit ? Oder einem Pharmakonzern, der uns bei Medikamenten abzockt. Oder einem Autohersteller, der uns mit betrügerischen Machenschaften dreckige Autos unterjubelt. Überspitzt aber durchaus möglich. An der Börse kann ich mir die Unternehmen dagegen wenigstens vorher genau anschauen von denen ich Anteile erwerben möchte. Mit schwarz-weiß Malerei kommen wir also nicht weiter. Mir ist nämlich auch nicht klar, was den Kunden von Amazon von einem Amazon Aktionär unterscheiden soll, beide profitieren von der Ausbeutung der Mitarbeiter dort, wenn man den Gewerkschaften und TV-Berichten glaubt. Auf den Aktionär drischt man ein, das eigene Prime-Abo oder Einkaufverhalten wird dagegen selten hinterfragt. Doppelmoral.
Mir ist sehr wohl bewußt, daß ich durchaus auch von Strukturen profitiere weil es mir finanziell gut geht und das diejenigen die bereits haben immer noch mehr bekommen. Aber ich bin wenigstens so ehrlich mir nicht in die Tasche zu lügen, was für ein toller Mensch ich doch bin, indem ich gegen die böse Börse wettere und mein Geld weiter brav aufs Sparbuch bringe.
Ich bin auch nicht reich geboren worden, ich habe hart gespart in der Vergangenheit und ich versuche mehr daraus zu machen, damit es mir auch weiterhin gut geht. Und dafür entschuldige ich mich nicht. Aber alles so hinzustellen, als ginge jeder Börsianer automatisch über Leichen und als wäre es die Wurzel allen Übels empfinde ich persönlich als anmaßend und traurig.
Du machst Dich gerade hochgradig lächerlich.
Ich lache nicht über die armen Menschen in diesem Land die nichts oder nicht viel haben, sondern über diejenigen, die ihr Geld auf dem Sparbuch horten und sich dann über die Zinsen beschweren. Wer Geld auf dem Sparbuch horten kann (und ich rede nicht über Notrücklagen für notwendige Anschaffungen), der könnte auch etwas anlegen und ist nicht arm. Kann denn keiner mehr lesen ?
Ich komme aus einer ärmeren Familie mit vielen Geschwistern, ich habe nie etwas geerbt und habe meine Ausbildung komplett selber finanziert ohne die Eltern (ich bekam nicht mal das Kindergeld in der Zeit, lediglich der Staat gab mir Ausbildungsbeihilfe). Sogar die Miete für meine Wohnung damals habe ich bezahlt, nicht einen Cent bekam ich von den Eltern, mir war Selbstständigkeit immer wichtig und das bedeutet auch eine gewisse Sparsamkeit und Selbstkontrolle. Ich habe die Beträge die ich anlege (welche nebenbei deutlich unterhalb dessen liegen, was ein eigenes Haus kosten würde) lediglich durch Ersparnisse von meinem Gehalt erworben, indem ich nicht z.B. jeden Scheiss kaufe (außer Computerhardware), nicht nach Malle fliege, in einer kleinen Wohnung lebe, kein Auto besitze und als Single eben keine 3-köpfige Familie ernähren muss. Ich habe mich also nach oben gearbeitet, was durchaus möglich ist wenn man sich anstrengt, genügsam ist und zugegebenermaßen auch ein bißchen Glück mit seinem Job(umfeld) hat. Aber einfach immer über "die da oben" schimpfen hilft dagegen nicht.
Du solltest daher meiner Meinung nach ganz dringend etwas an Deinem stereotypen Weltbild ändern, sonst blamierst Du Dich vielleicht noch öfter. Denn die Welt und auch ihre Bewohner sind nun mal komplexer und vielschichtiger, als es auf den ersten Blick den Anschein hat.
Edit: Ich habe meinen Originalbeitrag jetzt um eine Klarstellung ergänzt, damit deutlicher hervorgeht was ich eigentlich meinte. Ich hoffe daß mein Beitrag dadurch etwas weniger provozierend wirkt.